Ein Abend mit: Elisa Giulia

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Sängerin Elisa von der Band ELIZA behauptet, weder tanzen zu können, noch betrunken Kopfstände zustande zu bekommen. Dafür macht sie ziemlich schönen, melancholischen Pop. Und ziemlich gute Pancakes.

Name: Elisa Giulia
Alter:
25
Beruf:
Die coolste Nanny von den besten Kids der Welt.
Internetseite / Band:
ELIZA


Hier beginnt mein Abend:
Gärtnerplatz
oder Isar

Danach geht’s ins/zu:
In die
Favo oder gleich tanzen…am liebsten elektronisch.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom
Gegenteil:

Ich rede so lange und so viel, dass es soooo
nervig wird und sie keine andere Wahl mehr haben!

Mit dabei ist immer:
Viel Sarkasmus und Ironie.

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Weissweinschorle und Vodka.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Ist mir eigentlich Wurscht! Hauptsache kein Hip
Hop oder Schlager.

Mein Tanzstil in drei Worten:
Kann nicht tanzen.

Der Spruch zieht immer:
Im Taxi: “Lieber Herr Taxi-Fahrer, ich habe
nur noch diese 10€ hier, können Sie mich trotzdem heimbringen, ich bin doch so
betrunken!?“

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:
Döner!
Meistens schmeckt der mir zu später Stunde überall.

Meine dümmste Tat im Suff war:
Mir einzubilden, ich wäre noch in der Lage einen
Kopfstand zu machen.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:
Pancakes – bei Elisa dahoam.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Dem Kong

Foto:

Manuela Pickart

Charmant abgerockt

Um den Vorurteilen über München entgegenzuwirken, wollen vier junge Frauen mit ihrem Blog „Untypisch München“ die Stadt an der Isar auch mal von ihrer dreckigen Seite zeigen.

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Vielleicht hat ihn ja schon mal jemand wahrgenommen: den schwarzen Sticker mit dem Trachtenhütchen. Er klebt an Münchner Ampeln, Mauern oder auch an den Wänden der einen oder anderen Bar. Es ist der Sticker des „Untypisch-München“-Blogs, den vier junge Münchner Studentinnen betreiben. Lisa Spanner, 24, Nadine Miller, 26, Liana Boldova, 23, und Michaela Konz, 27, sitzen an einem Märztag in der Loretta Bar an der Müllerstraße vor Cappuccino und Cola und man sieht ihnen an, dass sie Mode studieren. Genauer: Modejournalismus und Medienkommunikation. An der privaten Uni Akademie Mode & Design München (AMD). Dort haben sie sich auch kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Mode-Blick. Der Trachtenhut im Logo, designt von Lisa, soll auf ironische Weise das Bild skizzieren, an das Auswärtige wohl beim Stichwort München denken: die wohlhabende Münchner Schickeria, mit Trachtenhut auf dem Kopf und dem Bierglas in der Hand. Von diesem Bild möchte sich der Untypisch-München-Blog jedoch distanzieren

„Untypisch München soll nicht heißen: Wir gehen hier immer in die Druffi-Läden und sind verharzt wie nur möglich“, sagt Lisa. Sie hat tätowierte Unterarme, trägt ein graues Wollkleid und einen Nasenring. Aber eben das charmant abgerockte oder auch entspannt rohe München soll es sein. „Wir möchten unsere Stadt von ihrer künstlerischen, alternativen aber auch mal dreckigen Seite zeigen“, steht online unter der Blog-Beschreibung. Münchens dreckige Seiten? „Schau dir mal die Damentoiletten vom Bahnwärter Thiel an. Oder lieber nicht so genau, dann weißt du, wovon wir reden“, erklärt Lisa lachend. Wenn sie also nicht gerade auf Münchens dreckigsten und untypischsten Damentoiletten unterwegs sind, fühlen sich die Mode-Studentinnen zum Beispiel in der Kneipe Schwarzer Hahn, im MMA oder in der schummrigen Bar Kiste wohl. Aber auch hippe Cafés, preiswerte Restaurants oder Kneipen wie die X-Bar stehen auf der Favoriten-Liste der Bloggerinnen. Locations, die laut Liana, eine Frau in weiter schwarzer Hose und weißem Flausche-Oberteil, nicht „typisch“ München sind. Aber was ist denn nun der typische Münchner Club? Bei der Frage sind von den vier sofort Stichworte wie Filmcasino, P1, Milchbar oder Pacha zu hören. Die Szene der Münchner Society eben. 

Was die vier Bloggerinnen aber besonders stört: Man muss sich ihren Erfahrungen nach schon fast dafür entschuldigen, in München zu wohnen. Die vier, denen man das auf ihrem Blog nicht anmerken würde, sind gebürtig nicht aus München. Für das Studium zogen sie vor ungefähr drei Jahren aus dem Nordschwarzwald, Niederbayern, Konstanz und dem Allgäu hier her. Jetzt fühlen sich allerdings schon als „eingefleischte Münchnerinnen“ und sind es leid, ihre Heimatstadt so oft verteidigen zu müssen. „Mich stört diese Oberflächlichkeit“, sagt Michaela, „mit der dir Leute begegnen, die nicht von hier sind. Man hat das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, hier zu wohnen. Und das nur, weil München so klischeebehaftet ist.“

Mit ihrem Blog wollen die Wahl-Münchnerinnen daher eben untypische, manchmal versteckte Seiten ihrer Heimatstadt aufzeigen, um den Vorurteilen entgegenzuwirken. 

Die Idee zu ihrem Untypisch-Blog könnte laut Nadine, in Military-Jacke und ebenfalls mit Nasenring ausgestattet, „in einer Nacht im Hey Luigi bei Käsespätzle und nach drei Weinschorlen‘‘ entstanden sein. Ganz genau weiß das keiner mehr wirklich. Aber so vollkommen freiwillig war das Blog-Projekt ohnehin nicht. Denn im dritten Semester steht das Erstellen eines Modeblogs auf dem Stundenplan eines AMD-Studenten. Der Untypisch-München-Blog entstand also als Hausaufgabe von vier jungen Modestudentinnen. Von einem typischen Mode-Blog-Image, an das man nun unweigerlich denken muss, ist hier allerdings nichts zu merken. Anstatt über die neuesten Sommer-Trend-Farben kann man sich hier über Münchens hippe Cafés, Kneipen, Restaurants oder auch „Folks“ informieren. In dieser letzten Kategorie findet man Texte über außergewöhnliche Münchner. Diese Rubrik entstand anfangs, um den modischen Aspekt des Semesterprojekts abzudecken. Nun hat sie sich gut in das Leitthema des Untypisch-München-Blogs eingefügt. Denn hierbei werden Stile von Münchnern beleuchtet, die bewusst mit dem Klischee spielen. 

