Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Maxime

Maxime zeigt diese Woche, was es Abseits vom Fußball gibt. Für alle diejenigen, die keine schreienden isländischen Kommentatoren hören möchten, hat München einige zu bieten:   Was macht München mit mir? im Bahnwärter Thiel, Kino mit Ben Wheatleys Film „High Rise“, Kunst im Lyrik Kabinett mit  Dada today, eine Reise in die Zukunft bei STAR WARS Identities und Party beim  Uni-Sommerfest an der LMU oder  bei der Ethnoparty in der Glockenbachwerkstatt. 

Selbst unter Annahme der quantenmechanischen Viele-Welten-Interpretation gibt es wahrscheinlich kein einziges Universum, in dem mein Interessengrad an Fußball nicht gen Null tendiert. Die Regeln von Abseits finde ich  noch unverständlicher als Hegels Phänomenologie des Geistes, und Spielpläne konsultiere ich eigentlich bloß, um möglichst effizient feierwütigen Mengen in der U-Bahn aus dem Weg zu gehen. Dementsprechend habe ich für kommende Woche dann auch ein umfassendes Alternativprogramm zum omnipräsenten EM-Wahn zusammengestellt.

Freitags führt mich meine Alternativroute zu Was macht München mit mir? im Bahnwärter Thiel direkt bei der HFF. Dort erwartet die Gäste neben Musik und Getränken vor allem auch die Auflösung der titelgebenden, geheimnisumwobenen Kampagne, für die im Laufe der letzten Wochen Aussagen von jungen Menschen über die bayrische Landeshauptstadt gesammelt worden sind.

Falls das Wetter sich als nicht allzu kapriziös erweist, werde ich mich am Samstag im Anschluss an meine Klausurvorbereitungen aus meiner Höhle heraus an die im Sonnenlicht badende Isar trauen und mich dort endlich mal in Heraklits Aphorismen hineinstürzen. Zu dessen rätselhaften Sprüchen, mit denen er schon seit tausenden von Jahren für besonders schmerzhafte Knoten im Kopf sorgt, zählt unter anderem auch der Satz „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn andere Wasser strömen nach“. Welcher Ort sollte also perfekt für solch eine Lektüre geeignet sein, wenn nicht die Isar?

Sonntags zieht es mich dann nach der allwöchentlichen Probe mit meiner Band ins Kino, wo ich mir Ben Wheatleys „High Rise“ mit Tom Hiddleston in der Hauptrolle zu Gemüte führe. In besagtem Streifen, der  auf einem Roman von J. G. Ballard basiert, geht es um einen luxuriösen, abgeschotteten Gebäudekomplex, in dem sich eine Parallelwelt herausgebildet hat. Die Handlung nimmt ihren Lauf, als letzterer langsam zu zerfallen beginnt, was wiederum zu Spannungen zwischen seinen Bewohnern und damit auch zahlreichen sozialen sowie ökonomischen Fragestellungen führt.

Im Anschluss an mein Seminar zum Thema „Die Philosophie des Existenzialismus und ihre künstlerische Darstellung“ am Montag habe ich einen Abstecher in den Englischen Garten eingeplant. Dort kann ich die Erkenntnisse aus Letzterem dann auch gleich selbst in die Praxis umsetzen. Antoine Roquentin aus Sartres La Nausée nacheifernd, versuche ich genau wie er beim Betrachten der ansässigen Bäume von der Erkenntnis der Sinnlosigkeit unserer Existenz ereilt zu werden. Alternativ reichen dazu aber auch wahrscheinlich die um diese Jahreszeit notwendigerweise im Park anzutreffenden Nudisten aus.

