Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Antonia

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Das Highlight von Antonias Woche ist definitiv die Party im Bahnwärter Thiel, bei der entschieden wird, wer Band des Jahres wird. Aber auch Musik, Filme und Poetry Slam dürfen nicht fehlen, sie besucht zum Beispiel die
Yesterday’s Tomorrow: Filmreihe zu Zukunftsvisionen & Sci-Fi.

Wie OK Kid einst sangen, es ist „endlich wieder Februar,
niemand lacht mir kälter ins Gesicht“. Doch was wäre das Jahr bloß ohne diesen
tristen Monat voller Klausuren und Schnee und Regen? Da heißt es erst recht den
Terminkalender vollmachen.

Der Freitagabend war noch nie für Lernen und früh ins Bett
gehen gemacht. Deshalb zieht es mich in die Hochschule für Film und Fernsehen.
Dort präsentiert die Neue Sammlung zusammen mit der HFF drei Tage lang Filme
über Zukunftsvisionen, Leben im Raumschiff und Supergadgets
. Am Freitag gibt es
unter anderem den Kurzfilm „The Centrifuge Brain Project“ zu sehen über
Experimente mit Jahrmarktkarussellen. Klingt abgespaced, aber wer weiß schon,
was uns in der Zukunft erwartet.  Nach
den Gedanken über Morgen geht’s zu später Stunde wieder ins Hier und Jetzt. Und
wo geht das besser als bei der KREW Action im Downtown Flash.

Samstag müssen nach ein bisschen (bis sehr viel) Schlaf und
einem ausgiebigen Frühstück dann doch mal die Lernsachen rausgekramt werden.
Mit Marker und Kaffee geht’s in die nächste Bibliothek, wo ich mit viel Glück
noch einen Platz im Keller oder auf dem Boden bekomme. Abends ist es dann aber
auch mal wieder gut mit der Lernerei. Da werden leckere Spaghetti gekocht mit
den liebsten Freunden. Nachdem der Bauch vollgeschlagen und der Kasten
leergetrunken ist, bewegen wir uns in Richtung Kammerspiele zur Festivalnacht für
avancierte elektronische Popmusik „Ritournelle“
. Passend zum Namen – Ritornelle
bezeichnet das Stück in einem Song, das immer wiederkehrt – kehrt die
Veranstaltung seit 2012 immer wieder zurück in die Kammerspiele. Dieses Jahr
steht die Nacht ganz im Zeichen von überwundenen Blockaden, durchbrochenen
Mauern und Fluchtlinien in ein besseres Morgen. Und das Line-Up könnte dafür
kaum besser sein: Auf der Bühne stehen unter anderem Modeselektor und Fatima Al
Qadiri.

Was für mich am Ende des Wochenendes wiederkehrt, sind meine
Lernsachen. Diesmal bleib ich aber besser in meinem WG-Zimmer statt in der Bibliothek
zu sitzen. Am Sonntagabend geht es dann auch nochmal vor die Tür zum Original
Substanz Poetry Slam
. Dort zeigen die besten Wortkünstler der Stadt ihr Können.

Nach einem guten Wochenende, folgt hoffentlich auch ein
guter Montag. Es ist Rosenmontag und ich stehe früh auf: Ab geht’s in die Berge
zum Skifahren. Mittags gibt’s lecker Kaiserschmarrn auf der Hütte und gegen
Abend fahren wir wieder zurück nach München. Abends ist schließlich in der Fox
Bar noch „FOX under the trumpet“. Dort spielen jeden Montag junge Musiker. Dieses
Mal sind die Singer-Songwriterin Nana und der französisch-amerikanische
Münchner Margaux dabei.

Nachdem der Faschingsdienstag dem Klausurstoff geopfert
wurde, starte ich voller Elan in den Valentinstags-Mittwoch. Ganz romantisch
schreibe ich eine Klausur. Nur sie und ich für ganze zwei Stunden. Ich hoffe,
es wird kein Blind-Date. Abends geht’s dann ins Bahnwärter Thiel zum Finale der
Puls-Lesesession mit Maeckes
. Nach einer Diskussion über den Rundfunkbeitrag lesen
dort junge Autoren ihre Geschichten zum Thema „Ist das für immer?“ vor. Und
auch Maeckes lässt sich natürlich nicht lumpen. Der Orsons-Sänger liest einen eigenen Text und spielt ein paar Songs auf der Bühne.

Donnerstag hat das Warten dann endlich ein Ende. Die Frage
aller Fragen wird gelöst: „Wer wird Band des Jahres?“. Die SZ Junge Leute Seite
kürt ebendiese im Bahnwärter Thiel. Aber nicht nur das steht auf dem Programm. In
dem ausrangierten U-Bahn-Waggon gibt sich Münchens Comedy-, Kabarett- und
Poetry Slam-Nachwuchs die Ehre. Die Highlights des Abends sind aber natürlich
die Auftritte der nominierten Bands und die Verkündung der Band des Jahres.
Danach wird auch noch lange nicht nach Hause gegangen, sondern ab zur
After-Show-Party mit DJ Alex Blum.

Endlich wieder Feb… äh Freitag. Nichts komplettiert eine
Woche mehr als ein Besuch im allseits beliebten awi. Da legt Benjamin Fröhlich
auf
und bei der ein oder anderen Weinschorle kann man perfekt das Ende der
Klausurenphase feiern und sich auf das kommende Wochenende einstimmen.

Wo ich es mir so recht überlege, liebe OK Kid, dann habe ich
eigentlich gar nichts gegen diesen kalt lachenden Monat.

