Band der Woche: Splashing Hill

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Pop gemixt mit den Klängen eines Klaviers ergibt den Musikstil von Splashing Hill: Piano-Pop. Der Gesang und die anderen Instrumente richten sich nach dem Tasteninstrument.

Klaviere sind nicht besonders gruppentaugliche Instrumente. Vielmehr sind diese riesigen Holzkästen so etwas wie die Platzhirsche unter den Tonerzeugern, die den Tonumfang eines ganzen Orchesters für sich einfordern und dementsprechend im Zusammenspiel eigentlich immer irgendein anderes Instrument stören. In der klassischen Musik gleicht ein Klavierkonzert deshalb kompositorisch auch mehr einem Kampf zwischen Orchester und Solist. Da Musik aber auch spannend wird, wenn nicht immer alles ganz harmonisch zugeht, liegt im Kampf um Frequenzen auch immer ein gewisser Reiz. Auch in der Popmusik ist der spürbar. Bands mit Klavier sind besonders. Dabei geht es nicht um Keyboards oder Synthesizer, die sind mehr das Gegenteil eines Klaviers: Denn deren flächige Klangfarben fügen sich meist wunderbar in den Rest der Band ein. Ein Klavier jedoch klingt auch ohne andere Instrumente hervorragend voll, vor allem wenn man es – wie ein Amanda Palmer bei den Dresden Dolls – wie eine Punkgitarre spielt. Wenn das Klavier sich allerdings in den (Rock-) Bandkontext einfügen soll, findet man es meist in ewig klimpernden aufgelösten Akkorden, so wie beim Britpop der Nullerjahre à la Coldplay oder Keane. Oder aber es verbreitet Spieluhr-Nostalgie im Walzertakt im Sinne Yann Tiersens.

Die Münchner Band Splashing Hill erschafft ihren Sound genau in der Mitte dieser beiden Ausprägungen. Aufs erste Hören irritiert das ganz schön. Das präsente und rhythmisch meist auch recht rasende Klavierspiel von Sänger Benedikt Becker klingt gleichzeitig altbacken und ungewohnt. Ständig klimpert es in dieser Musik, das Instrument macht seinem Platzhirsch-Image alle Ehre, denn die anderen Instrumente dieser mit Bass, Schlagzeug, Gitarre und einem weiteren Keyboard eigentlich recht üppig besetzten Band spielen da zwangsläufig immer die Begleiter-Rolle. Doch lässt man die Musik von Splashing Hill ein wenig laufen, gewöhnt sich das Gehirn an das ungewöhnliche Klangbild und plötzlich tauchen Strukturen, Gefühle und Differenzierungen im Soundwust auf. „Unser Stil entstand aus jahrelangen Experimenten und über viele Umwege“, erklären sie dazu. Etwa planten sie einst ihre Musik etwas elektronischer zu gestalten, seien aber letztlich wieder zu ihren Ursprüngen zurückgekehrt: „Wir hatten über die Jahre versucht, mit der Zeit zu gehen und modern zu werden, erkannten dann aber bald, dass wir uns damit keinen Gefallen tun“, sagen sie und klingen dabei etwas großelterlich. Doch in der Musik löst sich dieser sich selbst treu bleibende Ansatz ein. Hier kämpft keiner mehr gegen das Klavier, vielmehr stünde das „Klavier klar im Vordergrund“, erklären sie.

Alle spielen also dem Klavier hinterher. Auch Benedikts Gesang. So lässt sich etwa der Song „Napoleon“, zu dem die Band gerade ein neues Video veröffentlich hat, erst mal gut Zeit, bevor der Gesang überhaupt einsetzt. Und da wird dann auch hörbar, dass diese Musiker sich gut kennen und sich seit zehn Jahren aufeinander abstimmen. Schon zu Schulzeiten haben sie sich kennengelernt und gemeinsam in Coverbands gespielt. 2018 wollen sie nun mit neuen Songs ins Studio gehen. Und der Plan klingt extrem. Denn Keyboarderin Susanne Augustin hat ebenfalls eine klassische Klavierausbildung. Also kündigen sie ein Set-up von zwei Pianos, einer cleanen Gitarre und seit neuestem auch noch einer zusätzlichen Trompete an. Doch Mozart komponierte im Übrigen auch ein Orchesterkonzert mit zwei Solo-Klavieren. Das klingt üppig, wird aber doch häufig aufgeführt. 

