Rote Katzen, zarte Astronauten

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„Von Weitem muss es reinknallen, aus der Nähe braucht es den Schmunzeleffekt“. Junge Designer entwerfen jeden Monat Plakate für Münchner Elektro-Clubs – eine Spurensuche.

Bei Elektro denkt man zuerst an Neonröhren, an Blitzlicht und Videoinstallationen in dunklen Clubs. Oder an rote Katzen, an zarte Linien und gefettete Schrift – das Werk junger Designer, die jeden Monat für Münchner Elektro-Clubs Plakate entwerfen und damit nicht nur die Szene, sondern auch das Stadtbild nachhaltig prägen. Eine Spurensuche.

Dass sie ihr Geld mit Kunst und Design verdienen will, war Annette Granados Hughes schon früh klar. Heute sitzt die junge Designerin am Schreibtisch eines Gemeinschaftsbüros in Schwabing, das sie sich mit 14 anderen Kreativen teilt. „The real life“ steht auf ihrem Sweater, der aus dem eigenen Modelabel Womom stammt und mit dem Annette Mode für junge Mütter macht. Es ist ihr neuestes Projekt, aber nur eines von vielen. Denn als selbständige Grafikerin und Illustratorin hat sich Annette vom CD-Cover-Design bis zum Entwerfen von Pizzakartons breit aufgestellt.

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Eine ständige Konstante seit zwölf Jahren sind dagegen die Plakate für den Techno-Club Rote Sonne. Ihr Lieblingsprojekt, wie sie betont. Nicht nur, weil sie früher selbst mit ihrer Band High Voltage Humans dort aufgetreten ist und dem Club emotional sehr nahe steht. Sondern auch, weil sie sich bei den Plakatentwürfen künstlerisch austoben kann und immer wieder positives Feedback bekommt. „Es gibt Leute, die alle Plakate aufheben und sammeln“, sagt sie. Mindestens einmal pro Monat braucht es eine neue Idee. „Irgendwann sind die klassischen Partymotive aufgebraucht“, sagt Annette. Mit ihren Plakaten setzt die Grafikerin daher lieber auf Unerwartetes, auf Farbe und Wiedererkennungswert. „Von Weitem muss es reinknallen, aus der Nähe braucht es den Schmunzeleffekt“, sagt sie. Insgesamt mag sie es lieber gröber und beschreibt ihren Stil als „tiefgründig-naiv“. Genau das Widersprüchliche daran interessiert sie. Eine tanzende Heizung („Gonna make you sweat“), ein gefangener High Heel im Spinnennetz („No escape“): „Für die Rote Sonne war immer die Verbindung aus Spruch und Illustration wichtig – und das Plakative natürlich“, sagt Annette.

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Plakativ sind auch die Arbeiten von Public Possession – auch wenn man sie überhaupt nicht mit dem Stil von Annette vergleichen kann. Seit fünf Jahren haben Valentino Betz und Marvin Schuhmann ihr Hobby zum Beruf gemacht und sind sich einig: „Eigentlich ging es immer nur um Musik.“ Sie waren auf derselben Schule, haben zusammen gewohnt, seit zehn Jahren legen sie gemeinsam auf, seit fünf Jahren haben sie das eigene Label und den Plattenladen in der Klenzestraße. Hier hat alles seinen Platz, wirkt durchdacht, aufgeräumt. Einmal im Monat treten sie im Charlie auf, gestalten dafür ihre eigenen Plakate, von denen eine Auswahl auch sauber nebeneinander aufgereiht hinter ihrem Verkaufstresen hängt. Die Zusammenschau macht es deutlich: In ihrem Plakat-Design setzen Public Possession nicht auf konkrete Formen oder knallige Farben, sondern vor allem auf Text: Schwarze Schrift auf buntem Kopierpapier – weil das billiger ist – hier fett, da kursiv, mal in dicken, mal in kalligrafischen Lettern. „Wir machen, worauf wir Bock haben, was gut aussieht“, sagt Valentino, der an der Kunstakademie in München studiert hat. Da kann dann schon mal nur „Offizielles Party-Plakat“ prangen oder mit dickem roten Filzstift Ort, Zeit und Veranstalter notiert sein. Das Konzept: einfach. „Wir wollen, dass die Leute unseren Namen hören und wissen, wer und was sich dahinter verbirgt“, erklärt Valentino. Das klare Ziel des DJ-Duos ist es, zur Marke zu werden. Und eigentlich sind sie das ja auch schon. Von ihrem Label, dem Laden, den Auftritten können sie leben. Ihre Produkte verkaufen sie weltweit. Besonders gefragt seien sie in Australien und Amerika, zuletzt gab es Bestellungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Den Namen Public Possession nutzen sie als Filter, mit dem sie all ihre Ideen und Projekte bündeln. Das kann die eigene Musik, das kann Plakat-Design, das kann aber auch Mode sein. Die überschaubare Auswahl an Platten und Merchandise-Produkten in ihrem Laden folgt keinem bestimmten Muster, sondern der persönlichen Selektion. Ambient, Techno, House, Disco. Daneben Sweater und T-Shirts. Und: selbstdesignte Schals. Auch in diesem Jahr wieder der Verkaufsschlager. „Für den Moment fühlt sich einfach alles gut so an, wie es ist.“

Ganz ähnlich sieht das auch Tanja Leithe. Auch sie ist der Kunst als Berufung gefolgt, macht sich dabei keine Sorgen um die Zukunft und verzichtet auf kreatives Chaos. So clean wie ihre Schwarz-Weiß-Zeichnungen ist auch ihre Dachgeschosswohnung, die mehr nach Ausstellungsraum als nach Atelier aussieht. Aber hier, zwischen weißen Möbeln und den eigenen sauber gerahmten Zeichnungen, wohnt und arbeitet die junge Frau. Dabei ist sie seit drei Jahren der kreative Kopf hinter den Plakaten des Techno-Clubs Harry Klein. 

