Sally Rides (Indie-Pop / Riot Grrrl)

Jahr: 2014, Woche: 50

Sally macht riot? Ihre Band Sally Rides haben Maria Cincotta, Barbara Langsdorf und Julie Kopec bei einem Riot-Grrrl-Rock-Camp gegründet. Bis nach Odessa hat es sie schon verschlagen – allen politischen Wirren in der Ukraine zum Trotz.

Maria Cincotta kennt die Ursprünge. Immerhin lebte die US-Amerikanerin einige Jahre in Portland in Oregon, dieser Stadt im Nordwesten der USA, die mit Sleater-Kinney eine der bekanntesten Bands aus dem Riot-Grrrl- und Post-Grunge-Umfeld hervorbrachte. Ladyfeste und Rock-Camps für Mädchen, all diese Veranstaltungen, in denen es um die Ermächtigung und den Platz von Frauen im von Männern dominierten Rockzirkus geht, hat sie dort kennengelernt. Seit ein paar Jahren lebt sie in München und bringt auch hier immer wieder diese Subkultur zum Ausdruck, die in Deutschland weit weniger präsent ist. Mit Sally Rides (Foto: Bethel Fath) hat sie nun schon die zweite Band in München gegründet, die sich musikalisch in diesem künstlerischen Umfeld bewegt.

Kunst und Politik hängen dabei unweigerlich zusammen. Die Ur-Riot-Grrrl-Band Bikini Kill etwa entstand aus einem Fanzine heraus, und in Portland fand das erste Rock-Camp für Mädchen statt; Maria war damals daran beteiligt und brachte die Idee mit nach Deutschland. Und bei einem dieser Münchner Rock-Camps ist auch ihre neue Band Sally Rides entstanden. Eigentlich sollen dort ja die Teilnehmerinnen als Band-Formationen herausgehen; Sally Rides ist jedoch die Band dreier Dozentinnen geworden, die diese Musik zwischen poppig-hymnischen Melodien, politischen Texten und schrammeliger Rockästhetik sehr originalgetreu auferstehen lassen. Während sich Marias andere Münchner Band, das Duo Elcasette, zuletzt mehr in Richtung Elektropop bewegt hatte, macht sie nun mit Barbara Langsdorf am Bass und der Schlagzeugerin Julie Kopec wieder analoge Rockmusik: Rumpelnd und charmant, aufbegehrend und dennoch zugänglich.

Dass eine derartige Ästhetik von Interesse ist und weltweit, wenn auch in kleinen Formen, stattfindet, zeigt der jüngste Ausflug von Sally Rides. Kurz nach der Gründung im vergangenen Sommer wurden sie – durch das Netzwerk „Munich-Kiev-Queer“ – zu einem Auftritt bei der Ausstellungseröffnung der Münchner Künstlerin Naomi Lawrence nach Odessa eingeladen. Mitten in den politischen Wirren der Ukraine flogen sie dorthin, um einen Musik-Workshop für Mädchen zu geben und ein Konzert zu spielen. Und mit der gleichen Unmittelbarkeit und der Imperfektion, bei der der Ausdruck wichtiger ist als technisches Können, arbeiten sie nun an ihrem ersten Album. Eine Tour soll im kommenden Jahr folgen – und wenn möglich bis in Marias Heimat führen. Rita Argauer

Stil: Indie-Pop / Riot Grrrl
Besetzung: Maria Cincotta (Gitarre, Gesang), Barbara Langsdorf (Bass), Julie Kopec (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.sallyrides.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Elcassette (Punk / Riot-Grrrl / Pop)

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Jahr: 2011, Woche: 02

Eigentlich war die Elcaset eine überdimensionierte Kassette. Maria Cincotta und Elke Brams haben sich diesen Begriff genommen, Buchstaben hinzugefügt. Und so wurde aus einem nicht durchsetzungsfähigen Audioformat die Band Elcassette.

Sängerin und Gitarristin Maria Cincotta ist US-Amerikanerin – und hat in den Zentren der Indie-Szene gelebt: Zuerst in Portland in Oregon, das als Geburtsstätte der Riot-Grrrl-Bewegung gilt, dann in der Hipster-Metropole New York. Als es sie ins beschauliche München verschlägt, trifft sie nach ein paar musikalischen Startversuchen – zum Beispiel bei dem Duo Why don’t you Hear – die Schlagzeugerin Elke Brams. Die punkigen Songs bewegen sich zwischen unfertigem „Do-it-yourself“- Charme und feinen Popmelodien – aber: Es kracht und rumpelt. Marias Stimme liegt darüber: mal schön singend, mal hysterisch schreiend. Hinzu kommen die ersten Versuche mit Elektronik und Synthesizern – der Song „Dyke Bar“ erinnert etwa an die 1980er: ein cooler Drumcomputer-Sound, eine Stimme mit Bahnhofsansagen-Hall. Gerade haben die beiden das Album „Planewreck“ veröffentlicht. Die CD gibt es mit selbst genähter Unikat-Tasche im Eigenvertrieb. Unter http://elcassette.com/ kann man sich das gesamte Album als Stream anhören. Rita Argauer

Stil: Punk / Riot-Grrrl / Pop
Besetzung: Maria Cincotta: Gesang, Gitarre, Synthesizer. Elke Brams: Schlagzeug
Seit: 2010
Aus: München
Internet: http://elcassette.com, www.myspace.com/elcassettemusic

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.