Hausputz mit Harry Potter

Ein neuer Besen muss her. Zum Fegen? Nein, zum Fliegen! Unsere Autorin übt sich diese Woche im Muggel-Quidditsch – zumindest mental.

Kurz nach meinem Einzug in die WG frage ich meinen
Mitbewohner, ob wir einen Besen haben. Das verwirrt ihn. Was ich denn damit
machen will, fragt er kritisch. Eigentlich ist es selbsterklärend, wozu man
einen Besen braucht. Verwirrend wird es erst in einem Fall wie bei Max, der
sich beim Aldi-Sonderangebot zurückhalten muss, nicht gleich 14 Stück zu
kaufen. Bei 14 Besen ist die Frage, was man damit machen möchte, übrigens
angebracht.

Max möchte
Quidditch spielen. Muggel-Quidditch. Er ist ganz begeistert von der Idee, seit
ich ihm eine Doku gezeigt habe, in der amerikanische College-Studenten mit
Besen zwischen den Beinen herumlaufen und Volleybälle durch Hula-Hoop-Reifen
pfeffern. Das sieht noch alberner aus als Fantasy-Nerds, die sich in Wäldern
mit Silikonschwertern ihre spitzen Latexohren von den Köpfen kloppen. Aber
gerade deshalb gehört Muggel-Quidditch zu den schönsten Ausdrucksformen des
Nicht-Erwachsen-Sein-Wollens: Inzwischen sind wir zwar alle zu alt, um noch auf
unseren Brief aus Hogwarts zu warten, aber noch jung genug, um uns mit einem
Besen zwischen den Beinen dreckig und öffentlich zum Deppen zu machen.
Dementsprechend stößt die Idee im erweiterten Freundeskreis auf großen Anklang.
Nur ich habe die leise Befürchtung: Wenn ich irgendwas schlechter beherrsche
als Ballsportarten, dann sind es wohl Ballsportarten, die man einhändig auf
Besen aus dem Aldi-Sonderangebot spielt.

Aber immerhin habe ich Erfahrung, wie man Besen in
der schnöden Erwachsenenwelt benutzt. „Zum Fegen“, antworte ich also auf die
ungläubige Frage meines Mitbewohners. So ganz besänftigt ihn das nicht. „Aber was
machst du, wenn du die Häufchen zusammengekehrt hast?“, hakt er nach. Für ihn
sind offenbar schon Besen an sich irgendwie faszinierend, ganz ohne Magie. Das
ist fast eine noch schönere Form von Realitätsflucht als Quidditch.