Ein Abend mit: Imke-Karlotta

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Die Bloggerin Imke-Karlotta, 23, liebt Katzen und an der Bar bestellt sie am liebsten heiße Milch mit Honig. Zu besonderen Anlässen darfs aber auch mal Cola oder ein Glas Sekt sein. Wenn sie aber aus Versehen mehr als ein Glas Sekt trinkt, kann es passieren, dass sie beim Flaschendrehen mitspielt und bis Mitternacht wach bleibt. Morgen ist Imke-Karlotta auf jeden Fall bei uns im Farbenladen – wir sind gespannt!

Hier beginnt mein Abend: In der Katzenboutique München schaue ich mir am frühen Abend manchmal noch die neuesten süßen Katzen-Artikel an. Manchmal kaufe ich da meinen Katzen ausnahmsweise fürs Wochenende noch ein Spielzeug.

Danach geht’s ins/zu: In den Katzentempel natürlich. Das ist so ein richtig cooles Café, also eigentlich kein Tempel. Aber da kann man gemütlich leckeren Kuchen essen und den lustigen Katzen beim chillen zusehen. Ich finde, es sollten in jedem Restaurant Katzen erlaubt sein. Dann schauen die Leutchen nämlich mehr auf die Katzen und weniger auf die Handys. Und das ist gesünder. Weil das gut für die Seele ist.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil: Ach, ich würde meinen Freunden einfach ein süßes Katzenvideo zeigen und dann fänden die das ja auch süß und dann würden die bestimmt sofort mitkommen. Also wenn mal jemand Lust hat, dann würde ich mich freuen, falls jemand in mein Freundschaftsbuch schreiben will.

Mit dabei ist immer: Mein Blasinstrument natürlich. Falls jemand mit mir spontan jammen will. Hab ich immer dabei, aber bisher kam es noch nicht dazu. Naja, Vorfreude ist ja auch ziemlich schön. Wenn das hier ein gutaussehender Musiker liest, dann kann der ja auch immer sein Instrument dabei haben und vielleicht klappt das dann ja mal. Das wär cool.

An der Bar bestelle ich am liebsten: Normalerweise mag ich ziemlich gerne Kakao mit viel Milch oder warme Milch mit Honig. Aber zu besonderen Anlässen darf ich auch mal Cola oder sogar Sekt.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen: „Don’t Cha“ von den Pussycatdolls. Obwohl ich finde, dass die Girls aus der Band sich mal mehr anziehen sollten. Sonst bekommen die ja ständig Nierenbeckenentzündung. Also Pussycatdolls falls ihr das hier lest: Das ist wirklich gar nicht gemein gemeint. Ich würde auch gerne mal mit euch shoppen gehen und euch beraten. Danach könnten wir dann ja auch zusammen Musik machen und ich zeige euch meine Katzen.

Mein Tanzstil in drei Worten: Miau-Miau-Miau

Der Spruch zieht immer: Willst du mal meine Katze streicheln? Weiß auch nicht warum, aber dann wollen sich die Jungs meistens mit mir unterhalten. Wahrscheinlich mögen die meistens Jungs halt auch sehr gerne Katzen.

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist: Einfach tagsüber eine Tüte Chips kaufen und die dann nachts aufmachen.

Meine dümmste Tat im Suff war: Einmal habe ich aus Versehen zwei Gläser Sekt getrunken und dann hab ich bei Flaschendrehen mitgespielt!

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im/bei: Meinem Mitbewohner Kurti. Obwohl der immer erst so um 15:00 aufsteht und dann muss ich ziemlich lang in der Küche sitzen und warten, weil ich ja um 7:00 Uhr meine Katzen füttere jeden Tag.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach: Einmal hat Kurti mich in eine Disko mitgenommen, die hieß „Atomic Café“, da habe ich bis nach Mitternacht getanzt. Das war ziemlich cool. Ein Jahr später habe ich mich dann mal getraut allein hinzugehen und da gab es das leider nicht mehr. Vielleicht weil das auch der Abend war, an dem ich aus Versehen zwei Gläser Sekt getrunken habe und mir dann ein bisschen schlecht geworden ist. Das tut mir wirklich leid, falls ihr die Disko deswegen also wegen mir dann schließen musstet.