Text: Antonia Franz

Foto: privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Serafina

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Kultur, Musik und Journalismus – das ist ein guter Mix an Veranstaltungen. Unsere Autorin besucht nicht nur den Feinen Münchner Poetry Slam und
die Diskussion
„Hass im Netz – und was dagegen hilft“, sondern feiert auch im Milla den EP-Release von King Pigeon.

Es
ist Mitte Januar, das neue Jahr hat gerade erst begonnen und die Deadlines
scheinen noch weit weg. Zeit also, fleißig zu prokrastinieren und meine
kommende Woche zu planen.

Am Freitag
pilgere ich wieder ins Lost Weekend zum Feinen Münchner Poetry Slam,
die erste Veranstaltung vom Presserat Kultur, den die Unimagazine und Zeitungen
der LMU vor einem Jahr gegründet haben. Gewinner der Abend ist derjenige, der
den größten Applaus hat. Neben einigen Studierenden werden dort die bekannten
Poetry Slammer Dominik Erhard, Dave Appleson und Antonia Lunemann auftreten.
Und das alles mit freiem Eintritt. Da gönnt man sich doch
guten Gewissens einen Hipster-veganen Matcha-Latte, während man den Slammern
lauscht.

Der Samstag
steht ganz im Zeichen der Musik. Zunächst gehe ich zum Orgelkonzert der LMU mit dem Motto „End of Time“. Die Musikerinnen Angela
Metzger an der Orgel und die Violinistin Martina Trumpp ermöglichen eine
musikalische Zeitreise vom zeitlosen Bach bis zum gegenwärtigen Komponisten
Lehmann-Horn. Abgerundet wird dies mit einer spektakulären Lichtshow. Nach so
viel Klassik dürstet mein Herz nach Indie und ich treffe mich mit Freunden im
geliebten Strom: Das erste Mal Momentum im neuen Jahr – ich freue mich auf die Klänge von The Foals,
Justice, Bilderbuch und vielen weiteren Alternative- und Indie-Perlen.

Der Sonntagnachmittag
verschlägt mich in den Farbenladen des Feierwerks. Es wird wieder Zeit für eine
interessante Ausstellung namens „Plastic Vanity“ des
Künstlers Tobias Meier. Er zeigt mit
seiner Ausstellung unterschiedliche Puppen in den verschiedensten
Erscheinungsformen: „Aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen, fern der Ideale
der Zeit, nehmen sie ungewohnte Züge an. Keine Mode mehr, die sie anpreisen, in
ihrer neuen Funktion haben sie ein Eigenleben entwickelt“. Was nach einem
perfekten Stoff für einen Horrorfilm klingt, ist vor allem in Zeiten von perfekten
Möchtegern-Models und Möchtegern-Bloggern auf Instagram und Co. ein
interessantes Projekt.

Am
Montagabend
gehe ich in die Münchner Kammerspiele zur Episode
18
. Eine Expertengruppe um die Filmzeitschrift „Cargo“ sucht sich
eine Folge aus einer TV-Serie aus und diskutiert sie. In der heutigen Episode
geht es um den „Unbreakable Kimmy Schmidt“, bei der es um eine Frau geht, die
nach 15 Jahren aus einer Sekte flüchten kann und in New York einen Neuanfang
wagen möchte. Nach der heutigen Episode geht es daheim auch gleich los mit dem
Bingewatchen der Serie.

Der Dienstag wird wieder musikalisch: SiEA, eine elfköpfige Band spielen mit Tiger
Tiger
als Support in der Milla.

Auf
den Mittwochabend freue ich mich
schon lange: In der Großen Aula der LMU findet eine Diskussion mit Dunja Hayali zum
Thema „Hass im Netz – und was dagegen hilft“ statt. Da geht es nämlich um die
Fragen, was gegen Online-Hetze hilft und wie man diesen Menschen im Netz am
besten begegnen kann – ein Thema, das aktueller denn je erscheint. Da mir
dieses Thema sehr wichtig ist und uns alle betrifft, treffe ich mich am Donnerstag mit einer Freundin und
erzähle ihr davon.

Am Freitag ist wieder eine Woche vorbei, nach der Arbeit bin ich k.o, aber ich freue mich auf das Wochenende: Am Samstag geht’s in die Milla: King
Pigeon
feiern ihren EP-Release, die Aggressive Swans
supporten sie. Der perfekte Freitagabend.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: privat

Zorn und Entzücken

László Breiding kann sich so über München aufregen, dass die Zuschauer an den Kammerspielen jubeln. Und doch gefällt dem erfolgreichen Falckenberg-Schüler die Stadt an der Isar – gerade wegen ihrer zwei Seiten.

Es ist idyllisch hier, in dieser grünen Oase mitten in der Stadt. László Branko Breiding liegt am Schwabinger Bach. Der 22-Jährige genießt die Sonne und die Ruhe im Englischen Garten. Die Ruhe vor dem Sturm.

Er wird gleich brodeln und zwar vor Zorn. Ein Zorn, den diese Stadt in ihm geweckt hat. Während er so von diesem Tag erzählt, rötet sich sein Kopf leicht, seine grünen Augen weiten sich. Er gestikuliert wild, berichtet von unfreundlichen Menschen, nervigen Segway-Gruppen in der Münchner Innenstadt, die den Heimweg blockieren und dem protzigen Reichtum zwischen Bayerischer Hof und den Kammerspielen. „Und dann diese Junggesellenabschiede. Auf dem T-Shirt stand: Ralf heiratet. Ich bin nur zum Saufen hier!“ Am Ende seines Zornausbruchs applaudiert das Publikum in der Kammer 3 der Kammerspiele. An einigen Stellen wurde gelacht, die Zuschauer konnten sich in der Wut des Nachwuchsschauspielers wiedererkennen.

