Bitte noch einmal „Atemlos“

Über 40 Leute sind zur ersten Probe des Chors „Anchora“ aus Freising gekommen. Im Programm hat der Jazz- und Pop-Chor unter anderem Lieder von den Backstreet Boys und den Monday Tramps. Ein Interview mit dem Chorleiter Lukas Maier.

Freising – Lukas Maier, 23, hat gemeinsam mit Mimi Neumair, 24, vor einem Jahr in Freising das junge Chor-Projekt „Anchora“ ins Leben gerufen. Er arrangiert die Stücke und sitzt am Klavier, sie dirigiert. Das Konzept ist einfach, der Andrang jedoch so groß, dass die beiden Musik-Lehramtsstudenten sich inzwischen zu einem Aufnahmestopp gezwungen sehen.

SZ: Ihr leitet einen kostenlosen Chor für junge Menschen – eigentlich nichts Ungewöhnliches. Wie erklärt ihr euch den riesigen Ansturm?
Lukas Maier: Ganz ehrlich: Wir können uns das selbst nicht erklären. Die erste Probe haben wir nur über Facebook angekündigt, und es kamen schon 40 Leute. Und von Woche zu Woche wurden es mehr. Bei 100 Mitgliedern mussten wir irgendwann sagen: Okay, piano, mehr geht nicht.

Was bringt all diese Menschen zu euch?
Die meisten unserer Mitglieder haben das musische Gymnasium in Freising besucht, an dem wir beide unseren Abschluss gemacht haben. Das sind Menschen, die neun Jahre lang Musik als Hauptfach hatten.

… und dann nach dem Abschluss plötzlich nicht mehr musizieren?
Genau. Mimi und ich haben nach dem Abitur an der Schule als Assistenz für die Chorwochen gearbeitet und kennen deshalb Ehemalige aus ganz verschiedenen Jahrgängen. Bei einigen habe ich mir gedacht, dass sie später Musik zum Beruf machen würden. Aber viele studieren jetzt etwas ganz anderes, kommen nicht mehr zum Singen oder finden einfach nicht den Chor, der sie anspricht.

Und ihr wollt diese Lücke schließen.
Als Chor-Assistenz konnten wir beide viel Erfahrung sammeln. Das hat uns das Selbstbewusstsein gegeben zu sagen: Okay, jetzt probieren wir es.

Was ist bei euch so anders als an anderen Chören?
Viele Mitglieder sagen, es sei viel ansprechender, wenn Menschen im eigenen Alter den Chor leiten – professionell, aber auch locker – und sich jeder direkt mit einbringen kann. Ich kann die allgemeine Stimmung bei den Proben aufgreifen und Arrangements nach Geschmack des Chores umsetzen. So kam es auch dazu, dass ich mich irgendwann der Mehrheit gebeugt habe und „Atemlos“ von Helene Fischer arrangiert habe.

Wirklich? Die wollen allen Ernstes Helene Fischer singen?
Ja, das liebt der Chor. Ich werde nicht zulassen, dass wir das in unser nächstes Konzert einbauen, das ist für mich als Musiker zu demütigend. Aber das ist immer das Zuckerl am Ende der Proben: „Dürfen wir noch einmal Helene Fischer rocken?“ – „Ja, okay …“

Wie sieht euer Repertoire abseits von Helene Fischer aus?
Wir sind ein Jazz- und Popchor. Bei unserem ersten Konzert haben wir zum Beispiel Backstreet Boys, den Pokémon-Titelsong und das Volkslied „Die Gedanken sind frei“ in komplett neuer Fassung gesungen – aber auch ein Arrangement der Münchner Band Monday Tramps.

Interview: Susanne Krause

Pour Elise (Songwriter-Jazz-Pop)

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Jahr: 2014, Woche: 43

Pop-Harmonik verbindet die Musik von Pour Elise mit Jazz- und Soul-Einflüssen. Henny Gröblehner stellt sich mit ihrer Band der Herausforderung, Wohlfühlmusik zu machen, ohne belanglos zu klingen.

Ein richtiges Schimpfwort ist das geworden: Wohlfühlmusik. Doch die Kunst, Musik zu machen, die schmeichelnd weich um die Ohren fließt, ohne in der Belanglosigkeit zu verschwinden, ist eine Herausforderung. Die Münchner Songwriterin Henny Gröblehner stellt sich dieser – und seit sie ihre Musik mit der Stimme ihrer Schwester Johanna und einer Band verstärkt, gelingt ihr das.