Stil: Piano-Pop
Besetzung: Benedikt Becker (Gesang, Klavier), David Steinbauer (Gesang, Gitarre), Susanne Augustin (Gesang, Keyboard), Martin Ritter (Bass), Vincent Becker (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.splashinghill.com

Text: Rita Argauer


Foto: Fritz Bielmeier

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Max

Von wegen Sommerloch! Unser Autor macht sich auf die Suche nach spannenden Freizeitangeboten in München. Und siehe da: Er wird fündig! Auf ihn wartet eine Ausstellung im Farbenladen, das Isarinselfest und eine Menge Musik von Hip-Hop bis Metal.

Mit dem kalendarischen Sommer einher neigt sich auch der Festivalsommer
langsam dem Ende zu. Ein letztes Aufbäumen gibt es dieses Wochenende – und das
muss ich natürlich voll ausnutzen.

Los geht es am Freitag mit dem Sonnendeck
Festival
in Augsburg. Ja, richtig gehört, in Augsburg. Denn für
so ein Line-Up aus hervorragenden Münchner Künstlern, unter Anderem Henny Herz,
Xavier Darcy und DJ Fancy Footwork, verlasse ich gerne mal die geliebte
Heimatstadt.

Das war‘s aber auch schon wieder mit der Reiselust. Denn am Samstag
kann die Landeshauptstadt und ihr Umland mit einer Flut an Festivals
auftrumpfen. Durch meine Recherche für
einen Artikel
auf den Geschmack gekommen ist meine erste Station am
Nachmittag das Traditional Heavy Metal-Festival “Trveheim”, das sogar
schon gestern begonnen hat. Nachmittags spielen dort aufstrebende junge Bands
der Szene, während am Abend echte Oldschool-Legenden zu hören sind. Letztere
werde ich aber leider auslassen müssen, denn abends wartet die Innenstadt mit
einer Vielzahl an Konkurrenzangeboten auf. Da wären das Isarrauschen auf der
Praterinsel, und die Sommerfeste von Minna Thiel, Lucky Who und Kiosk 1917. Wo ich
letztendlich hingehe? Das entscheide ich wohl spontan.

Egal wo, gefeiert hab‘ ich gestern auf jeden Fall. Deswegen verbringe ich
den Sonntag vorwiegend im Bett – und das trotz traumhaftem Spätsommerwetter.
Shame on me! Naja, ich sollte mich ja auskurieren. Am Abend muss ich wieder
singen können, denn in der Milla steigt das Mitmach-Chor-Event GO SING CHOIR. Gesungen wird
genau ein Song, mitmachen darf jeder, der Lust hat.

Das war doch ein wirkliches Festivalwochenende! Am Montag ist
deswegen wieder etwas runter kommen angesagt. Was eignet sich da besser als die
Ausstellung “Samin” des
Fotografen Filippo Steven Ferrara? Im Farbenladen des Feierwerks dokumentiert
er das harte Leben der aus Teheran nach Italien emigrierten Bildhauerin Samin.
In Aussicht der herannahenden Bundestagswahl besuche ich am Abend noch das
Theater Heppel & Ettlich. Dort liest der
ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude
aus seinem Buch
“Die Alternative oder: Macht endlich Politik!”. Das Buch, dessen
Titel unlängst von einem
AfD-Politiker für eine dubiose Wahlwerbung vereinnahmt wurde
.

Am Dienstag geht es kulturell weiter, denn ich begebe mich zunächst
auf einen Streifzug durch die Sommergalerie am Praterstrand.
Die zeigt momentan Werke von Simon James. Danach aber gleich weiter ins
Fußballstadion des FC Teutonia München. Denn dort tritt die SpVgg Unterhaching
in einem Benefizspiel gegen eine
All-Star-Auswahl der Münchner Amateur-Vereine an. Die Einnahmen aus dem Event
werden zur Restaurierung des Vereinsheims des FC Teutonia verwendet, das
letztes Jahr einem Großbrand zum Opfer fiel.

Der Mittwoch wird wieder musikalisch: Die Minna Thiel veranstaltet
im Kampf gegen das Sommerloch weiterhin regelmäßig ihre Schienenbuskonzerte. Dieses Mal mit
Stephan Worbs und Ziggy McNeill. Nach zwei entspannten Singer-Songwriter-Konzerten
habe ich aber noch Lust, ein bisschen zu tanzen. Da bietet sich heute das
Hip Hop Hooray” in der
BEARD BAR an.

