Weit draußen, abgeschieden auf einem Bauernhof bei Dachau probt die Metal-Band
Towers and Bridges. Dort ist das Sextett ungestört und stört mit ihrer lauten
Metalcore-Musik auch niemanden. In Ruhe können sie so an ihrem ersten Album arbeiten. In dieser Woche erscheint das Video zum Song “Equality”.
Es gibt sogar eine Handy-App, die Breakdowns simuliert. Nicht solche, bei denen einem im Sommer der Kreislauf abrauscht, weil man zu wenig getrunken hat. Breakdowns kennt die Musik im übertragenen Sinn: Im Metal und insbesondere im Hardcore sind sie ein musikalisch stilbildendes Mittel. Doch vom Hitze bedingten Kreislaufkollaps sind die musikalischen Breakdowns gar nicht so weit entfernt. Im Metal und auch in den diversen musikalischen Stilen, die das Wort „-core“ im Namen haben, ist die Frequenz der Schläge ziemlich hoch. Wenn sich nun ein Song lange genug auf diesem Niveau aufgehalten hat, lässt der Breakdown diese surrende Energie zusammensacken: Im halben Tempo werden plötzlich nur noch die schweren Zählzeiten des Taktes gespielt, das Publikum lässt in solchem Momenten die Köpfe sinken, als wären es Marionetten, denen man die Schnüre abgeschnitten hat, es wird gemosht anstatt gebolzt.
Was das nun mit der Münchner Band Towers und Bridges zu tun hat, ist klar: Das Sextett spielt Metalcore und benutzt dementsprechend gerne Breakdowns in ihren Songs. Aber noch viel weiter zeigen die Breakdowns, wie abgeschlossen diese Szene immer noch ist. Kaum eine andere popmusikalische Spielart kennt diesen stilistischen Code, auch wenn Justin Bieber seit neuestem im Metal-Look herumrennt und diverse High-Fashion-Mode-Labels gerade mit dem Stil der Metaller liebäugeln – musikalisch lässt man den Metal noch erstaunlich in Ruhe. Man fühlt sich in der Pubertät meist aus einer gewissen Unzufriedenheit mit der Welt heraus zur eher härteren Musik hingezogen, man bleibt da. So auch die Musiker von Towers and Bridges. In ihrer Urbesetzung hat sich die Band im Landkreis Dachau gegründet, und da gibt es dann prozentual erst einmal noch weniger Metaller als in der Stadt. Dafür gibt es Raum. Und deshalb proben die Musiker auch seit den zwölf Jahren ihrer Existenz als Band auf einem Bauernhof dort draußen. Abgeschieden von der Außenwelt, beeinflusst durch die Bands, der internationalen Metal- und Hardcoreszene, die früher auf CD und mittlerweile im Internet auf dem Land oft sichtbarer werden als eine nichtvorhandene Underground-Szene. Deshalb nehmen die Musiker von Towers and Bridges sich auch gar nicht so sehr als Nische war: „Da ist natürlich die Frage, was man als Mainstream ansieht“, erklärt Gitarrist und Gründungsmitglied Maximilian Bopfinger, einerseits würde abgesehen von Metallicas „Nothing Else Matters“ im Radio niemals eine Metal-Band gespielt werden: „Andererseits füllen die großen Bands ja immer wieder die Olympiahalle oder das -stadion“, fügt er an.
Eine Nische, die in sich groß ist, was die Bandmitglieder auch spürten, als sie nach München zogen: das Backstage, das Feierwerk und kleine von den Bands der Szene selbst organisierte Konzerte. Sie fühlen sich gut aufgehoben dort, auch seit sie sich im vergangenen Jahr zum letzten Mal umbesetzten und nun gerade an einem ersten Album arbeiten.
Musikalisch gehen sie da einen interessanten Zwischenweg: Die Subgenres im Metal und im Hardcore scheinen ihnen ein bisschen egal zu sein. Etwa schreit ihr Sänger Antun Hösch sowohl in der tiefen Brüll-Lage als auch in der Cobainschen hohen Gebrochenheit. Und die Musik, deren aktuelle Form sie in den kommenden Wochen mit der Videoveröffentlichung zum Song „Equality“ präsentieren werden, ist gleichzeitig glatt und schwirrend, kennt aber die sinkenden, rhythmisch-punktierten Metal-Verbindlichkeiten – da scheuen sie sich auch nicht, diese einzusetzen. Am Montag, 8. August, spielen sie bei freiem Eintritt in der Backstage-Halle in München. Sie supporten die Szene-Größen Unearth und Iron Reagan.
Stil: Metalcore
Besetzung: David Klemencz (Gitarre), Dion Röhreke (Schlagzeug), Antun Hösch (Gesang), Maximilian Bopfinger (Gitarre), Patrick Putz (Gitarre), Andreas Gutmann (Bass)
Aus: Landkreis Dachau / München
Seit: 2013
Internet: www.towers-and-bridges.bandcamp.com
Von: Rita Argauer
Foto: Stefan Grimm