Aber ist hier denn wirklich alles so furchtbar? „Für die Geschichte war das natürlich alles sehr überspitzt dargestellt. Man regt sich ja manchmal über Dinge auf, die total lächerlich sind“, sagt der Schauspielstudent aus dem dritten Jahrgang der Otto-Falckenberg-Schule, der in Karlsruhe aufgewachsen ist. Für Zorn – ein Lieder- und Geschichtenabend – hatten die Studenten unter Leitung von Georgette Dee die Aufgabe, sich mit dem Thema Zorn in gesanglicher und erzählerischer Form auseinanderzusetzen. Die Texte der Monologe schrieben sie selbst.

„Ich lag tatsächlich im Englischen Garten und habe mich gefragt, was Zorn eigentlich für mich ist“, erzählt László. So sei dann die Idee zu seiner Geschichte entstanden: ein Tag in München mit Menschen, die nicht Danke sagen, und alltäglichen Momenten, die vielen Bewohnern dieser Stadt bekannt sind und den Erlebenden immer mehr zur Weißglut treiben. Das alles wirkt lustig und zugleich tragisch: „Es ist eine Komik, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt“, sagt der Schauspieler. Trotz aller Wut in seiner Geschichte ist er aber zufrieden damit, in München zu studieren: „Die Stadt an sich finde ich total toll. Ich bin froh hier zu sein, es gibt ein breit gefächertes Freizeitangebot.“ Bei der Wohnungssuche hatte László ein Glück, das sich manch anderer verzweifelt erhofft: „Von vier WGs hatte ich am Ende drei Zusagen“, sagt er. Der Münchner Wohnwahnsinn blieb dem 22-Jährigen also erspart. Immerhin, ein bisschen weniger Zorn.

Aus Schauspielersicht schätzt er die Vielfalt der Theaterlandschaft in München. An den Kammerspielen und auch am Residenztheater stand er selbst schon auf der Bühne. Seine erste größere Rolle ist aktuell die des Roller in „Die Räuber“ am Residenztheater.

Den Wunsch, Schauspieler zu werden, hatte er schon in der Schule. Erst spielte er am Schultheater mit, ging dann in den Jugendclub des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und wirkte bei verschiedenen Projekten an der Seite professioneller Schauspieler mit. Noch vor dem Abi sprach er an Schauspielschulen vor. Doch er erhielt nur Absagen. Er solle noch ein bisschen warten, er sei zu jung, hieß es. Also hospitierte er am Theater in Karlsruhe und lernte den Theaterbetrieb auch hinter der Bühne kennen.

Nach zwei Jahren klappte es dann: László bekam gleich zwei Zusagen – von der Theaterakademie August Everding und von der Otto-Falckenberg-Schule. Er entschied sich für Letztere. „Das war eine reine Gefühlsentscheidung, die hat sich irgendwie richtig angefühlt.“ Im Sommer 2014, noch vor Studienbeginn in München, stand er vor der Kamera. Für die französische Kinofilmproduktion „En mai, fais ce qu’il te plaît“ (Regie: Christian Carion) mit Filmmusik von Ennio Morricone. In dem Drama geht es um den Vormarsch der deutschen Truppen in Frankreich während des weiten Weltkriegs. Hier durfte der junge Mann mit den goldblonden Locken an der Seite von Thomas Schmauser drehen – und trifft diesen in München an den Kammerspielen wieder. Derzeit arbeiten die beiden wieder zusammen.

László könnte sich vorstellen, auch nach dem Studium weiterhin in München zu bleiben. Aber trotz netter Kollegen, toller Theaterlandschaft und Freizeitangeboten für junge Menschen gibt es eben auch ein paar uncoole Seiten an der Stadt, mal abgesehen von den verheerenden Mietpreisen. München hat wohl einfach zwei Gesichter: „Manchmal fehlt mir in München so ein bisschen das Runtergerockte, der Schmutz, das nicht so Perfekte“, sagt er. Es sei ihm eben ab und zu doch alles zu brav und ordentlich. „Es gibt aber andererseits ja doch auch diese für München vielleicht eher untypischen Ecken, wie zum Beispiel in der Gegend um den Leonrodplatz“, fügt er hinzu. Oder das Container Collective am Ostbahnhof. Dort wird László Breiding im Rahmen der Veranstaltung „München, was ich dir schon immer sagen wollte“ am Donnerstag, 27. Juli, seine zornige Geschichte noch einmal vor dem Publikum präsentieren.

Text: Ornella Cosenza

Foto:
Florian Peljak

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura-Marie

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Mehr Sommer wird nicht! Deshalb entscheidet sich unsere Autorin für ganz viel Draußensein: ob beim Straßenfest in der Türkenstraße, einem Mädelsflohmarkt im Feierwerk oder dem dreitägigen Sommerfest im Container Collective.