Zu viert ist die „Gang“, wie es auf ihrem Blog heißt, recht oft unterwegs in München. „Wir müssen uns aber immer gegenseitig auf die Finger klopfen, dass wir nicht ständig über den Blog reden“, sagt Lisa, die sowieso das Sprachrohr der Gruppe zu sein scheint. 

So unterschiedlich die vier auf den ersten Blick wirken, über eine Sache sind sie sich gleich einig. Und zwar im Missmut darüber, dass viele richtig gute Orte in den vergangenen Jahren schließen mussten. Das Kong zum Beispiel, oder das Atomic Café. Aber sie sehen auch ein München, das sich wandelt, mehr hin zur Subkultur. Zwar nicht so sehr wie die stetig wachsende in Berlin, aber hierbei sollte der Städte-Vergleich ihrer Meinung nach ohnehin schleunigst aufhören. „Dieses ‚München muss mehr wie Berlin werden‘. Berlin ist für sich ne Stadt. Genauso wie München, Hamburg oder Düsseldorf Städte für sich sind“, sagt Lisa. Trotzdem müsse man in München schon ein bisschen suchen, um die Subkultur zu entdecken. Lisa sagt: „Wir sind so etwas wie die Spürnasen der Münchner Subkultur.‘‘  

Text: Amelie Völker

Foto: Nora Lechner

Ein Abend mit: About Barbara

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Babsi, Böbbels, Bäbs: Spitznamen hat sie viele, doch wenn es ums Feiern geht, dann ist Barbara Buchberger, Sängerin von About Barbara, einfach gestrickt. Spaßig wird es allemal

Name: Barbara
Buchberger, Babsi, Böbbels, Bärbel, Babs, Bäbs, Rhabarbara

Alter: 23 Jahre

Beruf: Studentin

Internetseite: https://www.facebook.com/aboutbarbara/

 

Hier
beginnt mein Abend:

Gmiatlich daheim in der Bude beim Vorglühen, am liebsten
mit Trinkspielen und Gitarre aber da gibt’s ab und an mal Stress mit den
Nachbarn.

Danach
geht’s ins/zu:

Bahnwärther Thiel

Meine
Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Ich sag Ihnen dass da keine SchickiMickiMädels rumlaufen
die dich von oben bis unten begaffen oder an den Haaren ziehen und man
entspannt Tanzen und Spaß haben kann

Mit
dabei ist immer:

Eine Flasche Wasser gegen Blasenentzündung und ein
Wegbier – total kontra aber für mein Gewissen zufriedenstellend

An
der Bar bestelle ich am liebsten:

Bier oder Weinschorle – Ja nichts mit Cola

Der
Song darf auf keinen Fall fehlen:

Vorglühen: Irgendein Lied vom alten Album von Boy –
Marie und ich schreien dann ganz laut mit

Feiern: Melodischer Elektro taugt mir eigentlich immer –
solangs nicht untanzbar und unmusikalisch wird.

Mein
Tanzstil in drei Worten:

„links nach rechts“

Der
Spruch zieht immer:

Bier auf Wein lass das sein – Wein auf Bier gönn es dir
– oder so ähnlich ….

Nachts
noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Batzi Box – Beschde!

Meine
dümmste Tat im Suff war:

Hab meinem Kumpel gesagt er soll mir eine Cola kaufen,
weil ich kurz vorm übergeben war – 5 Minuten später habe ich mit einer anderen
Freundin ihren Drink gegen meine Cola getauscht und der Abend hat
dementsprechend geendet.

Das
beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei:

Barbaras Wursttheke. In meinem Kühlschrank.

Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:

Café zum schönen René in Würzburg. In München vielleicht
ein bisschen dem Kong.

Foto: Yves Krier

Ein Abend mit: Martin Brugger aka. Occupanther

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„Bla, bla, bla, lass mal zappeln gehen!“ – Martin Brugger alias Occupanther, 26, ist studierter Jazz-Bassist. Seine Musik lässt sich kaum in übliche Kategorien einordnen. Seinen Tanzstil beschreibt er uns als “eklektisch, zeitgenössisch, vertretbar”. Mal sehen, heute Abend spielt er im Kong!

Hier beginnt mein Abend: Nomiya in Haidhausen, dort gibt’s köstliches japanisches Essen und Bier von meinem Kumpel Tilman

Danach geht’s ins: Kong

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: „Bla, bla, bla, lass mal zappeln gehen!“

Mit dabei ist immer: Ohrstöpsel

An der Bar bestelle ich am liebsten: Pimms Cup / Rotweinschorle

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: Der Pina Colada Song

Mein Tanzstil in drei Worten: eklektisch – zeitgenössisch – vertretbar

Der Spruch zieht immer: Ich könnte nur sagen welche Sprüche eher nicht ziehen

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: Pommes von der Wurstbude im Muffatwerk

Meine dümmste Tat im Suff war: –

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im:
Café Fortuna

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Bis jetzt git es noch keinen/keine

Stefanie Witterauf
Foto: Johannes Brugger

Webseite: www.occupanther.de

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Jenny

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Jenny verbringt eine wunderschöne Woche in Münchnen. Eine Woche, die mit dem Sound of Munich Now im Feierwerk beginnt, kann ja gar nicht schlecht werden. Stellt euch ein, auf sieben Tage Tanzen, Wodka auf Eis schlürfen, den Geruch des Herbstes genießen und sich Gedanken über ein gerechteres Wirtschaftssystem machen. Wenn da nicht noch ein kleines Problem wäre! 

Ich sitze hier und bin verzweifelt. Fenster auf, Fenster zu, Heizung, an Heizung aus. Ich schaffe es nicht! Ich schaffe es nicht, eine angenehme Raumtemperatur herzustellen. Zum Einzug hat man mir so ein Heftchen in die Hand gedrückt, in dem Tipps zum perfekten Heiz-Lüftungs-Verhältnis stehen, und mich dabei strengstens ermahnt diese Anleitung durchzulesen. Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, diese elterliche Ermahnung ernst zu nehmen! Aber nicht sofort, meine Nerven liegen eh schon blank. Das schreit nach Abwechslung! 

