Hoppla, Bäuerchen

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Babys sind süß. Findet jedenfalls Daniela. Ihr Freund Philipp ist da anderer Meinung. Der Nachwuchs im Freundeskreis ruft vorerst Begeisterung hervor. Bis das Baby gar nicht mehr so niedliche Sachen macht. Und selbst dann kann man geteilter Meinung sein über die lieben Kleinen.

Es gibt zwei Arten von Menschen. Die einen mögen Kinder, wollen selber Kinder haben und nutzen jede Gelegenheit, sich irgendwo ein Kind zu mopsen, um schon mal zu üben. Daniela ist so. Deswegen steht sie sofort auf der Matte, als Jakob als erster in ihrem Freundeskreis einen kleinen Knirps in die Welt gesetzt hat. Neben Daniela steht Philipp und fühlt sich gar nicht wohl. Er gehört zu der anderen Sorte Mensch: Kinder sind gruselig, im besten Fall einfach nur anstrengend. Er befürchtet, dass die Konfrontation seiner Daniela mit dem Knirps schlimme Folgen für ihn haben könnte: „Schatz, ist das nicht das Süßeste auf der ganzen Welt?“ und „Schatz, so eins will ich unbedingt auch!“ hört er sie schon sagen. Philipp will aber kein Kind. Noch nicht. Vielleicht auch nie. In Gedanken erwägt er die Vor- und Nachteile einer Vasektomie.

Da geht aber auch schon die Wohnungstür auf und es gibt kein Zurück. Jakob steht in der Diele, stolz wie Bolle mit einem kleinen Knäuel auf dem Arm. Daniela ist hin und weg. Das schönste Baby der Welt, sagt sie immer wieder, streichelt den proportional viel zu großen Kopf, krault dem Knirps das Bäuchlein und bekommt einen verklärten Blick. Jakob ist zufrieden mit seinem Auftritt. Philipp steht immer noch in der Tür, einen riesigen Kuschelbär unter dem Arm und betrachtet etwas argwöhnisch den Knäuel. Süß, murmelt er. Aber Babys, die noch keinen Monat alt sind, sind nicht besonders süß. Nie. Außer, es sind die eigenen. Jakob macht Kaffee, Daniela hält den Knirps im Arm und übt Mama sein. Eine Ewigkeit bestaunen alle das Baby. Philipp hat nach fünf Minuten bereits alles gesehen. Daliegen, quieken und ein bisschen sabbern. Mehr ist nicht drin mit drei Wochen.

Gerade will sich Philipp eine Ausrede zurechtlegen, um endlich zu verschwinden, da passiert das Wunderbare: Der Knirps kotzt. Daniela ringt um Fassung. Ihre neue Seidenbluse, ihr Cashmere-Pulli – und was am schlimmsten ist – ihre Lieblingsschuhe: alles voller sauer riechendem, klebrigem Auswurf. Daniela würgt. Jakob lacht. Philipp frohlockt. Die Babymanie dürfte erst einmal vorbei sein. Der Papa nimmt Daniela den Kotzbrocken ab, hält ihn in die Höhe und macht Babytalk: „Ja, fein gemacht, du weißt genau, wann was wieder raus muss, ja das weißt du. Aber eigentlich sollst du doch nach unten arbeiten…“ Philipp holt die Jacken, Daniela rennt ins Bad, dann verschwinden die beiden ohne sich zu verabschieden. Es gibt zwei Arten von Menschen: Solche, die es stört, wenn sie von Kopf bis Fuß mit Erbrochenem beschmiert sind. Und junge Eltern. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.