Ich
träume vom Sommer meines Lebens. Von Tagen und Nächten, die nie zu Ende gehen
wollen. Von Sonnenuntergängen auf Münchens Dächern. Von Straßenfesten, die bis
zum nächsten Morgen dauern. Vom Gefühl, den schönsten Sommer des Lebens zu
feiern. Mit guter Musik und den besten Freunden. Und was bringt mich meinen
Tagträumen näher, als ein vielfältiges Wochenprogramm…

Als
erstes geht es für mich am Freitag zum Future Jam in die Milla. Die Münchner
Rapper Boshi San & Lux plus Waseem (Monaco Freshprinz) laden an
diesem Abend zu einem Benefiz-Jam ein. Dabei teilen sich die Künstler Diaspora, Einshoch6, Physical Graffiti (USA),
DSDNG, Maloon the Boom (CH) und YoungstaCPT (ZA) die Bühne mit
einer brandneuen Rap-Crew: einer Crew, die aus jungen Geflüchteten besteht, die
die Berufsintegrationsschule „Future Campus“ in Oberschleißheim besuchen und
als die Special Guest des Abends gelten! Nach der Liveshow folgt die Party mit
vielen geladenen DJs. Der gesamte Erlös dieses
Abends (Eintritt ab 8 Euro) fließt in einen Sozialfond, der die Schüler in
akuten Notlagen unterstützen soll. Ein cooler Abend für einen guten Zweck!
Später geht es dann auch für mich noch auf das legendäre Uni-Sommerfest. Statt
mit Büchern im Gepäck zur nächsten Vorlesung zu hetzen, werde ich dort durch den
Lichthof der LMU von Hörsaal zu Hörsaal tanzen!

Mein Samstagsprogramm starte ich beim
Mädelsflohmarkt im Feierwerk. Ganz gemäß dem Motto „Von Mädels für Mädels“
lässt es sich hier mit den besten Freundinnen von 17 Uhr an durch die verschiedensten,
ausgefallensten und einzigartigsten Stände stöbern. Danach zieht es uns aufs Türkenstraßenfest. Bereits von 14 Uhr an kann man sich
dort von der Menge treiben lassen und sich von vielen verschiedenen
Essensmöglichkeiten inspirieren lassen. Das Line-up des Abends: BUSON
(Munichopenminded), THE PRETTY BOY (Crux) und DJ
HOTSAUCE (Beastin), die für die offizielle Aftershowparty einstimmen! Auf der
knallt’s dann so richtig – und auch noch doppelt: von 22 Uhr an findet im Lucky Who und Bob Beaman die erste Block Party Supreme mit den
DJs Ales (100BlackDolphins) und Der$han (edmoses) statt.

Am Sonntag heißt es dann „Oper für alle!“: Richard
Wagners Tannhäuser wird live aus dem Nationaltheater auf den Max-Joseph-Platz
übertragen. Moderieren wird dieses einzigartige Fest Thomas Gottschalk. Wetten,
das wird großartig…?

Zu den besten Nächten des Jahres zählen für mich
die, die man unter freiem Himmel verbringt. Am Dienstag geht es für mich
deshalb zum Kino, Mond & Sterne an der Seebühne im Westpark. Gezeigt wird der Film
„Moonlight“, der bei der Oscarverleihung 2017 zum besten Film des Jahres
ausgezeichnet wurde und den man unbedingt gesehen haben sollte.

Am Mittwoch und Donnerstag findet ein großer
Büchermarkt, organisiert von Buchwissenschaftsstudiengängen der LMU, in der
Schellingstraße statt. Zwischen 10 und 18 Uhr kann man hier gemütlich
stöbern, die ein oder andere Strandlektüre für die anstehenden
Sommersemesterferien finden und sich bei Crêpes und anderen Leckereien über die
besten Ferienlektüren austauschen. Der Erlös geht an die Studenten, die sich
damit eine Fahrt zur Frankfurter Buchmesse finanzieren.

Mittwochabend wird dann weitergerappt:
Infidelix, der Street-Rapper aus Texas und wohl erste Rap-Backpacker Europas, gibt sein Debutalbum „Busk Life“ im
Cord Club
zum Besten.

Den Donnerstagabend habe ich mir für eine Premiere
in den Münchner Kammerspielen
reserviert: „Glückliche Tage“ von Samuel Becket.
Es geht um ein altes Paar, Winnie und Willie, die sich einander eingegraben
haben – in Routinen, Erinnerungen und Gegenständen. Thematisiert wird mit
dieser Inszenierung die Einsamkeit im Alter und damit einhergehend, wie sich
Denken und Sprechen voneinander unterscheiden. Dabei handelt es sich um ein Drittjahresprojekt des Regiestudiengangs der Otto-Falckenberg-Schule, unterstützt durch die Richard-Stury-Stiftung.

Am kommenden Freitag startet ein dreitägiges
Sommerfest im Container Collective am Ostbahnhof. Nähere Infos zum Programm
gibt es leider nicht, man darf sich aber auf jede Menge Kreativität und
Interaktivität freuen. Darunter Tombolas, Workshops und jede Menge gute Musik
und leckeres Essen! Ich freue mich, meine Woche zwischen knallbunten
Containern, die von Sonnenstrahlen in warmes Licht getaucht werden, inmitten vieler kreativer
Menschen mit spannenden Projekten bei guten Gesprächen ausklingen zu lassen und
festzustellen: Tagträumen geht immer und überall und am schönsten ist es doch,
wenn manche Träume sich mit der Realität vermischen und unvergessliche
Erinnerungen schaffen. Drum Sommer, bleib doch noch ein bisschen, wir haben noch
so viel vor!

Text: Laura-Marie Schurer

Foto: Privat

Übers Pfadfinden zur Schauspielerei

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Täglich porträtieren wir an dieser Stelle eine(n) der 20 mitwirkenden
KünstlerInnen unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen – mal
Fotograf, mal Modell. Heute: Schauspielerin Vera Flück.

