Zeichen der Freundschaft: Glitzerregen

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Glitzer ist nicht nur ein verbindendes Element zwischen unserer Autorin und ihrer Freundin Juli, sondern auch ein ganz besonders sympathischer, wirksamer Kommunikator. Ach ja 

und außerdem einfach überall.

“Ich stehe mit beiden Beinen fest im Glitzer”, steht auf dem Jutebeutel den ich von Juli zum Geburtstag geschenkt bekam. Und wenn Juli mit ihren in Ankersocken gekleideten Füßen auf einem Häufchen Konfetti-Glitzer in meinem Zimmer steht und mit unserem extra dafür angeschafften Schminkpinsel Glitzer in ihrem Gesicht verteilt, während wir Rotwein nippend die Atomic Café Playlist auf Spotify durchhören und mitgrölen, dann scheint es fast so, als wäre mein Jutebeutel ein für uns angefertigtes Unikat.

Was für andere ein lustiges Partygadget ist, ist für uns die dritte beste Freundin, die uns überall hin begleitet: Das besonders auffällig im Badezimmer drapierte Schächtelchen, in dem sich Glitzer in allen Farben dieser Welt finden lässt. Oder auch unser Restkontakt in die Außenwelt, wenn wir in unserem eigenen Kosmos verschwinden. Denn Glitzer verbindet, sodass wir auf jedem Konzert und auf jeder Party eine kleine Menge Menschen um uns versammeln, die von unserem freudebringenden Staub abhaben wollen. Und den teilen wir gerne und in rauen Mengen! Mal mit unseren Mitmenschen oder eben dann eher unfreiwillig an anderen Orten dieser Welt – in Julis großem Bett zum Beispiel, wenn wir nach einer durchtanzten Nacht mit einer Fertigpizza zwischen uns einschlummern. Oder in unseren Haaren: Dort verfängt sich das Glitzer meist besonders hartnäckig. Genauso wie in den Rillen des Holzbodens, auf unserer Kleidung oder auf dem Schreibblock, so dass das Glitzer selbst aus einer Vorlesung am Montagmorgen meine eigene kleine Party macht.

Im letzten Winter kamen wir dann auf die grandiose Idee, eine WG zu gründen. Noch bevor wir nach Wohnungen Ausschau hielten, kaufte Juli Bronze-Pulver im Baumarkt, mit dem wir unseren zukünftigen Esstisch bearbeiten könnten. Die Wohnung allerdings blieb uns bis heute verwehrt, doch Glitzer bleibt für uns einzigartige Kommunikation – kreuzt Juli in ihren Glitzerleggins bei mir auf, weiß ich direkt, dass ich heute nicht allzu früh ins Bett kommen werde.

Hey Juli, alles Gute zu deinem Geburtstag! Ich freue mich darauf, bei Kraftklub eine Menge Glitzer in dein hübsches Gesicht und in die Menschenmenge zu werfen und danach für dich staubzusaugen.

Text: Jana Haberkern

Band der Woche: Django S

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Die Jungs von
Django S bezeichnen ihren Musikstil als „Bavarian Madness“. Sie feiern politisch, provokant und mit großer Lust an inszenierter Prolligkeit das Musiker-Leben.

Dass Bayern in Pop-Deutschland mal wenigstens so ein bisschen beliebt werden konnte, überrascht. Bayern zeigte sich ja bisher eher glanzlos im Vergleich zu den deutschen Pop-Städten Berlin und Hamburg. Und auch, wenn da auf der nördlichen Seite viel Selbstüberschätzung und auch ein bisschen ignorante Arroganz dabei gewesen sein durfte: Mit Ausnahme von solch ausgesprochen geschmackssicheren und gleichzeitig mit hübschestem Understatement ausgestatteten Gruppen wie Slut aus Ingolstadt oder The Notwist aus Weilheim, hatte Bayern bis Mitte der Nullerjahre deutschlandweit relativ wenig zum aktuellen Pop-Geschehen beizutragen.

