Loopin‘ Lab (Industrial-Blues)

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Jahr: 2014, Woche: 27

Nun ist das Loopen an sich keine Neuerung mehr. Doch Gitarrist Sascha Bibergeil und Bassist Michael Cramer benutzen die kleinen Helferlein auf ganz andere Art. „Handmade-Industrial“, nennen sie ihren Musikstil.

Wie eine Mischung aus Daniel Düsentrieb und dem verrückten Hutmacher wirken die beiden Musiker. Und auch der Bandname sagt: Hier handelt es sich um ein Labor. Ein Labor, in dem das Münchner Duo versucht, ganz alte Pop-Musik-Schemen mit ganz neuartigen Mitteln umzusetzen. Loopin’ Lab (Foto: privat) nennen sich die beiden Musiker Sascha Bibergeil und Michael Cramer, vor ungefähr einem Jahr haben sie sich zusammen getan, die Gigs und Anfragen für das schräge Paar häufen sich derzeit.

Nun ist das Loopen – also die kleinteilige Wiederholung einzelner Riffs und Rhythmen durch Effektgeräte – an sich keine Neuerung mehr. Diese ganzen kleinen Fußtreter, die die perfektionistische Version eines Kassettenrekorders mit Record-Funktion sind, die dann das Aufgenommene auch noch unbegrenzt häufig wiedergeben können, haben bei diversen Musikern Einzug gehalten. Ganze Bands entstanden durch diese Geräte, die damit, meist im Indie-Bereich angesiedelt, verspielte und klimpernd niedliche Sounds machen. Doch Gitarrist Sascha Bibergeil und Bassist Michael Cramer benutzen die kleinen Helferlein auf ganz andere Art. „Handmade-Industrial“, nennen sie ihren Musikstil. Damit meinen sie jedoch nicht den elektronisch angehauchten Gothic-Metal à la Nine Inch Nails. „Der industrielle Sound, das Mächtige, Stampfende, mitunter Brachiale dieser Musik hat uns schon immer gefallen“, sagt Michael, doch sie benutzen die Attitüde dieser Musik und setzen sie auf raue Blues-Riffs und Rock ’n’ Roll-Licks aus der ganz frühen Phase der Popmusik. Doch durch die Loop-Effekte und die Zugabe unkonventioneller Sound-Quellen wie dem surrenden Pfeifen eines Akku-Schraubers, wird diese Musik in ein neues Licht gestellt. Die Übergänge und Tempi sind trocken und brutal, nichts darf sich verändern oder schwankend atmen wie Blues – dann wäre das Live-Konzertieren mit den Loop-Geräten hinfällig.
Loppin’ Lab geben dieser warmen und altmodischen Musik einen unterkühlten Charakter, der die verstörende Distanziertheit von Clockwork-Orange in sich trägt. Bei so viel Neuartigem stört dann auch Altbekanntes weniger. Ganz im Gegenteil: So entwickelt etwa der so oft gehörte absteigende Basslauf aus „Hit the Road, Jack“ im Song „When Love Ends“ einen schönen Wiedererkennungseffekt. Demnächst planen sie eine Zusammenarbeit mit „Mixed Munich Arts“, dem Zwischennutzungsprojekt im alten Heizkraftwerk. Der alte Industrie-Charme des Gebäudes dürfte eine schöne Symbiose mit dieser Musik ergeben. Rita Argauer

Stil: Industrial-Blues
Besetzung:
Sascha Bibergeil (Gitarre, Gesang und Loops), Michael Cramer (Bass, Gesang und Loops)
Aus:
München
Seit:
2013
Internet:
www.loopinlab.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.