Also raus aus der Wohnung, rein in die kalte Herbstnacht – es ist Freitag! Heute beginnt das Sound of Munich Now Festival – ich freu mich! Und kalt wird es im Feierwerk bestimmt auch nicht. Heute wird getanzt von 20 Uhr ab bis in den die frühen Morgenstunden.

Den Samstag verschlafe ich größtenteils, aber das ist nicht so schlimm. Heute spielen The Marble Man und Nalan381, zwei meiner persönlichen Höhepunkte des SMON 2015. Dazu kommen Impala Ray, The King of Cons, dAS bAND…puuh! Gestern war schon ein grandioser Abend. Heute wird es noch besser.

Sonntag! Sonntag ist mein absoluter Lieblingstag. Und nach so einem herrlichen Wochenende ziehe ich ohne einen kleinen Funken schlechten Gewissens meine Bettdecke bis über beide Ohren und mache es mir nochmal so richtig gemütlich. Nachmittags schreit mein Kopf dann doch noch nach ein bisschen frischer Luft. Neu für mich entdeckt habe ich den Park und die Gewächshäuser im Botanischen Garten in Nymphenburg. Da bekommt man den richtig guten Sauerstoff, und das von wahren Exoten der Pflanzenwelt. Im Park dann bitte einmal ganz tief einatmen, denn der Herbst riecht ganz wunderbar.

Montage sind kritisch. Montage mag ich genauso wenig wie Garfield. Deswegen versuche ich immer, etwas Besonders zum Wochenanfang zu planen. Ich schwenke die Friedensfahne. Das Heizproblem habe ich allerdings noch immer nicht gelöst und zugegeben, die Infobroschüre auch noch nicht gelesen. Ich nehme es mir fest vor. Jetzt treibt es mich erst mal ins Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung. Mal schauen, wie die Raumtemperatur dort so ist. Vielleicht bekommen die den Ausgleich zwischen stickiger Heizungswärme und Frischluft ja besser hin. Die Ausstellung heißt GENESIS, der Künstler Sabastiaõ Salgado. Seine Bilder sind in Schwarz-Weiß und trotzdem wahnsinnig aufregend.

Panisch stopfe ich in all meine Hand-und Jackentaschen Tempopackungen. Keinesfalls möchte ich zu den nervigen Personen gehören, die immer und immer wieder ihre Nasen am Laufen hindern, indem sie beherzt alles wieder hochziehen, was ihnen davonzulaufen droht. Dieses Schicksal abgewendet, starte ich bester Laune in den Dienstag. Nach einem leckeren Mittagessen in der Waldmeisterei hebt sich die Laune noch etwas mehr. Abends lande ich im Impact Hub Munich. Es ist ein Mitmachabend und das Thema ist Gemeinwohl-Ökonomie Bayern. Klingt trocken, ist es aber nicht. Ein gerechteres Wirtschaftssystem – wie kann man sich das vorstellen, und kann das funktionieren?

Noch vor einiger Zeit, habe ich mir keine Gedanken über einen Mittwochabend gemacht. Mittwoch? Atomic, vorne links an der Bar! Aber ich habe Trost gefunden, nicht nur im Wodka auf Eis mit Zitronensaft, sondern auch im KONG. TYP ISCHE lautet meine neue Antwort auf den Mittwoch.. manchmal auch MIAO, wenn die Nostalgie zuschlägt.

Weil der Mittwoch immer vor dem Donnerstag kommt, ist der Donnerstagmorgen auch immer etwas zäh. Aber als ich heute aufwache, stimmt zumindest mal die Temperatur in meiner Wohnung. Der Trick ist, die Heizung anzulassen, immer, aber auf niedriger Stufe, und dann zwischendurch so richtig stoßzulüften. Das werde ich ab sofort und konsequent so beibehalten. Mit diesem Erfolgserlebnis in der Tasche mache ich mich abends auf den Weg ins Import Export. Dort ist Verlass auf hervorragende Abwechslung zum sonstigen Münchner Programm, wie auch der heutige Abend wieder mal beweist! Ich freue mich auf OPA!, eine St. Petersburger Live-Kapelle, also wenn es da nicht rund geht, dann weiß ich auch nicht.

Und schon klopft der Freitag an die Tür meiner nun perfekt beheizten und belüfteten Wohnung. Schlawaffenland soll in Bildern die extremen Kontraste zwischen den Tragödien der Flüchtlingskrise und der davon scheinbar unbeirrten Konsum-und Feiergesellschaft darstellen. Heute startet die Austellung mit einer Vernissage. Die Erlöse gehen an den Bayerischen Flüchtlingsrat. Und die Ausstellung ist im Westend, das heißt ganz in der Nähe meiner kleinen, jetzt gelegentlich stoßdurchlüfteten, Wohnung!

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Theresa

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Herbstnostalgie und Sonnenstrahlenjagd: Theresa tanzt sich durch die letzten unifreien Tage: Bei Rage against Abschiebung im Feierwerk, bei Elektrik Kezy Mezy im Cord. Außerdem durchlebt sie noch ein paar Kindheitserinnerungen im Lenbachhaus beim Blauen Pferd und bei einer Pumuckl-Drehort-Führung.

Der Spätsommer gibt sich diese Woche noch einmal richtig
Mühe und zeigt mir, wie viel Lust ich habe, am 13. Oktober wieder eine Unibank
zu drücken. Aber man tut, was an kann und lebt im Augenblick. Deshalb Motto
dieser Woche: Herbstlaub sammeln und Sonnenstrahlen jagen. Sich ein bisschen in
Nostalgie verlieren. Und durch die Sternennächte tanzen.

Damit fange ich auch gleich am Freitag an, im Feierwerk bei
Rage against Abschiebung. Vor allem auf Kofelgschroa freue ich mich wie ein kleiner
fröhlicher Kürbis und mir sind es die 10 Euro Eintritt auf jeden Fall Wert, um die
verplanten Oberammergauer einmal wieder live auf der Bühne zu sehen. Vor allem, weil das Geld an den bayerischen Flüchtlingsrat geht und ich damit wenigstens ein klitzekleines politisches Statement senden kann. Rage against Abschiebung ist seit 1996 das größte, regelmäßig stattfindende, antirassistische Benefiz-Bandfestival im süddeutschen Raum.