Pour Elise (Foto: Finn Fado) nennt sie sich und ihre Band. Eine Anspielung auf das wohl berühmteste Halbtonthema der Klavierliteratur. Doch bei Henny ist das kein Einschmeichel-Versuch beim Klassik-Publikum. Ihr zweiter Vorname ist Elise – und ihre Eltern (beide Berufsmusiker) haben sie tatsächlich nach Beethovens bekanntem Klavierstück benannt. Und das Klavier ist auch ihr Instrument, doch da hört es dann auch schon wieder auf mit dem Klassik-Bezug – obwohl Henny natürlich klassischen Unterricht gehabt hat.

In ihrer Musik verbindet sie eher bekannte Pop-Harmonik mit Jazz- und Soul-Einflüssen. Leicht und ohne Druck spielt die Band dazu – aufrütteln tut das nicht, doch die Spannung liegt in den Details des Arrangements, die die Band davor bewahren, zu eindimensional zu klingen. Etwas, das auch am zweistimmigen Gesang der beiden Schwestern Johanna und Henny liegen mag – eine stimmliche Zusammenkunft, der anzuhören ist, dass die Schwestern schon als Kinder zusammen gesungen haben, so nah sind sich die beiden Stimmen. Die loungige Lässigkeit ihrer Songs erinnert dabei ein wenig an die Jazz-Popperin Norah Jones, doch die Musik trägt den Indie-Geist des Schwestern-Duos First Aid Kit in sich. Eine Leichtfüßigkeit, die auch der Banderfahrung ihrer Mitmusiker geschuldet sein dürfte, die sowohl bei der Retro-Rock-Band Famous Naked Gipsy Circus als auch bei dem experimentellen Trio L’egojazz gespielt haben.

Nun steht die Veröffentlichung ihres Debüt-Albums an. Zehn Songs sind es geworden, die von Gitarre, Bass, Schlagzeug und ab und an auch einer Geige begleitet werden. Am Donnerstag, 23. Oktober, stellen sie das Album live im Münchner Milla-Club vor. Rita Argauer

Stil: Songwriter-Jazz-Pop
Besetzung: Henny Gröblehner (Gesang, Gitarre, Klavier), Johanna Gröblehner (Gesang, Geige), Sebastian Böhme (Gitarre), Johannes Oberquer (Bass), Guido Kudielka (Schlagzeug)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.pour-elise.com

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Peter Fischer (Jazz / Kabarett)

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Jahr: 2014, Woche: 40

Peter Fischer spielt gekonnt und virtuos Klavier, erzählt dabei singend schaurig-zynische und mitreißend-lustige Geschichten. Sein Headset gibt ihm die Freiheit in der Kopfdrehung vom Musiker zum Märchenonkel zu werden.

Ein ziemlich uncooles Accessoire hat Peter Fischer (Foto: Peter Keller) seit Kurzem. Ein Headset, also ein Mikrofon, das irgendwie um den Kopf geschnallt wird, mit dem Zweck, den Kopf des Sängers mobiler zu machen. Das letzte Mal waren die Dinger zur Erfolgszeit von Britney Spears in Mode – die zu ihrem Gesang ja live meist mit vollem Körpereinsatz tanzte. Doch bei dem Münchner Musiker und Kleinkünstler Peter Fischer macht dieses Teil trotz seines schlechten Images Sinn. 

Denn Peter Fischer spielt Klavier – und das ziemlich gekonnt und ziemlich virtuos. Aber noch viel wichtiger ist: Über sein Spiel erzählt er singend schaurig-zynische und mitreißend-lustige Geschichten. Und da es unhöflich ist, beim Geschichtenerzählen seine Gesprächspartner nicht anzusehen, aber Klaviere meist nicht so frontal auf einer Bühne stehen, dass der Spieler ohne Probleme direkt ins Publikum blicken könnte, spielt Peter eben nun mit Headset. Das gibt ihm die Freiheit in der Kopfdrehung vom Musiker zum Märchenonkel zu werden. Und dieser Moment ist bei Peter Fischers Musik auch ausschlaggebend.

Peter Fischer, der im vergangenen Jahr diverse Songslams, die gerade so en vogue sind, meist preisdekoriert verlassen hat, hat eine ganz frische Art des Musikkabaretts für sich erfunden. Er erzählt dabei etwas altklug vom Alltäglichem, auch dem alltäglichen Scheitern, schafft es aber immer, den nötigen Abstand zur eigenen Eitelkeit zu halten. Denn eigentlich schöpft Peter Fischer aus einem ziemlich großen Können: Sein Klavierspiel ist so professionell, dass er ohne Probleme perlende Läufe oder groovend rhythmische Figuren herunterbrettert und dazu völlig unabhängig und unbeeinflusst singt.

