Geflasht

Chris Buchbinder und Nono Adjamgba haben einen Schuh mit Blinksohle entwickelt. Sänger Cro soll interessiert sein. Und jetzt hat sich auch der Styling-Berater von Justin Bieber in München gemeldet

Man sieht Chris Buchbinder und Nono Adjamgba an, dass ausgefallene Mode zu ihnen passt. Irgendwo zwischen Hip-Hop und Hipster kombinieren die beiden 27-Jährigen College-Jacke und Hut, Hemd und Sneaker. Der Weg zum Label war nach einer gemeinsamen Ausbildung zum Fahrzeuglackierer nicht unbedingt vorgezeichnet – und auch der Erfolg, der sich gerade anbahnt, überrascht. Überrascht? Das ist untertrieben. Es kann einen schon ein wenig aus der Fassung bringen, wenn ein kanadischer Popstar mit knapp 13 Millionen verkauften Platten und 72 Millionen Facebook-Fans Schuhe aus München tragen will. Doch der Reihe nach.

2006 haben sich Chris und Nono bei ihrer Ausbildung kennengelernt, dann trennten sich ihre Wege für einige Zeit. Nono ging zur Bundeswehr, Chris machte erste Erfahrungen an einer Modeschule. Als sie sich Jahre später wiedersehen, schlägt Chris die Idee für das Modelabel Dito vor. „Ich habe ihn damals ausgelacht“, erzählt Nono und grinst, „aber ich war auch schon immer begeistert von Kleidung.“ Im April 2014 ging es los – Chris hat sich um die Designs und Schnitte gekümmert, während Nono den Online-Shop und das Marketing übernommen hat.

Biebers Stylist Ryan Good
schlägt ein Foto-Shooting
für das „Billboard Magazine“ vor

Eigentlich wollten sie mit Dito vor allem T-Shirts, Jacken und Mützen produzieren. Aber die Kleidungskollektion steht derzeit etwas im Hintergrund – alles wegen „B. Allen“, das ist der Name vom aktuellen Verkaufsschlager von Dito. Den leuchtenden Schuh haben Chris und Nono nach dem Comic-Charakter Barry Allen benannt, der als „Flash“ den Kampf gegen das Verbrechen aufnimmt. „Der Schuh war eine Idee, um unser Angebot breiter zu gestalten“, erklärt Chris. „Dass die Sohle blinkt, sieht einfach geil aus und hat nostalgischen Charakter – früher gab es Kinderschuhe, die an der Ferse geblinkt haben und die keiner haben durfte. Heute produzieren wir die Schuhe einfach selbst.“

Was als kleines Projekt gedacht war, ist jetzt die Hauptaufgabe der Dito-Gründer. Ein Leuchtschuh fällt eben auf. Über Abraham Duke, Künstlername MacDuke, dem Filmproduzenten von Cro, sei, so sagen sie, der Kontakt zum Rapper entstanden. „Dann gingen die Bestellungen schon schnell in die Höhe“, sagt Nono und fängt an zu schmunzeln, „aber da wussten wir noch nicht, was uns erwartet.“ MacDuke streitet jedoch ab, Teil des Höhenflugs zu sein: „Die Jungs haben mir versprochen, den Schuh zuzuschicken, auch weil sie wissen, dass ich mit Cro zusammenarbeite. Ich habe leider nie was bekommen.“

Trotzdem wurde man auch außerhalb Deutschlands auf den Schuh aufmerksam. Chris fängt an zu erzählen, man merkt beiden die Begeisterung an: „Vor einigen Wochen bekam ich spät am Abend eine Mail – vom Stylisten von Justin Bieber. Er hatte unseren Schuh gesehen und will Justin gerne damit ausstatten.“

Über Fotos auf Instagram und Modeblogs wie Marc Medusa haben die Schuhe immer mehr Aufmerksamkeit bekommen – „so hat sie dann auch der Mitarbeiter von Justin Bieber entdeckt,“ sagt Chris und zeigt die E-Mail von Ryan Good, Stylist und bis vor kurzem Fashion-Coach des kanadischen Popstars. „Please forward me to the person who handles men’s press“, schreibt Good in der E-Mail, und erklärt im folgenden Satz: „Would like to use your LED sneakers for an editorial shoot with Billboard Magazine.“ Doch damit nicht genug. In Kopie ging die Mail auch gleich an JP Robinson, zuletzt Artdirector der Plattenfirma Def Jam Recordings. „Robinson hat dann prompt vorgeschlagen, Justin könnte die LED-Schuhe doch bei einem Fotoshooting für ein Cover der Zeitschrift tragen“, erzählt Chris.

Sollte dieses Projekt Realität werden, stehen Chris und Nino vor einer riesigen Herausforderung. Chris betont, wie wichtig es ist, das Wachstum des Labels selber steuern zu können. „Wir wollen die Entscheidung treffen, wie schnell es mit Dito weitergeht. Aktuell können wir das noch, zum Beispiel, wie viele Paar Schuhe wir herstellen lassen.“ Trägt ein Prominenter wie Justin Bieber den Schuh, dann werden die Bestellungen enorm in die Höhe schnellen. „Wir sind uns bewusst, dass eine solche Entwicklung sich nicht mehr steuern lässt“, stellt Nono fest, „und wir haben enormen Respekt vor der Aufgabe, die da potenziell auf uns zukommt. Aber wir haben keine Angst.“
 Beide sind sehr ernst, wenn sie über die Zukunft reden. „Wir müssen uns auf alles vorbereiten, egal ob wir 500 oder 5000 Bestellungen bekommen. Aber wir sind intern sehr stark, wir haben die gleichen Interessen und Ziele für das Label“, sagt Chris. Nono nickt zustimmend.

Diese Größenordnung ist von äußerster Wichtigkeit. Die erste Schuhbestellung beinhaltete vier Paar. Mittlerweile lässt Dito fast 500 Paar im Monat produzieren, 119 Euro kostet der Sneaker. Sollten diese Zahlen rapide ansteigen, haben sowohl Dito als auch ihre Produzenten in Peru und China ein Problem – beide haben eingeschränkte Kapazitäten. „Wir sind aktuell kein Mainstream-Label. Wir können nicht alle bedienen, aber wir wollen auch nicht alle bedienen“, erklärt Chris.

Dem Status und der Aufmerksamkeit, die der Schuh ihnen momentan beschert, sind die beiden trotzdem nicht abgeneigt. Für die Zukunft von Dito kann diese Möglichkeit entscheidend sein. Das Fotoshooting mit Justin Bieber ist für den Sommer geplant. Wenn es denn wirklich klappt. Chris und Nino und alle Beteiligten verfolgen jetzt gespannt, ob der Schuh im Billboard Magazine landet. Die Ruhe können sie jetzt nicht genießen, dafür gibt es zu viel Arbeit.

Matthias Kirsch

Foto: Alexander Gorodnyi