L A (Rock)

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Jahr: 2014, Woche: 03

Lisiena hat sich eine Mitstreiterin gesucht: die Schlagzeugerin Aline Mauch. Zusammen sind sie L A. Mit AC/DC-Stromblitz im Namen und viel Kontext-Getöse wollen sie die Welt nun überzeugen, dass sie nur auf die beiden Mädels gewartet hat.

Fred Feuerstein hat seinen Barney, und Tim hat Struppi. Auch Münchens Vampirella hat sich nun einen Kompagnon gesucht, denn jede gute Geschichte braucht eine zweite Figur, um die Handlung ordentlich voran zu treiben. Ihre Karriere hat Lisiena Arifi, die sich momentan einen comicartigen Vampir-Look zugelegt hat, in den vergangenen zwei Jahren im Alleingang und unerbittlich voran getrieben. Zwei, in Eigenregie veröffentlichte Alben, alle zwei Monate ein neuer Look – immer angelehnt an aktuelle Poptrends, immer mit einem Hang zur Übertreibung – und eine ganze Menge Konzerte. Doch nun wurde das Konzept Lisiena erweitert: Zusammen mit der Schlagzeugerin Aline Mauch sind sie jetzt L A (Foto: Fabian Ketisch).

Zwischen die beiden Buchstaben, die sich ganz simpel aus den Vornamen der Musikerinnen ergeben und gleichzeitig an Los Angeles, Metropole der Inszenierung per se erinnern, setzen sie in ihrem Logo den AC/DC-Stromblitz. Und auch sonst ist man nicht sicher vor Zitaten und Referenzen. Im trockenen E-Gitarrenrock der beiden wimmelt es nur so von Anspielungen: Die rotzige Lederjacken-Attitüde einer Joan Jett trifft auf den reduzierten Bluesrock der White Stripes. Eine gehörige Portion Wut und Getöse im Sinne der Riot-Grrrls ist ebenso spürbar wie die subtile Sexyness von PJ Harvey zu „Rid of me“-Zeiten. Aufgemotzt wird das mit einem –fast kitschigen – Gothic-Rock-Look und der Hybris, die jeder ordentliche Popmusiker braucht: Die Attitüde, das zu sein, worauf die Welt gewartet hat.

Das Potpourri aus Popzitaten geht auf: In München gibt es nur wenige Künstler, die ein derart geschicktes Händchen für Kontexte haben wie Lisiena. Und die erkannt haben, dass Kontexte fast ebenso wichtig sind wie die Musik. L A ist für Lisiena eine musikalische Weiterentwicklung: Sie will das nun hinzugewonnene Schlagzeug nicht nur als Begleitung ihrer Songs sehen, sondern als eigenes strukturgebendes Element. Gerade waren sie für ein erstes Album im Studio. Rita Argauer
Erste Eindrücke gibt es unter: soundcloud.com/hiwearela

Stil: Rock
Besetzung: Lisiena Arifi: Gitarre, Gesang; Aline Mauch: Schlagzeug
Aus: München
Seit: 2013
Internet: hiwearela.tumblr.com, www.facebook.com/hiwearela

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Lisiena (Punk-Songwriter)

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Jahr: 2013, Woche: 37

Lisiena Arifi (Foto: Thomas Spitschka) gehört zu den experimentellsten Musikerinnen Münchens – die Malereistudentin ist mir ihrer Mischung aus Songwriter-Poesie und punkiger Darstellung jedoch stets überzeugend.

Ein bisschen scheint die Kunstakademie München mittlerweile auch Brutstätte experimentierfreudiger Musiker zu sein. Lisiena Arifi  ist derzeit wohl das extremste und produktivste Beispiel. Mit einem unfassbaren Output spielte sie sich innerhalb eines guten Jahres in viele Ohren – jetzt hat sie ihr zweites Album veröffentlicht.

Mit dem Klischee einer typischen Songwriterin brach sie schon von Beginn an: Schrille Outfits, eine himmelschreiende Selbstinszenierung und Songs mit dem kantigen Lo-Fi-Charme einer frühen PJ Harvey brachten ihr bei ihrem Debüt einigen Respekt ein. In ihrem neuen Werk „Dynamite“ entwickelt die Malereistudentin die Kunstfigur weiter, die sie für sich als Musikerin geschaffen hat: Von der Punk-Barbie mit rosa Turmfrisur ist sie nun zu einer Art Animé-Vampirella geworden. Und auch musikalisch sind die neuen Stücke um einiges düsterer. Sie arbeitet mehr mit verhallten, übereinanderliegenden Tonspuren, fernen Drum-Sounds und indirekter Stimme. Damit greift sie eine Ästhetik auf, die vor ein paar Jahren unter dem Namen „Witchhouse“ aufkam – all das, was in den Achtziger- und Neunzigerjahren Gothic genannt wurde, nur etwas dreckiger und etwas weniger romantisierend.

Ihre Inszenierungen wirken nie unangenehm, sie schafft es – als unermüdliche DIY-Künstlerin – in sich stimmig und überzeugend zu bleiben. Nennt ihren Stil, in Anlehnung an die ausgestellte Oberflächlichkeit, „Audio-Couture“ oder „Prêt-à-Rocker“ und vertreibt ihre Musik auf ihrem Label „Pineapple Records“ selbst. 2012 tourte sie beachtlich durch Deutschland. Das steht nun auch in diesem Herbst wieder an. Rita Argauer

Stil: Punk-Songwriter
Besetzung: Lisiena Arifi
Aus: München
Seit: 2011
Internet: www.lisiena.com, www.facebook.com/lisiena.official

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.