Vera
Flück, geboren 1994, hat ein Hobby, das man auf den ersten Blick nicht
von ihr erwarten würde: Sie ist leidenschaftliche Pfadfinderin. Doch
derzeit kann sie diese Tätigkeit nicht ausführen. Denn seit 2014
studiert sie Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Und
ihre Pfadfinder-Abteilung befindet sich in ihrer früheren Heimatstadt
Bern in der Schweiz.

Seit sie denken kann, möchte Vera
Schauspielerin werden. Sie sagt: „Ich war schon immer der Klassenclown
und es war schon früh eine Leidenschaft von mir, Menschen zu beobachten
und mir deren Welten zusammen zu spinnen.“ Vera hat jedoch auch schon
eine Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit (Krankenschwester) gemacht und
eine Weile in dem Beruf gearbeitet. „Da lernt man Menschen unverblümt
kennen, das empfinde ich als wichtige Erfahrung“, sagt sie dazu. Bis
November 2017 ist sie noch in „Klein Zaches, mein Zinnober“ nach E.T.A
Hoffmann (Regie und Textfassung: Wiebke Puls) an den Münchner
Kammerspielen zu sehen.

Die Ausstellung “10 im Quadrat” ist an allen Wochenenden im Mai, samstags von 16 – 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr, im Feierwerk Farbenladen geöffnet. Neben den Fotografien werden Konzerte, Lesungen und Diskussionen veranstaltet. Für weitere Infos klickt unsere Junge-Leute-Facebookseite.
Der Eintritt ist frei.

Text: Amelie Völker    

Foto: Milena Wojhan

Doppeltes Neuland

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Falckenberg-Schüler Swen Lasse Awe, 26, bringt als eigene Premiere das Erstlingswerk „Abraum“ von seinem Freund Wilke Weermann auf die Bühne.

Swen Lasse Awe, 26, sitzt auf einem Stuhl zwei Meter vor dem Bühnenbild aus Holz, die Beine abwechselnd angezogen und übereinander geschlagen. Mit festem Blick verfolgt er jede Bewegung der fünf Schauspieler, die gerade die Einzugsszene aus „Abraum“ proben. Ab und zu lacht er oder ruft ihnen zu: „Etwas weniger halbherzig, bitte!“ Er macht nicht den Eindruck eines Regisseurs, der seiner jungen Schauspieltruppe allzu viel vorschreibt; in seinem Ringelshirt und den Sneakern wirkt er vielmehr wie einer von ihnen.

Das Stück wird die Abschlussinszenierung von Swen Lasses Regiestudium sein – und gleichzeitig eine Uraufführung: Der 24-jährige Autor von „Abraum“, Wilke Weermann, hatte dafür im letzten Jahr den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik gewonnen, die Lesung des Textes hatte bereits damals Swen Lasse inszeniert. „Wilke und ich haben uns das erste Mal vor vier Jahren bei einer Regie-Aufnahmeprüfung in Berlin getroffen, wo wir aber beide nicht genommen wurden“, sagt Swen Lasse und lacht. Der Hamburger erzählt, dass er während seiner Schulzeit zwar eher auf Konzerte und Festivals anstatt ins Theater gegangen sei – Theater habe ihn aber trotzdem fasziniert, also machte er nach dem Abitur mehrere Regiehospitanzen. 2013 wurde er dann an der Otto-Falckenberg-Schule in München genommen und ist Wilke, seinerseits Regiestudent in Ludwigsburg, seitdem immer wieder begegnet.

Dass Swen Lasse die Lesung von „Abraum“ inszenierte, war Zufall – doch als die Kammerspiele ihn daraufhin fragten, ob er das Stück auf die Bühne bringen wolle, sagte er sofort zu: „Das Stück ist sehr klug und dicht geschrieben und bespielt viele Ebenen.“

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Dennoch ist diese Inszenierung in zweierlei Hinsicht Neuland für Swen Lasse: Denn „Abraum“ ist das allererste Theaterstück, das er auf die Bühne bringt – bisher hat er nur Romanadaptionen inszeniert, zum Beispiel von Joseph Hellers 600-seitigem Roman „Catch-22“. „Es macht Spaß, mir bei so einem dicken Roman zu überlegen, was ich daraus erzählen und auf die Bühne bringen will.“ Diese Freiheit habe er an der Falckenberg-Schule von Beginn an bekommen, auch wenn ihn das anfangs etwas irritiert habe: „Wir hatten nie Vorlesungen darüber, wie man ein Stück inszeniert.“ Doch bald habe er es als Chance gesehen, sich an eigenen Produktionen ausprobieren zu können – dank der Anbindung der Schule an die Kammerspiele sogar mit professionellen Requisiten, Räumlichkeiten und Beleuchtung.

Das komplexe Theaterstück „Abraum“ hingegen sieht der Nachwuchsregisseur als Herausforderung, einmal ganz anders zu arbeiten – es ist so „hermetisch und ohne auch nur einen einzigen überflüssigen Satz“, dass man nicht beliebig viel streichen und ändern könne. Wozu ihn sein Freund Wilke, der bei zwei Proben auch dabei war, aber ermutigt: „Ich habe die Leerstellen doch genau deshalb gelassen, damit andere was daraus machen können“, sagt der junge Autor. Er selbst sei noch zu nah an diesem Stück dran, um es zu inszenieren. Natürlich habe er bei den Proben ein paar Anmerkungen gemacht – ob sie diese dann umsetzen, sei aber ihre Entscheidung.