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Sie entwirft Zeichnungen mit klarer Linie und schraffierter Figürlichkeit. Bärenköpfe, Tänzerinnen, Astronauten. Dabei verfolgt Tanja mit ihren Motiven und ihrer Plakatkunst keinen genauen Plan. „Ich setze mich hin und mache einfach, was mir in den Kopf kommt.“ Gerne Auftragsarbeiten, mit klaren Vorgaben, solange sie ihrem Stil dabei treu bleiben kann. Zwischendurch entwirft sie für Lokale großflächige Wandbemalungen, auch wird Tanja häufig nach Tattoo-Entwürfen gefragt, für die sich ihre linearen Zeichnungen gut eignen. Auch sie selbst trägt einige davon auf der Haut. 

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Tanja hat ihren Stil gefunden. Auch wenn sie ihn nicht so recht benennen kann. „Eine Mischung aus realistisch und surrealistisch vielleicht?“ Aber um das zu sagen, sei sie gar nicht kunstaffin genug. Dennoch hat sie sich nach dem Abschluss bei der Kunstfachoberschule München ziemlich schnell für die Selbständigkeit als Künstlerin entschieden. Und einen Plan B gab es sowieso nie. „Ich weiß gar nicht, was ich ohne Talent machen würde“, sagt sie.

Text: Franziska Rentzsch

Fotos: Marco Fumolo, Conny Mirbach, Melanie Liebert

Ein Abend mit: Lena Bart

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Sie gehört fast schon zum Inventar des Harry Klein, sowohl vor als auch hinter dem DJ-Pult. Wer also schon immer wissen wollte, wie sie ihre Abende verbringt: hier ein paar Fakten aus dem Nachtleben der Lena Bart.

Name: Magdalena Bartmann


Alter:
27


Internetseite:
https://soundcloud.com/lena-bart-music oder
https://www.facebook.com/lenabartmusic/


Hier beginnt mein Abend:

Bei mir zu Hause – mit lauter Musik und dem ersten Drink.

Danach geht’s ins/zu:

Meistens ins Harry Klein.

Meine Freunde haben andere Pläne. So
überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Ich gebe einen aus.

Mit dabei ist immer:

Eine Mütze. Egal ob Sommer oder Winter.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Schnapsschorle. 60% Frangelico, 40% Vodka, 1 Eiswürfel, in einem
Tumberglas. Dazu bestelle ich meistens noch eine Spezi gegen den Durst.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Das ändert sich stündlich.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Enten-Tanz reloaded.

Der Spruch zieht immer:

Bist du öfter hier?

Nachts noch einen Snack. Mein
Geheimtipp ist:

Der Alte Simpl in der Türkenstraße. Hier gibt’s bis spät in die Nacht
Schinkennudeln und Currywurst mit Pommes – was will man mehr?

Meine dümmste Tat im Suff war:

Noch eine Runde bestellen.

Das beste Frühstück nach einer
durchfeierten Nacht gibt’s im:

Bett.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich
nach:

Der alten Registratur.

Foto: Paul Redcastle

Ein Abend mit: Rey Lenon

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Rey Lenon trifft man im Zweifel in stadtbekannten Konzerthäusern, wie der Milla oder dem Strom. Dabei trinkt sie vielleicht gerade Moscow Mule, wenn sie nicht schon wieder zum nächsten Ort hastet

immer mit einer kleinen Flasche Wasser im Gepäck.

Name:  Rey Lenon

Alter: 25

Beruf: Studentin, nebenbei Synchronsprecherin

Internetseite: https://www.facebook.com/ReyLenonOfficial

 

Hier beginnt mein Abend:

Wo auch immer meine Freunde sind, ich habe
keine richtige Stammkneipe.

Danach geht’s ins/zu:

Puh, kommt halt darauf an, was wer wo
auflegt bzw. welche Band wo spielt. Nichts falsch machen kann man mit Milla,
Strom, Harry Klein, etc.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge
ich sie vom Gegenteil:

Ich hab da jetzt leider nicht so eine
ausgeklügelte Taktik.

Mit dabei ist immer:

Eine kleine Wasserflasche (ich habe, warum
auch immer, fragt mich nicht, immer Angst ich könnte doch auf dem 20 minütigen Weg
verdursten..)

die ich dann jedes Mal wieder total erstaunt und genervt von mir
selbst abgeben muss, bevor ich reingehe. Ich lern das einfach nicht.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Moscow Mule, Mango-Schorle, braunen Tequila, Wasser

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Also bei welchen Songs ich momentan auf
jedenfall die Tanzfläche stürmen würde wären wohl u.a. „Just Dancing“ von
Sylvan Esso, „You Don’t Get Me High Anymore“ von Phantogram, „This Is Not About
Us“ von Banks oder „Char“ von Crystal Castles.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Augen zu, loslassen!

Der Spruch zieht immer:

Eigentlich doch keiner, oder?

