Der mit dem Ball tanzt

Er kickt in U-Bahnhöfen, weil ihm der Trainingsraum fehlt: Freestyle-Fußballer Sven Fielitz. Was die vorbeilaufenden Passanten oft nicht wissen – Sven ist einer der besten Freestyle-Fußballer der Welt. Im Netz zeigt er regelmäßig Videos seines Könnens.

Im Zwischengeschoss der U-Bahn-Station Bonner Platz, kurz nach Feierabend. Die Menschen strömen von der Rolltreppe über die weißen Fliesen Richtung Ausgang. Musik schallt aus einem Lautsprecher am Boden und bringt etwas Leben in die Passage zur Karl-Theodor-Straße. Immer wieder bleiben Passanten stehen und blicken in Richtung der Funk-Töne. Im Rhythmus der Musik trainiert der Fußball-Freestyler Sven Fielitz seine neuesten Tricks und Kombinationen. Mal liegt der Ball im Nacken des Sportlers, mal eingeklemmt zwischen seinen Knien – ohne, dass der Ball auf den Boden fällt. Als die Choreografie nach einer halben Minute zu Ende ist, gibt es Komplimente und Applaus von den Zuschauern. Kurze Pause, ein Schluck Wasser – dann wirft Sven den Ball in die Luft und fängt von Neuem an. 

Freestyle ist ein Sport, der Fußball, Tanz und Choreografie kombiniert. Auch weil jeder – mehr oder weniger gut – einen Ball kicken und auch tanzen kann, ist die Kombination für viele Beobachter so faszinierend. Was die Passanten nicht wissen: Sven ist einer der besten Freestyler der Welt, der zu internationalen Wettkämpfen eingeladen wird. Für diesen Status hat der 23-Jährige lange und hart gearbeitet. Wie viele Jungs spielte der gebürtige Luxemburger seit Kindertagen Fußball im Verein – bis er sich vor knapp zehn Jahren für den Freestyle entschieden hat. „Die hohen technischen Ansprüche und die Kreativität, die man in dem Sport ausleben kann, haben mich einfach mehr gereizt“, sagt er. Tägliches Training gehört wie bei jeder anderen Sportart dazu. Seine Motivation: immer besser, immer kreativer werden. „Wenn ich einzelne Tricks perfekt beherrschen will, trainiere ich am liebsten alleine“, sagt Sven. Aber: „In der Gruppe kann man Kombinationen üben und sich vor Publikum testen, das ist im Freestyle immer wichtig.“ Die Musik ist für den Filmstudenten im Bereich Postproduktion an der Macromedia-Hochschule ein wichtiger Einfluss beim Training. Seit einiger Zeit steht er auf Funk-Musik – der Rhythmus sei perfekt für Freestyle-Choreografien.

Vor allem im Winter sieht man Sven und seine Münchner Freestyle-Kollegen in den U-Bahn-Stationen der Stadt. Das war nicht immer so – am Anfang seiner Karriere hat er in Tiefgaragen oder im Keller trainiert. Nach seinem Umzug nach München musste er etwas Neues finden – bei den Immobilienpreisen der Stadt nicht so einfach. Für Individualsportler sind Sporthallen nahezu unbezahlbar, mindestens 20 Euro zahlt man für eine Stunde. Die Ballkünstler brauchen jedoch ein bestimmtes Pflaster, um optimal trainieren zu können – so ist Sven auf die U-Bahn-Station gekommen. „Es ist warm, trocken und hell. Im Winter ist das ein perfekter Platz zum Trainieren“, sagt er. Heute nutzen auch andere Sportler die U-Bahn. Dabei war die Suche nach der perfekten Station nicht so einfach. Sven hat in der Gegend um die Münchner Freiheit alle getestet – und am Bonner Platz seinen Stammplatz gefunden. „Der Boden darf nicht zu glatt, aber auch nicht zu rau sein – ebenso muss viel Platz und gutes Licht verfügbar sein“, sagt er. 

Gutes Licht ist nicht nur wichtig für den Sportler selbst, sondern vor allem für die Kamera, die ihn oft begleitet. Die Freestyler filmen sich beim Training und können so ihre Fähigkeiten und neuen Ideen im Internet als Video teilen. Sven weiß, dass soziale Netzwerke und Youtube dem Sport eine globale Bühne bieten. Die moderne Technik hilft dem Freestyle auch dabei, sich als Sport weiterzuentwickeln. „Dank Smartphones kann jeder seinen neuesten Trick sofort vorstellen – nur so kann sich die Szene weltweit verbessern“, sagt Sven. Für den Filmstudenten bietet dies auch die Möglichkeit, seine beiden Leidenschaften zu verbinden. Er nutzt seine Kenntnisse beim Bearbeiten von Videomaterial, um die Choreografien von sich und anderen in hochwertige Kurzfilme über den Sport zu verwandeln. Unter dem Namen „TekNeek“ hat Sven mit einem Belgier eine Filmgruppe gegründet, die als eines der wichtigsten Portale für Freestyle-Filme gilt.

