Zeichen der Freundschaft: Im Shopping-Wahn

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Lippenstift in Lachsfarben und Nagellack in der Frühlingsfarbe Weiß: Eine gute Freundin unserer Autorin hat sich längst auch zu ihrer ganz persönlichen Shopping-Beraterin entwickelt.

Ich lackiere noch meinen letzten Fingernagel zu Ende. Ein
Seitenblick auf die Uhr verrät mir, dass ich wieder einmal unpünktlich bin.
Caro wird es mir wie jedes Mal nachsehen, dass ich zu unserer Verabredung zu
spät komme. Sie ist meine liebste Shoppingbegleitung, und es ist wieder einmal
Zeit für unser gemeinsames Ritual: Mittagessen beim Chinesen mit anschließendem
Auskundschaften der neuesten Lippenstift- und Nagellacktrends für den Frühling. 

Mit Caro ist es geradezu unmöglich aus einem Laden mit leeren Händen wieder
rauszugehen. Caro fühlt sich in Kosmetikläden so, wie ein Affe in der freien
Wildbahn – sie ist ganz in ihrem Metier und avanciert unweigerlich zur
Verkäuferin: „Barbara, weißer Nagellack ist DIE Trendfarbe, ich weiß es und du
weißt es jetzt auch.“ Ich bin ihr dankbar für diese Information und greife
instinktiv zu einem weißen Nagellack. Meine shoppingsüchtige Freundin führt mir
immer wieder vor Augen, was in meiner Kosmetikabteilung alles noch fehlt – und
bemerkt dabei, was bei ihr selbst noch alles auf der ‚to-buy-Liste‘ steht: „Ich
will einen neuen Lippenstift, aber ich weiß nicht welche Farbe, ich brauche sie
alle!“ Mit weitgeöffneten Augen und zittrigen Händen greift sie nach einem
lachsfarbenen Lippenstift, von dem ich ihr dann aber abrate. Nach langem Durchprobieren
landen wir bei einem frechen Pinkton, den wir uns ehrfürchtig auf den
Handrücken tupfen. Mein anfängliches Zögern, ob ich auch einen Lippenstift
kaufen sollte, entkräftet Caro mit bestimmten Tonfall: „Barbara, einen Lippenstift
brauchst du unbedingt!“ Und ich finde, sie hat Recht: Dieses bunte Utensil macht
das Leben einfach farbenfroher. 

Mit wohliger Gänsehaut schreiten wir an die
Kasse – mit zwei Nagellacken – darunter die Frühlingsfarbe Weiß – drei
verschiedenen Lipplinern, einem Trockenshampoo, Haarpuder (laut Caro ein Must-have
für jedes Badezimmer) und Lippenstift in frechem Pinkton bewaffnet. Eine Stunde
Shoppen mit Caro ist wie ein einwöchiger Wellnessurlaub in Südtirol: Erfrischend
und wohltuend. Es macht mir Freude ihren malerischen Beschreibungen von
Kosmetikprodukten zu lauschen, und sie genießt es, wenn ich ihren Anweisungen Folge leiste: „Siehst du, wie butterweich sich dieser Kajal auftragen lässt?“

Dieses Produkt stehe laut ihrer Aussage überhaupt
nicht in Relation zu diesen fiesen, spitzen Billig-Eyelinern, die einem beim Auftragen
fast die Haut zerfetzen würden.

Ihre
Worte sind unbezahlbares Wissen, welches man nur mit den engsten Freundinnen teilt.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass man unter einem Lippenstift heutzutage
einen Lip Primer aufträgt, um unschöne Rillen zu verdecken. Genauso wenig
wusste ich, dass man gerötete Stellen im Gesicht mit grüner Concealerfarbe
wieder neutralisieren kann. Aber ich bin froh, dass Caro mir das alles erklärt. 

Einmal in den Semesterferien führen wir unser Shopping-Ritual fort und werden
dabei kontinuierlich übermütiger, was schlecht für meinen Geldbeutel ist. Einen
neuen Geldbeutel könnte ich übrigens auch gebrauchen. Caro hat mir bereits
einige Links geschickt – natürlich nur in den neuesten Frühlingsfarben.

Text: Barbara Forster

Foto: Yunus Hutterer

Ein Abend mit: KLIMT

Verena Lederer ist musikalisch mit ihrer Band The New Colossus und Solo als KLIMT unterwegs. Noch ist sie aber hauptberuflich als Redakteurin tätig. Und wenn sie mit keinem von beidem beschäftigt ist, besucht sie Konzerte und macht mit ihrer ehemaligen Mitbewohnerin das Münchner Nachtleben unsicher. Nicht immer überlebt das ihr Lippenstift.

Hier beginnt mein Abend: In meiner WG-Küche in Obergiesing. Was anfängt mit: „Lass uns zusammen ein Spezi trinken!“ hört gern mal morgens um 5 irgendwo in München auf.

Danach geht’s …
für Konzerte ins Strom, Milla, Bahnwärter Thiel, Lost Weekend etc.,
zum Tanzen in die Rote Sonne, Harry Klein oder Cord

Mit dabei ist: Oft meine Ex-Mitbewohnerin Alina. Nach nur 2 Monaten Chaos-WG macht uns partymäßig niemand mehr was vor.
Außerdem: Lippenstift. Den verliere ich zwar in 5 von 10 Fällen, aber hey, stilvoll geht die Welt zu Grunde.

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Augustiner. Gin Tonic. Moscow Mule. In dieser Reihenfolge.

Mein Lieblingsgesprächsthema:
M&M: Musik und Männer.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
The Do – Despair, Hangover and Ectasy.

Mein Tanzstil in drei Worten:
Armeschütteln, Powackeln, Beineheben

Der Anmachspruch ging gar nicht:
„Ist das Make-up oder ist das ein Gesicht?“

Meine dümmste Tat im Suff war:
In der Ubahn einschlafen und zur Endstation fahren. Dann wieder zurück fahren, wieder einschlafen und wieder bis zu Endstation fahren usw. … Ich war etwa 2 Stunden unterwegs.

Das beste Katerfrühstück gibt`s im/bei:
Zählen die nächtlichen Pommes schon als Katerfrühstück? Ansonsten mit nem Croissant vom Bäcker an der Isar sitzen. Besser als jedes Katerfrühstück.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Dem Atomic. Da habe ich leider noch nicht in München gewohnt. Ich glaube, da hätte es mir sehr gut gefallen. Schade, dass wir uns verpasst haben.

Foto: LYNX Lichbildwerke

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