Könnten schon bald Roboter die Weltherrschaft an sich reißen? Etwas dubios ist er jedenfalls, der Staubsaugroboter von Johannes und Verena.
Das goldene Zeitalter des Buchdrucks neigt sich dem Ende zu. Wenn das Gutenberg wüsste: In meinem Freundeskreis sind Verena und Johannes die einzigen, die noch gedruckte Lexika verwenden – aber auch nur, weil die Online-Version nicht dazu taugt, sie unter die Sofa-Beine zu schieben. Warum das gesammelte Wissen der Menschheit unter ihren Couch-Füßen lagert? „Weil der Staubsaugroboter sonst nicht unters Sofa passt“, erklärt Johannes.
Für mich hat ein Staubsaugroboter mehr etwas von einem Zwergpinscher als von einem Haushaltsgerät: Er dackelt planlos durch die Wohnung, hinterlässt dabei schon mal Dreck in den Ecken und muss regelmäßig entleert werden. Klar, Besen sind in etwa so old school wie der Brockhaus in Leinen, aber bis jetzt haben sie meine Wohnungen noch immer recht sauber gehalten. Wenn es nach meinem Mitbewohner ginge, hätten wir jedoch einen Haushaltsroboter. Nicht nur zum Saugen, sondern auch zum Entkalken von Armaturen und zum Fensterputzen. Fürs Erste ist Sören aber auch damit zufrieden, wenn ich das übernehme. Während ich das Geschirr spüle, führt er mit Max am Küchentisch Debatten über Roboter. Genauer gesagt über Baxter. Baxter kostet nicht viel mehr als ein Mittelklassewagen und lässt sich ohne große Programmierkenntnisse darauf abrichten, einfache Fließbandarbeiten zu verrichten – oder „Vier gewinnt“ zu spielen. Ob er auch den Abwasch erledigen könnte, frage ich von der Spüle. Die Roboterfraktion am Tisch schüttelt den Kopf. Nein, viel zu kompliziert. Max zeigt mir Videos, auf denen Baxter Kaffee kocht und T-Shirts faltet. Für jemanden, der Fließbandarbeit verrichten soll, ist der Roboter ziemlich lahm.
Da wir jedoch gerade noch darüber philosophiert haben, wie viel passiert ist, seit wir pixelige Spiele auf backsteinförmigen Handys für den letzten Schrei hielten, wirkt es gar nicht besonders utopisch, dass bald Androiden unsere Tassen spülen. Sören ist sogar überzeugt, dass sich Roboter in naher Zukunft darauf so sehr weiterentwickeln, dass sie die Menschheit als unnötige Dreckverursacher entlarven und bekämpfen. Klingt gruselig, aber immerhin: So hoch entwickelte Wesen leiten vielleicht – nachdem sie uns aus unseren Wohnungen vertrieben haben – endlich eine Renaissance des Buches ein. Susanne Krause
Jugend: Das bedeutet Nestflucht. Raus aus der elterlichen Einbauküche, rein ins Leben. Nur dauert es dann nicht lange, bis man sich einen Pürierstab zum Geburtstag wünscht – oder Sehnsucht nach Mamas Gulasch hat. Eine Kolumne über das Zuhause, was auch immer das sein mag. „Bei Krause zu Hause“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Beziehungsweise“.
Geboren in der östlichsten Stadt Deutschlands, aufgewachsen in der oberbayrischen Provinz: Susanne Krause musste sich schon früh damit auseinandersetzen, wo eigentlich ihre Heimat ist – etwa wenn die bayrischen Kinder wissen wollten, was sie für eine Sprache spreche und wo „dieses Hochdeutschland“ sei.