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Da fragt ihr wohl die Falsche, weil ich
nachts eigentlich nie noch unbedingt irgendwo was essen will.

Meine dümmste Tat im Suff war:

¯_(ツ)_/¯

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten
Nacht gibt’s:

Daheim, Nudeln mit Tomatensoße!

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Ganz
klar, Atomic Cafe!

Foto: Simon Gehrig

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Gabriella

Es wird wieder geWanndat! Klar, dass es unsere Autorin deshalb diese Woche auf das Wannda Circus Opening zieht. Außerdem geht’s zu einer Vernissage im Farbenladen und zur Schnäppchensuche auf gleich zwei Flohmärkte.

Ich muss ehrlich zugeben:
manchmal vergesse ich, wie spannend und vielseitig München eigentlich ist.
Letzte Woche bin ich aus dem Urlaub zurückgekehrt und habe wieder Lust auf
München, auf Ausgehen und auf die vielen tollen Veranstaltungen, die diese
Woche anstehen.

Den Freitag möchte ich gemütlich ausklingen lassen. Nach einem
hoffentlich erfolgreichen Tag in der Bibliothek, geht es erst einmal zum
Streetfood Markt. Sollte ich nicht zu viel gegessen haben und mich noch
bewegen können, dann gehe ich zur Jazz Night ins Lost Weekend.

Samstag
ist wieder so ein Tag, an dem viel zu viel los ist und ich gar nicht weiß, wo
ich hingehen soll. Da ich grundsätzlich Entscheidungsschwierigkeiten habe, geh
ich einfach nachmittags zum Wannda Circus Opening, denn ich freue mich sehr, dass wieder Wannda-Zeit ist.
Bevor ich abends ins Strom gehe, da Temples, eine meiner absoluten
Lieblingsbands spielt, schaue ich noch kurz in den Farbenladen zur Vernissage
der Ausstellung von Nichts Desto Trotz von Metromadrid. Danach geht es zum Tanzen ins Harry
Klein, denn es ist wieder „Marry Klein“, eine, wie ich persönlich finde, sehr
coole Veranstaltungsreihe, bei der nur weibliche DJanes auflegen.

Für mich sollte der Sonntag ein entspannter Tag
sein. Deshalb werde ich endlich mal wieder ausschlafen, gemütlich frühstücken
und dann über den Flohmarkt in den Optimolwerken schlendern. Irgendwie klingt es zwar komisch,
dass er „Studenten Flohmarkt“ heißt, ich hoffe aber, das bezieht sich nur auf die Preise.
Abends schaue ich mir Macbeth in der Alten Kongresshalle an, das von „Libanon on stage“ aufgeführt wird.

Am Montag
fängt wieder der Ernst des Lebens an und ich muss in die Uni, den Abend lasse
ich mir aber nicht nehmen und gehe ins Bahnwärter Thiel zu Poesie und Musik bei
Talal trifft Thiel – Poetry & Bass.

Was ich am Dienstag mache, weiß ich noch nicht genau. Entweder werde ich
wieder ins Bahnwärter Thiel zu Entgleist! gehen, ein Stand-Up Comedy-Event, denn mit
Stand-Up Comedy habe ich mich bisher ehrlich gesagt noch nie sonderlich
auseinandergesetzt. Oder ich lasse mich überraschen und gehe ins Arts ‘n’ Boards zur Open Stage.

Am Mittwoch gehe ich zur Vorführung des
HFF-Abschlussfilms EUROPE, SHE LOVES und freue mich schon sehr darauf, dass das DOK.fest bald wieder los geht.

Am Donnerstag gehe ich in die Ligsalzstraße zum Umsonstflohmarkt. Besonders spannend finde ich, dass dort der Tausch-
und Eigentumsgedanke überwunden werden soll. Man kann
seine Bücher, Klamotten oder alten Spielzeuge mitbringen und sich das nehmen,
was man wieder verwenden kann und möchte, alles aber kein Muss.

Am Karfreitag gehe ich zur
DOK.fest & Marry Klein Filmnacht, in der zwei Filme gezeigt werden, die alle ziemlich

spannend klingen. „Töchter
des Aufbruchs“ ist ein Film mit der Münchner Rapperin Ebow von Uli Bez und es
geht um die Geschichte von Migrantinnen in Deutschland. „Sonita“ erzählt die
Geschichte der gleichnamigen Protagonistin aus Afghanistan, die einer
Zwangsheirat entgeht und ihren Traum, Rapperin zu werden, verwirklichen möchte.

Text: Gabriella Silvestri

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Max

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Wenn es um Jazz geht, ist unser Autor einfach unersättlich. Daher lässt er es sich diese Woche im frühlingshaften München so richtig gut gehen: Mit der Jazzrausch Bigband im Harry Klein oder der Jazz-Jamsession in der Pasinger Fabrik zum Beispiel.

Ach Frühling – endlich bist du da. Endlich nach dem
Spazierengehen die Zehen noch spüren, endlich wieder lieber Fahrrad statt
U-Bahn fahren, endlich das Cabriodach des Autos wieder aufmachen… Halt. Ich
hab ja gar kein Cabrio. Geschweige denn ein Auto. Egal, denn zu den Events
nächste Woche komm ich auch sehr gut mit der U-Bahn. Oder eben mit dem Fahrrad.
Oder zu Fuß.

