Uphill Racer (Indietronic)

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Zurückhaltend und intim, aber unter der Oberfläche doch ganz schön dringlich – das ist die Musik von Oliver Lichtl alias Uphill Racer. Auf seinem neuen Album „Golden Anchor“ sucht er die Perfektion im Detail.

Die Welt über den Wolken haben schon viele besungen. Und Oliver Lichtl, der sich als Musiker Uphill Racer (Foto: Hanna Lichtl/Fabrizio Verni) nennt, wirkt dort oben ebenfalls recht zufrieden. Aber fern von Schlager-Romantik erinnert die Szenerie seines Albumcovers und des Pressefotos mehr an Saint-Exupérys kleinen Prinzen und dessen verträumt-melancholische Geschichte, die als sanft-emotionale Parabel für den Gegensatz von Haben und Sein funktioniert. Diese philosophische Grundhaltung ist dann auch viel näher an der Musik des Uphill Racers, die immer zurückhaltend und intim erscheint, aber unter der Oberfläche doch ganz schön dringlich werden kann.

Vor allem auf seinem neuen Album. „Golden Anchor“ heißt es und ist sein mittlerweile fünftes. In Abgeschiedenheit von szenigem Gehabe und dem Mitmischen in Münchens Hipster-Kreisen, produziert er mit einer beeindruckenden Konstanz seine Musik. Mal mit verschiedenen Gastsängern, mal mit Band. Und jetzt aktuell ganz allein auf seinem Laptop. Das ist Musik, die man mit dem Begriff Indietronic überschreiben kann: eine weiche, schmeichelnde Stimme, eher zu langsam als zu schnell und mit allerhand elektronischem Geblubber und Geknarze darunter. Doch wo in den vergangenen Jahren in Münchens Indie- und Elektroszene so viel herumexperimentiert wurde, bleibt sich Oliver treu und sucht die Perfektion im Detail. Etwa, wenn er Instrumente wie ein Mellotron mit einer Ukulele mischt. Dazu an Gitarre und Synthesizer schraubt und auf abwechslungsreiche Beats setzt, die auch mal in einen rollenden Hip-Hop-Groove verfallen, wie im Song „Yardlife“. Eine romantisch ferne und schwelgerisch träumende Platte, die durch die musikalischen Details Substanz und Bodenhaftung erhält.

Stil: Indietronic.
Besetzung: Oliver Lichtl.
Aus: München.
Seit: 2006.
Internet: uphillracer.dewww.facebook.com/uphillracer,uphillracer.bandcamp.com.

Von Rita Argauer

Beatnik Boy (Indietronic)

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Jahr: 2013, Woche: 21

Die drei Jungs von Beatnik Boy haben sich schon in verschiedensten Musikstilen ausprobiert – Jetzt sind sie beim Indietronic gelandet. Noch in diesem Jahr soll ihre EP „Spacepunk Riots“ erscheinen.

Bewusstseinserweiterung und Freiheitsphilosophien, Jim Morrison und William S. Burroughs – wo in den 60er Jahren noch ein ernsthafter Wille da war, die Welt zu verändern, herrscht heute zwischen realem Konsens-Verhalten und Weltflucht im Internet eine eher biedermeierliche Haltung. Die Münchner Band Beatnik Boy stellt nun die Verbindung zu den Hippie-Pionieren her. Doch ihr Indietronic klingt eigentlich ganz gegenwärtig.

Schon als Kinder hätten sie angefangen, mit Synthies herumzuspielen, erklärt Sänger und Keyboarder Moritz Graßinger – damals hätten sie allerdings ein Gerät gehabt, dessen polyfone Möglichkeiten doch recht eingeschränkt waren: Nur vier Töne auf einmal konnte man damit spielen. Der Musik von Beatnik Boy, die sich erst 2012 gegründet haben, hört man dennoch die lange Auseinandersetzung mit Songwriting und Melodik an. Das klingt alles ausgesprochen professionell: Ein drückender elektronischer Bass trifft auf ein federndes Schlagzeug und eine Gitarre, in der die Luftigkeit von Funk-Licks liegt. Denn auch in verschiedensten Musikstilen haben sich die drei Musiker bisher ausprobiert – von Funk-Hip-Hop-Combos über Gitarrenrockbands, und bis zuletzt bei der Indie-Pop-Band Teilzeitdenker.

Über die Grenzen Münchens und sogar Bayerns hinaus erspielen sie sich gerade einen Namen. Und werden mit Beiträgen beim mitteldeutschen Jugendsender „Sputnik“ oder dem Einstieg in die Netz-Charts des Senders Das Ding beim SWR entlohnt.

Noch in diesem Jahr soll die EP „Spacepunk Riots“ erscheinen – einige Songs davon sind bereits im Internet auf Soundcloud zu hören. Und wenn sie ihre Musik noch mit ein wenig mehr Mut würzen, ein bisschen weniger brav klingen und sich etwas von der inneren Freiheit ihrer geistigen Väter, der Beatniks inspirieren lassen, ist das alles auf einem sehr guten Weg. Nur Mut. Rita Argauer

Stil: Indietronic
Besetzung: Moritz Graßinger,  Julo Berno und Marco Beier
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.beatnikboy.de

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.