Schmutzige Wäsche

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Was macht ein Mann mit einem Bier und einem Mikrophon in der Hand auf einem Weiberabend? Ganz klar, von dem großen Frauenanteil in der Runde profitieren. Doch dass die Frauen auch in ungewollten Momenten plötzlich auftauchen, darauf war Bastian nicht gefasst.

Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Sophie zum Beispiel, findet Bastian, hat den Vorteil, dass sie ein Mädchen ist. Seit er vor gut einem Jahr mit ihr eine WG gegründet hat, ist er jeden Tag zufriedener mit dieser Entscheidung: Sophie kocht leidenschaftlich gern, putzt viel gründlicher als Bastian und wäscht sogar manchmal seine Wäsche mit. Und das Beste: Sophie hat viele Freundinnen. Die kommen mehrmals die Woche vorbei, für gemütliche Weiberabende mit Rotwein, Karaokemaschine oder irgendwelchem anderen Mädchenkram. Manchmal gesellt sich Bastian dazu, ersetzt den Rotwein durch Bier und ja: Manchmal nutzt er auch die Karaokemaschine aus. Keiner kann „Verdammt, ich lieb Dich“ besser schmachten als er, das weiß Bastian. Dann feuern ihn Sophies Freundinnen an, grölen mit – und fast immer ist eine von ihnen einfach viel zu müde, um noch nach Hause zu fahren. Das ist meistens Sabine. Klasse Frau.

Wie dem auch sei, so trennt sich also das schwache Tier von der Herde – und Bastian lässt den Jäger raus. Sophie hat ihr Bett für sich. Und Bastian ein Mädchen. Das Konzept geht auf. Bis vergangene Woche zumindest. Und das kam so: Sophie war über die Feiertage nach Hause gefahren und gerade erst wiedergekommen. Das bedeutete eine lange Mädchenabendpause. Viel zu lange für Bastians Geschmack. Hatte er sich doch, was seine Beutejagd anging, inzwischen ganz auf die Karaokeabende verlassen. Jetzt waren aber schon seit Mitte Dezember keine Mädchen mehr in sein Revier gekommen. Dabei ist es mit dem regelmäßigen, einfachen und unbedeutenden Sex wie mit einem internetfähigen Handy, erklärt mir Bastian: Als man ihn noch nicht hatte, hat man gar nicht weiter darüber nachgedacht, aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dann kann man nicht mehr ohne. Alles klar.

Ich verzeihe ihm seinen Vergleich ob seiner prekären Lage und lasse ihn weitererzählen. Bastian war allein in der Wohnung, litt an Abstinenz, und das Einzige, was ihn rettete, war sein tolles neues Handy mit Internet. Was sei ihm da anderes übriggeblieben, als sich einen Porno herunterzuladen? Das Problem: Plötzlich platzte Sophie mit einem fröhlichen „Ich bin wieder daaa-ha“ in sein Zimmer, dicht gefolgt von Sabine, die ihr bei den Vorbereitungen für den Mädchenabend helfen sollte. Bastian quiekte, bedeckte seine Blöße und faselte etwas von urologischer Selbstdiagnose. Aber es war schon zu spät. Die Mädchenabende finden von nun an bei Sabine statt. Und Sophie hat aufgehört, seine Wäsche zu waschen. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.