Von Freitag bis Freitag München mit Matthias

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Heute startet das Wochenende mit dem verrufenen Freitag, den 13ten. Also bitte nicht über schwarze Katzen stolpern, sondern lieber unserem Matthias ins Wochenende folgen! Der bewaffnet sich gleich zu Anfang mit Candy Guns und zeigt dem Aberglauben die Stirn. Beim Film School Fest oder einer Lesung im Lost Weekend, lässt er die Geschütze allerdings daheim. Einem zu Leben erwecktem William Shakespeare will man ja nicht mit erhobener Waffe entgegentreten, oder doch?

Freitag, der 13.

Ich habe Aberglauben nie verstanden. Der Freitag ist halt jetzt der 13., die Katze ist halt Schwarz – und gut ist. Aber plötzlich trauen sich die Leute nicht mehr vor die Tür. Mir soll’s recht sein, ich mag die meisten eh nicht. Uni ist also leer – die Vorlesung macht trotzdem nicht mehr Spaß. Weitaus spaßiger geht es in der Anglerstraße 6 zu – wenn auch mit ernstem Hintergrund. Bei der Vernissage von „Welcome to Schlawaffenland“ begrüßen mich 12 Münchner Fotografen, die in das Waffengeschäft eingestiegen sind. Also nicht wirklich – symbolisch. Eigens produzierte „Candy Guns“ provozieren, und die Sonnenstraße ist heute Abend mehr als nur Partymeile. Sämtliche Erlöse gehen nämlich an den Bayrischen Flüchtlingsrat. Und wehe, die veruntreuen mein Geld – ich bin bewaffnet.

Samstag, der 14.

Im Schlawaffenland habe ich eine kriminelle Seite an mir entdeckt. Eingedeckt mit Lebkuchengewehr und Smarties-Handgranaten von der Tanke, bin ich bereit für ein neues Abenteuer, eine neue Herausforderung – Elektro. Mit Elektro hat es sich genauso wie mit Aberglaube – entweder du kannst es nicht ausstehen, oder du kannst mich mal. Sag niemals nie, hat damals ein weiser Geheimdienstler mal gemurmelt, und ich lass mich überreden. Das Abenteuer führt mich an vorderste Front, in den tiefen Betondschungel des Westends. Hansastraße, Feierwerk, „the other side of the tracks“. Die Sofa Surfers sind zu Besuch, und haben Tracks wie „The Fixer“ mitgebracht. Ob ich heute genauso beeinflusst werde wie gestern? Bleibt abzuwarten – ich hoffe nicht, sonst muss ich Mama wohl so einiges erklären an Weihnachten.

Sonntag, der 15.

Sonntag, Tag des Herrn. Das Schöne an der Woche ist doch, dass irgendwann der Sonntag kommt. Mit dem Sonntag, auch der Beichtstuhl in der benachbarten Filiale von der Alter-Grauer-im-Himmel-GmbH. Schwupp, alle Sünden der Vortage sind vergeben. Ich bin wieder ein freier Mann. Mein Gewissen ist rein, und ich bin bereit für glücklichere Tage, ganz ohne Waffen und Heroinkonsum. Man soll sich bekannterweise mit Menschen umgeben, die erfolgreicher sind als man selber. Irgendwas mit das Beste aus einem selber rausholen. Wie auch immer, wer beim International Film School Fest eingeladen wurde, hat was drauf. Ich geh also dahin, und suche am Eröffnungstag nach Inspiration. Ich finde leider nur Gleichgesinnte – bin ich ganz oben angekommen? Vielleicht sitzt der glorifizierte Erfolg auch schon im VIP-Backstage-Raum. Nur weil Lars von Trier mal hier eingeladen war, drehst du noch lange keinen Film mit Charlotte Gainsbourg, du Very Important … ich sag’s nicht. Prick.

Montag, der 16.

Die guten Vorsätze aus alten Beichtstuhl-Zeiten haben also nicht lange gehalten. Heute steigre ich mich nicht so rein, diesmal nicht! So Filmfeste haben ja meistens eines gemeinsam – die Filmemacher feiern in erster Linie sich selber. Da hab ich nichts dagegen, als diagnostizierter Narzisst. Schreiberlinge sind da ja nicht viel anders – oder? July in der Stadt könnte meine Einstellung heute, bei Neue Lyrik braucht das Land, ändern. Im Salon Irkutsk steigt die Lesung, es wird also nach Neuer Lyrik gesucht. Wenigstens machen sie das nicht in einem dieser Kaffee-Läden in der Schellingsstraße. Nein, stopp, nicht aufregen. Lesen beruhigt. Vorgelesen bekommen auch, meist zu sehr. Gut, dass ich in der Öffentlichkeit nicht gut schlafen kann.

Dienstag, der 17.

