Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Jenny

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Der Sommer kommt und geht zur Zeit – trotzdem gibt es auch nächste Woche wieder einiges zu erleben in München. Jenny sagt euch wie eure Veranstaltungswoche aussehen könnte.

So
durchwachsen der Frühlingsanfang war, so durchwachsen war mein persönlicher Start
in den Frühling. Den Anfang des grünen Monats Mai habe ich in meiner Wohnung
verbracht. Habe den hyperaktiven Amseln zugehört, die den Sommeranfang gerne schon
ab fünf Uhr morgens zelebrieren. Dabei habe ich eine unerwünschte Krankheit nach
der anderen auskuriert.

Das
hat jetzt ein Ende: Ich stimme mit ein in den Sommergesang der Amseln und feire
meinen ganz eigenen Sommeranfang gleich am Freitag im Bob Beaman. Dort bereitet
man sich auf die zweite Runde des zauberhaften Monticule Festivals vor, das
dieses Jahr ein zweites Mal vom 23. Bis zum 26. Juni in den wunderschönen französischen
Vor-Pyrenäen stattfindet.

Wie
erwartet sind die Vögel vor meinem Fenster am Samstag mal wieder um einiges früher wach
als ich. Den Tag gehe ich langsam an, kaufe beim Gemüsemann um die Ecke frische
Erdbeeren. Ich habe gehört sie sollen mehr Vitamin C haben, als Zitronen, ich
hoffe das stimmt, denn das kann ich sicherlich gut gebrachen.

Abends
geht es zur Vernissage
NEU NEU NEU – Junges design München. Hier werden die Abschlussarbeiten
aus den Studienrichtungen Kommunikations-, Industrie- und Fotodesign zu sehen
sein. Ich bin gespannt, was man neu-, neu-, Neues zu sehen bekommt. Außerdem
freue ich mich auf ein kühles Bier.

Sonntag:
mein liebster Tag der Woche! Nichts geplant, alles spontan und bitte keine
Hektik. Es sind noch ein paar Erdbeeren da, vielleicht wird da ja ein Kuchen
draus. Oder doch lieber ein Erdbeerkuchen essen gehen? Die besten Kuchen im
Westend gibt es im neuen Kubitscheck. Klein, gemütlich und meistens voll –
verständlicherweise – das Frühstück ist genauso gut wie der Kuchen.  

Wie
gewöhnlich gestaltet sich der Start in die Woche etwas zäh, aber die Gedanken
sind noch vom köstlichen Erdbeerkuchen versüßt und die Amseln vor dem Fenster
sind zuverlässiger als jeder Wecker.

So
wie ich, bekommt der Veranstaltungskalender heute noch eine Schonfrist: Mit der
treuen Hundeseele Mae an meiner Seite geht es in den Englischen Garten, Start:
Milchhäusl, Ziel: Stauwehr im nördlichen Teil.

Der
Dienstag bleibt genauso wie der Montag grün. Das Kösk im Westend hat neben
einigen anderen Projekten auch ein Garten-Projekt ins Leben gerufen. Rund um
das Kösk und in der Umgebung soll ein bisschen Stadt wieder ein bisschen grün
werden. Unbedarfte dürfen lernen und sich austoben, am Ende kann man vielleicht
sogar etwas ernten. Wenn nicht, zumindest gemeinsam die eigens geschaffene
kleine Oase genießen.

Tagsüber Uni lässt sich am Mittwoch gut verkraften, wenn ein gemütlicher Abend
wartet: Singer Songwriter Open Stage im Import Export lohnt jedes mal
wieder einen Besuch.

Gestern
im Import, heute Abend auf dem Chinesischen Filmfest. Ach München, manchmal bin
ich richtig zufrieden mit dir.

Das
Schöne ist, die Vorstellungen finden im Gasteig statt, das heißt man kann seine
Eindrücke und Gedanken anschließend mit an die Isar nehmen und so den
Sommerabend so ausklingen lassen.

Meine
Münchner Woche endet freitags im awi auf der Launch Party des digitalen Stadtmagazin
„Mit Vergnügen
“.

„Wenn dir
Partys im MMA, Konzerte im Milla, Ausstellungen im Lenbachhaus, der Sommer an
der Isar und die Pasta im Hey Luigi gefallen, dann bist du bei uns richtig“ –
so heißt es. Ach München, du bist eben doch klein.

Musikalisch
wird der Abend von VELI X VIWO begleitet, es kann also kaum etwas schief gehen.
Münchner unter sich, das darf ja auch mal sein.

Von: Jenny Lichnau

Idyllische Idee

Massenveranstaltung Festival? Nicht für Simon Gerner und Simon Weber. Dieses Jahr organisieren sie erstmals das Monticule Festival in Frankreich. Die Location: idyllische Hügel mit kleinen Bächen und einem Trüffelwald.

Massenveranstaltung Festival: Berge von Müll, kilometerweite Wege von Bühne zum Zeltplatz, verdreckte, überfüllte Sanitäranlagen und horrende Preise für Nahrungsmittel und Getränke. Simon Gerner, 26, und Simon Weber, 26, teilen sich ihre Abneigung gegenüber Festivals. Trotzdem planen die beiden Münchner Studenten im Sommer ein Festival in Frankreich – auf welches sie auch gerne gehen würden.

