Wo kann man … Lebensmittel aus der Region einkaufen?

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Auch wenn eine Auswahl an Discountern direkt vor der Haustüre liegt – es gibt einige Gründe kleinen aber feinen Einkaufsläden einen Besuch abzustatten. Unsere Autorin stellt heute sieben Orte vor, wo man in München regional einkaufen kann.

1) OHNE – der verpackungsfreie Supermarkt (Schellingstraße 42) Vorzeigebeispiel der Super-Märkte ist wohl OHNE – der verpackungsfreie Supermarkt. Die Nudeln kommen aus Erding, Soja und Kaffee werden in München angebaut und von OHNE direkt dort bezogen. Du bringst die wiederverwendbare Verpackung für deine Lebensmittel selbst mit und kaufst keine vorgefertigten Portionen ein, sondern genau so viel wie du möchtest.

2) Hollerbusch – Naturkost (Daiserstraße 5)
Ihr wollt zwar nicht zum Vegitarismus konvertieren aber das billige Supermarkt-Fleisch taugt euren Moralvorstellungen auch nicht? Im Hollerbusch Naturkostladen in Sendling gibt’s immer samstags Biofleisch vom Biobauernhof. Und damit auch nichts liegen bleibt, gibt die Kundschaft bis zum Vortag seine Bestellung ab. Also: Am Freitag bestellen, am Samstag abholen.

3) Der grüne Korb (Oberföhringerstraße 212)
Im grünen Korb in Bogenhausen werden die Möglichkeiten des regionalen Anbaus bis ins Letzte ausgeschöpft – die Auswahl ist riesig und wirklich jeder kann dort seinen grünen Korb bis oben hin füllen.

4) Mutter Erde (Amalienstraße 89)
Bei Mutter Erde sind die Lieferanten fast ausschließlich direkt aus München. Wer also nach der Vorlesung noch schnell einige Kleinigkeiten für’s Abendessen besorgen möchte kann also einfach den Hinterausgang des Hauptgebäudes der LMU benutzen und steht dann quasi mitten im Mutter Erde. Ist ja eh viel näher als Norma oder Tengelmann.

5) Laden Gut & Gerne (Klugstraße 4)
Was im Laden Gut & Gerne verkauft wird, kommt vom Bauernhof aus Freising. Oder aus Moosburg. Jedenfalls immer regional.

6) Kornkammer (Haimhauserstraße 3a)
Die Hipster-Variante des Bioladens gibts – natürlich – an der Münchner Freiheit. Zwischen 1 Ayurveda und Superfood gibt’s hauptsächlich Bioprodukte von Bauernhöfen aus Bayern und Baden-Württemberg.

7) ERDGARTEN (Planeggerstraße 9a)
Der ERDGARATEN Bio-Supermarkt in Pasing verspricht 100% BIO-Produkte. Außerdem wird auch dieser Bioladen fast ausschließlich aus Süddeutschland beliefert.


Text: Jana Haberkern

Foto: Alessandra Schellnegger

Neuland: Locago

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Undurchsichtige Produktionswege, in die Irre führende Siegel und unfaire Preise den Bauern gegenüber: um diesem Teufelskreis zu entfliehen, gründeten Eva, Johannes, Benne und Insa Locago, eine Plattform für regionale Erzeuger. Das ist besonders in München erfolgreich

Wo kommen unsere Lebensmittel eigentlich her, bevor sie uniform abgepackt in den Supermarktregalen ausliegen? Einer der Menschen, die sich dieser Frage gestellt haben, ist Eva Schlotter. Mit drei Studienfreunden gründete die 26 Jahre alte Münchnerin vor drei Jahren die Online-Plattform Locago, „auf der sich regionale Erzeuger präsentieren und mit Verbrauchern vernetzen können“. Einfach alle, „die Lust auf gute Ernährung haben“, sagt Eva. Die meisten auf der Website angemeldeten Betriebe sind aus dem Münchner Umland. Denn: „Besonders hier in München wollen viele Menschen wieder regional einkaufen“, sagt die junge Frau, die als freiberufliche Grafikerin arbeitet, „und viele Erzeuger befinden sich in der Nähe der Stadtgrenzen.“

Doch Locago ist auch ausbaufähig. Allerdings sei es nicht einfach, in Kontakt mit den Erzeugern zu treten und sie von der Idee zu überzeugen: Oft sind die Betriebe nicht über das Internet zu erreichen. Und deshalb bitten die vier Gründer nun um Unterstützung mittels einer Crowdfunding-Aktion (startnext.com/locago). „Wir wollen keine großen Firmen als Sponsoren“, sagt Eva. Die Seite soll unabhängig und transparent bleiben, „damit das Ganze etwas Großes und Gutes wird“. Bis Silvester kann man die Organisation noch unterstützen, als Dankeschön gibt es Rezeptbücher und sogar einen Tiroler Berghonig.  