Katzendame sucht Muskelkater

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Um auch ihre komische Seite zu zeigen, hat die Schauspielerin Laura Cuenca Serrano fünf Figuren entwickelt. Ihre Rolle als Imke-Karlotta kommt so gut an, dass sie nach nur einem Auftritt gleich ins Vereinsheim gebucht wird.

Imke-Karlotta sucht die große Liebe. Sie hält sich an ihrem Jutebeutel fest. Schlurfender Schritt, geduckte Haltung. Ihre Chancen, einen Mann zu finden, stehen an diesem Abend zunächst ziemlich schlecht. „Ich liebe Katzen“, sagt sie, und man glaubt es ihr aufs Wort. Ihr hellblauer Pulli, den Imke-Karlotta immer wieder zurecht zieht, ist geziert von zahlreichen Katzen. Die Brille sitzt leicht schief auf ihrer Nase und sie muss sie immer wieder hochschieben. Die blonden Haare hat sie hinten zu einem Zopf gebunden und zwei bunte Spängchen halten sie links und rechts aus dem Gesicht.
Laura Cuenca Serrano, Jahrgang 1987, ist an diesem Abend die einzige Frau auf der Bühne. Das Schwabinger Vereinsheim ist bis auf den letzten Platz gefüllt und alle sind auf die Newcomerin gespannt. Wenn sie als Imke-Karlotta dann anfängt, von ihren süßen Babykatzen zu schwärmen und mit ihrer kindlichen Naivität bezaubert, merkt man, dass Laura die Rolle nicht nur spielt, sondern lebt. Vielleicht hat sie es deshalb nach nur einem Auftritt auf der Studentenbühne „Ludwig und Kunst“ im Rationaltheater gleich ins Vereinsheim geschafft.

Auf Katzenwitze folgen
anzügliche Wortspiele, so
unschuldig ist sie wohl doch nicht

So richtig angefangen hat bei Laura alles mit dem Bachelor. An der LMU München studiert sie Germanistik und Theaterwissenschaften mit dem Schwerpunkt Filmwissenschaften. Mit dem wissenschaftlichen Studium wächst der Wunsch, Schauspielerin zu werden. Sie nimmt daraufhin Unterricht in den USA und Deutschland. Mittlerweile macht Laura ihren Master in Germanistische Literaturwissenschaft, ihren Lebensunterhalt verdient sie aber schon jetzt als Schauspielerin. In der Vergangenheit war sie meistens in ernsten Rollen zu sehen. Im November 2015 hatte sie beispielsweise in dem Theaterstück „Die Ermittlung“ eine Hauptrolle als eine der Zeuginnen im Pathos Atelier. In dem Stück geht es um die Auschwitz-Prozesse: schwere Kost für den Zuschauer. Obwohl Laura die Bühne liebt, arbeitete sie bislang häufiger fürs Fernsehen, kleinere Sachen, etwa bei Aktenzeichen XY. Im Laufe des Jahres wird sie außerdem eine Nebenrolle in einem internationalen Kinofilm spielen.
 Von Langeweile keine Spur. Trotzdem wollte sie den Castern und Regisseuren zeigen, dass sie auch Talent für Komik besitzt und gerne „Späßchen macht“. Deshalb hat sie fünf verschiedene Frauencharaktere entwickelt, die auf der Suche nach einem Mann sind: Imke-Karlotta, die Katzenliebhaberin, Selina, die Proletin, Carmen, die spanische Schlagersängerin, Chanel die Modebloggerin, und Nicole, der Emo.

Die Partnerwahl ist für Laura ein wesentliches Thema in unserer Gesellschaft, aber eben auch in gewisser Weise das „Luxusproblem“ einer Generation, die keine existenziellen Sorgen hat. Nachdem sie ein Video gedreht hat, in dem die fünf sehr unterschiedlichen Charaktere sich und ihre Wünsche an die Männerwelt vorstellen, wurde sie von ihren Freunden dazu animiert, mit dem Programm auf die Bühne zu gehen.

