Diesmal verraten uns Felix Flemmer und Leo Bauer, beide 23 und Gründer des Radiosenders 80000, wie sie den Samstagabend verbringen. Welche Songs dabei auf keinen Fall fehlen dürfen, haben sie hier beantwortet.
Hier beginnt unser Abend:
Am Kurfürstenplatz, auf soundcloud. Wir kochen
serbischen Reis, trinken zu früh, zu viel und zu lang.
Danach geht’s ins/zu:
Ins
*GIRLS* in der Reichenbachstrasse 22.
Unsere Freunde haben andere Pläne. So überzeugen wir sie
vom Gegenteil:
Überzeugungsarbeit macht schlechte Laune, sollen sie
doch machen was sie wollen.
Mit dabei ist immer:
Handy ohne Akku
An der Bar bestellen wir am liebsten:
Wodka-Soda
Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
21
Uhr: Skepta – Man
1:30 Uhr:
Bluntman DeeJay – Astat (real)
6:00 Uhr:
Meilner – Mandarinenbaum
Unser Tanzstil in drei Worten:
K. Ro Naldo
Der Spruch zieht immer:
Schön
dich zu sehen!
Nachts noch einen Snack. Unser Geheimtipp ist:
GÜL am Isartor.
Unsere dümmste Tat im Suff war:
„Bitte noch ein Bier!“
Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s
im/bei:
Eine Plattform, die über den reinen Lokalhörfunk hinaus geht: Weil ihnen das Musikangebot im Internet nicht genügte, haben Felix Flemmer und Leo Bauer, beide 22, einen eigenen Sender aufgezogen
Ein eigener Radiosender. Eine Plattform, die über den reinen Lokalhörfunk hinaus geht. Andere Musik für München. Schon länger schwirrt diese Idee in den Köpfen von Felix Flemmer, 22, und Leo Bauer, 22, herum. Entstanden ist vor einem Monat das Online-Radio 80000. Jeden Tag senden Felix, Leo und sieben musikaffine Freunde eine Stunde lang ihre Showkonzepte.
Mit den Worten „Hier ist Berlin, Voxhaus“ begann im Oktober 1923 die deutsche Geschichte des Hörfunks – 86 Jahre und 183 Tage später startet Radio 80000 mit einem fetten Hip-Hop-Beat. 80000? Der Name klingt sperrig, doch das ist gewollt. „Auf jedem Münchner Postkasten steht 80000, die Postleitzahl. Es war wichtig, dass der Name zeigt, woher wir kommen. Außerdem ist die Post wie das Radio veraltet, aber besitzt für uns immer noch einen absoluten Reiz“, sagt Leo. Man könne den Namen auch als Abgrenzung zu Bayern 1, Bayern 2, Bayern 3 verstehen. „Mit unserem Namen positionieren wir uns gleich ganz am Sende-Rand, dass sich alle denken können, dass wir unser eigenes Ding machen“, sagt er.
München hat sich verändert. Die Szene ist da, nur manchmal sehr versteckt
Angefangen hat es mit einer SMS, die Felix im Januar an seinen ehemaligen Schulfreund sendet. Felix studiert an der Hochschule Kommunikationsdesign und macht zu dieser Zeit ein Praktikum in Zürich. Leo, Student der Innenarchitektur, absolviert zur gleichen Zeit ein Praktikum in München. Beide verbringen den ganzen Tag vor dem Computer und hören neben ihrer kreativen Arbeit Musik. „Irgendwann hat man seine Musik durch und braucht was Neues und fängt an, Online-Radiosender zu hören. Da gibt es weltweit schon richtig gute“, sagt Felix. Aber das genügt nicht. „Plötzlich habe ich gedacht, warum keinen eigenen machen“, sagt er. Felix schreibt Leo eine Nachricht und steckt ihn sofort mit seinem Plan an.
Beide Münchner haben als DJ-Duo Westermühl Brigade in verschiedenen Clubs in München aufgelegt. Ihr Sound ist sehr Hip-Hop-lastig. Um ein breiteres Musikspektrum zu haben, holen sie sich den angehenden Augenarzt Jakob Siedlecki, 26, als Techno-House-Spezialisten zu ihrem Projekt hinzu.