Wenn Sven in einem U-Bahn-Zwischengeschoss trainiert, kommt das bei den meisten Passanten gut an. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hingegen ist nicht unbedingt von den Ballkünstlern begeistert. „U-Bahnhöfe sind keine Sporthallen und dürfen schon aus Sicherheitsgründen nicht für die Ausübung von Sportarten benutzt werden“, sagt Matthias Korte, Pressereferent bei der MVG. Skateboards und Rollschuhe seien ebenso verboten – nur scheint nicht ganz klar zu sein, ob Freestyle auch in diese Kategorie fällt. Tanzende Menschen werden schließlich auch nicht des Bahnhofs verwiesen. Klarer ist die rechtliche Situation, was das Filmen angeht. Die MVG verlangt für gewerbliche Aufnahmen in den Betriebsanlagen eine schriftliche Genehmigung. „Spontane Schnappschüsse für private Zwecke liegen im Ermessen unseres Betriebspersonals, werden aber normalerweise nicht beanstandet“, heißt es bei der MVG. Sven wurde bereits mehrmals von U-Bahnwachen angesprochen – des Bahnhofes verwiesen wurde er jedoch noch nie. „Dass wir hier trainieren, findet das Personal meistens eher lustig“, sagt er. Man mache ihn aber durchaus darauf aufmerksam, dass er für das Filmen eine Genehmigung bräuchte.

Demnächst hat Sven seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche. Dann möchte er eine Weltreise machen – und dabei einen Film über die Freestyle-Szene drehen. „Freestyle verbindet Menschen und Kulturen gleichermaßen – und genau das will ich in einem Film festhalten.“

Matthias Kirsch

Fotos: Lorraine Hellwig

Für die Inhalte der verlinkten Videos ist die Süddeutsche Zeitung nicht verantwortlich.

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Matthias

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Das schöne Wetter genießen? Kommt für Matthias (Foto: Olivier Schank) gar nicht in Frage – der Musikliebhaber bleibt lieber drinnen: Zum Musik hören. Kunst angucken. Und Konzerte besuchen.

Der Winter ist vorbei. Zumindest zeigt die Sonne sichwieder regelmäßig. Das heißt aber nicht, dass Innenaktivität jetzt verpönt ist.
Vor allem wenn, es um Musik geht, die klingt im Keller halt oft am besten. Zum
Glück bringt der Frühlingsanfang eine Menge mit – von allen Sorten.

Der Freitag fängt für mich eher spät an – so ab halb neun,
da werde ich aktiv. Der Abend beginnt heute in der Glockenbachwerkstatt,
natürlich im Zeichen der Musik: die Punk-Band Cyanide Pills aus Leeds ist
wieder in München! Danach geht es abenteuerlich weiter, schließlich öffnet sich
der Hades in der Thalkirchner Straße. In der alten Yip Yab-Location starten die
Damen und Herren von „sicker
than your average“ in den ersten Abend im neuen Laden.

Nach ereignisreichem Abend will ich den Samstag ruhiger
angehen – läuft wohl auf ersten Besuch der Saison am Flaucher heraus.
Vielleicht sogar mit dem Radl, wenn ich mich ganz sportlich fühle. Gegen Mittag
geht’s dann trotz Semesterferien Richtung Uni. In der Kaulbachstraße findet die
Release-Party des Berliner Labels The Shit Shop im Cheers from Downtown statt.
Von 15 Uhr an präsentiert das Label zum ersten Mal ihre Kollektion in München. Ab
20 Uhr treibt es mich dann ins Zentrum – genauer, in das Nachtatelier am Isartor. Das
vorletzte Event des Ateliers muss ich mir anschauen – es stellen Zdenek Kotala,
Lumenmann und Timm Zorn aus. Mit angeregter Phantasie lasse ich den Abend
gemütlich ausklingen.

