Das Lebbe geht weider. Caro liebt Jonas. Aber das klappt nicht – warum? Schwierig zu erklären. Am besten gelingt der Erklärungsversuch mit einem Fußball-Exkurz: das Phantomtor. Das passt nicht zusammen? Doch.
Es tut ein bisschen weh, aber fein: Hätte Caro nicht Philosophie studiert, wir würden uns vermutlich über passende Schuhe für die Übergangszeit und den dicken Hintern der neuen Bedienung in unserer Stammkneipe unterhalten. Die geballte Macht der X-Chromosomen – wäre da nicht das Philosophie-Studium. Und so sitzen Caro, Hannah und ich an unserem üblichen Tisch mit Blick auf die Türkenstraße, lassen das riesige Kellnerinnen-Heck unbeachtet vor sich hinwackeln und sprechen – kein Witz – über Fußball. Stichwort Phantomtor. Das hat Caro letztens auf der Titelseite irgendeiner Zeitung in der U-Bahn gelesen und sich gleich kundig gemacht. Philosophen recherchieren gern. Vor allem, um die Ergebnisse ihrer Nachforschung mit ihren Freunden zu teilen, ob die nun wollen oder nicht. Hannah gähnt. Ich gehe aufs Klo. Fußball interessiert uns nicht die Bohne.
Als ich an unseren Tisch zurückkomme, spannt Caro endlich den Bogen zu interessanteren Themen. Sie erzählt von Jonas, den sie aus dem Fitness-Studio kennt und der eigentlich endlich der Richtige für sie sein sollte. Leider war nun aber schon nach der ersten gemeinsamen Nacht abzusehen, dass daraus keine große Sache werden würde. Denn mit Jonas sei es in etwa genauso gewesen wie mit dem Phantomtor: Keiner wusste so recht, ob er nun drin war oder nicht. Für viele vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber gerade Kleinigkeiten mag Caro eben gar nicht leiden. Theatralisch legt sie sich jetzt die Hand an die Stirn. Sie werde nie wieder jemanden wie Jonas finden, erklärt sie uns.
Auf der Suche nach tröstenden Worten fällt mir dieser Kult-Trainer ein, dessen Fußballverein vor gefühlt hundert Jahren das entscheidende Spiel um die Deutsche Meisterschaft knapp verloren hatte: „Lebbe geht weider“, zitiere ich, stolz über solches Hintergrundwissen. Wie der hieß, fragt Caro jetzt. Ich zucke mit den Schultern. Jedenfalls sieht er aus wie ein alter Wolfgang Petri mit Zigarre. Caro gähnt. Hannah steht auf, um aufs Klo zu gehen. Die Bedienung mit dem dicken Hintern fragt uns, ob wir noch ein Bier wollen. Wir wollen. Was wäre Fußball auch ohne Bier?
Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.