Man hört die klassische Ausbildung in seiner Musik heraus – doch studiert hat er Sprachen. Und nun vermischt der 27-Jährige dieses erlernte Können zu einer Musikform, die im Popkontext aber eigentlich nur relativ selten auftaucht. Fischer nimmt in seinen Beobachtungen nicht nur die Arbeits- oder Liebeswelt auf die Schippe, sondern auch immer wieder sein eigenes Metier: Etwa wenn er einen Song über das Bonmot „Once it’s a mistake, twice it’s Jazz“ schreibt, in dem er die musikalischen Disharmonien parallel zu den Fehlern in seinem Leben setzt.

Und diese Mischung funktioniert. So sehr, dass Peter Fischer seine Auftrittsmöglichkeiten gerade ausbaut. So spielt er nicht nur in Indie-Clubs, sondern auch auf Kleinkunstbühnen, als Barmusiker und auf privaten Feiern. Eine eigene Nische, ganz abseits der zeitgenössischen Popmusik. Rita Argauer

Stil: Jazz / Kabarett
Besetzung: Peter Fischer (Gesang, Klavier)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.pianovocals.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Levantino (World / Jazz / Indie)

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Jahr: 2014, Woche: 15

Die Band Levantino aus der oberbayerischen Provinz vermischt in ihrem Debütalbum “Chapter One” verschiedene kulturelle Einflüsse. Die Texte sind auf Jiddisch, Spanisch und Französisch.

Diese Abgründe sind gefährlich. Wenn ein junger Erwachsener, aufgewachsen in der oberbayerischen Provinz, auf Jiddisch, Spanisch und Französisch singt, wirkt das schnell aufgesetzt. Die Gefahren der Weltmusik sind sowieso nicht ohne, gerade wenn man sich ein Image verpasst, das mit dem eigenen Kulturkreis herzlich wenig zu tun hat. Wenn dann die verschiedenen kulturellen Einflüsse auch noch so wild durchmischt werden wie auf „Chapter One“, dem Debütalbum des Trios Levantino (Foto: Karl Heinz Wilker), produziert das erst einmal mehr Fragezeichen als Antwort.

Auf dem Album finden sich instrumentale Jazz-Stücke, ein Cover des Chansonniers Jacques Brel und swingende Klezmer-Songs – doch Levantino schweben da leichtfüßig darüber und wischen sämtliche Schrecksekunden und Zweifel durch eine Selbstverständlichkeit hinweg. Vielleicht kommt die von der so grundverschiedenen Herangehensweise des Trios: Sie begannen nicht als Indie-Rock-Band, die sich irgendwann einen medienwirksameren Stil verpasst, sondern als Schulband, die auf Hochzeitsfeiern und in Hotelbars auftrat. Und in diesem Genre ist Musik, die unterhalten soll, noch nicht so negativ behaftet. Ihr Ruf hat sich schnell vom heimatlichen Bad Aibling nach München getragen. Maßgeblich durch den Volkstheater-Intendanten Christian Stückl, der sie als Band für seine Geburtstagsfeier ebenso engagierte wie als Musiker für das Stück „Ghetto“. Es folgte ein Plattenvertrag beim Weltmusik-Jazz-Label GLM und der Umzug der Jungs in die Landeshauptstadt.

Hier haben sie nun einen Probenkeller und treten eigentlich nicht mehr auf Hochzeiten auf, erzählt Sänger Michl Bloching. Und hier würden sie nun gerade auch mehr als Band zusammen wachsen. Als Band, die eigene Stücke schreibt und die mittlerweile einen ganz ungewöhnlichen Stil gefunden hat. Rita Argauer

Stil: World, Jazz, Indie
Besetzung: Michl Bloching: Gesang, Klarinette, Saxofon; Max Bloching: Kontrabass; Tom Wörndl: Gitarre
Aus: Bad Aibling / München
Seit: 2010
Internet: http://levantino.de/
www.facebook.com/levantino.official

i.n.phonium (Jazz / Elektro / Swing)

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Jahr: 2013, Woche: 50

Erst als Swing mit Elektrobeats und Basssynthesizern unterlegt wird, kann dieser Stil die Partyszene in München erobern. i.n.phonium mischen sie ihre eigenen organisch-jazzigen Songs mit Schnipseln aus der Vergangenheit und den elektronischen Synthie-Sounds der Gegenwart.