Puh, ganz schön anstrengendes Wochenende bisher. Der
Sonntag bleibt für mich traditionell Ruhetag. Am Nachmittag ist noch NEU NEU
NEU
in der Lothringer 13Halle, da reicht es dann aber auch mit Ruhe. Ausgestellt
werden Abschlussarbeiten von Designstudenten aller Richtungen. NEU NEU NEU ist 2013
von Studenten der Hochschule München ins Leben gerufen worden – und wird jetzt
in neuer Fassung fortgeführt. Ich war nie wirklich kreativ…deshalb bin ich
immer wieder beeindruckt, was meine fachentfernten Kommilitonen alles drauf
haben.

So, neue Woche, neue Ziele. Nach einem ruhigen Tag ist
montags wieder Musik angesagt: Im Milla stehen ab 21 Uhr die Schlagzeugerin
Vivi Vassileva und ihre Freunde an Trommeln und Xylophon. Für das junge
Magazin von BR-Klassik geht’s für die jungen Klassikkünstler auf die
Milla-Bühne. Die gute Laune der Musikerin soll ansteckend sein – das könnte der
letzte Schub sein, den ich brauche, um noch im Kafe Kult vorbeizuschauen. Dort
spielen die Mailänder von CLASS und Frana aus München. Die Kombination aus
Klassik und Hardcore-Punk wird spannend. Trommelfellpingpong, oder so.

Dienstag brauche ich erst mal den Morgen, um mich zu
erholen. Oder mich mit gewohnten Tönen zu begnügen – die neue Platte von Jesper
Munk ist halt schon echt gut. Gleich um 19 Uhr geht’s dann schon weiter,
nämlich zur Vernissage Re:direction. Im Provisorium stellen zwölf
Designstudenten Illustrationen, Grafiken und Fotografien vor,
begleitet von Musik von Never Ending Apple. Viel Zeit bleibt mir aber nicht,
das Ampere wartet schon auf mich. Na ja, vielleicht nicht nur auf mich – der
Isar Slam im März zieht jede Menge Poetry-Fans an. Neben eingefleischten
Seriensiegern wie Christian Ritter finden auch Newcomer aus der deutschen
U20-Szene Platz auf der Bühne.

So, anstrengend war es. Leider hat das sehr unangenehme
Nebeneffekte für mich – Mittwoch bleibe ich zu Hause. Der Wäschekorb quillt über, die Teller und
Müslischüsseln stapeln sich einen gefühlten Meter in der Küche. Ich mach mich
an die Arbeit. Okay, ich muss doch erst Waschpulver und einen Beutel für den
Staubsauger holen. Das gute Wetter macht den Gang zu DM wenigstens deutlich
angenehmer. Produktiver Tag. Mama wäre stolz.

Nach den künstlerisch geprägten Anfangstagen der Woche
steht der Donnerstag für mich im Zeichen der Weiterbildung. Das DGB Gewerkschaftshaus
München lädt zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Medien in der
Glaubwürdigkeitskrise
“ ein. Wissenschaftler und Journalisten suchen nach der
Antwort auf die Frage, warum und wie sich die Berichterstattung zu Themen wie
der Ukraine-Krise auf die Glaubwürdigkeit der Medien auswirkt. Stichwort
Lügenpresse. Gegen Abend steht dann wieder Release an: die neue Ausgabe des
Münchner Hochschulmagazins (MHM), mittlerweile die 13. Ausgabe, wird im MMA
vorgestellt. Im Zentrum steht „Intimität und Distanz“. Texte, Interviews und
Illustrationen setzen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Thema
auseinander.

Freitagmorgen. Gleich geht der große Rummel wieder los.
Erstmal rollen mein Fahrrad und ich in Richtung Englischer Garten. Die Sonne
scheint, und ich blättere gemütlich durch das MHM. Ich glaub der erste Sonnenbrand
kommt schon…Zeit für etwas Bewegung. Heute geht’s endlich mal wieder ins Crux
NICE! like ABOUT A WEEK AGO lädt ein. So viel Zeit für HipHop muss sein.
Somit starte ich wieder mit guten Vorsätzen in die neue Woche…mal schauen, ob
ich das gute Wetter diesmal auch von draußen bewundern kann!

Dichter und Querdenker

Marie Bruns. Foto: Anne Puhlmann

Vom Bierradl-Unternehmen bis zum Uni-Chor, vom Freestyle-Fußballer bis zum Party-Girl, vom Aktivisten bis zum Verleger-Duo: Diese jungen Menschen sorgen 2015 dafür, dass München bunt, spannend und lebenswert bleibt.

