Ladenhüter und andere Männer

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Feminismus, Diskriminierung, Aufschrei! – wie es um die Frauen der Schöpfung steht, darüber wurde in letzter Zeit viel diskutiert. Doch Hannah stört sich nun an der Einseitigkeit der Sexismus-Debatte. Sie gründet die “Pro XY”-Bewegung: Gleichberechtigung für Männer.

Hannah kennt sich aus. Hannahs Freund ist Frauenbeauftragter an einer Münchner Universität. Seine Hauptaufgabe: Die Studentinnen dafür sensibilisieren, dass sie diskriminiert werden. Denn jüngsten Umfragen zufolge merken die meisten das gar nicht. Aufschrei. Hannahs Meinung zu Feministinnen lässt sich schwer wiedergeben, ohne Feministinnen zu beleidigen.

Jedenfalls wünscht sich Hannah, der Aufschrei würde weniger auf Twitter als bei bettlichen Verausgabungen vorkommen, für eine gesteigerte Ausgeglichenheit aller Feministinnen weltweit. Oder so ähnlich. Man kann das auch diplomatischer ausdrücken: Hannah stört sich an der Einseitigkeit der Sexismus-Debatte. Deshalb kämpft sie jetzt für die Gleichberechtigung der Männer. „Pro XY“ nennt sie ihre Bewegung. Ich habe Zeit und mache mit.

Unsere heutige „Pro XY“-Aktivität besteht in verständnislosem Kopfschütteln. Es geht um eine Website, die unsere Freundin Judith eines Abends entdeckt hat, als sie gerade gemeinsam mit den Gilmore Girls die zweite Flasche Rotwein entkorken wollte. Es ist ein Online-Shop. Die Ware: Männer. Es gibt „regionale Produkte“, Produktbeschreibungen und sogar einen Warenkorb. Würde man Frauen so verkaufen, der Aufschrei würde vermutlich die Fenster der Theatinerkirche zerspringen lassen.

Mit Männern kann man es aber machen. Ist ja nur Spaß. Aha. Judith hat sich gleich mal ein paar Schnäppchen gegönnt. Die liegen jetzt alle im Warenkorb und warten auf ein Date. Hannah und ich sind entsetzt. Judith zuckt mit den Schultern. Es sei ja nicht wirklich wie Einkaufen, sagt sie. Tatsächlich gibt es die Männer umsonst. Hannah und ich überlegen, ob es nicht sogar noch sexistischer ist, den Herren auch noch jeden Geldwert abzusprechen.

Dass tatsächlich alles seinen Preis hat, stellt Judith dann wenige Tage später selbst fest. Sie ruft mich an, als ich mit Hannah gerade an einer Pro XY Bürgerinitiative zur Einführung einer Männerquote in der “Emma”-Redaktion feile. Sie habe sich mit einem der Produkte getroffen, erzählt sie. Und dass der Abend spannender gewesen wäre, hätte sie gemeinsam mit den Gilmore Girls das Telefonbuch gelesen. Drei Stunden habe ihr Date nur über sein Studium erzählt: Gender Studies. Ironie des Schicksals. Judith hat jedenfalls eine Reklamationsmail an die Website geschickt. Die steckte den guten Herrn in die Ladenhüter-Kategorie. XY-Aufschrei. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.