Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Serafina

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Um in die richtige

Prokrastinations-Laune zu kommen, tummelt sich unsere Autorin diese Woche nicht nur im BobBeamanClub, Bahnwärter Thiel oder auf dem St. Patrick’s Day, sondern lässt sich auch von dem Grundsatz des Schlaraffenlandes inspirieren.

Als Geisteswissenschaftlerin hab ich das Glück,
keine Klausuren schreiben zu müssen. Semesterferienzeit ist Hausarbeitenzeit.
Die ideale Zeit also, um zu prokrastinieren, vor allem wenn am Freitag mit dem Starkbierfest am Nockherberg die fünfte Münchner Jahreszeit beginnt. Da ich als
Norddeutsche mit der bayerischen Blasmusik allerdings nicht viel anfangen kann,
zelebriere ich dies im Bahnwärter Thiel bei DIE
Königin DER NACHT
mit
elektronischen Klängen zu F.I.E.L.D.Y, EINMUSIK, Sam Goku oder Julius Blank.
„Immer verloren zwischen Zeit und Raum“. Klingt verlockend, um den Gedanken an
den Abgabetermin zu verdrängen.

Der Samstag beginnt
mit einem Brummschädel. Da ich so nichts Gescheites auf‘s Papier bringen kann,
gehe ich mittags also ins Arri Kino in die Türkenstraße. Dort zeigt Femmes
Totales den Dokumentarfilm „Yulas
Welt“
von Hanna Polak. In
diesem Film geht es darum, wie Yula und ihre Mutter in einer der größten
Müllhalden Europas versuchen, ein ganz normales Leben zu leben. Polak hat die
beiden dafür 14 Jahre lang mit der Kamera begleitet. Klingt spannend!
Nachmittags geht es dann zum Mädelsflohmarkt ins Feierwerk. Noch einmal in Ruhe über die Stände
flanieren, bevor es laut wird. Sehr laut: Elektric
Kezy Mezy
und The
Leprechauns Band
spielen im Cord.
Bin gespannt, wer es schneller schafft, mir einen Hörsturz zu verpassen.

Am Sonntag
nehme ich mir vor, wirklich produktiv zu sein, doch da erinnert mich Facebook
an den St. Patrick’s Day.
Da ich ihn die letzten Male immer verpasst habe, will ich dieses Jahr am
Odeonsplatz endlich dabei sein. Anschließend geht es abends ins Substanz zum geliebten
Poetry Slam.

Am Montag
muss ich wirklich was schaffen und fahre tagsüber brav in die Bib. Meine
Produktivität wird am Abend mit You Me At Six
im Backstage belohnt. Ich kann es kaum erwarten, das Lied „Night People“ live
zu hören und mitzubrüllen!

Am Dienstagabend
pilgere ich wieder ins Bahnwärter Thiel. Zunächst gibt es Stand-Up Comedy
vom Feinsten und anschließend die wöchentlichen Dublab Sessions
mit den Toy Tonics. Dublab wurde Ende der Neunziger in den USA als erstes
Onlineradio gegründet und es geht darum, „Nischen, Labels, Produzenten und
Genres aufzuspüren und diese den interessierten Hörern weltweit näherzubringen“. Kannte ich bisher noch nicht, ich freue mich
darauf!

Nach so viel Musik in den letzten Tagen wird es am Mittwoch sehr künstlerisch. In der
Galerie arToxin findet der Artist
Talk
mit den Münchner
Künstlerinnen Sybille Rath und Alix Stadtbäumer statt. Für ihre Arbeit haben
sie sich vom Bild des „Schlaraffenlands“ inspirieren lassen: Genießen ist die größte Tugend der Bewohner
des Schlaraffenlandes, harte Arbeit und Fleiß werden als Sünde betrachtet.
Top!
Genau so mache ich es heute Abend und prokrastiniere fleißig weiter.

Als Bücherwurm freue ich mich am Donnerstagabend auf das Lost Weekend.
Dort liest der Musiker und Autor Hendrik Otremba aus seinem Debütroman „Über
uns der Schaum“

. In dem geht es
um einen drogensüchtigen Detektiven, der ums Überleben kämpft. Musikalisch wird
Otremba dabei von Persona begleitet. Eine musikalisch untermauerte Lesung mit
einem Popmusiker, der einen düsteren Zukunftsroman schreibt. Klingt sehr interessant!