Luise Aschenbrenner
Schauspielerin

Sie ist zierlich, aber mit ihren langen roten Locken kaum zu übersehen: Schauspielerin Luise Aschenbrenner hat mit ihren gerade einmal 19 Jahren schon einige tolle Filme gemacht – so war sie 2014 zum Beispiel an der Seite von Birte Hanusrichter, Frontfrau der Young Chinese Dogs, in der ZDF-Produktion „Seitensprung“ zu sehen und hat in diversen Kurzfilmen mitgespielt. Seit April studiert Luise, die ursprünglich aus Altomünster bei Dachau stammt, Schauspiel an der Universität der Künste in Berlin. Nebenher dreht sie weiterhin Filme, so auch einen Thriller für die ARD.

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Luise Aschenbrenner. Foto: Stefan Klüter
 
Tristan Marquardt
Dichter

Lyriker Tristan Marquardt, 27, stellt im neuen Jahr wieder einmal unter Beweis, wie vielfältig die Münchner Literaturszene sein kann: Der Initiator der Lesereihe „meine drei lyrischen ichs“ geht 2015 als Mitorganisator des „großen Tags der jungen Münchner Literatur“ noch einen Schritt weiter – junge Münchner Autoren aller Sparten haben einen Abend lang Zeit, sich zu präsentieren. Bei diesem literarischen Marathon lesen unter anderem Juno Meinecke, Fabian Bross, Elias Wagner und Anya Steigerwald. Nebenher arbeitet Tristan an einem neuen Lyrikband.

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Tristan Marquardt. Foto: Katja Zimmermann

Abaco-Orchester
Uni-Musiker

Es war bloß so eine Idee, die jemand nach einem Auftritt aussprach. „Doch wir waren so begeistert, dass wir uns sofort an die Planung gemacht haben“, sagt Anna Leibinger. Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitung wird das Abaco-Orchester am 28. Februar 2015 die 2. Symphonie von Gustav Mahler aufführen. Die Philharmonie ist der einzige Ort, an dem in München für dieses Stück Platz ist. Doch allein die Raummiete beträgt 13 000 Euro. Per Crowdfunding auf startnext (mahler2.de) sammelt das Universitätsorchester nun Geld. 9000 Euro sind bereits zusammengekommen. Bis zum 15. Januar freuen sich die 400 Musiker über jede Spende.

 
Elizaveta Porodina
Fotografin

„Ein gutes Foto – das geht auch ohne Sternenstaub“, beschreibt Elizaveta Porodina, 27, ihre fotografische Entwicklung. Zauberhaftes und Verspieltes musste ihren Bildern in den vergangenen zwei Jahren zunehmend weichen. Mittlerweile sieht sich die Fotografin, die zwar für große Magazine engagiert wird, immer mehr im Bereich der Kunst: mit Kanten und Schwarz-Weiß-Bildern. Die Münchnerin ist erwachsen geworden – und mit ihr die Fotografie. Für 2015 plant sie ihre erste große Ausstellung. Dafür reist sie zu Beginn des Jahres einige Wochen durch die Welt.

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Elizaveta Porodina. Foto: Elizaveta Porodina
 
Konrad Bauer und Korbi Schmaus
Unternehmer

Wen in Berlin, Köln oder Hamburg zu später Stunde der Bierdurst packt, der verlässt die Wohnung und deckt sich im Späti um die Ecke ein. Weil in München fast jeder Kiosk um 20 Uhr schließt, fahren Lieferdienste das Bier direkt zum Kunden. Mit dem Auto durch die Stadt? Das wollen Konrad Bauer, 23, und Korbi Schmaus, 26, vermeiden. Sie eröffnen 2015 ein Bierradl-Unternehmen. Das Bier kommt dann direkt aus der Stadt, ohne Umwege, ohne CO₂-Ausstoß. Bis zu acht Kästen können auf dem selbstgebauten Rad transportiert werden. Die erste Party an der Isar wurde im vergangenen Sommer schon auf diese Weise beliefert – das Konzept geht auf. Im Frühjahr soll Rad Nummer zwei folgen.
 
Alice M. Huynh
Modedesignerin

Designerin und Bloggerin Alice M. Huynh, 24, startet mit dem Abschluss an der Modeschule AMD ins neue Jahr. Im Februar wird sie ihre Bachelor-Kollektion „Fresh off the Boat“, eine Interpretation der Flüchtlingsgeschichte ihrer vietnamesischen Mama und ihres chinesischen Papas, präsentieren und im Internet zum Kauf anbieten. Um Ideen für kommende Werke zu sammeln, treibt es die 24-Jährige zunächst selbst nach Asien. „Inspiration findet man nicht auf dem Laufsteg, sondern auf der Straße“, sagt Alice. Von ihren (modischen) Erlebnissen wird sie auf ihrem Blog und einem frisch gestarteten Youtube-Kanal „Bun Bao“ berichten.

