Gitarren-Sounds und starke Worte

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Am gestrigen Samstag spielten Heroine Twin und Willing Selves ein Akustikset mit entspannten Gitarren-Sounds. Poetry Slammerin Meike Harms und Comedian Sebastian Ulrich überzeugten das Publikum im Farbenladen mit starken Worten. So war der zweite Samstag im Farbenladen:

Es herrscht viel Trubel im
Farbenladen. Der hell erleuchtete Raum wirkt im Kontrast zum grauen Wetter
draußen sehr einladend und familiär. Während manche Besucher von einem Foto zum
anderen schlendern, stimmen die Gitarristen von Heroine Twin die ersten Takte
von „Nothing else Matters“ von Metallica an. Um Anton von der Band Willing
Selves steht eine Gruppe junger Leute, die viel lacht und herumalbert. Seine
Schwester Antonia schaut sich währenddessen die Fotos an, doch dafür bleibt
vorerst keine Zeit. Die beiden Geschwister, die seit zwei Jahren in München
auftreten, eröffnen das Rahmenprogramm des zweiten Ausstellungssamstags im
Farbenladen mit einem Akustikset. Während sie spielen, laufen draußen Leute am
Farbenladen vorbei, bleiben stehen und betreten ihn zurückhaltend, jubeln den
Musikern dann am Ende jedes Lieds zu. Für Willing Selves, die in der Regel eher
elektronische Musik machen, ist es das erste Mal, dass sie akustisch spielen
und sind begeistert: „Das war einer unserer besten Auftritte. Nur unsere
Stimmen und die Gitarre waren im Vordergrund. In Zukunft wollen wir auf jeden
Fall mehr in Richtung Akustik gehen.“

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Nach einer kurzen Pause tritt die
Poetry Slammerin Meike Harms auf. Ihre gesellschaftskritischen Texte, die sich
darum drehen, dass man das Glück daran erkennt, indem man es fotografiert und
es auf Instagram hochlädt, regt das Publikum zum Nachdenken an. Mit ihrem Text
über die sogenannte leistungsorientierte Freude und wie schwierig es sein kann,
richtig glücklich zu sein, möchte sie bewusst die Stimmung kippen, wie sie sagt
und verstellt ihre Stimme jeweils einige Oktaven höher oder tiefer und rollt
das R dabei stark. Auch bezieht sie sich auf die Fotografie, indem die Kunst
grenzenlose Wahrheit schafft und ein Bild mehr als tausend Worte sagt. Auf die
Frage, was das genau bedeute, meint sie, dass jedes Bild eine große Interpretationsfreiheit
besitze und die Wahrheit subjektiv wäre: „Die Fotografen möchten alle etwas
abbilden, doch jede Person sieht das Bild mit anderen Augen und interpretiert etwas
anderes hinein. Daher denke ich, dass ein Foto viele verschiedene Botschaften
rüberbringen kann.“

Danach ist der Comedian Sebastian
Ulrich mit seinem kurzen, aber selbstironischen Programm dran. Auch er stellt
sich die Frage, was die Leute dazu bringt, für ein gutes Instagram-Foto das
heimische Sofa zu verlassen und irgendwo hinzugehen, nur um ein gutes Foto für
Instagram zu bekommen. Er erzählt, wie er auf Open Mic-Stages „grandios
gescheitert“ ist. Spricht viel mit dem Publikum und albert mit den Gästen herum.
Dadurch macht er die gemütliche Atmosphäre noch familiärer: „Wir sind alle als
Freunde hier.“

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Zum Abschluss gibt Heroine Twin ein
akustisches Konzert. Auch für sie war es neu, in einer gemütlichen Runde ein
Akustikset zu spielen, nachdem normalerweise zwei E-Gitarren und Headbangen zum
festen Repertoire der Auftritte der Band gehören. Haben sie am Anfang noch
leiser gespielt, wird die Gitarre immer lauter und die Stimme der Sängerin
Marina immer kräftiger, die selbst dann kurz vorm Headbangen ist und das
Publikum damit ansteckt. Der Applaus ist nach dem Konzert groß und am Ende
stehen Gäste und Künstler gemeinsam in Gruppen und trinken ein letztes Bier
zusammen.

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Das Rahmenprogramm des zweiten
Ausstellungssamstags hat gezeigt, dass man außer einer Gitarre oder starken
Worten nicht viel braucht, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und eine
intime Atmosphäre zu schaffen, bei der sich sowohl Künstler als auch Gäste wie
Zuhause fühlen.

Fotos und Text: Serafina Ferizaj

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Yunus

Der April ist regnerisch, sonnig, windig, warm und kalt und – gut gelaunt. So wie Yunus, der diese Woche die Münchner Musik- und Kunstszene unsicher macht: Rote Sonne, Muffatwerk, Farbenladen, AWI und Lost Weekend, alles dabei.

April, du machst zwar, was du willst, aber das ist egal, denn du verabschiedest die für mich die 3 schlimmsten Monate des Jahres. Ich bin jetzt bereit für gutes Wetter und noch besser: gut gelaunte Menschen, inklusive mir.