Am Freitag wird es da gleich mal spannend. Denn
ich konnte ein Ticket für den inzwischen längst ausverkauften Auftritt von Shahak
Shapira
ergattern. Über das Internet erlangte der jüdische Autor
und Satiriker vor allem Bekanntheit durch seine

“Storys vong der holygen
Bimmbel” und das Projekt “Yolocaust”. Wie allerdings seine Live-Show
aussehen wird, das ist mir nach wie vor ein Rätsel. Danach geht’s natürlich
noch weiter. Jamsession in der
Kongress Bar – Pflichttermin!

Den Samstag verbringe ich draußen. Ist ja schließlich
Frühling. Aber auch ein wenig in der Hoffnung, Ryan
Inglis und Freddy González
auf einer ihrer Stationen
quer durch die Stadt über den Weg zu laufen. Die beiden Singer-Songwriter spielen
über zwölf
Stunden verteilt Konzerte an sechs verschiedenen Orten,
um
Spenden für einen guten Zweck zu sammeln.

Am Abend geht’s dann ins (H/M)arry Klein, wo die Jazzrausch
Bigband
auftritt – allerdings passend zum Frauenmonat des Clubs
nur die Mädels der Besetzung. Letzte Station für den Samstag ist die Milla, wo
bei “Can
You Dig It?
” wieder ausschließlich vermeintlich unbekannte Hits
aufgelegt werden. Jeder, der einen Song kennt, bekommt einen Drink aufs Haus.

Aufgrund meiner herausragenden Musikkentnisse fällt der
Kater am Sonntag etwas schlimmer aus. Zum Katerfrühstück geht’s ins
H’ugo’s zum New
York Brunch
. Das tut gut! Noch mehr Essen gibt’s dann abends: Unter
dem Namen “Soulfood
to go
” präsentiert der Münchner Jazzchor
“Catchatune” sein aktuelles Programm im Gasteig. Wenn’s um Jazz geht,
bin ich einfach unersättlich.

Nach einem langen Verdauungsschlaf stehe ich am Montag
erst um 19 Uhr auf. Ich hab schließlich Semesterferien! Gerate dann aber doch
noch richtig in Stress, denn eigentlich wollte ich um 19:30 Uhr beim “Bless
The Mic – Rap meets Poetry
” in der
Glockenbachwerkstatt sein. Rap und Poetry-Slam – zwei Sparten mit vielen
Gemeinsamkeiten. Welcher Rapper wohl am Ende die goldene Winkekatze mit nach
Hause nehmen wird?

Dienstag. Das Wetter ist immer noch herrlich. Deswegen beschließe
ich, den Abend mit grillen – chillen – Bierchen killen zu verbringen. Dank der
Sommerzeit ist es jetzt ja wieder länger hell. Erst bei Einbruch der Dunkelheit
zieht es mich zur Jamsession der
Münchner Jazzschool in die Pasinger Fabrik.

Musik hab ich jetzt wirklich schon viel gehabt diese
Woche. Deswegen lasse ich am Mittwoch (ein bisschen wehmütig) das
Doppelkonzert von Inside
Golden und den Black Submarines
im Unter Deck ausfallen.
Stattdessen widme ich mich einem Blatt Papier. Und zwar genau im Format A5. Das
ist nämlich das Konzept des Abends “1000
Drawings
” im Lost Weekend. Es wird gezeichnet – egal wie,
egal was, Hauptsache auf ein A5-Blatt. Und die besten Kunstwerke werden am Ende
für einen guten Zweck verkauft. Vielleicht entdecke ich ja doch noch den
Zeichner in mir.

Ok, ein Zeichner werde ich nicht mehr. Das denke ich mir
am Donnerstagmorgen. Dann eben Fotografie. Die ideale Inspiration dafür
gibt es heute in der Immagis Galerie, wo Fotograf Marc
Hom
Porträtfotos von bekannten und einflussreichen
Persönlichkeiten ausstellt. Danach aber wieder zurück zu dem, was ich kann:
Musik. Und da gibt’s heute wirklich ein vielfältiges Angebot: Johnny
Rakete
in der Milla, das Beat-Battle “OneBeat
SampleSlam
” im Bahnwärter Thiel oder unser alter Bekannter Ryan
Inglis zusammen mit Julian Heller
im
Kyeso. Ich bin planlos.

War ja klar. Ich war so überfordert von der Flut an
Angeboten, dass ich den Abend letztendlich daheim verbracht hab. Egal, denn am Freitag
steht noch ein Highlight zum Wochenabschluss an. Altsaxophon-Gott Maceo
Parker
kommt in die Muffathalle! Seine Show, die sich
wahrscheinlich am besten als Drei-Stunden-Jamsession auf sehr hohem Niveau
bezeichnen lässt, weckt Frühlingsgefühle bei mir und bei jedem Liebhaber des
Funk und Soul. Auf viele weitere Wochen wie diese im frühlingshaften München!

Text: Maximilian Mumme

Foto: Serafina  Ferizaj

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Sandra

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Christkindlmärkte schießen an jeder Ecke aus dem Boden. Doch so richtig in Weihnachtsstimmung will sich unsere Autorin noch nicht begeben. Bunt ist ihr Programm zwischen Konzerten, Surferfilmen und moderner Kunst auf jeden Fall.

Es ist die Woche, in der sich die Schaufenster mit
Weihnachtsdekoration füllen und die ersten an das Besorgen von Geschenken
denken. Bevor wir aber statt dem Feierabendbier den Feierabendglühwein auf den
Christkindlmärkten in einigen Tagen genießen können, versuche ich noch der
vorweihnachtlichen Stimmung ein wenig aus dem Weg zu gehen.