Am Samstag bin nach einem langen Spaziergang im Englischen
Garten, inklusive Lesepause auf sonnenbeschienener Bank noch nicht ausgepowert
genug und mache mich deshalb gegen 23 Uhr auf den Weg zum Kong. Club Autonomica.
Damit meine Mama mir nicht immer vorwerfen kann, ich würde nur zu süßen
Indie-Bands und schnulziger Salsa-Musik tanzen. Ich schlage mich auch gut bei
Fur Coat, BAAL und Samsa und zuckle in den frühen Morgenstunden nach Hause. 

Ich finde, am Sonntag habe ich mir deshalb ein bisschen
Schonung verdient. Drehe mich sogar noch zweimal mehr in meinem herrlich
großen, neuen DOPPEL(!)bett um und lese weiter in meinem herrlich aufgeladen,
verspielten, prallen Buch “Jitterburg Perfume”. Heißer Tipp für alle, die auf
der Suche nach dem ewigen Leben und dem perfekten Duft sind.
Am Nachmittag muss ich an meinen Papa denken und mache mich
deshalb in nostalgischer Erinnerung an unsere früheren wöchentlichen
Kinobesuche in der großen Stadt gegen drei Uhr auf den Weg ins Theatertiner
Film, um mir “Der Sohn der Anderen” anzuschauen. Meine Befürchtung, dass das
zwar keine leichte Kost und deshalb nicht der optimale Film für einen einsamen
Kinonachmittag ist, bestätigt sich zwar, aber ich frage meinen Nachbarn, von
der anderen Seite des Ganges nach einem Taschentuch und fühle mich gleich nicht
mehr so alleine. Das Gute an bedrückenden Nachmittagsfilmen ist, dass man
sich am Abend noch zu Mama auf die Couch kuscheln und Polizeiruf gucken kann.

Am Montag geht es weiter mit Kindheits-Nostalgie. Ich fahre
zum Königsplatz, raschle durch das goldene Laub und gehe dann ins Lenbachhaus. Ich setze mich in eine Ecke in der Blauen Reiter-Ausstellung und stelle mir vor, wie es wäre, auf dem blauen Pferd in den Sonnenuntergang zu reiten. Daheim mache ich mir einen Gute-Laune-Tee und packe meine Aquarell-Farben aus. Die hat mir mein Papa gekauft, als ich in der Grundschule war, und mein erstes Kunstwerk war – das blaue Pferd von Franz Marc.

Letzten Donnerstag ist Ellis Kaut gestorben. Anlass, mal wieder
die alten Pumuckl-Kassetten auszupacken und – am Dienstag an einer
Pumuckl-Drehort-Stadtführung teilzunehmen. Der gebürtige Franke Sebastian
Kuboth zeigt seinen Gruppen, wo Meister Eders Werkstatt 1985 gleich nach dem
Dreh wieder abgebaut wurde und erzählt auch, dass die Autorin gar nicht
so zufrieden mit der filmischen Umsetzung ihrer Klabautermann-Geschichten
war. Ist mir egal. Ich mag den kleinen rothaarigen Strolch so und so, ob als
Buch, Kassette oder Fersehserie. 

Am Mittwoch muss dann aber endlich mal gut sein mit all
diesem Schwelgen in Kindheitserinnerungen, sonst werde ich wirklich noch traurig,
dass das Leben irgendwie  nicht mehr so
unkompliziert ist wie damals. Deshalb wird Nostalgie weggetanzt, diesmal wieder
mit Musik, die genau meinem “Musikgeschmack” (wenn es so etwas bei mir
gibt) entspricht: Elektrik Kezy Mezy spielt im Cord. Und The Tuts finde ich nicht nur
schon grundsätzlich cool, weil sie aus London kommen, sondern weil sie “impassioned
songs about sexism, feminism and everyday life-isms” machen.

Grandioser Auftakt für den
Wochenabschluss am Donnerstag: Ich schaffe es endlich einmal ins Rationaltheater, wo Nick & the Roundabouts unterstützt
von Ella Josaline “Half-Written Poems” zum Besten geben. Für mich klingt das alles mehr als nur halb, sondern eigentlich ziemlich ganz und ich schlendere unter dem, was man München an Sternenhimmel eben zu bieten hat, nach Hause.

Künstlerisch geht es am Freitag weiter, bei der Release-Party von “München ist Dreck” im Maxés.
Ich glaube, das mit dem Studieren überlege ich mir nochmal. Vielleicht male ich auch einfach nur noch expressionistische Aquarelle, die niemand versteht. Oder ich schreibe Gedichte. Über den Herbst, und eine Stadt, die wirklich golden sein kann, wenn die Sonne scheint.

Theresa Parstorfer

Foto: Tobias M Kraft

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Philipp

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Sommerloch? Philipp lässt sich weder von diesem alljährlich beschworenen Phänomen noch von der weiter andauernden Hitze davon abhalten, das Münchner Nacht- und Kulturleben zu erkunden. Auch wenn selber radeln schon fast zu heiß ist, geht es am Samstag zur Vorstellung des Dokumentarfilmes Pedal the World, am Sonntag in die HypoKunsthalle in die Keith Haring-Ausstellung und am Montag zur AOK Bladenight. Natürlich darf auch die Musik nicht fehlen: Theatron und Kong stehen auf dem Plan. 

Freitag, 14. August:
Es ist mitten im August. Sommerloch. Dementsprechend langweile ich mich zu
Tode. Ok, die Bundesliga-Saison würde anfangen, aber welcher Student kann sich
schon SKY leisten? Also zur Abwechslung selber draußen Fußball spielen? Besser
als der HSV kann ich das allemal – aber zu heiß, zu anstrengend. Also vertrödle
ich den Tag mit engagiertem Nichts-Tun. Abends erwachen aber dann doch die
Lebensgeister in mir und ich fahre ins Kong, wo unter dem Motto „Lost in Paradise“ die DJs Rafael Da Cruz, Nino Langguth und Pauls Artists auflegen.  Schlussendlich ist es sowieso interessanter
abends auszugehen als das Auftaktspiel anzuschauen. Schließlich konnte man
schon letztes Wochenende beobachten, dass sich die Bayern nicht übermäßig
anstrengen, wenn sie gegen Amateur-Mannschaften spielen.

Am Samstag
schlafe ich erstmal in aller Ruhe aus, vorausgesetzt es ist soweit abgekühlt,
dass sich die Studentenstadt nicht schon vormittags um neun zum Backofen
entwickelt hat. Nach einem eher ereignisarmen Tag, fahre ich abends an den
Olympiasee. Dort stellt
der erst 23 Jahre alte Felix Starck
seinen Dokumentarfilm „Pedal the
World
“ vor, der zeigt, wie er mit seinem Fahrrad eine mehr als 18000
Kilometer lange Tour durch 22 Länder gemacht hat. Ich bin ob der
atemberaubenden Bilder beeindruckt und radle danach immer noch unter dem
Einfluss des Filmes demonstrativ energisch zurück nach Hause. Leider filmt
keiner mit.

