Ein Abend mit: Nikolaus Wolf

Wenn’s um‘s Feiern geht, ist Michi Rieder mit seiner Heimatstadt Traunstein sehr zufrieden. Früher das Atomic Café  und heute seine Konzerte sind es jedoch, die ihn hin und wieder nach München verschlagen.

Name: Michi Rieder, als Musiker Nikolaus Wolf
Alter: 32
Beruf:
Musiker/AV-Journalist
Internetseite:
www.nikolauswolf.de ,http://www.oimomusic.de/artist/nikolauswolf/

Hier beginnt mein Abend:
Meistens privat bei Freunden oder bei mir.

Danach geht’s ins/zu:
Zu anderen Freunden privat, auf Konzerte (oft kleinere Locations), oder in kleine Pubs/Bars.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
Hab ich mir abgewöhnt. Keine Lust an Diskussion.

Mit dabei ist immer:
Gerne mal Tequila (braun mit Orange).

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Helles, Mojito, Maracujaschorle.

Mein Lieblingsgesprächsthema:
Musik (Platten, Songs, Aufnahmetechniken), Fussball, Reiseberichte.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Street Fighting Man – Rolling Stones.

Mein Tanzstil in drei Worten:
Mausig, wurschtig, belanglos.

Der Spruch zieht immer:
„Ois Chicago“.

Meine dümmste Tat im Suff war:
Mit drei Freunden aus Versehen in einer bereits geschlossenen Bar eingesperrt zu werden, dann dort den Barkeeper zu spielen, um am Ende den uns ertappenden Hausmeister versuchen zu erklären, dass wir ja von einem Hotelgast von oben drüber eingeladen wurden, der aber nicht mehr aufzufinden sei. Natürlich ohne Erfolg und gekrönt von einem Symposium mit den Sheriffs.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt’s im/bei:
Café Schaumburger, ist aber bei mir in der Heimat in Traunstein.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Atomic Café (München), Cafe Tres (Traunstein).

Foto: Nikolaus Wolf

Band der Woche: Nikolaus Wolf

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Der Singer-Songwriter Nikolaus Wolf veröffentlicht seine erste EP ‘Roekki Zimt’. Mit Geigen, Xylophonen, Klavieren und alten Synthies verhält er sich dort wie ein Chamäleon der Popmusik.

Das popmusikalische Profil der Stadt München ist bekanntlich etwas verzwickt. Während die eine Seite der Diskutierenden aus München gerne eine Music-City zaubern möchte, sieht die andere Seite tiefschwarz und will die Stadt wegen Image-Schädigung verklagen. Und die, die nach dem stadttypischen Musikstil suchen, tun sich ebenfalls schwer. Sind das nun die mainstreamigen Indie-Pop- und Hochglanz-Pop-Bands, die den Klang dieser Stadt prägen, oder sind es eher die Hip-Hopper? Ganz abgesehen davon, dass so etwas sowieso nie eindeutig festzulegen ist, gibt es dennoch eine Gruppe, auf die sich die Pop-City-München-Sucher einigen können: Wenn München schon nicht so viele Clubs hat und auch mit keinem spezifischen Stil mehr seit Moroders Discosound aufwarten kann, eines hat München jedoch: eine vitale Songwriter-Szene.

Fies formuliert passt das ja auch gut in diese reiche und teure Stadt. Denn als Songwriter Musik zu machen, ist die effizienteste Art zu musizieren: Man braucht nicht viele Instrumente, kann meist ohne Auto zu seinen Konzerten anreisen und seine Proben im heimischen Schlafzimmer anstatt in einem teuer angemieteten Keller abhalten. Das musikalische Profil der vielen Akustik-Gitarren-Songwriter ist dementsprechend meist leider ein bisschen eingeschränkt. Wenn man keine außergewöhnliche Stimme hat, klingt das eben schnell alles recht ähnlich nach Lagerfeuer-Schullandheim-Gitarrenfreude. 

Der Musiker Michi Rieder umgeht das allerdings geschickt. Er poliert seine Songwriter-Musik, die er unter dem Namen Nikolaus Wolf veröffentlicht, zwar nicht durch eine aufregende Stimme auf. Er verkleidet jedoch seine Songs, stülpt ihnen einfach spezifische Stile über, so dass sie mal nach Americana, dann nach dem psychedelischen Gefrickel der Sechzigerjahre klingen, während ein nächster Track als seelenverwandt des Sounds von Oasis in den Neunzigerjahren auftritt. „Im Zentrum steht bei mir immer der Klang“, erklärt Michi, den Inhalt und den Text suche er erst ganz am Ende, wenn der Song in seiner Melodie und vor allem in seinen „akustischen Bildern“ fest stehe. Und mit diesen akustischen Bildern spielt er auf seiner ersten EP Roekki Zimt, die am Freitag, 24. März, erscheinen wird, und die er mit Nico Sierig am Münchner Roecklplatz produziert hat, wie ein Chamäleon der Popmusik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Geigen, Xylophonen, Klavieren und alten Synthies wurde da so tief in die musikalische Verkleidungskiste gegriffen, dass die Gefahr besteht, der Fluss und die Einheitlichkeit der Platte würden verloren gehen. Doch hier kommt nun Michis Stimme ins Spiel, die eben nicht sonderlich außergewöhnlich klingt, aber doch markant genug ist, das stilistische Patchwork zusammen zu halten. 

Nun steht Anfang April eine Tour für Nikolaus Wolf an. Doch das stellt den Songwriter Michi nun vor ein ganz anderes Problem. Denn dieses wunderbar produzierte musikalische Chamäleon ist eben alleine, als einsamer Akustik-Gitarren-Songwriter kaum live umzusetzen. „Ich habe versucht, alles so zu arrangieren, dass eine Solo-Show genau so funktioniert wie mit Band“, erklärt er. Im vergangenen Dezember habe er dann das erste Mal mit anderen Musikern geprobt, es sei „überwältigend“ gewesen. Die Flexibilität, die er stilistisch von sich fordert, hat er so auch ganz strukturell in der Live-Umsetzung, etwa, wenn er am Donnerstag, 13. April, im Münchner „Ampere“ spielen wird.  

Stil: Songwriter
Besetzung: Michi Rieder (Gesang, Gitarre, Komposition), Live Band: Domi Schauer (Bass, Gitarre, Gesang), Christian Schuhbeck (Keyboard, Gesang), Felix Kunz (Schlagzeug)
Aus: Chiemgau/München
Seit: 2015

Text: Rita Argauer

Foto: Andreas Rieder