Das Filmschoolfest neigt sich am Freitag bereits dem Ende entgegen,
doch auch hier gilt: Das Beste kommt zum Schluss! Die „Hofbräu Trophy“ wird an
die beste Bierwerbung vergeben, die von Studenten oder Azubis gedreht wurde.
Mal schauen, ob es dort auch Freibier geben wird.

Bevor es am Samstagabend Elektro-Musik gibt, schaue ich im JustMusic gegenüber vom Olympiaeinkaufszentrum vorbei. Dort findet heute ein Singer/Songwriter-Contest statt und ich freue mich auf Poeten mit Gitarre und Piano. Am Abend feiere ich dann die Freiheit im Harry Klein. Ein
ganz besonderes Event wartet hier auf die Münchner: Der Film Raving Iran wird
gezeigt – und danach legen die Protagonisten des Films selbst auf.

Am Sonntag besuche ich das Ägyptische Museum. Jedoch nicht,
um mir Keramikschalen oder Grabfunde aus der Zeit vor Christus anzuschauen,
sondern Kunstwerke des 21. Jahrhunderts. Der Kunstsalon 2016 zeigt von einer
Jury ausgewählte Werke deutscher und internationaler Künstler unter dem Titel
“Farbe und Raum”. Ich bin gespannt, wie bunt es wird! 

Den Wochenbeginn gehe ich ruhig an und tauche ein
in die Surf-Film-Nacht. Der Streifen „Surfers Blood“ kommt von Patrick Trefz, Indie-Filmemacher
und ehemaliger Photo-Editor des amerikanischen Surfer Magazines. Er zeigt
wichtige Charaktere der Surfwelt abseits der Mainstream-Clips.

Am Dienstag tritt die Band The Lumineers im Zenith auf. Es ist eine von gerade einmal drei Shows, die sie in Deutschland spielen. Ich stimme mich schon mal mit den richtigen Worten ein und sage nur: “Ho Hey”. Das erinnert mich ohne die musikalische Begleitung doch ziemlich an das “Ho ho ho” des Weihnachtsmannes – und das werde ich im Radio oder TV noch früh genug zu hören bekommen.

Das führt mich auch schon zum nächsten Punkt: Die Weihnachtsmärkte beginnen nächstes Wochenende, zur Einstimmung besuche ich am Mittwoch das Winter-Tollwood. Ich
probiere mich durch indische, peruanische und marokkanische Gerichte und lande
am Ende des Abends an einem schnuckeligen Glühweinstand. Den gibt es hier sogar
mit Apfelgeschmack!

Vor wenigen Wochen war der Münchner

Felix Krull

unsere Band der Woche.

Am Donnerstag präsentiert er sein neues Album und zeigt, dass auch hier Hip Hop möglich ist – mit viel Kitsch und Grünwald-Image. Der Club Helene in der Occamstraße verspricht voll zu werden, bis 23:00 Uhr gibt es Jägermeister for free. Grünwald eben.

Und schon ist eine wirklich bunte und abwechslungsreiche Woche um. Damit das Wochenende gleich richtig los geht, tanze ich am Freitag im Neuraum zu Lost Frequencies. Seine Remixes versprechen gute Stimmung – optimal also, um die Tage des ersten Adventswochenendes zu genießen.  

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Anastasia

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Für Anastasia wird die Woche trotz Schulstress und Herbstwetter bunt. Sie lässt sich von verschiedensten DJs verwöhnen, hört sich einen Vortrag über die Zukunft nach den Wahlen in den USA an und besucht ein junges Filmfestival.

Na Endlich! Freitag!
Die erste Schulwoche nach den Herbstferien ist um, die Seminararbeit abgegeben, die Erkältung so gut wie besiegt. Heute
ist mir nach Feiern! Was elektrische Musik angeht, bin ich in letzter Zeit sehr
auf den Geschmack gekommen. In der Szene habe ich noch nicht richtig Fuß fassen
können, bin aber weiterhin neugierig. Deswegen geht`s für mich heute Abend zum
Bahnwärter Thiel, wo ich gespannt dem Turmspringer aus Berlin an der Seite von Wannda-Resident
Faulchen Fänther und Pfandfinder Leroy lauschen darf. 

 Samstagmorgen bleib ich erst mal liegen! Schlaf
kam in der letzten Woche eindeutig zu kurz, weil mich entweder der blöde
Schnupfen oder meine Seminararbeit wach hielten. Gegen Mittag zwinge ich mich
doch aus den Federn und mache mich fertig für den Tag. Schließlich will das Wochenende
gut genutzt werden. Mit meinen Mädels im Schlepptau verbringe ich den
Nachmittag auf dem Mädelsflohmarkt im Feierwerk. Hier wird gestöbert, gestaunt
und gekauft. So richtig Frau-Sein eben. Zu späterer Stunde geht`s ins Harry
Klein. Hier wird das Big-Harry-Festival mit der clubeigenen Jazzrausch Bigband
und noch vielem mehr geboten. Klingt spannend!

 Am nächsten Morgen holt mich der Wecker viel zu früh
aus dem Schlaf. Die Arbeit ruft! Nach Feierabend treffe ich mich mit meiner besten Freundin
im Hungrigen Herzen in der Fraunhoferstraße. Natürlich gehen wir unserem
gewöhnlichen Sonntagsritual nach:
bei Kater-Kaffee und mit tiefschwarzen Augenringen und breitem Grinsen im
Gesicht wird sich über die Partys und Erlebnisse vom Wochenende ausgetauscht.
Am Abend krame ich meine Schulsachen hervor. Schließlich ist morgen Montag.

