Single, rein rechnerisch

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Stellt man eine mathematische Überlegung zum Beziehungsleben auf, dann kann das auch schief gehen. Wie bei Luisa. Es gibt knapp 700 000 Männer in der Stadt. Davon geht die Menge der brauchbaren Exemplare bei Luisa gegen Null. Ausgerechnet mit Berücksichtigung aller Auswahlkriterien bleibt genau ein männliches Wesen übrig. Und das trägt den Namen Manu – Luisas Exfreund.

Wer meint, Nickelbrillen seien nur was für Hipster und solche, die zwar irgendwie wie Hipster aussehen, gerade Hipster aber saudoof finden, der hat noch nie etwas von Ernst Zermelo und Abraham Adolf Fraenkel gehört. Nicht genug, dass diese beiden Herren schon abgefahrene Bärte trugen, bevor das Wort Hipster überhaupt erfunden wurde – für ihre Brillengestelle würde so mancher Jutebeutel-Träger vermutlich über Leichen gehen. Außerdem haben sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die axiomatische Mengenlehre begründet, der fast alle Zweige der heutigen Mathematik entspringen. Aber das nur so am Rande. 
 
Luisa ist genervt. Was zwei tote Brillenschlangen bitte mit ihrer Situation zu tun haben, will sie wissen. Zugegeben, da bin ich mir auch noch nicht so sicher. Eigentlich wollte ich nur erzählen, worauf ich vorher beim wahllosen Googeln auf dem Klo gestoßen bin, als sie schon mal unsere Lieblingsbank im Hofgarten besetzt hat. Vielleicht kann man Luisa und die Mathematik ja aber doch noch zusammenbringen. Ihre „Situation“ ist nämlich eher eine Flaute. Männer-technisch, versteht sich. Das ist okay, wenn man eh viel zu tun hat – aber am Semesteranfang ist es schon echt öde, findet sie. Zumal sie einfach nicht verstehe, wo sich all die Männer nur verstecken. Knapp 700 000 von ihnen leben in München. Und trotzdem ist ihr seit Monaten kein auch nur halbwegs brauchbares Exemplar über den Weg gelaufen.

Jetzt kann ich doch wieder auf mein Klo-Wissen zurückgreifen. Weil die Menge an Männern in München, die für Luisa als halbwegs brauchbares Exemplar durchgehen, nämlich gegen Null geht. Das gibt es, das steht auf Wikipedia. Berücksichtigt man alle Auswahlkriterien, bleibt Luisa vermutlich genau ein Mann übrig. Der ist dann Mitte zwanzig, ungefähr 1,85 Meter groß, wohnt in Nordschwabing und geht gerne Radfahren. Und wenn er dann noch das gewisse Extra hat, dann ist er perfekt, sagt Luisa. Dann ist er Manu, sage ich. Manu ist Luisas Exfreund. Und rein rechnerisch liegen zwischen den beiden nicht nur acht Monate seit Beziehungsende, sondern unter anderem auch drei Discobekanntschaften, eine seiner Kommilitoninnen und Luisas Mitbewohnerin. Mathe ist ein Arschloch, sagt Luisa jetzt. Eigentlich wollte sie Manu sagen. Aber das nur so am Rande. Lisi Wasmer
 
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.