Weich, flauschig und immer ein offenes Ohr für Probleme. Stofftiere sind die wohl treuesten Begleiter des Menschen. Schade nur, dass ihre gesellschaftliche Akeptanz deutlich mit steigendem Alter deutlich sinkt. Doch warum mit ihnen brechen, sobald man aus dem Kindesalter draußen ist?
Es gibt Dinge, die tut man lieber nur unter der Bettdecke. Zärtlichkeit mit Tieren auszutauschen, zum Beispiel. Das gilt natürlich nur, wenn die Tiere aus Stoff sind und man selbst älter als acht Jahre ist. Ich bin über acht und unlängst hatte ich einen Alptraum: Vor vollem Seminar halte ich ein Referat über das Böse bei Kant. Das allein ist ja schlimm genug. Aber dann, mitten im Vortrag, bemerke ich etwas viel Schlimmeres: Ich habe dabei meinen Teddybär Paulchen im Arm. Mit schrecklichem Herzklopfen und der Überzeugung, mich nie wieder in der Uni blicken lassen zu können, wache ich auf. Ohne meinen Teddy wäre ich nach dem Schreck wohl auch nicht wieder eingeschlafen.
Teddybären haben leider zu Hause zu bleiben, sobald man älter ist als acht. In der Grundschule gab es noch Tage, an denen jeder aufgefordert war, sein Kuscheltier mitzubringen, aber spätestens in der Mittelstufe wird das uncool. „Och, ich finde, man sollte einen Kuscheltier-Tag an der Uni einführen“, sagt Saskia, als ich ihr von meinem Traum erzähle. Ihre Stoffschlange wohnt zwar bei ihren Eltern, dafür spielt Saskia Pflegemutti für den bedürftigen Bären ihres Mitbewohners. Darum hat er sie gebeten, als ihm bei seiner Ankunft in Schweden aufgefallen ist, dass er seinen Teddy daheim vergessen hat. So gibt es zwar keinen Skandinavienurlaub, aber wenigstens einen Tapetenwechsel für den Teddy.
Je älter der Besitzer, desto weniger sehen Kuscheltiere noch von der Welt. Aber es gibt Ausnahmen. Mir wurde von einem Stoffhasen berichtet, der sogar eine eigene Facebook-Seite hat. Im Gegensatz zu seinen stubenhockenden Artgenossen – die ihren Facebook-Status höchstens von “Sitze so auf dem Bett herum” in “Bin umgefallen und kann mich nicht bewegen” ändern könnten – hat der Hase sogar etwas zu berichten; zum Beispiel von seiner Griechenlandrundreise, auf die er von Freunden seines Besitzers entführt wurde.
Wahrscheinlich sollten wir uns ein Wissen zurückerobern, das wir im Alter von acht Jahren noch hatten: Kuscheltiere darf man niemals unterschätzen. Sie sind beinahe allmächtig! Ich jedenfalls überlege ernsthaft, ob ich Paulchen nicht doch zu meinem nächsten Referat über das Böse mitnehme. Schließlich sind Teddybären ungeschlagene Superhelden im Kampf gegen das Böse – wenn auch nur, solange man die Nase in ihr Fell drückt. Susanne Krause
Jugend: Das bedeutet Nestflucht. Raus aus der elterlichen Einbauküche, rein ins Leben. Nur dauert es dann nicht lange, bis man sich einen Pürierstab zum Geburtstag wünscht – oder Sehnsucht nach Mamas Gulasch hat. Eine Kolumne über das Zuhause, was auch immer das sein mag. „Bei Krause zu Hause“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Beziehungsweise“.
Geboren in der östlichsten Stadt Deutschlands, aufgewachsen in der oberbayrischen Provinz: Susanne Krause musste sich schon früh damit auseinandersetzen, wo eigentlich ihre Heimat ist – etwa wenn die bayrischen Kinder wissen wollten, was sie für eine Sprache spreche und wo „dieses Hochdeutschland“ sei.