Das Schlagzeug mit Kuhglocken-Sound täuscht: Polyroid verortet sich nicht nur in der 80er-Disco-Ecke, sondern in zahlreichen Stilen.
Polaroid-Bilder passen in die retromanische Popwelt. Leicht vergilbt, wie aus einer anderen Zeit. Latent unscharf; verschwommene Farben. Die Assoziation von den kleinen Sofortbildern zu Polyroid ist simpel – doch „poly“ bedeutet auch „viel“; die Münchner Band ist eben viel mehr als eine bloße Retro-Reminiszenz. Denn obwohl die Synthies jaulen, und das Schlagzeug inklusive Kuhglocken-Sound die Lieder in die 80er-Disco-Ecke schiebt, hört man die vielen Musikstile dazwischen, von denen die vier Musiker beeinflusst sind: Die Gitarrenwelt des Indie-Rocks, die Hamburger Schule. In den deutschen Texten offenbaren sich die Einflüsse von Tocotronic oder Blumfeld. „Ganz konkret Unkonretes sagen“, beschreibt Sänger Sebastian Lettner seine metaphernreiche Textarbeit. Da werden dann Alltagsphrasen in ihr Gegenteil verkehrt wie im Song „Ein Mittel“. Die Vielschichtigkeit steht ganz oben – auch in der komplexen musikalischen Arbeit am Arrangement. Nach einem Jahr Bandgeschichte als Polyroid und einigen Konzerten in und um München seien im vergangenen halben Jahr viele neue Songs entstanden – die wollen sie so bald wie möglich aufnehmen.
Stil: Indie-Synth-Pop
Besetzung: Sebastian Lettner: Gesang; Matthias Hauck: Synthesizer, Computer; Jaromir Zezula: Gitarre; Max Greifenhagen: Schlagzeug.
Aus: München.
Seit: 2010.
Internet: http://facebook.com/polyroid; http://soundcloud.com/polyroid.
Von Rita Argauer