Manchmal begeistert man sich ja doch für Themen, die sich irgendwo im größeren Umfeld des Studiums bewegen. Deutschlands Rolle in der EU, zum Beispiel. Die BWL-Lindner-Fanboys gehören dazu nicht, glücklicherweise, darum geh ich ins Muffatwerk. Nicht für Poetry-Slam, oder Konzert, oder so. Noam Chomsky und Heiner Flassbeck sind zu Gast und bereichern eine Diskussion über Deutschlands internationale Präsenz, TTIP und die Rolle des Einzelnen bei sozialpolitischen Themen. Vielleicht kann ich meine Fragen zum Waffengeschäft mit einbringen, ich bin ja jetzt ein alter Hase – aber nicht so alt wie Chomsky! Haha. Sorry, Noam.

Mittwoch, der 18.

Chomsky und Flassbeck waren ernste Menschen. Das Publikum auch, die Bar war nicht so gut gefüllt wie sonst im Muffatwerk. Ernst sein, komisches Konzept. Kein Spaß verstehen, grimmig kucken – klingt sehr nach Donald Trump. Apropos Trump: Ich weiß aus besten Quellen, dass The Donald Abonnent von TITANIC ist. Ja, und er hat beim Die Partei – Geldverkauf auch mitgemacht, und immer gewonnen. Weiß halt, wie man Kohle scheffelt, der Don Donald. Wenn die Chefredakteure von TITANIC nach München kommen, kann Trump leider nicht kommen; es war die Rede von irgendeinem Kampf (Wahlkampf, vielleicht?) drüben in „seinen“ USA. Ich werde zumindest da sein – muss lustig werden. Wobei die Jungs mich etwas enttäuscht haben – war also doch das Geld vom DFB, und nicht die Schinkenplatte des Magazins, das die WM nach Deutschland geholt hat. Erzählt TITANIC etwa nicht immer die Wahrheit?

Donnerstag, der 19.

Satire darf ja alles, ich verzeihe also. Poesie darf auch vieles – Vatermord, Pädophilie, also schön und gut. Unser aller Lieblingsladen Lost Weekend hat Christian Bode eingeladen, und der darf heute Poetry lesen. Kein Scheiß – Eventtitel: Bode reads Poetry. Kreativ, die Kaffeekünstler aus der Schellingsstraße. Wer finanziert so was eigentlich? Natürlich kostet der Kaffee €6,40, wenn die Miete €25000 ist! Aber dafür hat es Wi-Fi und alles, und U-Bahn-Nähe. Egal. Bode liest also, und wie. Angeblich öffnet er die Gefängniszellen des Akademischen Kerkers und erweckt Shakespeare wieder zum Leben. Ich glaub’s nicht, aber ich will’s auch nicht verpassen – stellt euch mal vor, er schafft es wirklich? Dann steht Shakespeare leibhaftig da zwischen MacBooks und Pumpkin Lattes rum, und ich war nicht mal da. Lass ich mir nicht entgehen.

Freitag, der 20.

Ich fass mich kurz: Ich glaube, Willy S. ist nicht auferstanden. Vielleicht in drei Tagen, mal sehn. Aber der Abend war nicht verloren, nicht so wie das Wochenende. Aber eher ruhig – ich brauch wieder etwas mehr Lärm. Der Täter kehrt bekanntlich immer an den Ort seines Verbrechens zurück – ich geh heute wieder ins Feierwerk. Obwohl, waren nur meine Gedanken beim letzten Besuch hier kriminell, oder hab ich wirklich was angestellt? Ich erinnere mich nur an Fixer, und Sofas. Schnell raus aus dem Kopf. Line Walking Elephant stellt heute ihr neues Album vor, nach zwei Jahren Arbeit. In der Musikszene ist das ja ein ungeschriebenes Gesetz – je länger die Arbeit am Album, desto besser wird es natürlich. Siehe Compton. Der Tatort ist verdächtig ruhig, ob ich aufgeflogen bin? Ich beweg mich auf dünnem Eis, wie es scheint – Walking the Line. Mit Elefant.

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Jenny

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Jenny verbringt eine wunderschöne Woche in Münchnen. Eine Woche, die mit dem Sound of Munich Now im Feierwerk beginnt, kann ja gar nicht schlecht werden. Stellt euch ein, auf sieben Tage Tanzen, Wodka auf Eis schlürfen, den Geruch des Herbstes genießen und sich Gedanken über ein gerechteres Wirtschaftssystem machen. Wenn da nicht noch ein kleines Problem wäre! 

Ich sitze hier und bin verzweifelt. Fenster auf, Fenster zu, Heizung, an Heizung aus. Ich schaffe es nicht! Ich schaffe es nicht, eine angenehme Raumtemperatur herzustellen. Zum Einzug hat man mir so ein Heftchen in die Hand gedrückt, in dem Tipps zum perfekten Heiz-Lüftungs-Verhältnis stehen, und mich dabei strengstens ermahnt diese Anleitung durchzulesen. Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, diese elterliche Ermahnung ernst zu nehmen! Aber nicht sofort, meine Nerven liegen eh schon blank. Das schreit nach Abwechslung! 

