Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Ornella

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Alle reden nur noch von den Prüfungen, auch unsere Autorin kann dem nicht entfliehen. Und obwohl sie auch so schon viel mit Kulturwissenschaften zu tun hat, richtet sie ihre Freizeitplanung ganz der Kultur: Eine Woche zwischen Theater, Lesungen und Ausstellungen

Alle beschweren sich über die
böse Kälte und den schlimmen Lernstress. Die Prüfungen rücken auch für mich
immer näher. Dennoch: Ich werde es locker angehen. Wer lernt, muss sich
zwischendurch auch belohnen. Nur so bleibt am Ende vielleicht auch was hängen.
Ich packe mich also dick ein (Tipp: Zwiebellook geht immer!) und freue mich auf
die wohlverdiente Ablenkung in den Lernpausen.

Am Freitag geht es nach langer Zeit endlich wieder ins Volkstheater. Regisseur
Nicolas Charaux bringt mit dem Ensemble Das Schloss von Kafka auf die Bühne.
Ich freue mich ganz besonders, denn meine Freundin Pola Jane O’Mara spielt in
dem Stück mit.

Nachts träume ich wahrscheinlich
immer noch von den Schauspielern mit ihren weiß geschminkten Gesichtern und
denke über Kafka nach. Trotzdem stehe ich am Samstag fit auf. An diesem Morgen liegt der Geruch von Fasching in
der Luft. Und es geht schon wieder ins Theater. Das Gärtnerplatztheater öffnet
seine Türen zum alljährlichen Kostümverkauf.
Während ich dort meine Runden drehe, treffe ich auf bekannte Gesichter und
fühle mich zurückversetzt in die Zeit als Praktikantin an diesem schönen
Theater.

So langsam meldet sich das
schlechte Gewissen. Also ab nach Hause. Die Arabisch-Vokabeln lernen sich ja
nicht von selbst. Den Abend will ich aber trotzdem nicht zu Hause verbringen. Im
EinsteinKultur startet um 17 Uhr der Große Tag der jungen
Münchner Literatur
. Hier beweisen 60 junge AutorInnen aus der Stadt ihr
Schreibtalent. Ich lausche gespannt dem frischen Wind der jungen Literaturszene
Münchens.

Den Sonntag beginne ich entspannt und schlafe aus, bevor mein
Schreibtisch mich zur Arbeit ruft. Fleißig sein ist angesagt. Die Zeit vergeht
aber wie im Flug und am Abend gehe ich ins Literaturhaus.
Heute liest dort Jonathan Safran Foer aus seinem neuen Roman Hier bin Ich. Das ungefähr 700 Seiten
dicke Buch liegt noch auf meinem Tisch und will gelesen werden. Geht leider
wohl erst nach den Klausuren. Dafür gönne ich mir aber an diesem Abend eine
Kostprobe vom Autor höchstpersönlich.

Montag. Neue Woche. Die Prüfungen rücken schon wieder um ein bedrohliches
Stück näher. Bitte bloß keine Panik! Um also den Kopf frei zu bekommen,
schnappe ich mir eine Freundin und zusammen gehen wir ins Haus der Kunst und
sehen uns die Ausstellung
Two Suns in a Sunset von Joana
Hadjithomas und Khalil Joreige
an. Das Künstlerpaar aus dem Libanon
beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit der Geschichte ihres Heimatlandes. Ein
bisschen Landeskunde kann eben auch nicht schaden und ist immer nützlich, denke
ich mir und freue mich über den gelungenen Feierabend.

Nachdem ich Sprache und
Landeskunde also erfolgreich in meiner Freizeit verbunden habe, erwartet mich am
Dienstag eine weitere Lernsession.
Bevor ich mich von der Uni auf dem Heimweg mache, besuche ich heute die Weiße Rose
Gedächtnisvorlesung
um 18 Uhr im Audimax der LMU. In diesem Jahr hält Michael Verhoeven, Regisseur des Films Die
Weiße Rose
, den Vortrag.

Die Hälfte der Woche ist schon
fast geschafft. Der Mittwoch hat es
trotzdem immer ganz schon in sich, denn ich muss arbeiten und um 20 Uhr endet
meine letzte Vorlesung. Nach so einem Tag kann ich irgendwie nicht mehr
produktiv sein. Deshalb beschließe ich, in die Jazzbar Vogler zu gehen. Mittwochs
steht hier immer The Art of the Piano
auf dem Programm und ich entspanne mich, während ich dem Pianisten zuhöre. Dazu
noch eine leckere Weißweinschorle und die besten Freunde. Besser kann es
eigentlich nicht sein. Musikalisch neigt sich so mein Tag dem Ende zu.

Relativ unspektakulär bleibt der Donnerstag. Mein Highlight wird heute
Abend ein Besuch im Theatiner
Filmtheater
sein. Ich sehe mir den Film Forushande
(The Salesman)
in Original mit Untertiteln an. In Cannes wurde das
spannende Drama aus dem Iran für das beste Drehbuch geehrt. Nachdem ich Forushande gesehen habe, will ich
unbedingt auch noch Farsi lernen. Aber eins nach dem anderen. Arabisch ist
schon Herausforderung genug.

Bei der Stundenplangestaltung war
ich clever: Am Freitag muss ich mich
nicht in der Uni blicken lassen. Ich genieße meinen Vormittag, weil ich keinen
Zeitdruck habe. Die Woche lasse ich – schon wieder – im Theater ausklingen. In
den Kammerspielen
sehe ich mir “Der Fall des Meursault –
eine Gegendarstellung”
an, nach dem Roman von Kamel Daoud. Ganz nach meinem
Geschmack und passend zu meinem Lernschwerpunkt ist die Inszenierung auf
Arabisch, Farsi und Deutsch. Natürlich auch mit deutschen und englischen
Untertiteln. Im Anschluss will ich noch ein bisschen Feiern gehen. Es zieht
mich ins Milla. Heute gibt’s dort bei Monaco’s
Finest
einen Mix aus Funk und Hip-Hop. Genau das Richtige, um einfach nur
abzutanzen. Die Prüfungen kommen schon noch früh genug.

Text: Ornella Cosenza

Foto: Privat