Ähnlich sinnlos geht es am Dienstag weiter, wo ich im Lyrik Kabinett die Veranstaltung Dada today besuche, welche ganz im Zeichen der titelgebenden Kunstrichtung steht. Unter den vielfältigen künstlerischen Strömungen des 20. Jahrhunderts zählt Dada definitiv zu meinen Lieblingen. Das liegt vor allem daran, dass die ihr zugerechneten Kunstwerke es auch nach hundert Jahren noch immer zustande bringen, Menschen zur Weißglut zu bringen. Das durfte ich erst vor Kurzem in einer Vorlesung in Kunstgeschichte feststellen, als unser Dozent ein Bild von Marcel Duchamps Fountain zeigte und dieses allerlei herrlich empörte Rufe hervor rief. Dieser Ablehnung möchte ich an dieser Stelle nur ein besonders ergreifendes und treffsicheres Zitat von Hugo Ball, einem der bekanntesten Dadaisten, entgegenstellen: „gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ögrögöööö“.

Inspiriert von der gestrigen Veranstaltung bastele ich mittwochs mit dem Gitarristen und Sänger meiner Band an unserem gleichermaßen dadaistischen elektronischen Sideprojekt weiter. Abends steht dann das Cinema Iran in der Stadtbibliothek München an. Da das iranische Kino in den letzten Jahren zahlreiche hochwertige Filme, wie etwa Persepolis oder den experimentellen A Girl Walks Home Alone at Night, hervor gebracht hat, freue ich mich auch umso mehr auf den Abend.

Auch der Donnerstag ist der siebten Kunst gewidmet — dann steht nämlich die noch bis Mitte Oktober in München stattfindende Ausstellung STAR WARS Identities auf dem Plan. Zu diesem Anlass schleppe ich auch extra meine Plastiklaserschwerter mit. Die haben nämlich zusätzlich den Vorteil, dass ich mich mit ihnen auf dem Weg notfalls auch gegen all jene Fußballfans, die ich mit meiner dezidierten Ablehnung gegenüber ihrer Lieblingssportart sosehr vergraule, dass sie mich mit ihrer eigenen Variation von Darth Vaders Force choke in die Mangel nehmen wollen, zur Wehr setzen kann.

Freitags lasse ich meine EM-freie Woche dann schließlich noch mit dem Uni-Sommerfest an der LMU und der parallel dazu stattfindenden Ethnoparty in der Glockenbachwerkstatt ausklingen.

Von Freitag bis Freitag München – mit Friederike

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Friederike trotzt dem November, der sich langsam doch dazu entschieden hat, sein goldenes Herbstlicht in nebliges Grau zu verwandeln. Eine dickere Jacke anzuziehen, daran muss sie sich aber erst gewöhnen. Aber bei einer Woche prall gefüllt mit Flohmarkt, Weihnachtsbasar, Lesung, Kunst und Party kann man schon mal vergessen, dass ein dünnes T-shirt nicht mehr ausreicht.

Eigentlich hatte ich mich gerade ziemlich gut mit der Tatsache arrangiert, dass der November ein Sabbatical einlegen wollte. Jeden Tag diese wunderschönen 7-Uhr-Sonnenaufgänge und ständig sommerliche Temperaturen. Ich möchte weiter Bärlauch essen und Pilze sammeln. Und im T-Shirt aus dem Club nach Hause gehen. Doch nun hisst der Sommer schließlich doch sehr bestimmt die Segel und macht den nassgrauen Novembertagen Platz. Um da heile rauszukommen, plane ich mir eine schöne Woche und trotze damit dem Grau.

Ich fange gleich heute damit an. Es ist Freitag und im Audimax der TU findet die alljährliche, immer gut besuchte Geographenparty statt. Die Preise sind niedrig und die Party wild. DJ XX legt sehr tanzbaren Sound auf und ich packe mir eine Winterjacke für den Rückweg ein.