 Wochenstart! Nach der Schule steht ein Besuch
beim Filmmuseum München an. Dort hat gestern das Filmschoolfest begonnen.
Studenten aus der ganzen Welt treffen sich dort vom 13.-19. November, um dem
Publikum ihre neuesten Filmprojekte zu präsentieren. Mal sehen, was es hier zu
entdecken gibt.

Den Dienstag verbringe ich mit Kuscheldecke, Kaffee und noch mehr Kaffee zu Hause. Klausurenvorbereitungen stehen an und ich mache es mir mit meinen Schulbüchern auf der Couch gemütlich. Klar, man könnte sich auch eine spannendere Tagesplanung vorstellen, aber was sein muss, muss sein.

 Mittwoch wird`s politisch. Nachdem Donald
Trump vor einer Woche zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde, will ich heute
herausfinden, was das nun für uns hier in Deutschland bedeutet. Unabhängig
davon, wie der Wahlkampf vergangenen Mittwoch ausgegangen ist, wird heute in
der Glockenbachwerkstatt darüber diskutiert, wie es nun um die Zukunft steht.
Zu Themen wie „ Der Einfluss der Medien auf die Wahlkämpfe, Gefühle werden in
diesem Wahlkampf zu Fakten“ referiert beispielsweise Dr. Markus Hünemörder,
Lehrbeauftragter für Politische Kultur der USA von der LMU.

 

Für Donnerstag steht ein Besuch bei den 30. jüdischen Kulturtagen an. Dort findet eine Veranstaltung zum Thema “Frauen in den abrahamitischen Religionen heute” statt. Der Titel der Veranstaltung klingt interessant und ich bin gespannt, was mich in der Black Box im Gasteig erwartet.

 Und dann ist schon wieder eine Woche um! Darauf wird heute in der Registratur und mit
der Registratur angestoßen. Die Bar feiert heute nämlich 2-jähriges. Bis
Mitternacht ist der Eintritt frei und das Wochenende kann bei Cocktails und
einer Menge spannender Musikacts beginnen.

Von: Anastasia Trenkler

Foto: Privat

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Anastasia

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Der Herbst beginnt. Doch unsere Autorin hat einen spannenden Mix für ihre Wochenplanung vorbereitet. Sie bleibt nicht nur zuhause im Warmen mit guten Büchern, sondern besucht Hip-Hop-Konzerte, tanzt im Harry Klein und geht mit ihrer besten Freundin brunchen.

Man kann es nicht mehr verleugnen: Es ist Herbst! Ab jetzt heißt
es: Mäntel tragen, Regenschirm einpacken, literweise Heißgetränke schlürfen und
zahlreiche Stunden im Bett mit spannenden Büchern verbringen. Klingt gut, oder?
Allerdings werden die Tage immer kürzer und die Straßen immer leerer, je weiter
die Temperaturen sinken und je grauer sich der Himmel färbt. Sind
Herbstdepressionen also vorprogrammiert?- Nicht mit mir! Auch wenn die
Open-Air- und Sommerfestsaison vorbei ist, hat München auch während den kalten
Jahreszeiten einiges zu bieten. Meine gute Laune lasse ich mir auch von
Regenwolken nicht verderben.

Es ist Freitag! Ich verlasse das Schulgebäude mit einem breiten
Grinsen im Gesicht. Schnell überfliege ich meine Whatsappkontakte, um mich möglichst
bald auf eine Abendaktivität fest zu legen. Weil ich morgen früh raus muss und
die Arbeit ruft, verabrede ich mich heute zu einem Kinoabend. Seit gestern
läuft  „Bad Moms“ in den deutschen
Filmsälen. Eine weiter US-Komödie mit Mila Kunis will ich mir auf keinen Fall
entgehen lassen. Gemütlicher Filmabend und eine Tüte Popcorn – ein dieses mal
gemütlicher, aber perfekter Wochenendstart.

Gegen Mittag habe ich Feierabend und mache mich am Samstag auf
den Weg zum 12. LISAR Bücherflohmarkt an der Isar. Bei Regenwetter mach’ ich es
mir zu Hause gerne mal mit einem guten Buch gemütlich, also muss was Neues für
die Lektüresammlung her. Mit meinen Eroberungen im Gepäck fahr ich dann nach
Hause. Gegen Abend mache ich mich ausgeh-fertig und starte mit meinen Mädels
zur Veranstaltung NoFilter! im Harry Klein. Hier erwartet uns bester House und
Electro, geboten von den beiden DeeJanes und Powerfrauen Magdalena und Franca.
Neben musikalischer Unterhaltung für Ohren und Herz, gibt es auch was für die
Augen. Vom 7. September bis 3. Oktober ist im Harry Klein nämlich die
Schwarzlichtinstallation “BIG”
vom Team Becker Pinter Gabriel zu sehen.

Sonntagmorgen. Meine beste Freundin klingelt mich wach. Ich bin
spät dran. Eine sehr, sehr großen Tasse Kaffee muss mich wieder ins Leben
holen. Wir sind zum Brunch im Café Daddy Longlegs in der Maxvorstadt
verabredet. Hier genieße ich eine leckere Asai Bowl. Wir sitzen sehr lange und
widmen uns dem gewöhnlichen Sonntagsritual der Partynachbesprechnung. Abends
bin ich vollkommen geschafft und zwinge mich noch einen kurzen Blick auf meine
Schulsachen zu werfen.