Nachdem ich die letzten Tage eindeutig zu intensiv über
Fußball nachgedacht habe, möchte ich den Sonntag
wieder für kulturelle Unternehmungen nutzen. Ich entschließe mich die
Ausstellung über Keith
Haring in der HypoKunsthalle
zu besuchen. Haring war ein politisch sehr
engagierter Künstler, der für Gleichberechtigung und besonders im Kampf gegen
AIDS sehr präsent war. Leider wird er heutzutage primär auf lustige, bunte
Männchen reduziert. Die Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, diesem Eindruck
entgegen zuwirken und wieder den politischen Künstler in den Fokus zu rücken.
Und Haring provozierte besonders durch – man kann es nicht anders sagen – einer
wahnsinnigen Dichte an Gewalt – und Penissen. Diese Konstellation findet sich
auch in der Ausstellung wieder. Wenn man die Galerie durchquert hat, tritt man
dann in den Fanshop und dort kann man wirklich jeglichen vorstellbaren Krempel, bedruckt mit lustigen, bunten
Männchen kaufen. Von politisch-motivierten Penissen nichts mehr zu sehen. Die
Welt ist schlecht.

Nach der bitteren Erkenntnis am Ende des gestrigen Tages,
beschließe ich, mich am Montag nicht
mit politischen Themen zu belasten. Bundesliga ist aber nicht mehr und obwohl
ich mich als gebürtiger Freiburger dieses Jahr brennend für die zweite Liga
interessiere, will ich mir das Elend am Abend zwischen Nürnberg und 1860
„In-5-Jahren-besser-als-Barcelona“ München nicht antun. Deshalb mache ich mal
etwas, das ich seit Jahren nicht mehr gemacht habe: Inlineskaten! Bei der AOK Bladenight
fährt man mit zahlreichen gleichgesinnten über abgesperrte Münchner Straßen.
Und wer keine Blades hat, kann sich vor Ort sogar kostengünstig welche
ausleihen.

Am Dienstag habe
ich einen Muskelkater, schließlich war ich wahrscheinlich das letzte Mal
Inlineskaten, als die Löwen noch hübschen und erfolgreichen Fußball gespielt
haben. Inspiriert von einem Artikel
auf der SZ Junge Leute Seite der letzten Woche, besuche ich den Münchner Item Shop. Dort wird
allerlei Nerd-Zubehör verkauft und es ist wahrlich mal an der Zeit, dass ich
mir ein neues Lichtschwert kaufe. Oder so einen handlichen Hammer von Thor.
Oder ein Batmobil. Ich brauche nämlich dringend ein neues Batmobil!

Vollkommen pleite aber bereit für den Kampf gegen das Böse,
beginne ich dann auch den Mittwoch.
Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem ich den Bacon mit meinem Lichtschwert
brate (Nimm
das, Ted Cruz!)
, verbringe ich einen ruhigen Tag im Englischen Garten. Und
abends geht es auf’s Theatron, das heute mit einem besonderen Highlight
aufwartet: Neben Weltuntergänge
und Beatstalker, ist die
Münchner Rapperin Taiga
Trece
ist zu sehen – und gegen multilingualen Hip Hop habe ich nun wirklich
nichts einzuwenden! Zumal es gratis ist, mein Geldbeutel ist schließlich immer
noch sehr strapaziert…

Am Donnerstag
passiert … nichts. Nach der vollgepackten Woche brauche ich tatsächlich mal
wieder einen Tag Freizeit, um mich physisch, psychisch und finanziell etwas zu
konsolidieren. Je nach Wetter mache ich das im Englischen Garten oder im Kino.
Oder daheim im Bett.

Das Theatron hat es mir angetan, coole Acts in angenehmer
Atmosphäre und eine spektakuläre Location im Herzen des Olympiaparks. Logisch,
dass ich am Freitag noch einmal
hingehe, besonders bei diesem Programm! Nachdem am Mittwoch alles sehr Hip Hop-lastig,
wird der Abend heute eher ruhig – Folk steht auf dem Programm. Und zwar nicht
so weichgespült, wie das letzte Mumford&Sons-Album – die Könige aller
Hippster – sondern authentischer. Außer auf Oda&Sebastian
und Sarah Sophie freue
ich mich auf die Young
Chinese Dogs
, über die wir auch schon mehr als
einmal berichtet haben
und die unsere Band des Jahres waren!  Hingehen lohnt sich hier also.

Philipp Kreiter

Foto:

Moritz Ossenberg-Engels

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Matthias

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Die Temperaturen dieses Hochsommers lassen sich sehen, und auch wenn Matthias sich in der Sternschnuppennacht am Mittwoch einen kilometerlangen Sandstrand für München wünscht, gibt er sich erst einmal mit dem Kulturstrand am Deutschen Museum zufrieden und genießt dort die Jason Serious Band. In der Glockenbachwerkstatt träumt er mit Meanders von irischen oder auch brasilianischen Stränden und auch im Theatron und beim Sommerwiesen-Open-Air gibt es unter freiem Himmel die unterschiedlichsten Musikrichtungen zu hören. Nicht einmal für Kino muss er sich dem Nachthimmel fern fühlen: Im Backstage wird Open-Air eine Doku über Kurt Cobain gezeigt.

Ich fühl mich heute jung. In der Zeit zurückgeworfen. Am Freitag ist mein Bruder in
München – hoher Besuch, und zwar für sein Eignungsgespräch an der Uni. Ich fühl
mich heute jung, auch weil ich mich selber sehe, etwas nervös, und unsicher, was
mich erwartet, in einem Raum voller Menschen, die entscheiden, ob ich selbst die
nächsten Jahre meines Lebens in dieser Stadt verbringen werde oder nicht.
Aufregend, ja, aber auch ernüchternd – wo geht die Zeit hin? Ich versuche,
nicht daran zu denken. Mit Bruder im Gepäck mache ich mich auf zum Backstage,
Open Air Kino. Heute mal mit der S-Bahn, nach 18 Uhr darf ich ja. Bruder muss
zahlen, ha! Es läuft eine Doku über Kurt Cobain, über Leben und Aufstieg des
blonden Engels. Das Ende kennen alle. Ich überhöre mehr als einmal:  „Mann, so lange ist das schon her? Wo geht
die Zeit hin?“ – manche Dinge ändern sich eben nicht.  
 

