Zeichen der Freundschaft: Liebe auf den ersten Bissen.

Bei Theresa und Hanna geht Liebe auch durch den Magen. Ein wunderschöner Einblick in eine tolle Freundschaft.

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Es zischt. Kaltes Wasser trifft auf heißes Metall. Ich
stelle die Bratpfanne ins Waschbecken und lasse mich auf meinen Stuhl fallen.
Hanna sieht mich seufzend an. „Do you want to marry me?“, fragt sie. Ich nehme
meine Gabel und lache. „Es sind nur Omelettes“, erwidere ich zwischen zwei
Bissen, aber sie lässt nicht locker. „Ich mein’s ernst.“

Hanna ist vielleicht die beste Freundin, die ich je hatte. Wir ergänzen uns
perfekt. Sie isst gerne, hat oft nicht die Zeit oder die Nerven zu kochen, aber
dafür immer Hunger, und ich, ich schlüpfe liebend gerne in meine schicke bunte
Schürze und koche für sie, auch wenn Hunger für mich ein Fremdwort ist.

Ich bin niemand, der sich mit seinen Fähigkeiten brüstet, eher
im Gegenteil. Aber wenn es etwas gibt, von dem ich mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass ich es gut kann, dann ist es Kochen und Backen.
Es ist mir ein Rätsel, warum manche Leute sich weigern, Zwiebeln zu schneiden,
Butter anzuschwitzen, Mürbteige zu kneten und Suppen zu pürieren. Für mich ist
das pure Meditation – und wenn ich damit auch noch jemand anderen so glücklich
machen kann, wie Hanna, die mir gerade schlemmend gegenüber sitzt, dann ist die
Welt für einen kleinen Augenblick eine bessere.

Das erste Mal, als Hanna mir einen Heiratsantrag machte,
saßen wir in meinem Zimmer auf dem Boden und aßen Kaspressknödel. Sie,
hochdeutsch sprechend und dialekt-unverdorben, hatte zwar einige
Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen, aber das war kein Argument gegen
die Entscheidung, es zu ihrem neuen Lieblingsgericht zu erklären. Und mich zu ihrer
Heiratskandidatin erster Wahl. Vielleicht nach ihrem festen Freund.

Bevor ich Hanna kannte, dachte ich, diese
Mädchenfreundschaften, in denen man sich alles erzählt, in denen man sich
Zöpfchen flicht und Erdbeeren mit Schokolade isst, in denen man zusammen auf
dem Bett liegt, schnulzige Musik hört und Schauspieler und ehemalige
Freundinnen aus dem Gymnasium auf Facebook stalkt, sei eine Erfindung Hollywoods.

Aber mit Hanna macht das alles Sinn. Und jeder Augenblick,
den wir zusammen in meiner in kaltes Neonlicht getauchten Küche sitzen und
Omelettes essen, ist wertvoll, und es gibt nichts, das ich lieber tun würde.
Seit Hanna nicht mehr sagt „Mir schmeckt’s“, sondern mich fragt, ob ich sie
heiraten will, muss ich mir nicht einmal mehr Gedanken darüber machen, dass ich
für immer Junggesellin bleiben könnte.

Von: Theresa Parstorfer 

Foto: Yunus Hutterer