Ausgelassenes Tanzen und ein wenig Verruchtheit – dafür steht seit den Zwanzigerjahren der Swing. Doch weil die heutige Generation es gewohnt ist, fette Bässe und fiese Beats zu hören, musste eine kleine Modifikation her. Die mitreißenden Bläserlinien und groovenden Piano-Figuren des Swing in allen Ehren: Erst als angefangen wurde, diese mit Elektrobeats und Basssynthesizern zu unterlegen, konnte dieser Stil die Partyszene erobern.

In München gibt es da als Reihe etwa SwingThing – und die kann seit ihrer ersten Geburtstagsparty vor etwa einem Jahr wiederum mit einem ganz besonderen Act aufwarten: Die Band i.n.phonium (Foto: Tanja Seifert) gründete sich eigens für die Veranstaltung, weil sie dieser gerade so beliebten Tanzmusik wieder mehr Live-Charakter geben wollte. Für Gitarrist Christian Preunkert und Schlagzeuger Sascha Ibel war das der nötige Anstoß, ihrem losen Jam-Projekt eine einheitliche Richtung zu geben. Mit der ausgebildeten Musical-Sängerin Daniela Ascherl und dem Jazz-Saxophonisten Michael Schreiber rüsteten sie sich zum Quartett auf und spielen tatsächlich einen neuen wie mitreißenden Stil: Sie nutzen sowohl das bekannte Prinzip des Elektroswings, das Samplen alter LPs, als auch den donnernden Effekt eines Live-Schlagzeugs. So mischen sie ihre eigenen organisch-jazzigen Songs mit Schnipseln aus der Vergangenheit und den elektronischen Synthie-Sounds der Gegenwart.
Ihr Ruf, nicht nur als tanzbare Live-Band, sondern auch als visuell interessante Schau, spricht sich nun herum. Mit authentischen Klamotten, Verkleidungen und Tanzeinlagen, die sie auf jedem Konzert zeigen, schaffen sie die zu ihrer Musik passende Atmosphäre. Und obwohl sie sich eines so alten Stils der Unterhaltungsmusik bedienen, sind sie in Münchens Musiklandschaft eine erfrischende Ausnahme, klingen neu und anders. Am vergangenen Freitag haben sie ihre neue Single „Moonwalk“ unter inphonium.bandcamp.com veröffentlicht.
Rita Argauer

Stil: Jazz, Elektro, Swing
Besetzung: Christian Preunkert: Electronics, Gitarre, Bass; Sascha Ibel: Schlagzeug, Gesang; Daniela Ascherl: Gesang; Michael Schreiber: Saxophon
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.inphonium.de, www.facebook.com/inphonium

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Loplop Laxfisch (Jazz / Jungle / Tropisch)

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Jahr: 2013, Woche: 20

Sie wollen und müssen nicht jedem gefallen: Das Trio Loplop Laxfisch macht etwas seltsame Musik mit schrägen Sounds und gilt als Inbegriff des „New Weird Bavaria“!

Als Symbol für Luxus durfte „Schampus mit Laxfisch“ vor langer Zeit bei der Band Franz Ferdinand herhalten. Jetzt gibt es mit Loplop Laxfisch eher die blubbernd nach Luft japsende und weniger edle Assoziation zu diesem Fisch mit dem rosa Fleisch. Die Münchner Band ist besonders, und besonders schräg, in vielerlei Hinsicht: Sie macht etwas seltsame Musik, die zugleich konzeptuell so durchdacht wirkt, dass man das Kunststudium einiger Bandmitglieder gerne glaubt. Und die Gruppe erscheint als Inbegriff des vor ein paar Jahren ausgerufenen „New Weird Bavaria“: Hippe Kunstsinnigkeit trifft dabei auf eine nerdig-dilettantische Verweigerungshaltung.