Samstag morgen: Cobain ist tot, ich wache auf – immer noch begeistert. Open Air Kino, hat
irgendwas von alten US-Filmen. Popcorn und Techtelmechtel im Autokino. Der
Trend kommt auch wieder zurück, keine Sorge. Bis dahin denke ich kurz wieder an
die Uni, diesmal nicht an die Vergangenheit. Wie die meisten sozial- und
geisteswissenschaftlichen Studenten muss ich noch hausarbeiten. Das Verb
gefällt mir. Darf man ja heutzutage, neue Wörter erfinden. Vielleicht kommt so
mal das Jugendwort des Jahres dabei heraus. Wie gutenbergen, oder merkeln. Ich
plane natürlich weder Plagiatsverbrechen noch will ich heute einfach nichts
tun. So denke ich großphilosophisch darüber nach, wie ich mein Gewissen
überreden kann, mich morgen erst mit Hannah Arendt zu beschäftigen. Vor lauter
Gedanken fahre ich bei der Radlnacht mit dem Strom Richtung Hauptbahnhof,
stolpere ins Kong, besser gesagt, man zerrt mich hinein. Hodini is back in
town
, so lautet das Motto. Soll bekannt sein in der Szene – ich denk mir meins,
aber lass mich darauf ein. Ein letztes Mal mit allen feiern, bevor sich die
Einzelteile der Gruppe in ihre respektiven Heimatdörfer verabschieden –
Wanderstudenten auf dem Weg in die Sommerpause.

In meinen – so red ich mir ein – bereits ewigen Studienjahren habe ich mich
nie an sie gewöhnt, die elektronische Musik, den ständigen Begleiter von
Sonnenstraße über Sonntagsgefühl bis hin auf die Sommerwiese. Am Sonntag dröhnt es mir
immer noch in den Ohren von gestern, aber es hilft ja nichts. Ich rolle mit der
Welle, schwappe zur Infanteriestraße, nah am Olympiapark. Auf der Sommerwiese
wird entspannt, getanzt, gesonnt und, nein, nicht gebadet. Die Entspannung ist trotzdem
auf den Gesichtern sichtbar, egal ob sonnencremeweiß oder britische Röte. Noch
hat die Musik mich nicht in ihren Bann gezogen, ein Bier, zwei vielleicht, dann
wird das schon. Karodecken werden ausgerollt, ich nehme ganz ungeniert Platz
und döse so langsam ab. Kann ja auch beruhigend wirken, so Dance Music, Baby.
Der Samstag holt mich ein, ich drifte ab in die Welt der Träume – unz, unz,
unz…

Montag? Montag. Ich stehe auf, sehr früh, Waschmaschine an, heute wird ein
guter Tag – ich lege mich wieder hin. Ich habe mich überschätzt. Kommt vor, aber
kein Problem. Ein weiser Mann hat mal gesagt, die Definition von Glück sei es,
keine Termine zu haben, dafür aber leicht einen sitzen. Das Wetter schreit nach
Terrasse, nach rumsitzen, nach Zeitung lesen. Oder mit der Zeitung Luft
zufächern, jedem das seine. Ich entscheide mich für den Hinterhof der
Glockenbachwerkstatt. Wie sooft in der Glocke wird es bald auch musikalisch.
Streets of Minga, so heißt das Album von Meanders, irisch-brasilianische
Singer-Songwriterin. „Come on and be part of this“, singt sie – gerne doch, sie
spricht mich ganz klar persönlich an. Bald habe ich dann auch leicht einen
sitzen, drunk on love, wahrscheinlich.

Nach einem Wochenende Elektro hat mir der Genrewechsel gestern gut getan. Am Dienstag schreien Kopf
und Körper nach mehr, und ich bin gewillt, der Versuchung nachzugeben.
Dafür muss ich aber eine – für München-Verhältnisse – weite Reise auf mich
nehmen. Wie Bilbo Baggins packe ich nur das Nützlichste in einen Beutel und
mache mich auf ins Abenteuer. Nur wenige Tage nach meinem Ausflug in die Nähe
des Olympiaparks muss ich es heute schaffen, die Grenze ins Hügelparadies zu
überqueren. An Loth- und Infanteriestraße vorbeigehuscht, lasse ich die
Schwere-Reiter-Straße schneller hinter mir als ein (gedopter) Radprofi und
schon bin ich am Olympiastation. Zum ersten Mal in diesem Sommer schaffe ich es
zum Theatron. Zu Gast im kleinen Amphi am See sind heute The Moonband, Folkmusiker
aus München. Die Klänge klingen über die Wasseroberfläche, langsam versammeln
sich die Menschen rund um die Bühne und schaukeln mit. Ich drifte ab, zurück in
die Welt der Träume – kein unz, unz, unz…

Es gibt ja diese Menschen, die ganz große Fans von Sternen sind. Eigentlich von allem, was man vor allem nachts und mit Teleskop sieht. Klingt so, also würde ich von Spannern reden, jetzt wo ich so darüber nachdenke. Jedenfalls überzeugen diese Menschen mich regelmäßig von der Schönheit des großen Nichts über uns, seien es Planeten oder Sterne oder ein Käfer, der sich auf die Linse des Fernglases verirrt hat. Ich lasse mich am Mittwoch Abend wieder entführen, in die
weite, schwarze Ferne – heute ist Sternschnuppennacht. Warmer, klarer Himmel –
wenn die SWM jetzt noch den Hebel von der Stromversorgung umlegt, wird es noch
romantischer. Den großen Wagen erkenne ich, einige andere Sterngebilde werden
mir beigebracht, und irgendwo meine ich, ET gesehen zu haben. Und dann, die
erste Sternschnuppe. Noch eine. Da, wieder – ich vergesse vor Begeisterung, mir
etwas zu wünschen. Aber dafür habe ich jetzt drei Wünsche auf Lager… verrate ich aber nicht!

