Entweder sie heißen Sven oder sie tragen Leopardenleggins. Willkommen in der wunderbaren Tinder-Welt von Katrin.
Robert, Martin, Sven. Tamagotchis, Frozen Yogurt, Steiß-Tattoos. Katrin verdreht die Augen und nippt an ihrem Eiskaffee. Steffen, Ralf und der andere Sven, sagt sie. Lokalisten, Diddl-Blockblätter, Plateau-Schuhe, kontere ich. Wir sitzen in einer Laimer Eisdiele an einem der letzten schönen Herbsttage und spielen ein Spiel: Katrin zählt all die tollen Männer auf, die sie dank der wunderbaren Handy-App „Tinder“ kennengelernt hat: Ein Foto, das Alter, Entfernung vom gegenwärtigen Aufenthaltsort – mehr braucht man offensichtlich nicht, um sein Leben mit unzähligen Sex-, Entschuldigung: Sozialkontakten zu bereichern. Im Gegenzug für Katrins „gar nicht nur One-Night-Stands“ mache ich eine Liste mit Dingen, die man früher unbedingt haben musste, von denen heute aber nicht viel mehr übrig ist als eventuell noch Restmüll, Schamgefühle oder unerwünschte E-Mails.
Katrins Handy klingelt und unterbricht unser Brainstorming. Aufgeregt schaut sie auf ihr Smartphone: Sven (schon wieder ein anderer) hat ihr geschrieben: „Geiles Bild!“ Ganz schön originell, dieser Sven. „In echt sehe ich noch besser aus“, antwortet Katrin. Mit Smiley sogar. Anstatt zu tippen nutzt Katrin die Kopier- und Einsetzfunktion. Ob sie das nicht ein bisschen unpersönlich findet, frage ich. „Sonst werde ich ja nie fertig“, sagt sie.
Ich tue etwas für meine Allgemeinbildung und schaue mir Katrins Tinder-Vorschläge an. Ein Marcel, 27, 3 Kilometer entfernt, steht quasi nackt im Bad und fotografiert sich im Spiegel. Marcel wollen wir nicht, sagt Katrin: zu gestellt. Bevor ich Marcel für immer von Katrins Liste möglicher Traumpartner lösche, habe ich Hemmungen. Die nächsten fallen mir leichter: Wollen wir nicht, sagt Katrin immer wieder. Irgendwann lässt sie mich alleine weiter suchen. Ich verschaffe ihr ein Nachrichtengespräch mit einem Lukas, einem Nico und – unfassbar – noch einem Sven. Der Spaß hört auf, nachdem ich auch noch Jan getindert habe, gegen Katrins Willen (Jan wiegt ungefähr drei Zentner und macht gerne Bilder von sich in Leopardenleggings). Sie nimmt mir das Handy weg und kopiert noch kurz eine Beschreibung ihrer Hobbys in die Unterhaltung mit Sven Nummer 2. Wir sind optimistisch: Irgendwas wird schon daraus werden – und wenn es nur Restmüll, Schamgefühle und unangenehme E–Mails sind. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.