Schließlich ist heute Montag. Das schwarze Schaf unter den
Wochentagen lässt grüßen. Nach dem der Wecker zum dritten Mal geklingelt hat,
schleppe ich meinen müden Körper zur Kaffeemaschine. Ganz im Gegensatz zum
Großteil meiner Kollegen hier, muss ich noch bis nächsten Juni die Schulbank
drücken. Nach dem Unterricht erledige ich schleunigst die wichtigsten
Vorbereitungen für die kommenden zwei Tage. Montag- und Dienstagabend werden im
Milla verbracht und für Referate und Seminararbeit bleibt da keine Zeit! Heute
ist Hip-Hop angesagt. Bishop Nehru ist zum ersten Mal auf Deutschlandtour und
macht in München Halt. Der Dienstag sieht ähnlich aus, doch dieses mal steht Electro-Pop auf dem Programm. Ich
bin gespannt, was mich bei den Performances von MeSucceeeds und Nils Panda
erwartet.

Mittwoch bin ich k.o. Nach zwei langen Abenden im Milla wird
heute Nachmittag erst einmal ausgeruht. Kuscheldecke, Spotify-Playlist, die neu
erworbenen Lektüren vom Samstag und natürlich eine Tasse Kaffee sind heute
meine treuen Begleiter und bringen mich durch den Tag.

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. Mit
neuer Energie getankt erledige ich am Donnerstag erst den Schulkram, dann geht
es zum Sport und den Abend runde ich mit einem Besuch der Ausstellungseröffnung
von Alexa Meade „Premiers“ ab. In der Galerie für Fotografie der Gegenwart
erwarten mich Werke, die in Zusammenarbeit mit der britischen Fotografin Lacey
entstanden sind und eine Live-Painting-Performance
der Künstlerin.

Die Woche ist schneller vergangen als gedacht und es ist endlich
wieder Freitag! Mittags schmeiß ich mich in mein Dirndl und mache tatsächlich
einen Abstecher auf der Wiesn. Hier besuche ich eine Freundin, die am
Brezenstand arbeitet und mache mir ein Bild von der Lage auf der überfüllten
Theresienwiese. Schnell weg hier! Am Abend geht`s trotzdem bayrisch weiter. In
der Glockenbachwerkstatt ist heute „Mundart Peacecamp Hip Hop Jam Oida“ – klingt
doch ganz spannend. Die Line-Up ist viel versprechend und ich will mich von
bayrischem und deutschem Hip-Hop überraschen lassen.

Von: Anastasia Trenkler

Foto: Privat

Neuland: Stefanie Raschke

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Nach ihrem Engagement beim Wannda Circus wird Stefanie Raschke, 25, jetzt neue Resident DJ im Harry Klein. Uns hat sie gesagt wann sie dort das nächste Mal auflegen wird und was eigentlich das Schönste an ihrem Job ist.

„Ich liebe elektronische Musik!“ Als DJ im Bereich Deep House und Techno ist Stefanie Raschke, 25, mit den Open-Air-Events des Wannda Circus in München bekannt geworden. Jetzt wird sie neue Resident DJ im Münchner Club Harry Klein. Den Arbeitsplatz kennt sie schon von regelmäßigen Gastauftritten im vergangenen Jahr. Das erste Heimspiel gibt es am 12. August. Auf die Frage, was das Schönste an ihrem Job sei, meint die Wahlmünchnerin: „Wenn ich eine schöne Anlage habe, mit viel Bass, die Leute Lust haben zu tanzen und man eine Verbindung knüpfen kann. Es gibt mir ein unfassbar gutes Gefühl, die Musik, die ich am liebsten mag, zu machen, und wenn ich das mit den Leuten teilen und sie glücklich machen kann.“  

Von: Richard Strobl

Foto: 

Andi
Kusy

Marrys unter Harrys

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Die elektronische Musikszene wird von Männern dominiert – warum eigentlich? Eine Spurensuche mit DJ Joolz, Stefanie Raschke und Alma Gold.

Es wummert im Hintergrund, mal lauter, mal leiser. Das Séparée des Electro-Clubs Harry Klein ist gut gefüllt. Die Menschen bewegen sich im Rhythmus der Musik. Die Mode ist einseitig: Sneakers und weiße T-Shirts. Auf der Tanzfläche, aber auch hinter den Turntables. Auch dort wird getanzt, dezenter als das Publikum – und die Bewegungen scheinen den Klängen immer einige Sekunden voraus zu sein. Julia Maria, Künstlername Joolz, weiß schließlich, welche Bässe als nächstes kommen – die junge Frau ist Resident-DJ im Harry Klein. Das ist in der Szene eine Seltenheit – denn in dem Dschungel des Electro mit den vielen Stilrichtungen bleibt eine Konstante: DJs sind in der Mehrheit Männer.

Julia stört das nicht, denn sie ist eine Größe in der Münchner Elektroszene. „Es scheint schon eine weibliche Unterbesetzung zu existieren“, stellt sie fest, „lokale und internationale Line-ups spiegeln das meist wider.“ Aber: „Ich möchte nicht behaupten, dass generell weniger Frauen auflegen können oder wollen als Männer – vielleicht sind die Zugangshürden nur höher“.

