Jungbrunn

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Ein Sound zwischen Rap und Reggae, Ska und Funk – die Band Jungbrunn nimmt musikalisch fast schon eine Pionierrolle ein. 

Kaum ein Genre wurde in den vergangenen Jahren so  durcheinandergewirbelt wie der Hip-Hop. Die klassischen Codes – von Gangsterbis Ghetto – der Anfangsjahre sind lang verflogen. Mit Sprechgesang und Beatswird experimentiert, neu verortet und Neues geschaffen. Jungbrunn (Foto: Christian Regner) aus dem Münchner Vorort
Fürstenfeldbruck nehmen da fast eine Vorreiter-Rolle ein. Immerhin haben die
Rapper schon kurz nach ihrer Gründung beschlossen, sich eine Live-Band zu
suchen, die zum festen Bestandteil der Musik wird. Natürlich gab es auch schon
in den Neunzigerjahren Combos wie die Jazzkantine
oder all die Crossover-Bands, die Sprechgesang und Live-Musik verbanden. Der
große Erfolg der in großer Live-Besetzung auftretenden Hip-Hopper kam jedoch
erst nach dem ersten Jahrzehnt der Nullerjahre auf.

Jungbrunn veröffentlichen nun ihr drittes Album. Schlicht
„III“ haben sie es genannt, doch im Logo des Albumtitels, das die römische Drei
aus drei antiken Säulen zusammenbaut, verweisen sie auf ihre lange
Bandgeschichte. Und die Musik darauf klingt auch schon fast wieder klassisch:
Jazzige Harmonien in funkigem Rhythmus eignen sich sowieso bestens, um darauf
zu rappen. Bei Jungbrunn ist die zehnköpfige Besetzung trotzdem eher zufällig
entstanden: „Wir sind große Fans von jeder Live-Musik, die es da draußen gibt“,
sagt der Rapper Carlo Karolis Zachris, die Musik von Jungbrunn sei nur in
Richtung Hip-Hop gerutscht, weil dies der musikalische Stil ihrer Jugend
gewesen sei. Jetzt seien sie aber für sämtliche Richtungen sehr offen; was sich
auch in der Musik spiegelt. Denn neben den zwei Rappern sorgt Sänger Michael
Hahn für melodiöse Einlagen, während die Live-Band zusammen mit dem DJ um den
Groove kämpft.

Und das macht die Musik erstaunlich frei von vermeintlichen
Trends: Da wird weder versucht, verschobene Dubstep-Beats zu produzieren, wie
das in manchen zeitgenössischen und genresprengenden Rap-Projekten der Fall
ist, noch springen sie auf die derzeit so beliebte Balkan-Brass-Welle auf, die Moop Mama für den Hip-Hop so richtig
losgetreten haben. Und das, obwohl sie mit Saxofon und Posaune durchaus ein
geeignetes Instrumentarium dafür hätten. Doch die Musik von Jungbrunn ist da
eher altmodisch. Man hört ihre musikalische Sozialisation, die sich auf Musik
bezieht, die kurz nach der Jahrtausendwende entstanden ist. Und so nutzen sie
die Live-Band für einen Sound zwischen Reggae, Ska und Funk. Manchmal blitzt
Bernhard Eder an den Turntables stärker durch, manchmal dominiert die Rhythmik
der E-Gitarre.

Am Freitag, 6. Februar stellen sie das neue Album im
Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck vor. Einen Monat später, am Freitag, 6.
März, kommen sie damit ins Münchner Feierwerk.

Stil: Reggae /
Hip-Hop / Funk

Besetzung: Michael Hahn (Gesang),
Sebastian Hoetter (Rap), Carlo Karolis Zachris (Rap), Felix Wagner
(Schlagzeug), Daniel Dick (Gitarre), Tom Ripp (Bass), Kai Vier (Keyboards),
Bernhard Eder (Effects, DJ), Leo Joseph (Saxofon), Raphael Missel (Trompete)

Seit: 2005

Aus: Fürstenfeldbruck / München

Internet: www.der-jungbrunn.de

Rita Argauer