Hörprobleme und Bettgeflüster

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Mara findet, Max brauche einen Hörtest. Max hingegen ist genervt von Maras endlosen Blümchenjeans-Monologen. Wie finden die beiden wieder zueinander?

Wenn man als Kind einer HNO-Ärztin aufwächst, gewöhnt man sich mit der Zeit an gruslige Anrufe: ein Krächzen, rasselnder Husten – dann Stille. Klingt unanständig. Nachdem der erste Schreck verflogen ist, tippe ich auf akute Bronchitis mit temporärer Dysphonie. Erkältung, könnte man auch sagen. Am Telefon zieht sich jemand dem Geräusch nach eine Jumboportion Koks in die Nase. Vielleicht auch nur Rotz.  In solchen Fällen frage ich gar nicht mehr, wer wohl dran ist. Ich gebe einfach die Praxisadresse durch.

Diesmal ist es anders. Max klingt kerngesund, als er mich anruft. Trotzdem will er zu meiner Mama. Seine Freundin Mara sagt, er brauche einen Hörtest. Dabei hört Max besser als eine Fledermaus mit Cochlea-Implantat. Es sei denn, Mara erzählt mal wieder stundenlang von Blümchenjeans oder davon, dass er an der Reihe sei, den Müll runterzubringen. Den Hörtest besteht er mit Bravour, von Mara hört er trotzdem nichts. Sie redet nicht mehr mit ihm.

Nichts zu hören, das wäre für Patrick genau das Richtige. Seit vier Tagen hat er nicht mehr geschlafen. Sein Mitbewohner aus China hat Besuch von seiner Freundin – und sagen wir es so: Nach achteinhalb Monaten Fernbeziehung haben die beiden viel Nachholbedarf. Aber nicht genug damit, dass die lautstarke Wiedersehensfreude Patrick den Schlaf raubt; jede Nacht ist er nun auch damit beschäftigt, die Nachbarin davon zu überzeugen, dass ein Polizeieinsatz wegen Verdachts auf massive Tierquälerei wirklich nicht nötig sei. Auch wenn er sich bei den Geräuschen nebenan nicht sicher sein kann. Hamster-Sex nennt er das.

Und Mara? Die spricht inzwischen wieder mit ihrem Freund. Zumal sie einen Weg gefunden hat, Max bereitwillig die Ohren spitzen zu lassen. Tatsächlich gibt es einen Ort, an dem er rein gar nichts gegen eine gepflegte Konversation einzuwenden hat. Haarscharf lauscht er Maras unanständigen Ausführungen im Bett. Und wenn sie danach doch wieder mit Blümchenjeans anfängt, lauscht er eben an der Matratze.
Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.