Die Instrumente teilt sich das 2007 in Bad Tölz gegründete Trio, das mittlerweile in München lebt. Mal Bratsche, mal Klavier, aber hauptsächlich Synthesizer, Bass, Gitarre und ein Drumcomputer. Dabei kommen so schräge wie bestechende Songs heraus. Etwa das Polka-stampfende und angenehm zurückgelehnte „Nights of the Calanda“, bei dem der Gesang von Jakob Schäfer plötzlich nach Gorillaz oder den Beastie Boys klingt. Die Konzeptkunst eines Joseph Beuys erscheint in ihrer Musik, ja eigentlich in ihrer Gesamtinszenierung überpräsent: „Zur Artyness wie zur Hippness haben wir ein ganz und gar ambivalentes Verhältnis“, erklärt Jakob nichtssagend und klingt genauso vage wie ein Kunststudent. Neben den ganzen, sich doch sehr ähnlichen Indie-Bands fallen sie auf. Denn: Zwischen den künstlerischen Zitaten und der Ironie transportiert Loplop Laxfisch eine gewisse Authentizität. Sie wollen, sie müssen nicht gefallen – weswegen sie nicht dem Zuhörer zuliebe in ein Rock-Schemata verfallen. Bisher haben sie verschiedene Themenalben in Kleinstauflage veröffentlicht. Eine auch soundästhetisch gute Albumaufnahme ist jedoch in Planung. Rita Argauer

Stil: Jazz/Jungle/Tropisch
Besetzung: Jakob Schäfer, Daniel Thomé und Philipp Sajnovits
Aus: München
Seit: 2007
Internet: www.myspace.com/hypnoguys

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Monika Roscher Big Band (Jazz)

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Neun Songs, die hängen bleiben: Mit ihrer Big Band hat Jazz-Gitarristin Monika Roscher das Album “Failure in Wonderland” veröffentlicht. Darauf zeigt sich ihre Experimentierfreude, aber auch ihr Mitteilungsbedürfnis!

Songs, die nicht in ein Album-Konzept passen, die aber trotzdem irgendwie hängen bleiben, sind immer die Ausreißer gewesen. Etwa Björks „It’s oh so quiet!“. Oder F.M. Einheits „Princess Crocodile“. Songs, die als Pop-Innovationen immer ganz weit vorne waren und die trotzdem eine warme Art der Nostalgie hervorriefen. Songs, die aufrührerischere Texte und alarmierten Gesang mit aus der Zeit heraus trötenden Bläser-Fahnen mischen.

Die Münchner Jazz-Gitarristin Monika Roscher (Foto: Daniel Delang) hat mit ihrer Monika Roscher Big Band eine Platte („Failure in Wonderland“) veröffentlicht, deren neun Tracks allesamt solche Ausreißer-Songs sind. Jeder besonders und bestechend. Da hört man Trip-Hop-Elektronik als Basis, darauf kommt ein groovend-jazziges Hip-Hop-Schlagzeug, sowie Bass und Gitarre. Und dazwischen die riesige Brass-Fraktion, die zeigt, wie toll gut gespielte Bläser-Sätze sein können, die kein bisschen die Einfältigkeit üblicher Ska-Anheizer haben. Manche Songs auf ihrem Album bleiben instrumental – auf anderen singt sie mit unaufgeregter Alt-Stimme, der man aber ihr Mitteilungsbedürfnis anhört. „Das ist wichtig für meine Musik“, erklärt Monika. Das technische Können gebe ihr zwar eine gewisse Freiheit, doch die Musik müsse etwas sagen wollen. „Man muss schauen, was einen in der jetzigen Zeit beschäftigt. 2013, da gibt es eine Menge zu erzählen, und wir haben alle Freiheiten zu experimentieren“, sagt sie.

In den großen Jazz-Magazinen sorgt sie mit ihrer Musik (sie komponiert die Stimmen für alle Instrumente selbst) schon für Wirbel. Jetzt taucht sie zum Glück auch immer wieder in Popkontexten und damit in einer breiteren Öffentlichkeit auf. Am Donnerstag, 2. Mai, tritt sie bei der „Stroke Art Fair“ auf der Münchner Praterinsel auf.

Stil: Jazz
Besetzung: Monika Roscher (Gesang, Gitarre, Komposition), Live-Umsetzung mit Band: Felix Jechlinger, Johannes Schneider, Andreas Unterreiner, Matthias Lindermayr, Andreas Schnell (Trompeten), Julian Schunter, Jan Kiesewetter, Jasmin Gundermann, Michael Schreiber, Heiko Giering (Saxophone), Peter Palmer, Roman Sladek, Max Weber, Jakob Grimm, Ralf Bauer (Posaunen), Josef Ressle (Piano), Ferdinand Roscher (Bass), Silvan Strauss (Schlagzeug), Leonhard Kuhn (Elektronik)
Aus: München
Seit: 2010
Internet: http://www.monikaroscher.com/

Von Rita Argauer

Julia Nagele (Singer-Songwriter / Pop / Jazz)

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Jahr: 2013, Woche: 12

Die außergewöhnliche Stimme von Julia Nagele verliert sich nicht im Akustik-Genre, sondern wird immer wieder unter anderen Aspekten hörbar. Die 21-jährige Münchnerin kennt man aus der spannenden Singer-Songwriter-Szene der Stadt.

