Marathonmann (Post-Hardcore / Emo)

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Jahr: 2014, Woche: 51

Sie machen ihrem Namen alle Ehre: Marathonmann haben einen wahren Tournee-Marathon hinter sich! Am 20.12. steht ausnahmsweise ein Heimspiel an – dann spielen sie im Münchner Club Strom.

Marathonmann positionieren sich im Zwischenraum (Foto: Philipp Wulk). Den richtigen Hardcore-Anhängern ist die Musik wohl etwas zu kitschig. Und für die normalen Pop-Hörer ist die Münchner Band ziemlich hart. Doch die Musiker haben ganz bewusst einen Weg gewählt, der sie eben nicht durch die autonomen Zentren Europas tingeln lässt, um dort vor dem kleinen Publikum der Popverweigerer zu spielen. Marathonmann haben sich von Beginn an auf die großen Bühnen konzentriert.

Sie flirten mit dem Pop, und das trotz Hardcore-Sound ziemlich konsequent: Kurz nach der Bandgründung 2012 spielten sie als Support für den rappenden Hardcore-Kenner Casper, kurz darauf folgte eine Tour im Vorprogramm von Jennifer Rostock. Zwei Künstler, die ähnlich gekonnt die Attitüde und Musik einer Subkultur sound-ästhetisch glattbügeln und textlich auch nicht vor zum Teil abgedroschenen Metaphern zurückschrecken.

Doch für Marathonmann funktioniert das. Ihr zweites Album „… und wir vergessen was vor uns liegt“ steigt im Sommer 2014 in die Top 50 der deutschen Charts ein, außerhalb ihrer Heimatstadt sind sie mittlerweile fast bekannter als in München. Was wohl auch daran liegen mag, dass sie sich eben nicht in der heimischen Subkultur aufgehalten haben, sondern von Beginn an nach dem Pop-Markt schielten. So haben sie sich eine Zielgruppe gesucht, die von den Mainstream-Hörern diejenigen bedient, die sich ein wenig anders fühlen als die große Masse, aber dennoch nicht zu tief in den Underground eintauchen wollen. „Wir sind vielleicht nicht so den klassischen Weg gegangen, zuerst nur in der Heimatstadt und Umgebung zu spielen und dann in die große weite Welt hinauszugehen“, sagt Sänger Michael Lettner. Außerdem: „Wir sind eben von Anfang an auf Tour gewesen und nun in vielen Städten zu Hause.“

Für die Band macht der Grat zwischen Zugänglichkeit und der Underground-Revolution durchaus Sinn: Die Texte von Sänger und Bassist Michael Lettner sind poetisch, aber leicht zu entziffern, die Musik ist fett, verzerrt und drückend, aber eben nicht punkig und kratzig, sondern so gut produziert, dass sie auch für weniger Punk-affines Publikum hörbar bleibt. Doch ein bisschen Subkultur bleibt: Jährlich veranstalten sie in ihrer Heimatstadt ein Mini-Festival und holen Bands, die sie auf ihren Tourneen kennengelernt haben, in den Münchner Club Strom. In diesem Jahr findet das Heimspiel am Samstag, 20. Dezember, mit Bands aus Wien, Düsseldorf und Essen statt. Rita Argauer

Stil: Post-Hardcore / Emo
Besetzung: Michael Lettner (Gesang, Bass), Christian Wölk (Gitarre), Robin Konhäuser (Gitarre), Marcel Konhäuser (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.marathonmannband.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.