Also raus aus der Wohnung, rein in die kalte Herbstnacht – es ist Freitag! Heute beginnt das Sound of Munich Now Festival – ich freu mich! Und kalt wird es im Feierwerk bestimmt auch nicht. Heute wird getanzt von 20 Uhr ab bis in den die frühen Morgenstunden.

Den Samstag verschlafe ich größtenteils, aber das ist nicht so schlimm. Heute spielen The Marble Man und Nalan381, zwei meiner persönlichen Höhepunkte des SMON 2015. Dazu kommen Impala Ray, The King of Cons, dAS bAND…puuh! Gestern war schon ein grandioser Abend. Heute wird es noch besser.

Sonntag! Sonntag ist mein absoluter Lieblingstag. Und nach so einem herrlichen Wochenende ziehe ich ohne einen kleinen Funken schlechten Gewissens meine Bettdecke bis über beide Ohren und mache es mir nochmal so richtig gemütlich. Nachmittags schreit mein Kopf dann doch noch nach ein bisschen frischer Luft. Neu für mich entdeckt habe ich den Park und die Gewächshäuser im Botanischen Garten in Nymphenburg. Da bekommt man den richtig guten Sauerstoff, und das von wahren Exoten der Pflanzenwelt. Im Park dann bitte einmal ganz tief einatmen, denn der Herbst riecht ganz wunderbar.

Montage sind kritisch. Montage mag ich genauso wenig wie Garfield. Deswegen versuche ich immer, etwas Besonders zum Wochenanfang zu planen. Ich schwenke die Friedensfahne. Das Heizproblem habe ich allerdings noch immer nicht gelöst und zugegeben, die Infobroschüre auch noch nicht gelesen. Ich nehme es mir fest vor. Jetzt treibt es mich erst mal ins Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung. Mal schauen, wie die Raumtemperatur dort so ist. Vielleicht bekommen die den Ausgleich zwischen stickiger Heizungswärme und Frischluft ja besser hin. Die Ausstellung heißt GENESIS, der Künstler Sabastiaõ Salgado. Seine Bilder sind in Schwarz-Weiß und trotzdem wahnsinnig aufregend.

Panisch stopfe ich in all meine Hand-und Jackentaschen Tempopackungen. Keinesfalls möchte ich zu den nervigen Personen gehören, die immer und immer wieder ihre Nasen am Laufen hindern, indem sie beherzt alles wieder hochziehen, was ihnen davonzulaufen droht. Dieses Schicksal abgewendet, starte ich bester Laune in den Dienstag. Nach einem leckeren Mittagessen in der Waldmeisterei hebt sich die Laune noch etwas mehr. Abends lande ich im Impact Hub Munich. Es ist ein Mitmachabend und das Thema ist Gemeinwohl-Ökonomie Bayern. Klingt trocken, ist es aber nicht. Ein gerechteres Wirtschaftssystem – wie kann man sich das vorstellen, und kann das funktionieren?

Noch vor einiger Zeit, habe ich mir keine Gedanken über einen Mittwochabend gemacht. Mittwoch? Atomic, vorne links an der Bar! Aber ich habe Trost gefunden, nicht nur im Wodka auf Eis mit Zitronensaft, sondern auch im KONG. TYP ISCHE lautet meine neue Antwort auf den Mittwoch.. manchmal auch MIAO, wenn die Nostalgie zuschlägt.

Weil der Mittwoch immer vor dem Donnerstag kommt, ist der Donnerstagmorgen auch immer etwas zäh. Aber als ich heute aufwache, stimmt zumindest mal die Temperatur in meiner Wohnung. Der Trick ist, die Heizung anzulassen, immer, aber auf niedriger Stufe, und dann zwischendurch so richtig stoßzulüften. Das werde ich ab sofort und konsequent so beibehalten. Mit diesem Erfolgserlebnis in der Tasche mache ich mich abends auf den Weg ins Import Export. Dort ist Verlass auf hervorragende Abwechslung zum sonstigen Münchner Programm, wie auch der heutige Abend wieder mal beweist! Ich freue mich auf OPA!, eine St. Petersburger Live-Kapelle, also wenn es da nicht rund geht, dann weiß ich auch nicht.

Und schon klopft der Freitag an die Tür meiner nun perfekt beheizten und belüfteten Wohnung. Schlawaffenland soll in Bildern die extremen Kontraste zwischen den Tragödien der Flüchtlingskrise und der davon scheinbar unbeirrten Konsum-und Feiergesellschaft darstellen. Heute startet die Austellung mit einer Vernissage. Die Erlöse gehen an den Bayerischen Flüchtlingsrat. Und die Ausstellung ist im Westend, das heißt ganz in der Nähe meiner kleinen, jetzt gelegentlich stoßdurchlüfteten, Wohnung!