Immer noch total begeistert und elektrisiert wache ich am späten Freitagmorgen auf. Gestern Abend hat die Band „Moderat“, die irgendwo zwischen Pop und Techno auftreten, ihr neues und drittes Album im Zenith vorgestellt. Ich mache mir also einen Kaffee und lege die Vinyl auf, die ich mir gestern noch mitgenommen habe. Die Sonne scheint durch das Fenster. Deswegen schnappe ich mir meine Kamera und mache mich auf den Weg um ein paar Fotos zu schießen. Einen genauen Ort, an den ich möchte, habe ich nicht im Kopf, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Am frühen Abend schaue ich im Carhartt Store vorbei. Dort beginnt heute die Ausstellung “Ausser Mützen und cool sein“. Hier wird von verschiedenen Künstlern bewiesen, dass Skaten schon immer mehr Kunst als Sport war und ist.
Später beginnt das egoFM Fest im Muffatwerk. Hier spielen heute ganz viele tolle Bands! Von „ROOSEVELT“, über „Chefket” bis hin zu „The Black Submarines“. Auf die Band „Claire“ und darauf, dass ich nur eine leichte Jacke anziehen muss, freue ich mich aber am meisten.

Am Samstag fällt mir auf, dass das die ultimative Woche der Musik ist.
Heute Abend werden im Feierwerk die negativen Aspekte des Lebens und kommerzieller Hip Hop kritisiert. Und zwar von Retrogott und Hulk Hodn. Die Zwei gehen mit ihrem neuen Album „SEZESSION“ auf Tour und besuchen heute das Hansa 39.

Sonntag bleibe ich dem Motto der Woche treu und gehe zur Schallplattenbörse in die Tonhalle. Hunderte Menschen treffen sich hier, um zu kaufen oder zu verkaufen, um zu stöbern oder auch einfach nur, um über Musik zu philosophieren. Ich bin hier auf der Jagd nach Techno und Funk Platten und weiß ganz genau, dass ich heute mehr Geld ausgeben werde, als mir lieb ist.
Später gehe ich noch in das Substanz, wo ausnahmsweise bereits am ersten Sonntag des Monats der Original Substanz Poetry Slam im April stattfindet. Ich lasse mich überraschen, was mich heute erwartet.

Es ist Montag und ich schlafe lange. Einen Wecker habe ich mir gestern Abend trotzdem gestellt. Komisch aber, dass es dennoch nervig ist, aufzustehen und den Wecker zu hören, obwohl dieser erst um 14 Uhr anfängt, zu klingeln und ich mehr als 10 Stunden geschlafen habe. Egal. Ich mache mir etwas zu Essen und fange parallel an ein Buch zu lesen. Ich schaue aus dem Fenster. Ich lese weiter.

Dienstag bin ich im im hochfunktionalen Lost Weekend anzutreffen.
Hochfunktional da tagsüber Café und Buchhandlung und Abends ein Ort für Konzerte und Veranstaltung. Heute für eine audiovisuelle Lesung und Präsentation von Lydia Dahers neusten literarischen Arbeiten. Die Lyrikerin und Musikerin arbeitet allein oder aber   auch gemeinsam mit anderen Künstlern im Bereich der Bildenden Kunst und des Hörspiels. Der Eintritt ist frei!

Welche Wahrheit transportieren Fotos? Das fragte sich der amerikanische Fotograf James Casebere immer wieder. Und ich mich heute am Mittwoch auch. Ich gehe in das Haus der Kunst und schaue mir die über 50 großformatigen Bilder Caseberes an. Unter dem Ausstellungsnamen „Flüchtig“ zeigt der Künstler Fotos, die vor Details strotzen, obwohl oder gerade weil ihre Motive in der Regel nur aus Modellen bestehen. Sie sind beispielsweise aus Styropor oder Gips angefertigt.
Am Abend gehe ich zu Tube und Berger in die Rote Sonne. Die zwei DJs und Musikproduzenten stellen ihre neue EP vor und zeigen, wohin ihre musikalische Reise gehen wird.

Der Donnerstag ist toll. Ein Tag voller Vorfreude auf die Rückkehr des größeren Bruders, dem Freitag. Ich beginne den Tag mit einer Runde Joggen. Das klingt so, als wäre es das normalste der Welt. Ist es aber nicht. Ich hatte mir Anfang des Jahres vorgenommen, den Vorsatz, wieder regelmäßig joggen zu gehen, umzusetzen. Habe ich natürlich nicht geschafft. Aber heute bin ich sehr motiviert und fest entschlossen dieses Vorhaben zu realisieren.
Danach gibt es einmal wieder Hip Hop auf die Ohren. Spoken Word Artists und Hip-Hop Artists, wie Mc’s, Beatboxer und DJs treffen sich heute im Downtown Flash, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und um Poetry und Hip Hop zu vereinen.

Der Freitag ist da. Ich treffe mich mit Freunden zum Fußball spielen, bevor ich am Abend einen kleinen Marathon hinlege. Mein Lauf beginnt im Farbenladen, wo heute die Vernissage der Ausstellung „BOJEN“ stattfindet. Nachdem die Junge Leute Seite der SZ im März den Farbenladen eingenommen hatte, bin ich gespannt was die internationalen Künstler aller Art auf die Beine gestellt haben! Ich ziehe weiter Richtung Müllerstraße. Im AWI läuft heute Disco und House Musik gemixt von André Dancekowski. Nach ein paar Gin Tonic mache ich mich dann auf den Weg Richtung Ziellinie. Aus Harry Klein wurde Marry Klein. Den ganzen April über stehen weibliche DJanes an den Decks. Ich freue mich heute auf Britta Arnold und besonders auf Alma Gold, die ich beim letzten Sound of Munich now gehört habe.

Yunus Hutterer

Foto: privat