Als dann die Rockergöre Selina für einen Werbespot gecastet wird und sie „wild rumpöbeln“ darf, beschließt sie ein Miniprogramm von 10 bis 15 Minuten zu schreiben. Erst dachte sie, dass sie das Programm in ein bis zwei Stunden locker runterschreiben kann. Nach fast acht Stunden Arbeit hat sie aber gemerkt, dass das gar nicht so leicht ist. Zahlreiche Youtube-Videos von Stand-up-Comedians, Kabarettisten und Gespräche mit anderen Künstlern später war Imke-Karlotta schließlich bereit, sich der Welt zu präsentieren.
 In allen Figuren, die Laura erschaffen hat, steckt immer auch ein kleiner Teil von ihr, „meine heimliche Lieblingsfigur ist aber die Imke-Karlotta“, gesteht Laura. Interessanterweise, so die junge Kabarettistin, bevorzugen Männer meistens die Figur der frechen Rockerin Selina oder der spanischen Schlagersängerin Carmen, wohingegen die meisten Frauen eher Imke-Karlotta in ihr Herz schließen. Wenn sie leicht verloren auf der Bühne steht und schüchtern blinzelt, bleibt einem aber auch wenig anderes übrig. Vor allem dann, wenn sie anfängt, Katzenwitze zu erzählen: „Wovon träumt eine Katze nachts? Von einem Muskelkater.“ Und ganz aufgeregt gleich den nächsten: „Wo wohnen die Katzen? Im Miezhaus.“
 

Sie grinst leicht verschmitzt ins Publikum, doch gleich legt sich ein Schatten über ihre Züge, als ihr einfällt, dass es ja vielleicht doch nichts wird mit der großen Liebe. Vielleicht ist da niemand, der ihre „Katze streicheln“ will – ein anzügliches Wortspiel, so unschuldig ist sie also wohl doch nicht. Dann beginnt sie zu singen, ein Lied voller Herzschmerz. Und das ist der einzige Augenblick, in dem eher Laura als Imke-Karlotta auf der Bühne steht. Denn von der schrulligen Katzendame würde man eher ein Gepiepse und Geheule erwarten als die sanfte Stimme, die man zu hören bekommt. Aber Laura ist nicht nur Schauspielerin, Model, Moderatorin und seit neustem Kabarettistin, sondern auch noch leidenschaftliche Sängerin.

Laura plant in Zukunft, auch mit den anderen Figuren auf die Bühne zu gehen. Das Programm für Imke-Karlotta ist ihrer Meinung nach aber auch noch lange nicht ausgeschöpft. Sie könnte sich zum Beispiel gut vorstellen, dass Imke-Karlotta bald auf der Bühne einem Politiker mit ihrer kindlichen Art Löcher in den Bauch fragt. Denn so etwas darf Imke-Karlotta. Sie darf ihre Katze auch Barack Obama nennen, „weil die so eine lustige Farbe hat“.
 Für Laura ist dass das Spannende an den verschiedenen Rollen: Sie alle sind Teil von ihr und doch ganz anders. Sie tun und sagen Dinge, die sie selbst nie so machen würde. 

Im Umkehrschluss kristallisiert sich dadurch immer mehr heraus, was den Mensch Laura Cuenca Serrano ausmacht. Sie wirkt keinesfalls unsicher wie Imke-Karlotta. Und sie hat es nicht nötig zu pöbeln wie Selina. Schon mit ihren jungen Jahren ruht Laura in sich selbst. Ihre Lippen umspielt immer ein kleines Lächeln, das auch noch in ihren grün-grauen Augen aufblitzt, wenn sie zu erzählen beginnt.

Starallüren? Keine Spur. Dafür hat sie auch gar keine Zeit, denn Laura hat noch viel vor. Deshalb ist sie auch keine Frau, die mit den Worten „Ich wünsche mir den Weltfrieden“ von der Bühne gehen würde. Ihre Figur Imke-Karlotta tut allerdings genau dies und lässt die Zuschauer ein klein wenig verliebt zurück.

Von: Jacqueline Lang

Foto: Jean-Marc Turmes