Am Samstag merke ich, dass meine Jacke zu dünn war. Ein verkaterter Tag eignet sich wunderbar zum Stöbern und Schlendern. Der Gute Nacht Flohmarkt im Backstage findet ab 17:00 Uhr statt und bietet neben privaten Ständen Streetfood-Produkte an, die meinen Heißhunger auf Fettiges und Würziges mit Sicherheit stillen werden.
Gestärkt radle ich dann ins Lost Weekend. Ein hippes Studentencafé in der Schellingsstraße. Das lädt unter dem Titel FLUCHT zu einer arabisch-deutschen Lesenacht ein. Es gibt Musik und Texte aus beiden Welten von Wajiha Said, Ramo Ali und Nora Schüssler und Das Ding ausm Sumpf.
Aber das ist noch nicht alles an diesem Samstag: Bevor ich – mit neuer Jacke – wohlig warm nach Hause fahre, mache ich noch einen Abstecher auf den Giesinger Berg und feiere das 10-jährige Jubiläum von Giesinger Bräu.
Und dann wäre da noch die Eröffnung vom Bahnwärter auf dem Abrissgelände des Schlachthofs. Musik liefert DJ Max Mausser von YumYum und Biedermann&Brandstifter. Alles ist ein bisschen provisorisch. Das ist Aktivismus pur und viel frische Luft. Wenn mir jetzt nicht klar wird, dass ein T-Shirt allein zu dünn ist, weiß ich es auch nicht mehr.

Sonntag empfehle ich möglichst viele Sonnenstrahlen einzufangen, Ordnung auf dem Schreibtisch zu machen, in meinem Fall Arabisch Hausaufgaben anzufangen und abends den Tatort zu schauen. Wie immer! Wie immer, schön gediegen. Gute Begleitung für den Sonntag bietet übrigens Ella Josaline, eine der derzeit größten Münchner Musikhoffnungen.

Am Montag schaue ich im Lyrikkabinett vorbei. Dort werden Fluchtgeschichten vorgelesen, die zuvor gemeinsam mit Münchner Autorinnen und Autoren und Geflüchteten aufgezeichnet wurden. Im Anschluss haben wir die Möglichkeit mit den hier Angekommenen ins Gespräch zu kommen.

Umstimmung statt Stillstand: Ich lasse ein bisschen Weihnachten in meine Seele. Das Wintertollwood auf der Theresienwiese öffnet am Dienstag wieder seine Tore. Diesjähriges Motto ist „Na sauber“, alles rund um den Müll. Find ich gut. Da gibt’s doch sicher ein paar recycelte Handschuhe für mich, langsam wird’s beim Radeln nämlich ungemütlich. Danach treffe ich die Organisatoren von BreakOut, einer Veranstaltung, bei der für den guten Zweck getrampt und mit jedem Kilometer Geld gespendet wird. Ich war diesen Sommer selbst begeisterte Teilnehmerin und habe mit meiner Freundin Stefi auf dem Weg nach Schweden beinahe 10.000 Euro gesammelt. Im Juni 2016 ist die nächste Chance zur Teilnahme!

Am Mittwoch wird ab ab 20 Uhr im Rationaltheater Stadt, Land, Fluss gespielt. Als Geographin muss ich das natürlich selbst ausprobieren!

Mein Donnerstag beginnt auf einer Ausstellung in den stillgelegten Waschräumen auf dem ehemaligen Gelände der Luitpoldkaserne. Hier zeigen 16 junge Künstlerinnen und Künstler unter dem Titel M O O S ihre Werke, kuratiert von der wals.gallery. Weiter geht es im Cord: Ein letztes Mal Indielektro, ein letztes Mal mit T-Shirt vor der Tür! TIGERKID und Monaco Fiasco werden nochmal ordentlich einheizen, meine neue Jacke ist wohl trotzdem nicht verkehrt.

Am Freitag bin ich schon fast in November – und Weihnachtsstimmung. Der Märchenbazar im Schlachthof wird mir letzte Zweifel nehmen. Mit alten Jahrmarktbauten und viel Glühwein. Er öffnet unter der Woche immer um 16 Uhr, am Wochenende schon morgens. Da gibt es dann auch Weißwurstfrühstück!

Umstimmung ist gut, Novemberblues mit akuter Lesen-im-Bett-Sucht muss nicht mehr sein. Deshalb werde ich mich am Freitagabend erneut unter Leute mischen, auf einer Geburtstagparty, mit Glühwein und neuer Mütze, aber im T-Shirt auf dem Balkon stehen und durch graue Schleierwolken nach den Sternen suchen – ach, du hässlicher November, ein Sabbatjahr hätte dir so gut zu Gesicht gestanden. Ich hatte mich fast in deine Sonnenaufgänge verliebt.