Okay, ich verrate einen, den kleinsten Wunsch der letzten Nacht – ich
wünschte, an der Isar gäbe es Sandstrand! Meilenweit, weiß wie kolumbianischer
Schnee und so fein, dass er noch Wochen später zwischen den Arschbacken
hervorrieselt – ja, das wär doch was. Die wenigen sandigen Meter an der
Wittelsbacher Brücke sind wirklich toll, versteht mich nicht falsch, nur liegen
da um 6 Uhr morgens schon Handtücher zum reservieren. Mensch! Alles Aufregen
hat keinen Sinn, ob Mallorca oder Balkonia, die Touristen sind doch alle
gleich. Trotzdem sehne ich mich auf einmal nach Sand zwischen den Zehen (und
Pobacken). Also radle ich am Donnerstag zum Deutschen Museum, installiere mich am
Zweitlieblingsbrunnen der Münchner – und genieße den Kulturstrand. Die Jason
Serious
Band spielt heute Abend ganz ernste Musik, nehme ich mal an. Ist
übrigens einer der Hauptgründe, warum Menschen eine Band gründen – der Name.
Sandy Sandman kommt mir spontan in den Kopf als alter ego – gebt mir Pick-Up
Truck und Zahnstocher, Kid Country zieht nach Nashville.

Meine utopischen Musikerträume verwerfend steig ich am Freitag zum Start des
Wochenendes erstmal unter die Dusche. Es rieselt, immer noch. Zeigt aber
Wirkung. Genauso wie wenn man nach zwei Wochen Urlaub erst den sonnigen Süden
vermisst, nach der sechsten Staubsaug-Session wegen Strandgut im Schlafzimmer
dann doch froh ist, wieder in der Realität gelandet zu sein. Ich erinnere mich
auf einmal, an Verpflichtungen, an Rechnungen, an Deadlines. Und dann wieder an
meinen Studienbeginn – la Brohème hat die Zusage der Uni bekommen. Ich erinnere
mich an den Tag, als der Postbote mit meiner ankam. Wäre ich hergezogen, wenn
man mich damals mit viel Elektro und wenig Sand gelockt hätte? Blöde Frage,
natürlich wär ich das. Und ich habe es nie bereut – bestes Beispiel: Wo ging
die Zeit hin? Ich weiß es nicht so wirklich, und das kann nur bedeuten, dass
irgendwie, irgendwo immer was los war. Außer heute. Heute mach ich nichts. Ich
kratze mir ein paar Sandkörner aus dem Ohr, und leg mich drauf.

Matthias Kirsch


Foto: privat

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Mina

Mina wird diese Woche nicht prokrastinieren. Oder vielleicht doch? Hausarbeiten sind überbewertet, vor allem wenn es noch so viel im Münchner Nachtleben zu erkunden gibt. Ihre Woche beginnt aufregend mit

Paul and The Hungry Wolf

im Kong, geht spannend weiter auf dem

Festival Prima Leben Und Stereo

und führt sie außerdem in die

Glockenbachwerkstatt

zu 

Nora Sophie Eichinger UND short story sports und aufs free&easy Festival im Backstage. 

Prokrastinieren ist echt etwas ganz Schlimmes. Besser gar nicht erst damit
anfangen, sonst kann man sich überhaupt nicht mehr aufraffen! Also setze ich
mich am Freitag brav an meinen Schreibtisch, um endlich meine Hausarbeit anzufangen, die
ich nächste Woche abgeben muss. Kaum sitze ich, denke ich mir aber: „Eigentlich habe
ich ja noch eine ganze Woche Zeit – da muss ich doch jetzt noch nicht anfangen, das wäre
ja totaler Blödsinn.“
Also stürze ich mich lieber ins Münchner Nachtleben. Paul and The Hungry
Wolf
feiern ihr 3-jähriges im Kong und wollen so lange spielen, bis sie vor die
Tür gesetzt werden. So lange muss ich dann natürlich auch bleiben, das gebieten Höflichkeit und
persönliche Ehre!

Der Samstag beginnt dann dementsprechend eher spät. So spät, dass es sich
wirklich nicht mehr lohnt, mit dem Schreiben anzufangen, das wäre ja totaler
Blödsinn.
Dieses Wochenende will ich nämlich noch Prima Leben. Und Stereo! Dafür
fahre ich sogar nach Freising. Das kleine Festival Prima Leben Und Stereo, kurz
PLUS, findet dieses Jahr aber
leider zum letzten Mal statt. Das kann ich mir wirklich nicht entgehen lassen,
das ist klar. Also pilgere ich mit einer Horde Co-Münchner nach Freising, um ein
letztes mal am Vöttinger Weiher dem Prima Leben zu huldigen. Und Stereo.

Deswegen ist der Sonntag leider auch nicht so produktiv. Aber das ist kein
Problem, ich hab ja noch die ganze Woche, um zu schreiben. Und wenn ich Hunger
habe, kann ich sowieso nicht arbeiten, das wäre ja totaler Blödsinn. Deswegen
schaue ich noch kurz beim Music & Streetfood Market vorbei und nehme dort bei verschiedensten Musikdarbietungen ein richtig gutes
Katerfrühstück ein. Das ist ein guter Sonntag.

Am Montag setze ich mich an den Schreibtisch, um meine Hausarbeit
anzufangen. Hochmotiviert und voller Eifer öffne ich erstmal kurz Facebook und
erfahre, dass Nora Sophie Eichinger UND short story sports heute in der Glockenbachwerkstatt spielen. Das brauche ich jetzt, um erstmal
runterzukommen von dem aufregenden Wochenende. So kann ja kein Mensch arbeiten,
das wäre ja totaler Blödsinn. Also setze ich mich in den Biergarten und lausche
den beiden Singer-/Songwritern mit einem leicht schlechten Gewissen.

Am Dienstag setze ich mich an den Schreibtisch, um meine Hausarbeit zu
schreiben. Aber mein Zimmer sieht echt schlimm aus, da müsste dringend mal
aufgeräumt werden. Wie soll man sich denn konzentrieren, wenn die Kleider im
Schrank nicht nach Farbe sortiert sind? So kann ich doch nicht schreiben, das
wäre ja totaler Blödsinn. Und über meiner gut sortierten Sockenschublade
schlafe ich dann erstmal ein.

Oh, es ist schon Mittwoch. Ich setze mich an den Schreibtisch, um mit
meiner Hausarbeit anzufangen und finde mich plötzlich im Olympiapark wieder.
Beim Theatron Open Air spielen heute die Bands Wonnebeats und Oansno, darüber vergesse ich auch ganz schnell das
blöde Gefühl in meinem Magen.

Donnerstag. Langsam wird es knapp mit der Hausarbeit. Mit dieser negativen
Einstellung kann das gar nichts werden, das wäre ja totaler Blödsinn. Deswegen
gehe ich zum Stimmung aufhellen noch kurz ins Backstage, zum free&easy Festival. In Werk, Club, Halle und sogar Open Air gibt es verschiedenste
Konzerte,die mich gleich aufmuntern.