Und Jakob bleibt nicht der einzige. Bei Radio 80000 arbeiten mittlerweile neun junge Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern zusammen, die jede Woche sieben Sendungen von 21 bis 22 Uhr moderieren und kuratieren. „Uns war klar, dass wir es nicht alleine machen wollen. Wir haben Freunde, die wirklich einen guten Musikgeschmack haben“, sagt Leo. Ihre eigene Show haben Jurastudent Raphael Stärk, 24, Architekturstudentin Alissa Hoffmann, 21, Lukas Krompholz, 22, Junior-Editor bei einem Streamingportal, die Politikwissenschaftsstudentin Amanda Stach, 22, die Medizinstudenten Kornelius Winds, 25, aus Wien und Bijan Petrus, 23, aus Oradea in Rumänien. „Es sind alles Menschen, die sich mit München verbunden fühlen, auch wenn sie nicht mehr hier wohnen“, sagt Leo.
Doch warum ein neues Internet-Radio für junge Münchner, wo doch durch das Mitmach-Radio M 94.5 und den Jugendkanal Puls vom BR die Zielgruppe umfassend abgedeckt ist? Keiner der Mitarbeiter von Radio 80000 besitzt bereits Erfahrung im Hörfunk-Bereich. Die Sendungen werden über ein Programm mit dem Laptop aufgenommen und gleich gesendet. „Die Technik macht jeder für sich selbst. So klingt es manchmal auch noch“, sagt Felix. Doch den DIY-Spirit möchten sie beibehalten. „Wir finden die Arbeit der anderen Sender super, aber haben uns nicht mehr richtig repräsentiert gefühlt. Wir wollen eine Plattform für die Leute machen, denen es ähnlich geht“, sagt Leo. Er und Felix vertrauen den anderen Mitgliedern musikalisch vollkommen. Da hat jeder in seiner Show die Freiheit, zu sagen und zu spielen, was er will.
Nichts dem Zufall überlassen sie allerdings bei der Grafik. Das ganze konzeptionelle und visuelle Auftreten haben die beiden unter Kontrolle. „Wir unterstützen uns gegenseitig. So habe ich auch ein schönes Cover für meine Show“, sagt Jakob. Während des Interviews merkt man, dass Felix und Leo ein eingespieltes Team sind. Genau wie mittwochs in der Show „WMB Et Cetera“ von Leo und Felix. „Sie werfen sich einen Ball nach dem anderen zu. Man hat das Gefühl, als Freund dabei zu sein“, sagt Jakob, um danach zu ergänzen: „So einen Partner für meine Sendung hätte ich auch gerne.“ Der Radiosender soll organisch wachsen – an Shows und an Menschen, die Spaß haben mitzumachen. Es soll kein reiner Musiksender werden. An verschiedenen neuen Konzeptideen wird permanent getüftelt. „Leo war für ein paar Tage in London. Für ihn ist ein Freund von mir eingesprungen, der auch Designer ist. Wir haben in der Show über unsere Arbeit und den Berufseinstieg gesprochen. Themen, die uns berühren. In solchen Gesprächen sehe ich Potenzial“, sagt Felix.
München hat sich verändert. Die Szene ist da, nur manchmal sehr versteckt. Und das ist ein wichtiger Punkt für das neue Münchner Internet-Radio. Vor fünf Jahren war es noch nicht denkbar, dass Boiler Room in München stattfinden würde, meint Leo. Es gibt viele Open Airs, Konzerte, Ausstellungen. Neue Projekte aus unterschiedlicher Richtung.
Doch wie erfährt man von solchen Szene-Veranstaltungen? „Ich wollte auf eine Ausstellung in einer Off-Location in der Blumenstraße gehen. Als ich es gegoogelt habe, konnte ich nichts herausfinden“, sagt Jakob. „Oft ist es so, dass die gleichen Leute dort sind. Die selben, die ins Kong gehen, im Charlie feiern oder im Attentat einen griechischen Salat essen. Wenn du Freunden von den Veranstaltungen danach erzählst, wären sie auch gerne hingegangen, wussten aber nicht, dass es so was in München gibt. Die Reichweite ist nicht da. Das könnte ein mögliches Ziel von Radio 80000 sein: die verschiedenen Szenen zu vernetzen“, sagt Leo.