Musik machen, schön singen und Klavierunterricht haben – das gehört zum bildungsbürgerlich-guten Ton. Musik zum Lebensinhalt machen, den Beruf wählen und sich auf den unsicheren Künstlerpfad begeben erfordert Mut. Julia Nagele (Foto: Christopher Klaus), die sich als Musikerin Jules nennt, hat sich für die Musik als Beruf entschieden. Die 21-jährige Münchnerin kennt man eigentlich aus der Singer-Songwriter-Szene oder mit ihrer Band Jules & Dices. Oft tritt sie bei den regelmäßigen Sessions im Import-Export auf, die sie mitorganisiert. Ihre weiche und trotzdem soulige und volle Stimme besticht. Diese Stimme stellt sie in den Mittelpunkt ihrer Musik. Sie wird zum Fixpunkt und gibt Julia die Freiheit, zwischen Genre und Stil zu wechseln. Für ein Jazz-Studium pendelt sie derzeit zwischen München und Mannheim – aber die Songwriter-Szene möchte sie trotzdem nicht ganz hinter sich lassen. Und so ergeben sich spannende Konstellationen: Gerade ist sie auf Tour – und spielt in fast jeder Stadt in einer anderen Besetzung: In München kann man sie ganz klassisch mit Gitarre, Bass und Schlagzeug erleben, in Würzburg dagegen tritt sie nur mit Saxophonisten und Keyboarder auf.

Die Flexibilität die sie – auch durch ihr Studium – bekommt, tut der Musik gut. Ihre außergewöhnliche Stimme verliert sich nicht im Akustik-Genre, sondern wird immer wieder unter anderen Aspekten hörbar. Gerade arbeitet sie an einem Album – es bleibt nur zu hoffen, dass sie diese Vielseitigkeit darauf festhalten kann. Am Sonntag, 24. März spielt sie im Stemmerhof in München. Rita Argauer

Stil: Singer-Songwriter / Pop / Jazz / Soul
Besetzung: Julia Nagele
Aus: München
Internet: http://soundcloud.com/julianagele

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Bartellow (Club / Jazz)

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Jahr: 2012, Woche: 04

Ganz spielerisch vermischen Bartellow ihre Jazz-Wurzeln mit einer kühl-groovenden Club-Attitüde: „Da wir alle drei Musik studiert haben, bauen die Songs viel auf Improvisation auf“, erklärt Beni, es sollen ganz bewusst keine Grenzen gesetzt werden.

Er ist eines von diesen Phantomen. Die überall auftauchen, aufblinken, überraschen. Und nie im Spotlight bleiben. Mal als Keyboarder der Band Pollyester. Mal als DJ in der Blumenbar oder mit seiner Band Columbus. Doch der Münchner Musiker Beni Brachtel (Foto: Daniel von Mitschke), der sich Bartellow nennt, hat die glitzernde Selbstinszenierung gar nicht nötig. Der 26-Jährige kommt aus dem Jazz, hat Gitarre und Komposition in Linz und Leipzig studiert. Jetzt lebt er wieder in seiner Heimatstadt München. Und mischt ganz unterschwellig in so vielen Projekten mit: Bartellow und GTA Hoffmann heißt seine neueste Band. Die Musik ist dezent, so dezent wie sein Auftreten. Ganz spielerisch vermischen die drei Musiker ihre Jazz-Wurzeln mit einer kühl-groovenden Club-Attitüde: „Da wir alle drei Musik studiert haben, bauen die Songs viel auf Improvisation auf“, erklärt Beni, es sollen ganz bewusst keine Grenzen gesetzt werden. Derzeit arbeitet er mit Pollyester an deren zweitem Album und plant mit Columbus 2012 endlich eine Veröffentlichung. Oder er setzt seine Kompositionen solo um – mit Loops und analogen Synthesizern. So tritt er auch am 3. Februar im Münchner „Import-Export“ auf. Rita Argauer

Stil: Club / Jazz
Besetzung: Beni Brachtel: Komposition, Arrangement, Gitarre, Synthesizer
Aus: München
Internet: www.bartellow.de, www.soundcloud.com/bartellow

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.