Die Woche ist schon wieder vorbei – endlich Freitag! Ich finde, ich habe
diese Woche genug getan und habe mir eine kleine Pause verdient. Deswegen fahre
ich nach München-Allach, wo mir viel Bass und gutes Essen versprochen wurden.
Das I&I Dubwise Soundsystem sorgt im Indoor-Bereich für den Bass, draußen kommt man bis 23 Uhr mit dem
Bootsmann Soundsystem auf seine Kosten. Das ist genau das richtige nach der
harten Woche finde ich und hole mir eine Portion veganes Slowfood. Morgen fange
ich dann mit der Hausarbeit an, da bin ich mir sicher.

Mina Mittertrainer

Foto: privat

Münchner Nächte

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Seit fünf Jahren erklärt der Blog „Two in a row“ die Münchner Club-Szene. Angefangen hat alles mit der Suche nach einem Designer-Klamotten-Sale im Olympiapark. Angelika Schwarz und Moritz Butschek empfehlen auf ihrem Blog nur Events, auf die sie auch selbst gehen würden.

München – Angelika Schwarz, schwarze Haare, pinker Lippenstift. Auf den ersten Blick eine normale Studentin. Was die wenigsten im Hörsaal wissen ist: Die 22-Jährige studiert nicht nur im sechsten Semester Politikwissenschaft an der LMU, sondern auch das Münchner Nachtleben. Seit fünf Jahren nimmt sie mit Moritz Butschek, 23, die Nachtszene in München in ihrem Blog „Two in a row“ unter die Lupe. Der Blog ist bekannt, mehr als 1000 Besucher sind täglich auf ihrer Seite. Sie haben sich über die Jahre hinweg immer mehr einen Namen gemacht, aber dennoch erkennen die wenigsten die beiden – von ihnen selbst gibt es nur wenige Fotos auf ihrem Blog. Täglich geben die beiden Veranstaltungstipps, verlosen Tickets für die beliebtesten Festivals, posten Podcasts mit DJs und berichten, welche Läden gerade neu in München aufmachen. Dabei geht es auch um Mode.

Vierhundert Menschen
kamen zu ihrer ersten Party
in der Blumenbar

Auf dem Luisengymnasium lernten sich Angelika und Moritz kennen. Doch viel miteinander zu tun hatten sie in der Schule nicht. Richtige Freunde wurden sie im Münchner Nachtleben. Auch tagsüber verbrachten die beiden viel Zeit miteinander. „Wir sind stundenlang durch den Olympiapark gelaufen, um einen Klamotten-Sale zu finden, der Designerkleidung verkauft, und konnten die Location ewig nicht finden. Da kam uns die Idee, einen Blog zu machen, der erklärt, wo solche Veranstaltungen sind – und wie man da hinkommt“, sagt Moritz.

Das war vor fünf Jahren. Seitdem hat sich viel verändert – auch wegen ihres Blogs. Wenn es um Partys und Neueröffnungen in München geht, schauen die Hipster auf ihre Seite. Auch der niederländische Online-Reiseführer „Spotted by Locals“ verweist seit Anfang des Jahres auf das junge Team, wenn man Feiertipps in München braucht.
Zum Auftakt ihres neugegründeten Blogs veranstalteten Angelika und Moritz 2010, damals noch Schüler, eine Party in der ehemaligen Blumenbar. Vierhundert Leute kamen, beide Etagen waren voller Menschen, die den Start des Projektes feierten. „Ich stand zum ersten Mal als DJ in einem Club“, sagt Moritz. Er liebt Musik. Seine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien machte er bei der Plattenfirma Gomma und wurde übernommen.

Wochen später erzählten Angelika und Moritz im Getränkelager einer Bar dem Super-Paper-Macher Hubertus Becker von ihrem Blog, der das Münchner Nachtleben unter die Lupe nimmt. Becker war von der Idee begeistert und vermittelte den Bloggern Kontakte zu Veranstaltern und Club-Besitzern. Außerdem bot er an, dass die beiden die Veranstaltungstipps für sein kostenloses Printmagazin schreiben können. Das machen sie bis heute. Unterstützung beim Kontakteschließen brauchen sie aber nicht mehr. Sie sind sehr gut in der Szene vernetzt. Macht eine neue Location auf, werden beide zu der Eröffnung eingeladen.

Bei den Veranstaltungen unterscheiden sie zwischen Party, Kunst, Musik und Mode, zudem gibt es Interviews, eine Modekolumne und einen City Guide. Zu Beginn waren es nur drei Rubriken. Der Anspruch ist gestiegen. Fotos werden bewusster ausgewählt, die Texte sind länger geworden. Besondere Sorgfalt erhält ihre Kategorie City Guide, der Bars, Cafés, Clubs, Restaurants und Shops vorstellt. „Wir würden gerne mehr Vielfalt auf dem Blog haben. Auch Themen, bei denen wir uns nicht so gut auskennen“, sagt Angelika. Manchmal werden sie von Freunden unterstützt. Ramona Drosner etwa übernahm eine Zeit lang die Galeriekolumne „Konterkunst“. „Es wäre schön, wenn jemand mehr über Mode schreiben würde“, sagt Angelika. Das Studium beansprucht viel Zeit. Da ist es manchmal schon so schwierig, regelmäßig Artikel zu liefern, denn nebenher jobbt sie in einem Café. In der Zeit, in der sie sehr eingespannt ist, übernimmt Moritz einen größeren Part. Und umgekehrt.

Mit ihrem Online-Magazin sprechen sie klar eine Zielgruppe an: Es sind junge, urbane Menschen, die gerne feiern gehen und sich in ihrer Stadt auskennen wollen. Seit drei Jahren veranstaltet „Two in a Row“ ein Club-Voting. Jeder User kann auf Facebook abstimmen, welchen Club er am besten findet. „Es werden auch Fragen kommentiert, zum Beispiel welcher Mixer im jeweiligen Club steht“, sagt Moritz. „Das ist cool, weil eine Diskussion entsteht. Das ist bei unseren Themen sonst eher selten“, sagt Angelika.
Zu ihrem fünften Blog-Geburtstag veranstalten Moritz und Angelika am 25. Juli eine Party im Nachtclub Kong. Natürlich mit Moritz an den Plattentellern.

Stefanie Witterauf

Foto: Markus Burke