Text: Louis Seibert

Foto: Locago

Von Kopf bis Fuß

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Weil Essen neben
Schreiben meine größte Leidenschaft ist, konnte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, Vincent Fricke nach unserem Gespräch auch selbst in seinem Pop-Up Restaurant Fleischkonsum zu besuchen. Eine Kritik.

Das Nudo sieht heute ein bisschen anders aus. An der Wand hängen Bilder von Schweineköpfen, in der Vitrine liegen Schenkel. Das leicht veränderte Interieur hat einen Grund: Für insgesamt acht Tage ist das Pop-Up Restaurant Fleischkonsum hier zu Gast. Auf der Karte stehen deshalb statt Pasta diverse Innereien. Ganz schön viel Fleisch gegen übermäßigen Fleischkonsum – so hat Jungkoch Vincent Fricke mir seine Idee erklärt.

Doch kommen wir nun zum Wesentlichen, dem Menü: Den Anfang macht ein
Aperitif, der in diesem Fall ganz ohne Alkohol und flüssige
Konsistenz auskommt: zwei winzige Häppchen, die hübsch anzusehen
sind, aber nichts mit Fleisch zu tun haben. Dafür zeigen die
Miniaturbrote aber sehr schön, wie die gleiche Zutat bei anderer
Zubereitung völlig anders schmecken kann. Radieserl mit Kresse und
eingelegtes Radieserl haben geschmacklich nur noch wenig miteinander
gemein. Lecker ist beides.

Der erste Gang kommt in
einem kleinen Schälchen daher: knusprige Schweineohren-Streifen.
Weniger ein Gang als ein Snack. Und weil man ja immer sofort
überlegt, wonach das eigentlich gerade schmeckt, was man isst: Es
schmeckt wie die Kruste vom Schweinebraten. Mhmm.

Der zweite Gang ist der
erste Gang, bei dem ich ein wirkliches Aha-Erlebnis habe.
Kalbsbackerl habe ich im vergangenen Winter selbst ab und zu
geschmort, aber die Schweinebacke ist für mich Neuland. Genauso wie
Kinn und Kiefermuskel. Wahrlich eine Hommage an das Hausschwein –
vor allem in Kombination mit dem leckeren Artischockenpüree!

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Auch der dritte Gang weiß
zu überraschen: Der Gurkensaft ist eher unspektakulär, der
Rettichschaum hat eine leicht irritierende Ziegennote – später
stellt sich heraus, dass Ziegenfrischkäse enthalten ist – dafür
ist aber das Knochenmark mit karamellisierten Zwiebeln eine echte
Entdeckung. Für alle, die eher skeptisch sind: Schmeckt wie
flüssig-cremiger Schweinebraten und zergeht im wahrsten Sinne des
Wortes auf der Zunge!

Mein persönlicher
Lieblingsgang ist dennoch der vierte Gang: Ravioli vom ganzen
Zicklein mit Kapern und kalter Tomatensoße aus grünen Tomaten.
Einziger Kritikpunkt: Das ganze Zicklein ist durch den Wolf gejagt,
weshalb einzelne Bestandteile nur zu erahnen sind und es nur der
Ziegen-Geschmack ist, den manche vielleicht stören könnte.
Trotzdem köstlich! Grüne Tomaten sind eh schon länger ein
Geheimtipp, weil sie weniger Säure als rote Tomaten enthalten, aber
auf eine kalte Soße bin ich in dieser Form selbst noch nicht
gekommen.

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Der fünfte Gang hält
mit Herz und Schwanz vom Rind wieder zwei echte Schmankerl bereit.
Und Steinpilze gehen sowieso immer. Das Roast Beef ist im Verhältnis
allerdings eher fad. Mag aber auch an der Konkurrenz liegen.

Kommen wir zum
wichtigsten Gang, wenn es nach mir geht: die Nachspeise. Auch die
kommt ohne Fleisch aus. Und es wäre übertrieben zu sagen, es sei
DIE beste Crème Brûlée, die ich je gegessen hätte, aber es ist
auf jeden Fall eine der besten.

Was ich mitnehme von
einem Abend voller Fleisch? Dass ich kulinarisch immer noch viel
lernen kann und das Essen einfach immer glücklich macht. Manchmal
hätte ich mir noch ausgefallenere Zutaten oder Zubereitungsarten
gewünscht. Andererseits ging es ja nicht darum, möglichst
ausgefallene Kreationen zu zaubern, sondern vielmehr zu zeigen, dass
auch Innereien was für Jedermann sein können. Großartig ist
deshalb, dass jeder eine Auswahl der Rezepte zum Mitnehmen
bekommt. Und wunderbar subtil schafft es Vincent Fricke, wieder
einen Bezug zwischen Tier und Nahrungsmittel herzustellen. Chapeau!

Wer mehr über Vincent erfahren möchte: http://jungeleute.sueddeutsche.de/post/149324362126/fleischeslust

Text: Jacqueline Lang

Fotos: VIncent Fricke und Alexandra Casper