Wenn Julia von Zugangshürden spricht, dann sieht sie nicht nur die elektronische Musikszene vor sich. „Frauen neigen in vielen Lebensbereichen dazu, sich Dinge nicht zuzutrauen, in männerdominierten Feldern diesen lieber den Vortritt zu lassen und ihre Fähigkeiten unter Wert zu verkaufen“, sagt sie.

Auf die Musikszene bezogen, können diese Hürden dank Projekten wie dem Club-Festival Marry Klein eingerissen werden. Während des ganzen Aprils wird das Harry Klein zum Marry Klein – der Club bietet dann nicht nur ausschließlich weibliche DJs, sondern auch Workshops. „Eine solche Veranstaltung kann zumindest temporär einen Raum schaffen, in dem sich Frauen ungezwungen treffen, vernetzen und ausprobieren dürfen“, sagt Julia.

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Diesen Raum hat auch Stefanie Raschke genutzt. Seit sie sechzehn ist, begeistert sich die junge, elegant gekleidete Frau für elektronische Musik – „sobald ich angefangen habe, feiern zu gehen, hat mich der kreative Aspekt, das Ausprobieren und Austoben gereizt.“ Zwar waren viele in ihrem Umfeld skeptisch, andere haben sie jedoch gefördert. „Ich hatte das Glück, die Grundkenntnisse zu erlernen – Fehler sind für einen selbst nicht so schlimm und man bekommt erste Kontakte, ohne gleich ins kalte Wasser geschmissen zu werden.“ Die Management-Studentin sieht auch technische Hürden als Grund dafür, dass weniger Frauen als DJ arbeiten. „Leidenschaft für Musik ist ja total unabhängig vom Geschlecht, daran kann es nicht liegen. Aber die Technik, die beim Auflegen und beim Produzieren verwendet wird, kann sehr abschreckend wirken.“ Bei ihrem ersten Auftritt habe es einen Technikausfall gegeben, sagt Stefanie und schmunzelt – und das, obwohl sie davor alles hundertfach gecheckt habe. „An genau diesen Erfahrungen wächst man aber – und seitdem will ich nicht mehr aufhören aufzulegen“, erzählt sie glücklich, aber noch etwas erschöpft von einer „wahnsinnigen 10 Stunden Session“. Am 1. April hat Stefanie mit Bebetta, einer der bekanntesten Frauen der Szene, den Marry-Klein-Monat eröffnet. Daneben legt sie regelmäßig bei Events vom Wannda Circus auf.

Auch im Bahnwärter Thiel ist an diesem Abend von der Männerdominanz am Mischpult nichts zu sehen. Mit Alma Detloff alias Alma Gold ist eine der Vorreiterinnen von Münchens weiblichen DJs zu Gast. „Anfang 2000“, erwähnt Alma fast nebenbei, „da hat alles angefangen – und ich schätze, dass es damals noch viel weniger Frauen waren als heute, etwa fünf Prozent.“ Alma hat schon einige Entwicklungen miterlebt, unter anderem die Anfänge von Marry Klein. „Ich stehe total hinter dem Projekt“, schwärmt sie. „Auf der einen Seite ist es für uns DJs eine tolle Möglichkeit, sich mal unter Frauen auszutauschen – man macht dann doch andere Erfahrungen.“ Ebenso glaube sie, dass das Publikum großes Interesse daran zeigt – und „das bringt der weiblichen DJ-Szene natürlich auch Aufmerksamkeit“.

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Alma sieht trotzdem unter weiblichen DJs große Unterschiede. „Es gibt natürlich die C-Promi-DJs, die wegen ihrer Bekanntheit gebucht werden. Aber besonders in Clubs wie dem Harry Klein wird niemand gebucht, nur weil sie eine Frau ist.“ Der Meinung ist auch Musikblogger und DJ Moritz Butschek von Two in a Row. „Die Musik muss immer stimmen, egal ob Mann oder Frau“, erklärt er. Viele Frauen würden es sich trotzdem nicht so schnell zutrauen, spontan auf die Bühne zu gehen. „Ein Kenner der Szene hat mir mal erzählt, dass sich einige Frauen mehr Gedanken um ihr Set machen und sich dann trotzdem manchmal nicht trauen, den Anfang zu machen.“

Die Entwicklung gehe in den vergangenen Jahren dennoch in die richtige Richtung. „Man sieht mittlerweile nicht nur beim Marry Klein immer mehr Frauen hinter den Plattentellern in München“, sagt Moritz. Stefanie, Julia und Alma sind keine Ausnahme mehr – und freuen sich alle auf rege Beteiligung bei den DJ-Workshops beim Marry Klein. „Es gibt viele Frauen, die Lust darauf hätten, aufzulegen – die Zusammenarbeit mit erfahrenen DJs hat mir auch einen Ruck gegeben, immer weiterzumachen“, sagt Stefanie. Und Alma sieht Positives für die gesamte elekronische Musikszene: „In der Musik ist es wie in den Chefetagen – die Mischung macht es. Mehr Frauen bereichern die Szene, und eine gute Mischung führt zu einem schönen Resultat“. Das verschwitzte Publikum im Bahnwärter Thiel vor ihrem Mischpult sieht das genauso. Und während Alma mit gekonnten Handgriffen die Tanzschritte der Feierwütigen dirigiert, wummern die Bässe weiter durch die Nacht.  

Fotos: Said Burg, Andi Kusy  und Jens Moiré

Von: Matthias Kirsch