Und am Freitag
ist wieder eine Woche rum und der Abgabetermin ist um eine Woche näher gerückt.
Egal, Studenten bekommen unter Druck bekanntlich ungeahnte Superkräfte. Daher
geht es mit einem minimal schlechten Gewissen zum Monticule
Kick-Off
als Einstimmung auf
das Monticule Festival im Juni. Vier Künstler aus Barcelona, Berlin und München
spielen im BobBeamanClub. Ich freue mich auf den unterschiedlichen Sound dieser
drei Städte und dann heißt es Hausarbeit weiterschreiben und dieses Mal aber wirklich…

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Theresa

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Theresa hat vor kurzem ihr Auslandsjahr in Spanien beendet und ist diese Woche nicht nur auf der Suche nach Orten, an denen Salsa getanzt werden kann, sondern auch nach Konzerten, Ausstellungen und Kinos, die ihr die Eingewöhnung in München erleichtern. Fündig wird sie unter Anderem im Haus der Kunst bei Louise Burgeois, dem Nachtflohmarkt im Wannda Circus, bei der Flowerstreet Records-Labelnacht im Milla und im Dianatempel im Hofgarten.

Nachdem ich im letzten Jahr in Spanien gelebt und vor allen
Dingen getanzt habe, nehme ich mir für die kommende Woche vor, meine
Post-Erasmus-Depression mit der Eroberung des Münchner Kultur-und Nachtlebens
zu bekämpfen. Die Temperaturen erinnern ohnehin an Südeuropa und ich bin erstaunt,
wie viel Spanisch ich auf den Straßen höre.

Mein
Wochenende startet kreativ-alternativ. Zuerst schaue ich am Freitag um 19 Uhr bei
der Vorstellung von „Die Welt in Skizzen. Ein Zeichenprojekt“ im Mixed Munich
Arts in der Katarina-von-Bora-Straße vorbei. Hierbei handelt es sich um ein
Projekt von Münchner Architektur Studenten, die ihre auf der ganzen Welt
entstandenen Skizzen als Buch veröffentlichen.

Dann geht es auch gleich weiter ins Atelier Kino, wo anlässlich der
Filmkunstwochen München die Dokumentation „Hello my name is – German
Graffiti“
gezeigt wird, mit anschließendem Barbecue und einer live-Graffiti-Performance. Ich muss schmunzeln, wie
kommerziell und Massen-tauglich die ursprüngliche Konterkultur mittlerweile
sein kann. Aber wer weiß, vielleicht finde ich hier ja mein neues Hobby.

Am Samstag habe ich viel vor: nach dem Ausschlafen,
Aufräumen und der Organisation diverser Dinge, die man als Studentin, die
eigentlich bald ihren Bachlor-Abschluss schreiben will, eben organisieren muss,
zieht es mich nach draußen. Ziel: das Gärtnerplatz Fest, das diesen Sommer sein
25-jähriges Bestehen feiert. Ab 14 Uhr kann man einem Rahmenprogramm beiwohnen,
bevor es um 20 Uhr 30 eine kostenfreien Aufführung von „Ein Sommernachtstraum“ nach Shakespeare mit Musik
von Felix Mendelssohn Bartholdy zu bestaunen gibt.
Allerdings werde ich es nicht bis dahin aushalten, denn nachdem ich ein paar
Stunden in der Sonne gesessen, gelesen und Menschen beobachtet habe, mache ich
mich auf den Weg zum Wannda Circus, in dem heute ab 18 Uhr zum letzten Mal der „schönste
Nachtflohmarkt der Stadt“ stattfindet. Auch wenn ich nicht die routinierteste Flohmarkt-Gängerin
bin, lasse ich mich gemütliche eine Stunde lang treiben, bis um 19 Uhr die
Lesung  „Poetische Missverständnisse: Une
insomnie franco-allemande“
beginnt. Eine schöne Erinnerung an die schon vor
einiger Zeit formulierte Notiz an mich selbst, endlich mein Französisch aufzufrischen.
Auch wenn der Abend hier noch lange nicht zu Ende ist
und noch Musik von beispielsweise Wendekind und Julius Blank zu hören sein wird,
reiße ich mich gegen halb neun auch von diesem Event wieder los. Ich möchte noch
auf die Flowerstreet Records-Labelnacht im Milla.

Jasper Flynn, die an diesem Abend ihre EP vorstellen, die Red Blood Cells und The Birdwatchers werden auf der Bühne stehen und ich freue mich auf alle drei
Bands.
Gegen Mitternacht habe ich immer noch nicht genug getanzt und
der Gedanke an den freien Sonntag beflügelt mich. Also überlege ich mir, noch
spontan auf die Geburtstagsfeier des Blogs „Two in a row“ im Kong zu gehen.