Auch in dieser Hinsicht ist die „Abraum“-Inszenierung eine neue Erfahrung für Swen Lasse: Er hat vor seinem Regiestudium einen Bachelor in Komparatistik gemacht und vertritt eigentlich die Konzeption des „toten Autors“ – bei diesem Stück hat er es jedoch nicht nur mit einem lebenden Autor zu tun, er kennt ihn sogar auch noch. Doch obwohl Swen Lasse großen Respekt vor dem Stück zu haben scheint, hat er Wilke nie gefragt, wie er bestimmte Dinge gemeint habe: „Ich glaube nicht an die Deutungshoheit des Autors. Gott sei Dank sieht Wilke das genauso und macht keinen Druck“, sagt Swen Lasse. Seine Herangehensweise sei immer der Text selbst.

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Den erschließe er sich beim Proben – gemeinsam mit seiner Schauspieltruppe: Bis auf Niklas Maienschein, Absolvent des Salzburger Mozarteums, sind alle jungen Schauspieler (Mira Huber, Vincent zur Linden, Jannik Mioducki und Fabian Ringel) im selben Jahrgang der Falckenberg-Schule wie Swen Lasse, dementsprechend haben sie auch schon oft zusammen gearbeitet. Der junge Regisseur hat ganz bewusst sie für diese Inszenierung ausgewählt, weil er mit ihnen „gemeinsam denken“ könne, wie er sagt: „Sie erwarten nicht, dass ich ihnen Anweisungen gebe oder sie choreografiere. Ich lasse sie einfach machen und filtere oder ordne das dann.“ Die Schauspieler schätzen diese Arbeitsweise, Vincent zur Linden erzählt aber: „In schwierigen Situationen habe ich mir schon auch mal gewünscht, dass der Regisseur einfach mal sagt, wie es gehört. Im Nachhinein bin ich aber immer froh, da gemeinsam durchgegangen zu sein.“

In dem Stück geht es um fünf junge Menschen und einen alten Mann, die in einem verlassenen Steinbruch am Rande der Gesellschaft leben. Es herrschen Kommunikationsprobleme, bald bilden sich Machtstrukturen in der Gruppe heraus und Gewalt macht sich breit – doch es gelingt ihnen nicht, ihre Abhängigkeit voneinander zu überwinden. Diese Spannung zwischen den fünf jungen Menschen und dem Alten, den sie nicht verstehen, wird auch durch den 79-jährigen Christian Mey getrieben, findet Swen Lasse: „Christian bringt unheimlich viel Erfahrung und Persönlichkeit mit – dass er und die jungen Schauspieler aufeinandertreffen, erzeugt eine irre Dynamik.“

Förderlich für diese produktive Energie seien auch die Pathos Ateliers, wo sie seit Februar proben: Hier müssen sie nicht zu festen Uhrzeiten wie auf Knopfdruck kreativ sein, sondern sie können zwischendrin lange Pausen machen und dafür bis drei Uhr morgens proben.

Im Juni wird Swen Lasse seine Inszenierung beim Körber Studio Junge Regie zeigen, einer wichtigen Plattform für den Regienachwuchs. „Mal sehen, was sich da ergibt“, sagt er bescheiden. Erst mal freut er sich, bei der Premiere am 31. März in den Kammerspielen zu zeigen, was sie gemeinsam erarbeitet haben. Und auch Wilke Weermann ist zuversichtlich: „Ich vertraue darauf, dass es gut sein wird.“

 

Text: Anna-Elena Knerich

 

Fotos: Florian Peljak

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Ornella

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Alle reden nur noch von den Prüfungen, auch unsere Autorin kann dem nicht entfliehen. Und obwohl sie auch so schon viel mit Kulturwissenschaften zu tun hat, richtet sie ihre Freizeitplanung ganz der Kultur: Eine Woche zwischen Theater, Lesungen und Ausstellungen

Alle beschweren sich über die
böse Kälte und den schlimmen Lernstress. Die Prüfungen rücken auch für mich
immer näher. Dennoch: Ich werde es locker angehen. Wer lernt, muss sich
zwischendurch auch belohnen. Nur so bleibt am Ende vielleicht auch was hängen.
Ich packe mich also dick ein (Tipp: Zwiebellook geht immer!) und freue mich auf
die wohlverdiente Ablenkung in den Lernpausen.

Am Freitag geht es nach langer Zeit endlich wieder ins Volkstheater. Regisseur
Nicolas Charaux bringt mit dem Ensemble Das Schloss von Kafka auf die Bühne.
Ich freue mich ganz besonders, denn meine Freundin Pola Jane O’Mara spielt in
dem Stück mit.

Nachts träume ich wahrscheinlich
immer noch von den Schauspielern mit ihren weiß geschminkten Gesichtern und
denke über Kafka nach. Trotzdem stehe ich am Samstag fit auf. An diesem Morgen liegt der Geruch von Fasching in
der Luft. Und es geht schon wieder ins Theater. Das Gärtnerplatztheater öffnet
seine Türen zum alljährlichen Kostümverkauf.
Während ich dort meine Runden drehe, treffe ich auf bekannte Gesichter und
fühle mich zurückversetzt in die Zeit als Praktikantin an diesem schönen
Theater.

So langsam meldet sich das
schlechte Gewissen. Also ab nach Hause. Die Arabisch-Vokabeln lernen sich ja
nicht von selbst. Den Abend will ich aber trotzdem nicht zu Hause verbringen. Im
EinsteinKultur startet um 17 Uhr der Große Tag der jungen
Münchner Literatur
. Hier beweisen 60 junge AutorInnen aus der Stadt ihr
Schreibtalent. Ich lausche gespannt dem frischen Wind der jungen Literaturszene
Münchens.

