Konstruktive Reibereien

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Gregor ist konfliktscheu. Er ist kein Mann der großen Worte und wenn es zum Streit kommt, lässt er lieber Taten sprechen. Und wo ließe sich so ein Streit besser unterbinden, als im Schlafzimmer? Meint Gregor.

Es ist schon erstaunlich. Da wundern sich viele Menschen, dass ihre Beziehung in die Brüche geht. Fehlende Gemeinsamkeiten stellen die Pärchen dann in ihren Krisengesprächen fest. Und abweichende Zukunftsvorstellungen. Urplötzlich. Und schon ist man Single. Dabei hätten sie es schon viel früher feststellen können, dass ihre Partnerschaft nicht mehr funktioniert. „Wir hatten ja auch schon ewig nicht mehr Sex.“ Sagen sie dann. Aha. Ist das wirklich so simpel?

Gregor sagt, das geht. Und Gregor muss es wissen, Gregor ist konfliktscheu. Streitereien geht er aus dem Weg. Und wenn das nicht geht, verlagert er die Diskussion mit der Freundin einfach ins Schlafzimmer. Das entspannt eben, sagt Gregor. Das ist Erpressung, finde ich: Sex oder Ärger. Dabei braucht eine Beziehung doch hin und wieder auch mal konstruktive Reibereien. Gregor grinst. Das sei ja das Schöne an seiner Methode der Krisenintervention.

Vergangene Woche habe er sich zum Beispiel beinahe mit Verena gestritten. Als Gregor und sie nach einem gemeinsamen Tag am Ammersee mit seinem Auto nach Hause fuhren, eröffnete sie ihm, dass sie schon lange ernsthaft mit ihm über ihre Beziehung reden wollte. Gregor brach der Schweiß aus. Für ihn gab es gar keine Beziehung, über die man hätte reden können. Das hören Frauen in solchen Situationen aber nicht gern. Der Streit war programmiert. Was blieb ihm da anderes übrig, als den nächsten Parkplatz anzusteuern? Disputus interruptus. Oder so ähnlich.

Das funktioniert ganz ausgezeichnet, wiederholt Gregor. Dann klingelt sein Handy. Es ist Verena. Hysterisch. Sie sitze gerade in ihrer Stammkneipe, kreischt sie, und sei soeben wiedererkannt worden als „die Tussi, die da im Auto mit dem Typen“ und so weiter. Offensichtlich hat Gregor sich den falschen Ort für den „Konfliktlösungsprozess“ ausgesucht. Verena ist stinksauer. Gregor ist hilflos. Diesen Streit kann er wohl nicht zwischen den Laken lösen. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.