Am Sonntag schone ich meine Füße, bleibe tagsüber auf dem
sonnigen Balkon und wage mich an 1300 Seiten deutsche Geschichte, in der
Hoffnung auf ein geeignetes Bachelor-Arbeits-Thema über das 19. Jahrhundert zu
stoßen. Um 19 Uhr lasse ich den Vormärz jedoch Vormärz sein, um die Premiere
von „DNA“ im Metropoltheater nicht zu verpassen.
Das Stück über Fremdenfeindlichkeit und die Frage nach Dazugehörigkeit von
Dennis Kelly entstand durch das Projekt TUSCH (Theater und Schule), bei dem
Schulen eine zweijährige Kooperation mit Theatern eingehen. Die Schüler bekommen
so die Chance, an einer professionellen Inszenierung mitzuwirken.

Passend zu dieser Thematik hält mich am Montag nicht
einmal der vergleichsweise schlechte Wetterbericht davon ab, einen politischen
Standpunkt zu beziehen und um 18 Uhr der Kundgebung „Platz da. Mia san ned nur
mia“  auf dem Max-Josephs-Platz

beizuwohnen. Angeblich haben Persönlichkeiten wie Christian Stückl, Hannes
Ringlstetter
, Jesper Munk, Claudia Koreck und Blumentopf ihr Kommen zugesagt.
Ich bin gespannt. 

Zur Entspannung überrede ich

am Dienstag

ein paar Freundinnen, mich in die Glockenbachwerkstatt zu begleiten, wo Viola, Lilli und
Emma
ab 20 Uhr in romantischer Sommerabend-Stimmung mit Musik irgendwo zwischen
Folk und Pop bezaubern.

Auch wenn am Mittwoch schon einige schwarze Gewitterwolken
aufziehen, bin ich fest entschlossen endlich auch hier in München meine im
letzten Jahr entwickelte Salsa-Sucht auszuleben. Ab 20 Uhr kann ich heute im
Dianatempel im Hofgarten zu südamerikanischen Rhythmen von Almost-Lovern
träumen. Auch Regen würde hier nicht stören,
schließlich hat der Tempel ein Dach. Abgesehen davon: was gibt es
romantischeres als eine Bachata in nassem T-Shirt? Vorausgesetzt der
Tanzpartner kann führen. Ich bleibe allerdings ein braves Mädchen und verfalle
keiner der lateinamerikanischen Verführungstechniken.
Zumal da ich für
Donnerstag einen Elterntag geplant habe.

Ich nutze die Tatsache, dass meine Mutter mir seit Wochen in
den Ohren liegt, die Ausstellung von Louise Bourgeois im Haus der Kunst auf keinen Fall verpassen zu wollen,
um sie und meinen Vater nach München zu locken. Um halb sieben nehmen wir an
einer öffentlichen Führung durch die „Cells“ der mit 98 Jahren verstorbenen
französisch-US-amerikanischen Künstlerin teil. Es geht um Schmerz. Psychischen
und physischen und ich fühle mich unglaublich kulturell interessiert.
Lockmittel für meinen hundertprozentig veganen Vater, war
die Aussicht auf einen Seitan-Döner nach der Ausstellung im  hundertprozentig veganen Royal Kebabhaus in
der Arnulfstraße
. Wieder gestärkt nach
der schweren Kunst-Kost, beginnen hier allerdings die Diskussionen: Meine Mama,
die noch partyverrückter ist als ich, würde gerne ins Cord, zum Supersonic-Birthday.
Abtanzen bis in die frühen Morgenstunden. Mich zieht es eher ins Backstage zum Free&Easy,
wo heute mein neuer Liebling Ella Josaline mit herzzerreißender Traurigkeit
verzaubert. Ich glaube, mein Papa, der will eigentlich nur noch heim. Wir
werden sehen, wer sich durchsetzt. Wo auch immer wir letztendlich landen
werden, eins steht fest: ich will auch heute wieder tanzen.

Nach dieser Woche der durchtanzten Nächte und einem
weiteren Tag im Büro bin ich am Freitag Abend reif für die Couch und da mir
beim Feiern mit meinen Eltern bewusst geworden ist, dass ich in letzter Zeit
kaum Zeit mit dem vierten Mitglied meiner Familie verbracht habe, überzeuge ich
meine kleine Schwester, den Freitag mit mir auf der heimatlichen Couch zu
verbringen. Wir produzieren einen Berg Süßkartoffelpommes mit Sour Cream und Mayonnaise und schauen uns auf ARTE „Just like a Woman“ an,
ein – trotz schwachem Titel – überraschend guter Roadmovie mit einer
überraschend überzeugenden, bauchtanzenden Sienna Miller. Vielleicht tanze ich auch noch mal ein bisschen mit.

Theresa Parstorfer

Foto: Tobias Leder