Wissen für alle

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Sebastian Waic, 24, will dem Projekt “JUMS” hochwertige BWL-Abschlussarbeiten, die bisher in den Ablagen der Unis gelandet sind, publik machen.

Egal ob Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit, eines haben all diese Abschlussarbeiten gemeinsam: In jede wurde viel Zeit und Mühe investiert. Die Abschlussarbeit krönt und beendet das Studium zugleich. Und doch landen all diese Werke letztlich in den Ablagen der Universitäten.

Allein im Fach Betriebswirtschaftslehre werden jährlich etwa 100 000 Abschlussarbeiten in Deutschland, Österreich und der Schweiz geschrieben. „Selbst wenn man nur ein Prozent der Arbeiten veröffentlichen würde, wären das bereits 1000 Arbeiten, deren Wissen es sich lohnt, für die Gesellschaft zugänglich zu machen“, sagt Sebastian Waic, 24, Mitgründer von Junior Management Sciene GbR (JUMS).

JUMS ist ein gemeinnütziges Projekt, das es sich zum Ziel setzt, die wissenschaftlich wertvollsten BWL-Arbeiten ausfindig zu machen und diese in dem eigens gegründeten Journal zu publizieren. Damit sollen die besten BWL-Arbeiten weltweit frei zugänglich gemacht und entsprechend gewürdigt werden.

Gegründet wurde das Projekt von den Professoren Dominik van Aaken und David Florysiak sowie dem BWL-Masterstudenten Sebastian Waic an der LMU in München. Die ursprüngliche Idee für das Projekt stammte von van Aaken, ehemaliger Seminarleiter von Waic, der in ihm das Potenzial eines möglichen Mitbegründers sah. „Ich war öfter mit meinen Projekten neben der Uni beschäftigt, als dass ich mich regelmäßig dort blicken ließ“, sagt Sebastian, 24. Genau dieses Engagement für Projekte neben den Vorlesungen und Seminaren machte offensichtlich Eindruck. Als ehemaliger Stipendiaten-Sprecher der Konrad-Adenauer-Stiftung setzte sich Sebastian zusammen mit einem Team von Studenten ehrenamtlich für Projekte ein. Auch in der Jungen Union ist er schon lange ein aktives Mitglied. Nach erfolgreichem Bachelorabschluss gründete Sebastian ein gemeinschaftliches Gastro-Projekt in seiner Heimat, der Pfalz.

Jetzt investiert Sebastian viel Zeit und Mühe in JUMS. „Wir möchten herausragende studentische Leistungen auf dem gesamten Gebiet der Betriebswirtschaftslehre identifizieren und würdigen“, erklärt Sebastian.

Unter www.jums.academy können Studenten ihre fertigen Abschlussarbeiten kostenlos einreichen. Zulässig sind dabei Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten aus allen Bereichen der Betriebswirtschaftslehre, die in englischer oder deutscher Sprache verfasst wurden und aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz stammen. Ehe der Bewertungsprozess beginnt, werden die Arbeiten von den beiden Gründer-Professoren vorab geprüft und im besten Fall für das weitere Verfahren zugelassen. Durch das sogenannte double-blind-review-Verfahren – ohne dass Name oder Hochschule des jeweiligen Autors genannt werden – begutachten im nächsten Schritt zwei Wissenschaftler die Arbeit nach wissenschaftlichen Qualitätsstandards. Nur wenn beide eine Empfehlung zur Publikation aussprechen, wird diese im JUMS-Journal veröffentlicht.

Bisher erschien das Journal zweimal – beide Ausgaben im Jahr 2016, im Abstand von sechs Monaten. Etwa 50 Abschlussarbeiten wurden pro Ausgabe eingereicht, die sechs besten wurden gekürt. Die Abschlussarbeiten des JUMS-Journal umfassen ein breites BWL-Spektrum – unter den Beiträgen finden sich Abschlussarbeiten, die sich mit Marketing, Unternehmensrechnung, Organisation und Unternehmensethik befassen. Ziel ist es auch weiterhin, die gesamte Vielfalt der BWL in den Journal-Ausgaben widerzuspiegeln. „Man kann sich JUMS vorstellen wie früher das Jugend-forscht-Projekt an der Schule – nur eben auf dem next level für Studenten an den Hochschulen“, erklärt Sebastian.

Dem 24-Jährigen sowie seinen Co-Foundern geht es bei diesem Projekt vor allem darum, Studenten die Möglichkeit zu geben, sich im wissenschaftlichen Diskurs einzubringen, und dieses Wissen für die Gesellschaft zugänglich zu machen. Dabei diene Junior Management Science mehreren gesellschaftlichen Gruppen, sagt Sebastian. Wissenschaftler erhalten einen Einblick in aktuelle Themenstellungen und Methoden, die von Absolventen anderer Hochschulen erforscht werden. Unternehmen erhalten Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Studenten, die ihre Abschlussarbeit noch vor sich haben, bekommen einen hochschulunabhängigen Überblick zu den Anforderungen hervorragender Abschlussarbeiten und erhalten den Anreiz, ebenfalls eine sehr gute Abschlussarbeit zu schreiben. JUMS habe es sich zum Ziel gesetzt, engagierte und leistungsbereite Nachwuchswissenschaftler zu entdecken und zu fördern, sagt Sebastian. Dies geschieht nicht zuletzt durch die regelmäßig erscheinende Interviewreihe „JUMS.trifft“.

Ob Sebastian seine eigene Bachelorarbeit auch einreichen wird? „Ja, schon, das habe ich auf jeden Fall vor, aber noch nicht gleich jetzt am Anfang“, sagt er und lacht. „Und wenn sie nicht zu den besten zählt, dann erfährt es auch niemand.“

Das Projekt stehe erst am Anfang, sagt Sebastian. Das Journal und die Homepage www.jums.academy sollen mittelfristig zu einer Plattform für eine virtuelle Akademie erweitert werden. Langfristig sollen eigene, hochschulübergreifende JUMS-Akademien zu wissenschaftlichem Arbeiten angeboten werden. Dies soll im Einklang mit dem Bestreben stehen, exzellente Forschungsergebnisse bereits bei Abschlussarbeiten zu fördern. In Zukunft soll sich das Projekt über Fördermittel von Stiftungen finanzieren.

Die Idee von JUMS scheint zu greifen. Die Zahl der eingereichten Arbeiten steigt, die Infrastruktur breitet sich aus und auch auf „google scholar“ sind die veröffentlichten Arbeiten durch das „Open-Access-Verfahren“ bereits zu finden.

Trotz der Erfolgserlebnisse versucht Sebastian nicht abzuheben. Nach den Semesterprüfungen geht es erst einmal für kurze Zeit zurück in die Heimat. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, denn bei einem Glas Pfälzer Wein lässt es sich bestens über bisherige, aber auch zukünftige Projekte nachdenken.

Text: Laura Schurer

Foto: Robert Haas