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Alice M. Huynh. Foto: The Alpha Kiks

Sven Fielitz
Freestyle-Fußballer

Seit Sven Fielitz in München studiert, sind die U-Bahn-Stationen zu seinem Trainingsplatz geworden: „Es ist warm, trocken und hell. Vor allem im Winter ist das ein perfekter Platz zum Trainieren“, sagt er. Freestyle ist eine Form des Fußballs, die Kreativität, Style und Performance verbindet. Wie ein Tänzer kreiert der Sportler eine Kombination aus verschiedenen Tricks. Bei Wettbewerben misst sich Sven mit Freestylern aus aller Welt. Mit Gleichgesinnten hat Sven die Filmgruppe „TekNeek“ gegründet. Sie begleiten Events mit der Kamera und erstellen Recap-Filme. „Ein persönliches Ziel von mir ist es, in Zukunft eine große Doku über den Sport zu drehen, über die Entstehung und Entwicklung der Szene in den vergangenen Jahren“, sagt Sven. 2015 will er auch bei internationalen Wettbewerben starten: „Nach dem Ende meines Studiums werde ich mehr Zeit für Freestyle haben und bei den nächsten Meisterschaften meine Ziele wieder erreichen.“
 
Marie Bruns
Model

Vergangenes Jahr im November wurde Marie Bruns, 23, bei ihrem Nebenjob bei einer schwedischen Klamottenfirma von einer Agentur angesprochen. Von da an wurde Marie immer wieder zu Test-Shoots eingeladen, bei denen Fotodesignstudenten das Shooting organisieren. Auch privat kennt Marie Fotografen und stand schon ab und zu vor der Linse. Doch seit 2014 wird Marie immer häufiger für professionelle Shootings gebucht. Ihr Gesicht taucht regelmäßig auf – auch im aktuellen Lookbook der Münchner Designerin Ayzit Bostan. „Ich studiere im fünften Semester Jura. Das ist interessant, aber nervenaufreibend. Die Uni soll mein Hauptthema bleiben, jedoch braucht man auch Abwechslung von dem Juragedöns“, sagt Marie. Für nächstes Jahr hat sie in den Semesterferien einen längeren Auslandsaufenthalt geplant, um zu modeln.
 
Maxime Weber
Blogger und Aktivist

Der Luxemburger Maxime Weber, 21, ist ein Multitalent, auf seinem Blog schreibt er über Musik, Kultur und besonders gesellschaftliche Themen. Der an der LMU immatrikulierte Philosophiestudent erregt besonders durch sein Engagement gegen die rechte Szene in Luxemburg Aufsehen, die er durch eine kritische Analyse ihrer Texte und Pamphlete regelmäßig bloßstellt. Momentan arbeitet er an einem weiteren Artikel, um einen Überblick über die – größtenteils in sozialen Netzwerken stattfindenden – rechten Aktivitäten in seiner Heimat zu geben. 2015 will Maxime auch in München gegen die Neonazis aktiv werden und „deren hanebüchenen Argumente wie immer mit Rationalität und Humor demontieren“.
 
Nadia Khan
Tänzerin

Aus einer klassischen Tänzerfamilie kommt Nadia Khan, 23, nicht. Weder Mutter noch Vater sind Ballett-Tänzer. Doch auch ihre drei Geschwister Maria Sascha, Julian und Nicholas haben eine Ballettkarriere eingeschlagen. Getanzt haben sie schon in der Kindheit. „Meine Mutter musste mich mal vom Kindergarten abholen, weil ich während der Ruhezeit eine komplette Cinderella-Choreografie aufgeführt habe“, sagt Nadia. Ihr erster Job als Ballerina war im Bayerischen Staatsballett in München im Herbst vor vier Jahren. Auch ihre ältere Schwester wurde in München engagiert – und so konnten die Schwestern Zeit miteinander verbringen. Ihre Brüder trainieren auf der Bolschoi-Ballett-Akademie in Russland, um in die Fußstapfen der erfolgreichen Schwestern zu treten. Mittlerweile tanzt Nadia im Compañía Nacional de Danza in Madrid, Maria Sascha blieb in München. Vor einem Monat hat das amerikanische Tanzmagazin Dance Informa Nadia als „Ballerina Sensation“ gekürt. In der Ballett-Welt werden Nadia und die außergewöhnliche Geschichte ihrer tanzenden Familie immer bekannter.

