Baal (House / Elektro)

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Jahr: 2014, Woche: 38

Die beiden Musiker Matthias Dräxler und Matthias Schüll geistern schon länger in der Münchner Club-Szene herum. „Bei all der Partymusik bleibt der Inhalt oft auf der Strecke“, sagt Matthias Schüll, sie hätten da irgendwann eine Leere in sich gespürt. Und dieses Loch stopfen sie nun mit allem, was der Mystizismus und die Spiritualität der Menschheitsgeschichte so zu bieten hat.

Große Worte spucken die beiden Musiker einfach so aus. Als hätten sie sich völlig befreit von all der coolen Zurückhaltung und der Uneindeutigkeit ihrer Generation. Das Münchner Duo Baal nimmt den Mund voll (Foto: Ann-Sophie Wanninger): Sie benennen sich nach einer mystischen Gottheit, bringen eine Single heraus, die von DJ Hell gefeiert wird und betiteln einen Track mit nichts Geringerem als dem religiösen Anfang allen Lebens: der biblischen Genesis. Doch mit Phil Collins leichter Zugänglichkeit hat das alles wenig zu tun. Baal ist finster, übellaunig und Metaphern-schwanger.

Die beiden Musiker Matthias Dräxler und Matthias Schüll geistern schon länger in der Münchner Club-Szene herum. So veranstalten die beiden Fürstenfeldbrucker unter dem Namen Konta regelmäßig Tanzpartys und machten auch immer wieder selbst Musik. Doch als Baal soll das nun alles anders werden, obwohl die Musik immer noch elektronisch ist. „Bei all der Partymusik bleibt der Inhalt oft auf der Strecke“, sagt Matthias Schüll, sie hätten da irgendwann eine Leere in sich gespürt. Und dieses Loch stopfen sie nun mit allem, was der Mystizismus und die Spiritualität der Menschheitsgeschichte so zu bieten hat: Jericho, Genesis, Gottheiten, Neubeginn und Rache. „Wir mögen die Ambivalenz von Baal“, erklärt Matthias Schüll, diese spirituelle Figur eines Gottes oder einer Götze, die ihr Gesicht verändert, je nachdem, aus welcher religiösen Tradition heraus man sie betrachtet: „Gut und Böse, echt und falsch, Licht und Dunkel“, nennt das sein Kollege Matthias Dräxler.

Ob sich all diese Geschichten nun tatsächlich erzählen, wenn man der Musik von Baal lauscht, ist letztlich aber völlig irrelevant. Die Grundlage ist immer noch House: schiebende Bassdrums und pumpende Bässe. Doch darüber erklingen etwa im Track „Jericho“ synkopierte Staccato-Streicher, die irgendwann von wohl gesetzten Funk-Bläsern abgelöst werden. Die Kraft, die so viele verschiedene Klangfarben der synthetischen Musik geben, ist spannend. Nach bejubelten DJ-Sets arbeiten sie gerade an der Live-Umsetzung ihrer Musik, die am Donnerstag, 25. September, zum ersten Mal im Münchner Harry Klein stattfinden soll.

Ein bisschen wünscht man sich, dass sie irgendwann nicht mehr nur die Synthesizer live bedienen werden, sondern sich zu ihren Computer auch tatsächlich ein paar Trompeter auf das DJ-Pult setzen, die den mystischen Marsch live durch den Club blasen.  Rita Argauer

Stil: House / Elektro
Besetzung: Matthias Dräxler, Matthias Schüll (beide Produktion)
Aus: Fürstenfeldbruck
Seit: 2014
Internet: www.baalmusic.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.