Leckere Lösungen

Nerds mal ganz privat? Hochkomplizierte Kochanleitungen? Weit gefehlt. Unter dem Projektnamen „Cook and Code“ bietet Alexander Hoffmann IT-Workshops an. Im Mittelpunkt stehen Problemlösungen, aber auch soziales Beisammensein.

Foto: Sebastian Prößl

Seit Sommer 2015 bietet Alexander Hoffmann unter dem Projektnamen „Cook and Code“ IT-Workshops in München an. Alexander, 27, ist gelernter Anwendungsentwickler und hat Technische Redaktion und Kommunikation studiert. Seit er in der Start-up-Szene unterwegs ist, merkt er, wie jedem jungen Unternehmen die IT-Experten fehlen. Während seines Studiums hat Alexander schon die Konzertreihe „Learn to swim“ organisiert und war Veranstalter vom Katerbrunch, einem veganen Brunch in der Glockenbachwerkstatt. Seine beiden Leidenschaften verbindet er mit seinem Projekt Cook and Code.

SZ: IT-Kurse gibt es an den Münchner Hochschulen viele, die wenigsten verbinden Kochen mit Computern. Warum gehören Cook und Code zusammen?
Alexander Hoffmann: IT-Wissen wird in sämtlichen Berufen immer wichtiger, und dementsprechend gibt es auch viele Angebote. Vor allem im Internet findet man zahlreiche IT-Workshops, die sowohl sehr gut als auch sehr günstig sind. Man muss nur zwei Dinge mitbringen: Zeit und Motivation. Und genau die Motivation ist oft ein Problem. Auch wenn die ersten Lernstunden noch Spaß machen, nach einer Weile geht gern die Puste aus. Genau da setzt Cook and Code an. Wir holen die Menschen nach der Arbeit mit dem ab, aus dem ihr Feierabend eh besteht – Essen und soziales Zusammensein.

Heißt das, Cook steht für noch mehr als nur das tatsächliche Essen?
Genau. Unter Cook verstehe ich den gesamten sozialen Aspekt eines Workshops. Die Menschen sollen IT-Wissen erlangen, indem sie in einer Gruppe zusammen ein Problem lösen können. Die Mischung aus IT und Gemeinsamkeit eignet sich perfekt für Hackathons für Anfänger. Cook and Code ist nachhaltig gigadelicious!

Hackathons? Das klingt nach Fortgeschrittenen-Niveau. Kann man ohne Computervorkenntnisse überhaupt mitmachen?
Absolut! Ein Hackathon für Anfänger bietet jedem Teilnehmer die Chance, sich an die Materie heranzutasten. Ein Hackathon dauert in der Regel acht Stunden, die Teilnehmer arbeiten in kleinen Gruppen. Zentral für jeden Hackathon ist ein Problem, das es zu lösen gilt – zum Beispiel eine Website entwickeln. Die Grundkenntnisse werden zu Beginn natürlich vermittelt, dann ist die Gruppe auf sich allein gestellt.

Sind da Frust und Scheitern nicht vorgezeichnet?
Im Gegenteil – wir lassen die Teilnehmer natürlich nicht ganz allein. Bei jedem Workshop stehen den Teams Mentoren zur Seite. Die Lösungsansätze an sich sollen aber von den Teilnehmern selbst kommen. Jeder kleine Erfolg treibt die Motivation in der Gruppe wieder neu an, deswegen darf so ein Workshop einfach kein Frontalangriff auf die Menschen sein.

Am 23. Januar wird ein „Social Hackathon“ veranstaltet. Was unterscheidet dieses Konzept vom üblichen Hackathon?
Hackathons haben ja das Ziel, innerhalb eines Tages Lösungen für irgendwelche Probleme zu finden. Die Lösungsansätze gehen dabei leider viel zu oft verloren, weil man nur einen Tag daran arbeiten kann. Der „Social Hackathon“ soll dieses gesamte Potenzial einsammeln und gleich in Zusammenarbeit mit Projekten, die es nutzen können, umsetzen. In unserem Fall arbeiten wir mit sozialen Projekten zusammen. Diese Projekte stehen vor konkreten Praxisproblemen, zum Beispiel einer Website, die nicht optimal funktioniert. Genau die Probleme versuchen wir an dem Tag zu lösen. Der Rest vom Konzept bleibt gleich: Es gibt Teilnehmerteams, es gibt Mentoren und wir kochen zusammen – vielleicht wird es sogar eine Kochchallenge geben.

Seit diesem Sommer gab es 25 Cook-and-Code-Workshops. Wie geht es weiter?
Je mehr Workshops ich mache, desto motivierter bin ich für die nächsten. Für 2016 versuche ich 150 Events zu planen. Es macht einfach Spaß, Menschen etwas beizubringen, besonders in der Atmosphäre, in der wir arbeiten. Eines meiner Zukunftsziele für das Projekt ist ein Cook-and-Code-Café, das als Co-Working-Space funktionieren könnte. Zum einen glaube ich, dass ein Ort, an dem man immer ungezwungen neue Leute kennenlernen kann, München gut tun könnte. Zum anderen wäre es perfekt, einen festen Platz für Cook-and-Code-Workshops zu haben. Nach dem Motto: Mittags Café, abends Workshops. Auch wenn man dann nicht immer zum Arbeiten oder Lernen kommt.

Interview: Matthias Kirsch