Den Sonntag beginne ich entspannt und schlafe aus, bevor mein
Schreibtisch mich zur Arbeit ruft. Fleißig sein ist angesagt. Die Zeit vergeht
aber wie im Flug und am Abend gehe ich ins Literaturhaus.
Heute liest dort Jonathan Safran Foer aus seinem neuen Roman Hier bin Ich. Das ungefähr 700 Seiten
dicke Buch liegt noch auf meinem Tisch und will gelesen werden. Geht leider
wohl erst nach den Klausuren. Dafür gönne ich mir aber an diesem Abend eine
Kostprobe vom Autor höchstpersönlich.

Montag. Neue Woche. Die Prüfungen rücken schon wieder um ein bedrohliches
Stück näher. Bitte bloß keine Panik! Um also den Kopf frei zu bekommen,
schnappe ich mir eine Freundin und zusammen gehen wir ins Haus der Kunst und
sehen uns die Ausstellung
Two Suns in a Sunset von Joana
Hadjithomas und Khalil Joreige
an. Das Künstlerpaar aus dem Libanon
beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit der Geschichte ihres Heimatlandes. Ein
bisschen Landeskunde kann eben auch nicht schaden und ist immer nützlich, denke
ich mir und freue mich über den gelungenen Feierabend.

Nachdem ich Sprache und
Landeskunde also erfolgreich in meiner Freizeit verbunden habe, erwartet mich am
Dienstag eine weitere Lernsession.
Bevor ich mich von der Uni auf dem Heimweg mache, besuche ich heute die Weiße Rose
Gedächtnisvorlesung
um 18 Uhr im Audimax der LMU. In diesem Jahr hält Michael Verhoeven, Regisseur des Films Die
Weiße Rose
, den Vortrag.

Die Hälfte der Woche ist schon
fast geschafft. Der Mittwoch hat es
trotzdem immer ganz schon in sich, denn ich muss arbeiten und um 20 Uhr endet
meine letzte Vorlesung. Nach so einem Tag kann ich irgendwie nicht mehr
produktiv sein. Deshalb beschließe ich, in die Jazzbar Vogler zu gehen. Mittwochs
steht hier immer The Art of the Piano
auf dem Programm und ich entspanne mich, während ich dem Pianisten zuhöre. Dazu
noch eine leckere Weißweinschorle und die besten Freunde. Besser kann es
eigentlich nicht sein. Musikalisch neigt sich so mein Tag dem Ende zu.

Relativ unspektakulär bleibt der Donnerstag. Mein Highlight wird heute
Abend ein Besuch im Theatiner
Filmtheater
sein. Ich sehe mir den Film Forushande
(The Salesman)
in Original mit Untertiteln an. In Cannes wurde das
spannende Drama aus dem Iran für das beste Drehbuch geehrt. Nachdem ich Forushande gesehen habe, will ich
unbedingt auch noch Farsi lernen. Aber eins nach dem anderen. Arabisch ist
schon Herausforderung genug.

Bei der Stundenplangestaltung war
ich clever: Am Freitag muss ich mich
nicht in der Uni blicken lassen. Ich genieße meinen Vormittag, weil ich keinen
Zeitdruck habe. Die Woche lasse ich – schon wieder – im Theater ausklingen. In
den Kammerspielen
sehe ich mir “Der Fall des Meursault –
eine Gegendarstellung”
an, nach dem Roman von Kamel Daoud. Ganz nach meinem
Geschmack und passend zu meinem Lernschwerpunkt ist die Inszenierung auf
Arabisch, Farsi und Deutsch. Natürlich auch mit deutschen und englischen
Untertiteln. Im Anschluss will ich noch ein bisschen Feiern gehen. Es zieht
mich ins Milla. Heute gibt’s dort bei Monaco’s
Finest
einen Mix aus Funk und Hip-Hop. Genau das Richtige, um einfach nur
abzutanzen. Die Prüfungen kommen schon noch früh genug.

Text: Ornella Cosenza

Foto: Privat

Mehr als nur ein Gastspiel

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Mitten im Semester bekam Anna Drexler (Foto: Käthe DeKoe) eine Rolle an den Kammerspielen angeboten – dafür wird sie von der Schauspielschule freigestellt.

Ein wenig wirkt es, als gehöre sie hier dazu. Nicht wie ein Gast, sondern mit der Selbstverständlichkeit eines alt bekannten Mitglieds. Sie weiß, wer ihr an welchem Tag ihre Saftschorle einschenkt und wo sie das Glas anschließend abstellen sollte, um möglichst wenig Arbeit zu machen. Hier, das ist die Kantine der Kammerspiele. Sie, das ist Anna Drexler. Und überraschen sollte das, weil die 23-jährige Schauspielerin eigentlich gerade noch ihr letztes Jahr auf der Schauspielschule absolvieren sollte, um danach auf die Aufnahme in einem Schauspielhaus zu hoffen. Stattdessen aber ist sie nun Ensemble-Mitglied der Kammerspiele und konnte sich den Unterricht bis zur Abschlussprüfung sparen. Im April dieses Jahres verabschiedete sie sich von der Otto-Falckenberg-Schule und blieb im Theater.

