Megafon und Akkordeon

image

Einmal querbeet durch die Musikwelt: Das Label Gutfeeling hat
beim Sound of Munich now Singer-Songwriter, bayerische Volksmusik und Punk-Rock
auf eine Bühne gebracht.

Das Münchner Label Gutfeeling
lockte die Gäste der siebten Ausgabe des Sound of Munich Now mit einem
bunten Musiker-Mix in die Kranhalle des Feierwerks. Fünf sehr verschiedene Acts
wurden den Zuschauern an diesem Samstagabend vorgestellt – es war jedoch genau
diese musikalische Heterogenität, die den Abend mit den Gutfeeling-Bands
so unterhaltsam machte.

Eingeleitet wurde die
Konzertreihe von G.Rag & Landlergeschwister – ein überwiegend aus
Blechbläsern bestehender Trupp, der mit seiner Mischung aus bayrischer
Volksmusik, Blues und Country die Leute dazu verleitete, das Tanzbein zu
schwingen. Sowohl Publikum als auch Musiker
hatten sichtlich Freude am Auftritt. Interessanterweise wurde nicht durch ein
Mikro-, sondern ein Megafon gesungen. Der Gesang hätte – dank der körnigen
Qualität – gut auf eine antike Blues-Platte gepasst.

Obwohl seitens des Publikums
lautstark verlangt, blieb keine Zeit für eine Zugabe: Es ging Schlag auf Schlag
und der nächste Musiker, Fred Raspail, war der Beweis dafür, dass sich
ein Singer-Songwriter nicht auf Gitarre, Mundharmonika und Stimme beschränken
muss, um authentische Folk Musik zu machen. Man könnte den Franzosen am besten
als eine ‘One-Man-Show’ beschreiben – zusätzlich zu Gitarre und Mundharmonika, hatte
er zwei Trommeln dabei, die er mit den Füßen bediente. Die daraus
resultierenden „dreckigen französischen Folk Songs“, wie Raspail seine
Musik selbst beschreibt, ermunterten das  Publikum
dazu, zu singen, zu tanzen, zu lachen und bis zum Ende seiner Show begeistert
Beifall zu klatschen.

Weiter ging’s mit dem nächsten Highlights
des Abends: G.Rag / Zelig Implosion war wohl eine der skurrilsten Bands,
die im Rahmen des Sound of Munich Now je aufgetreten sind. Das Duo,
bestehend aus einem Gitarristen und einem Drummer, verbindet treibende
Punk-Rock Rhythmen mit gemäßigteren Abschnitten, die sehr stark an repetitive
(doch keinesfalls monotone!) Spoken Word Musik erinnern. Diese Amalgamation, von der Band liebevoll „No Wave Mambo
straight aus München“ getauft, schien zu polarisieren: dir Kranhalle war nur
ungefähr zur Hälfte gefüllt, doch die Leute, die dem Spektakel beiwohnten,
waren hellauf begeistert.

Die vorletzte Band des Abends, Leonie
Singt,
stand ihrem Vorgänger musikalisch fast diametral entgegen: An die
Stelle von lauten, verzerrten Gitarrensounds traten jetzt Kontrabass und
Akkordeon. Das Publikum beobachtete gebannt die Sängerin, als sie zusammen mit
ihrer Band die introspektiven Texte mit melancholischer Instrumentation
ummantelte. Die kontemplative Stimmung, die von der Musik ausgestrahlt wurde,
schwappte auf das Publikum über. Anstatt zu tanzen, setzten sich einige
Besucher vor der Bühne auf den Boden, um zu konzentriert zu lauschen. Vielleicht
die beste Art, diese Musik zu genießen.

Trans Love Energy ist eine
Band, die seit 15 Jahren nicht mehr gemeinsam auf der Bühne stand. Dieses
Jahr ließen sie jedoch die Gutfeeling Label Night mit einer Mischung aus
Ska, Emo und Punk ausklingen. Den Musikern machte es sichtlich Spaß wieder vereint
auf einer Bühne zu stehen, und mit dem Publikum zu interagieren – auch wenn die
Luftsprünge des Gitarristen wohl nicht mehr so hoch waren, wie noch vor 15
Jahren, die Energie, die von dem Ensemble ausging, war
ungebändigt. In der Kranhalle gab es jedenfalls keinen, der nicht tanzte. Die Band
wurde ihrem energiegeladenen Namen gerecht: An Stillstand war nicht zu denken!

Die Gutfeeling Label Night ging
mit einem Schwall Applaus zu Ende. Die Bandbreite und vor allem die Qualität
der Musik, die den Besuchern präsentiert wurde, waren erstaunlich. Das
Feierwerk entließ die Gäste mit einem Lächeln. Und mit der Vorfreude auf die
nächste Ausgabe des Sound of Munich Now im kommenden Jahr. Nicholas O‘Connell

Foto: Jeanmarc Turmes, http://www.jeanmarcturmes.com/