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Nadia Khan. Foto: Annett Poppe

Xenia Richter
Party-Girl

Ob man in München auf der richtigen Party ist, weiß man erst, wenn man auf Xenia Richter, 22, trifft. Vor zwei Jahren zog es die Augsburgerin nach München, wo sie zunächst Praktika in der Modebranche machte, dann aber in eine Veranstaltungsagentur wechselte. „Die Veranstaltungsbranche ist um einiges ehrlicher als die Modebranche“, sagt sie. Die angehende Veranstaltungskauffrau schlägt sich wacker in dem von Männern dominierten Beruf. „Als einziges Mädchen in der Agentur überlassen mir die Jungs trotzdem sehr viel Verantwortung“, sagt sie. „Was eine Party ausmacht? Man muss eine besondere Stimmung hinzubekommen, die im Gedächtnis bleibt“, sagt Xenia. Sie treibt sich nicht nur auf den angesagtesten Partys herum, sondern kümmert sich um Pressearbeit und um die Event-Organisation. Zusätzlich arbeitet sie am Wochenende im Club Kong an der Bar.

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Xenia Richter.  Foto: Privat

 
Stefanie Hammann und Maria von Mier
Verlegerinnen

Künstlerinnen gibt es viele, aber als Duo mit eigenem Verlag sind Stefanie Hammann und Maria von Mier quasi ein Unikat. Die beiden geben Künstlerbücher heraus, die selbst Kunstwerke sind. Auf einer Buchmesse in New York hatte der Verlag „Hammann & von Mier“ 2014 bereits einen Stand. Eine ihrer Spezialitäten: Overnight-Highspeed-Bücher, die in einer Nacht entstehen und den künstlerischen Status quo des Duos widerspiegeln – ihre Kunst bezeichnen sie im Spaß als „Hochleistungskunst“. Noch studieren die beiden an der Akademie in München in der Klasse Metzel, im Januar 2015 werden sie ihr Diplom machen. Es wird ein Jahr des Umbruchs für sie: neues Atelier, neue Wohnung, neue Projekte – zum Beispiel ein Künstlerbuch mit Angela Stiegler, das schon in Arbeit ist. Warum sie sich zusammengetan haben? „Zu zweit sind wir viermal so schnell. So können wir viel mehr ausprobieren“, sagen sie.
 
Xavier D’Arcy
Singer-Songwriter

Es gibt verschiedene Erklärungen für das, was passiert, wenn Xavier D’Arcy, 19, eine Bühne betritt: Charisma, Präsenz, oder vielleicht auch einfach nur Talent. Doch nur eine schöne Stimme und ein gutes Händchen fürs Songwriting reichen nicht aus, um die Atmosphäre in einem Club derartig zu verändern. Der Münchner mit französisch-britischer Abstammung, der sich als Musiker schlicht Darcy nennt, bannt mit seinen Songs das Publikum in andächtige Ruhe. Die Energie, die Hingabe und die Unbedingtheit, mit der er sich in seine Musik wirft, heben dabei die einfache Machart seiner Musik – Akustikgitarre und Stimme – auf eine andere Ebene. Seit seinen ersten Konzerten ist viel passiert: Musikmanager Rainer Tarara wurde auf den jungen Künstler aufmerksam. Und der brach daraufhin sein Studium, das er in England begonnen hatte, im vergangenen Sommer ab, um sich in München ganz auf seine Musik zu konzentrieren. Es folgte eine Support-Tour für MarieMarie. Gerade arbeitet Darcy an seiner ersten EP, die den trotzig-schlichten Titel „Extended Play“ tragen soll. Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr geplant – weitere Touren und ein großes Veröffentlichungskonzert inklusive. Darcy könnte sich als ein weiterer Münchner Musiker etablieren, der für die großen Plattenfirmen interessant ist. Mit Exclusive und Jesper Munk, deren Major-Debüts beide im Frühjahr 2015 erscheinen werden, wäre er da in guter Gesellschaft.

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Xavier D’Arcy. Foto: Robert Schuster

 
Autoren: Rita Argauer, Katharina Hartinger, Carolina Heberling, Matthias Kirsch, Philipp Kreiter, Friederike Krüger, Natalie Mayroth,
 Bettina Pfau, Stefanie Witterauf