Mit dem Understatement war es dann jedoch schlagartig vorbei, als plötzlich auch die Rest-Republik auf den protzig-prolligen und Blaskapellen-geschulten La-Brass-Banda-Sound tanzte. Wenn schon Bayern, dann richtig Bayern. Plötzlich gab es diverse Tubas, Trompeten oder Posaunen, alle mit einfachen Vor- oder Nachschlägen, die die mehr oder weniger lustigen Mundart-Texte der jeweiligen Sänger antrieben.

Nun, diese Zeit ist jetzt auch schon wieder vorbei. Deshalb wirkt es auch fast ein wenig rückwärtsgewandt, wenn Django S ihren Musikstil weiterhin vehement als „Bavarian Madness“ bezeichnen, die sie dann auch gleich zu Lebenseinstellung und Lifestyle erheben. Wenn man jedoch in deren neues Album „Mund auf, PU-Schaum“ hineinhört, katapultiert es einen eigentlich gleich noch ein Jahrzehnt weiter nach hinten. Von den früheren Misch-Versuchen von Balkan- und Bayern-Beat hat sich das Septett mittlerweile verabschiedet. Auf dem neuen Album wird ein Stil revitalisiert, der Ende der Neunzigerjahre zuletzt an der Pop-Oberfläche schwamm: Ska-Punk, also Bläser und verzerrte Gitarren, die geballte Faust auf dem Albumcover im Stil sozialistischer Wahlplakate der Weimarer Republik sowie der Eröffnungsbrüller „Geld oder Leben“. Dessen Text darf man hier durchaus mehr metaphorisch und weniger im Wild-West-Stil verstehen: Django S machen in diesem Song den Gegensatz zwischen einem guten Leben und einem gut bezahlten Job auf. Da klingelt einem die provokativ-assoziale Hymne „Unemployed“ der Deutsch-Punk-Band Wizo in den Ohren, hinzu kommen breitbeinig rockistische Gitarren und eine Stimme, die mit Absicht ein bisschen tiefer gedrückt wird, als sie eigentlich klingen könnte. Eine ziemlich prollige Angelegenheit. Das erinnert rein musikalisch an Neunzigerjahre-Bands wie Dog Eat Dog. Oder eben aktuell an Kraftklub, was auch zum aktuellen britischen Hooligan-Look von Django S auf deren Fotos passt.

Genauer betrachtet ergibt das alles Sinn: Django S befinden sich gerade an der Grenze vom Studenten-Dasein zum Berufsleben. Das bedeutet nicht nur, dass sie das Ende der Neunzigerjahre noch als Pop-Hörer und frühe Teenager mitbekommen haben dürften, sondern auch, dass der Lebenslauf in diesem Alter in ein Arbeitsleben kippt, das im Normalfall weniger vom Party-Band-Dasein bestimmt wird. Django S sind eigentlich ganz bürgerlich aufgestellt: Alle Mitglieder haben entweder einen Ingenieurs-Beruf studiert oder studieren so ein Fach gerade noch. Doch bevor die Entscheidung zwischen Geld oder (Rocker-)Leben letztlich getroffen werden muss, feiern Django S noch einmal politisch, provokant und mit großer Lust an inszenierter Prolligkeit das Musiker-Leben. Das dürfte auch schon arbeitenden Menschen gefallen. Als Ausbruch. Etwa auf einem Konzert, am Freitag, 6. Oktober, im Münchner Backstage. Ein passender Ort, an dem solche Musik sowieso nie aufgehört hat und seit den Neunzigerjahren wunderbar existiert. 

Stil: Ska/Rock/Brass/Punk
Besetzung: Leonard „Dr. Faxe“ Spies (Gesang, Gitarre), Klaus „Motschep“ Moser (Bass, Gesang), Martin „Maschd“ Brandl (Gitarre), Valentin „Vallus“ Limmer (Schlagzeug), Simon „Seamon“ Maier (Trompete), Raphael „Azrael“ Opperer (Posaune), Simon „Vladi“ Ladner (Trompete)
Aus: Rosenheim, München
Seit: 2010
Internet: www.suridjangos.de

Text: Rita Argauer

Foto:
Phil Pham