Nicola Hahn, 25, ist seit August 2016 selbständige Personal Stylistin und Shopperin. Die ehemalige Modedesign-Studentin springt damit auf einen amerikanischen Trend auf. Im Interview spricht sie über Stil, Mode und das Münchner Klientel.
SZ: Was macht eigentlich ein Personal Stylist?
Nicola Hahn: Ich mache Umstylings, Typberatungen, Kleiderschrank-Checks und begleite Leute beim Einkaufen. Mit manchen mache ich das regelmäßig, andere wiederum benötigen mich nur für ein bestimmtes Event. Ich gehe auf jede Person individuell ein.
Wie wichtig sind Trends bei deinen Empfehlungen?
Ich achte bei meinen Kunden nicht nur auf Trends, denn nicht jedem steht alles. Lieber verwende ich mehr Basics und kombiniere das mit ein oder zwei trendigen Teilen.
Ist das nicht ein unheimlich oberflächlicher Beruf?
Natürlich ist Mode etwas Oberflächliches. Aber es steckt viel mehr dahinter. Mode spiegelt mehr oder weniger deine Seele wider. Mode trägt viel dazu bei, ob du dich in deiner Haut wohlfühlst. Und wenn du dich wohlfühlst, strahlst du das auch aus.
Was ist denn das Ziel deiner Beratung?
Ich möchte den Menschen näher bringen, dass Mode kein Muss ist, sondern auch Spaß machen kann. Dass man vor allem für sich selbst und nicht für jemand anderen toll aussehen sollte. Das Ziel ist auch, dass meine Kunden irgendwann ihren eigenen Stil gefunden haben und mich nicht mehr brauchen.
Ist der eigene Stil nicht etwas sehr Subjektives?
Absolut. Stil sollte mit deinem Charakter gleichzusetzen sein. Wenn ich gerne in die Berge gehe, bin ich vielleicht eher ein natürlicher Typ. Das hat auch viel mit Hobbys zu tun. Deshalb biete ich für meine Kunden vorab kostenlose Beratungsgespräche an, um mehr über sie herauszufinden.
Was macht das Münchner Klientel aus?
Die Münchner legen viel Wert auf ihr Äußeres und sind auch bereit, etwas dafür zu investieren. Sie sind viel auf den Straßen, sobald die Sonne scheint. Ihnen ist es wichtig, wie sie auf andere wirken. Die Münchner tragen zum Beispiel gerne hohe Schuhe und sind allgemein sehr elegant gekleidet.
Also typisch Münchner Schickeria.
Das Wort „Schickeria“ wird oftmals negativ ausgelegt, was aber nicht unbedingt sein muss. Schick bedeutet für mich nicht nur hohe Schuhe mit Bluse. Man kann auch mit flachen Schuhen schick aussehen, wenn man es richtig kombiniert. Aber ja, die Münchner möchten eher schick als lässig sein.
Kann man mit Mode auch nur so tun als ob?
Natürlich! Man kann mit Mode vieles überspielen.
Was denn?
Wenn du zum Beispiel einen blöden Tag hattest, aber etwas Rotes trägst, sieht dir das keiner an. Rot ist eine Farbe, die anzieht. Gleichzeitig kann man mit Mode aber auch super die eigene Stimmung unterstreichen oder hervorheben. Wenn ich mich schlecht fühle, ziehe ich eher schwere Stoffe an. Wenn ich mich gut fühle, ziehe ich etwas Luftiges an mit frischen Farben.
Wer lässt sich denn von dir vorwiegend beraten?
Der Großteil meiner Kunden ist Ü40. Das sind Frauen, die wissen, dass sie nicht mehr jeden Trend mitmachen wollen. Aber grundsätzlich möchte ich natürlich jedem helfen. Auch meinen männlichen Kunden. Das wird zwar eher selten wahrgenommen, aber die lassen sich durchaus auch gerne beraten.
Gibt es ein Kleidungsstück, das jedem steht?
Cardigans stehen jedem. Das sind absolute Figurenschmeichler.
Interview: Barbara Forster
Fotos: Viktoria Popfinger, Oh