Eine schwierige Entscheidung, sich gegen das letzte Jahr zu entscheiden? Da schüttelt die 23-Jährige den Kopf: „Die Kammerspiele sind ein Theater, das ich mir früher gar nicht erträumt hätte, da überlegt man keine Sekunde.“

Wirklich früh begann sie streng genommen gar nicht von den Kammerspielen – ja von der Schauspielerei überhaupt – zu träumen. Ihre Eltern sind Schauspieler, Anna wuchs in einem Theaterumfeld auf, das sich von Stadt zu Stadt wohl in einigen Punkten nicht unterscheidet: Das Theater ist ein kleiner eigener Kosmos, einer, der viel Zeit einfordert und der einem wenig Sicherheit auf längere Sicht geben kann. „Dass meine Eltern Schauspieler waren, war natürlich prägend. Aber zuerst in der Hinsicht, dass dieser Beruf überhaupt nicht für mich infrage kam.“

Sie beschreibt das nicht als die typische Rebellion gegen Eltern, als unbedingten Wunsch, sich distanzieren zu wollen. Vielmehr erzählt sie davon, dass ihr ihre Eltern immer ein realistisches Berufsbild vermittelt hätten und ihr immer klar gewesen sei, dass es ein spannender Beruf sei, der aber meist weder mit dem großen Geld noch mit viel Zeit für das Privatleben verbunden ist. Und so waren die Berufswünsche zunächst weit von der Bühne entfernt: Illustratorin von Kinderbüchern oder Konditorin.

Was zunächst nach Kinderwünschen klingen mag, war Anna Drexler recht ernst. Sie sammelte erste Erfahrungen im Konditorei-Betrieb, um festzustellen, dass es ihr doch „zu wenig Arbeit mit dem Kopf“ war. Die Wende kam 2008. Ihre Schule machte ein großes Theater-Projekt und sie merkte immer mehr, wie viel Spaß sie dabei hatte. 2009 folgte das Abitur, dann die Entscheidung für die Schauspielerei. Sie selbst formuliert das so: „Ich habe mir ein Jahr Zeit gegeben, um an den Schulen vorzusprechen und es einfach zu versuchen.“ Verbunden war dieses Jahr mit viel Aufregung – einer Angst-Aufregung, die sie heute nicht mehr vor Aufführungen empfindet, weil sie nun ein Fundament habe, das ihr Sicherheit gebe: auch in dem Moment, in dem sie auf die Bühne tritt. Doch damals lud sie Familie und Freunde ein, um ihnen ihre Rollen vorzuspielen, sich mit der Situation des Vorsprechens vertraut zu machen. Richtig gewöhnen konnte sie sich nicht, das Vorsprechen blieb eine Ausnahmesituationen: „Es ist auch ganz extrem, wie der Körper reagiert. Als würde man sich nach außen stülpen.“

Aber nach diesem Jahr, in dem sie sich an allen deutschsprachigen Schulen vorgestellt hatte, hat sie die seltene Möglichkeit: Sie hatte nicht nur eine Zusage und konnte sich deshalb die Schule aussuchen. Sie entschied sich für München. „Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, die Kommission hat mir ein gutes Gefühl gegeben und ich dachte, es ist vielleicht ein ganz guter Kontrast zu Berlin.“ Berlin, das ist die Stadt, die sie als ihre Heimatstadt bezeichnen würde, auch wenn sie in der Nähe von Frankfurt geboren ist, auch wenn sie recht viel herumgekommen ist. „Die meiste Zeit war ich in Berlin.“

Dass sie nun sicher noch länger in München bleiben wird, liegt an einem für sie glücklichen Zufall. Bei der Produktion von „Onkel Wanja“ war den Kammerspielen eine Schauspielerin ausgefallen. „Dann haben sie mich für die Rolle gefragt und ich habe gesagt: Natürlich.“ Etwas später sagt sie: „Es ist ein tolles Gefühl, jetzt auch finanziell unabhängig von meinen Eltern zu sein.“

Es ist diese Schlichtheit, die das Gespräch mit ihr auszeichnet. Es fallen wenig große Wörter: Chancen ja, aber die Kategorien Schicksal, Zufall, Fügung sind ihr fern. Sie versucht das zu machen, was sie kann, und das gut. Sie scheint zu ahnen oder zu wissen, dass ihr aktueller Erfolg gerade schön ist, dass sie ihm aber nicht zu viel beimessen sollte. Spricht man sie etwa auf den O.E.-Hasse-Preis an, den sie nun für ihr Spiel erhalten hat, erzählt sie erst davon, dass sie sich wahnsinnig gefreut habe, auf der Maximilianstraße auf und ab gehüpft sei, als sie davon gehört habe. Das glaubt man ihr, da sie unbeschwert und jugendlich genug wirkt, um sich in diesen Gefühlen auch fallen lassen zu können. Doch dann sagt sie: „Ich freue mich sehr und bleibe immer ein bisschen vorsichtig.“

Ähnlich erzählt sie auch über die Probenzeit bei Onkel Wanja: „Die Zeit war kurz und es lag an mir, dass ich jetzt ins Wasser springe.“ Eine große Aufgabe sei das gewesen, aber eine, die ihr das Ensemble leicht gemacht habe. Sieht man sie dann auf der Bühne, scheint ihr die Aufgabe geglückt: Schön schaut sie nicht aus, wenn sie, die sich sonst eher romantisch-mädchenhaft kleidet, im plumpen Sackkleid daherkommt und sich zwischen den immer gleichen Sätzen, die der verloren gegangenen Routine hinterhertrauern, entweder das strähnige Haar oder die Brille zurecht rückt. Schön soll sie nicht aussehen. Und wieder stellt sich dasselbe Gefühl ein wie in der Kantine. Das nämlich, dass sie hier nicht zu Gast, sondern zu Hause ist.

Marie Schoess

Foto: Käthe DeKoe