Am Donnerstag beginnen drei wunderschöne Wochen für Keyboarder wie
mich. Bis 17. September nämlich werden in der ganzen Innenstadt verteilt wieder
die “Play me, I’m
Yours
”-Pianos stehen. Endlich wieder Straßenmusik mit
Klavier! Abends geht der etwas alternative Musik-Tag weiter, denn im Lucky Who
sprechen die Deutschrap-Podcaster Schacht &
Wasabi
über die neuesten Gerüchte rund um Farid Bang, Fler,
Sido und Konsorten. Und weil ich danach immer noch nicht genug habe, gibt’s bis
spät in die Nacht wieder Musik zum Mitmachen auf der Westendjam.

Das war eine anstrengende Woche! Deshalb lasse ich sie am Freitag
ganz entspannt auf dem Isarinselfest ausklingen. Auch
wenn das Fest noch bis Sonntag gehen wird, nach dieser Woche brauche ich wohl
erstmal eine Pause. Und da sag noch einer, München habe
im Sommerloch nichts zu bieten

Text: Maximilian Mumme


Foto: Serafina Ferizaj

Peter Fischer (Jazz / Kabarett)

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Jahr: 2014, Woche: 40

Peter Fischer spielt gekonnt und virtuos Klavier, erzählt dabei singend schaurig-zynische und mitreißend-lustige Geschichten. Sein Headset gibt ihm die Freiheit in der Kopfdrehung vom Musiker zum Märchenonkel zu werden.

Ein ziemlich uncooles Accessoire hat Peter Fischer (Foto: Peter Keller) seit Kurzem. Ein Headset, also ein Mikrofon, das irgendwie um den Kopf geschnallt wird, mit dem Zweck, den Kopf des Sängers mobiler zu machen. Das letzte Mal waren die Dinger zur Erfolgszeit von Britney Spears in Mode – die zu ihrem Gesang ja live meist mit vollem Körpereinsatz tanzte. Doch bei dem Münchner Musiker und Kleinkünstler Peter Fischer macht dieses Teil trotz seines schlechten Images Sinn. 

Denn Peter Fischer spielt Klavier – und das ziemlich gekonnt und ziemlich virtuos. Aber noch viel wichtiger ist: Über sein Spiel erzählt er singend schaurig-zynische und mitreißend-lustige Geschichten. Und da es unhöflich ist, beim Geschichtenerzählen seine Gesprächspartner nicht anzusehen, aber Klaviere meist nicht so frontal auf einer Bühne stehen, dass der Spieler ohne Probleme direkt ins Publikum blicken könnte, spielt Peter eben nun mit Headset. Das gibt ihm die Freiheit in der Kopfdrehung vom Musiker zum Märchenonkel zu werden. Und dieser Moment ist bei Peter Fischers Musik auch ausschlaggebend.

Peter Fischer, der im vergangenen Jahr diverse Songslams, die gerade so en vogue sind, meist preisdekoriert verlassen hat, hat eine ganz frische Art des Musikkabaretts für sich erfunden. Er erzählt dabei etwas altklug vom Alltäglichem, auch dem alltäglichen Scheitern, schafft es aber immer, den nötigen Abstand zur eigenen Eitelkeit zu halten. Denn eigentlich schöpft Peter Fischer aus einem ziemlich großen Können: Sein Klavierspiel ist so professionell, dass er ohne Probleme perlende Läufe oder groovend rhythmische Figuren herunterbrettert und dazu völlig unabhängig und unbeeinflusst singt.

Man hört die klassische Ausbildung in seiner Musik heraus – doch studiert hat er Sprachen. Und nun vermischt der 27-Jährige dieses erlernte Können zu einer Musikform, die im Popkontext aber eigentlich nur relativ selten auftaucht. Fischer nimmt in seinen Beobachtungen nicht nur die Arbeits- oder Liebeswelt auf die Schippe, sondern auch immer wieder sein eigenes Metier: Etwa wenn er einen Song über das Bonmot „Once it’s a mistake, twice it’s Jazz“ schreibt, in dem er die musikalischen Disharmonien parallel zu den Fehlern in seinem Leben setzt.

Und diese Mischung funktioniert. So sehr, dass Peter Fischer seine Auftrittsmöglichkeiten gerade ausbaut. So spielt er nicht nur in Indie-Clubs, sondern auch auf Kleinkunstbühnen, als Barmusiker und auf privaten Feiern. Eine eigene Nische, ganz abseits der zeitgenössischen Popmusik. Rita Argauer

Stil: Jazz / Kabarett
Besetzung: Peter Fischer (Gesang, Klavier)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.pianovocals.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.