„Ich hatte mal den Traum, dass Simon und ich eine Bar zusammen aufmachen“, sagt Simon Gerner und grinst. „Dabei will ich gar keine Bar haben.“ Doch ein gemeinsames Projekt soll es jetzt von den beiden Freunden trotzdem geben. Vor Jahren haben sie sich über eine Exfreundin kennengelernt. Das Mädchen ist mittlerweile weg, die Freundschaft geblieben.

Dass sie ihr Festival in Frankreich machen, sei Zufall. Die Location haben sie über einen Freund aus dem Nachtleben entdeckt. Als Gerner zum ersten Mal das Gelände im Südwesten Frankreichs in Domaine de Gayfié sieht, will er alle seine Freunde zusammentrommeln, damit sie einen gemeinsamen Ausflug dorthin machen. „Unberührte Natur, ein Trüffelwald mit kleinen Bächen und ein Sternenhimmel, den die meisten Städter vor Smog und Straßenlaternen längst vergessen haben. Die Gegend heißt schwarzes Dreieck, weil es nachts so dunkel ist wie in der Wüste in Marokko“, sagt Weber. Die Idee entwickelt sich schnell weiter. Denn Gerner ist Veranstalter. Der Schritt, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, ist längst überfällig.

Zum Interview sitzen sie am Nachmittag im leeren Club „Kong“ am Hauptbahnhof, wo Weber Betriebsleiter ist. Glitzernde Barhocker stehen umgedreht auf dem Tresen, der schwarze Vorhang ist einen Spalt geöffnet, ein bisschen Tageslicht fällt auf das leere DJ-Pult. Arbeiten, wo andere feiern. Dieses Motto begleitet sowohl Weber, der Tourismusmanagement studiert, als auch Gerner, der sich erst kürzlich selbstständig gemacht hat. Neben seinem dualen Studium in Wirtschaftspsychologie hat er fünf Jahre lang in der Veranstaltungsagentur „Kongress“ seine Ausbildung gemacht und gearbeitet.
Die eigene Firma ist schnell gegründet. Das Festival nennen sie „Monticule“, zu Deutsch „Hügel“. Über den Hügel Gayfié verteilen sich auf 145 Hektar eine Klosterruine, eine Felsgrotte, Pool und Tennisanlage – ihr Festivalplatz. Unterstützer haben die jungen Männer, die in der Münchner Szene verwurzelt sind, sofort hinter sich – sogar die ehemaligen Chefs von Gerner, bei denen er gekündigt hat. „Auf dem Gelände hätten locker 2000 Gäste Platz. Doch genau das wollen wir nicht“, sagt Weber. Ihr Anspruch: keine Massenveranstaltung. Nicht das klassische Festivalerlebnis, das beide nicht mögen. 

Diesen Sommer soll das Pilotprojekt sein. Mit 800 Personen. Nur so können sie sicherstellen, dass die Natur nicht maßgeblich geschädigt wird, die Pflanzen in den Wäldern nicht niedergetrampelt werden und sie keine „verbrannte Erde“ hinterlassen. „So eine Verwüstung wie die schockierenden Bilder nach dem Chiemsee Summer, die vergangenen Sommer durch die Presse gingen, wollen wir nicht. Egal wie es dieses Jahr läuft – wir wollen die Location nicht ausschlachten.“

Das Lineup beim „Monticule“-Festival soll vielfältig werden. Von Techno bis zu elektronischer Popmusik. Mit Größen wie Filmmusikkomponist Erobique, Berghain-DJ Gerd Janson, Bambounou aus Paris und die Münchner Zenker Brothers. Bewusst haben sie sich das Münchner Label Public Possessions des DJ-Duos Marvin & Valentino mit ins Boot geholt, deren nationale und internationale Zusammenarbeit mit Künstlern von den Veranstaltern geschätzt wird. Auch unbekanntere DJs haben die Möglichkeit aufzutreten. „Wir laden lokale Musiker dazu ein, bei uns zu spielen. Nicht nur DJs, sondern auch ein Orchester, das dort im Ort ansässig ist“, sagt Weber. Die nächste größere Stadt ist Toulouse – circa hundert Kilometer entfernt.

„Wir planen Yoga-Stunden, Theateraufführungen, Tennisstunden und Kunstperformances anzubieten. Wenn man zurückkommt, soll man nicht erst mal eine Woche Urlaub brauchen“, sagt Gerner. Ein weiterer Urlaub wäre wohl für viele Festivalbesucher auch kaum finanziell zu stemmen, die Hauptzielgruppe sind Studenten. Ein Shuttlebus fährt aus verschiedenen Städten für 90 Euro aufs Gelände. Der Ticketpreis liegt für vier Tage bei 135 Euro.

Ein Fest für die anderen, Stress für die Veranstalter. „Wir fahren zwei Wochen vor dem Event nach Frankreich. Räumen eine Woche danach auf und dann bleiben wir noch eine Woche, um uns zu entspannen“, sagt Weber. Sie hoffen: an einem Ort ohne Verwüstungen.

Stefanie Witterauf

Fotos: Jakub Rzucidlo / Marco dos Santos (Simon und Simon), Leo Konopizky (Festivalgelände) 

Das Festival findet vom 18.-21. Juni in Jean de Laur, Domain de Gayfié statt. Tickets und Informationen unter: www.monticulefestival.de