250 Zeichen Wut: U-Bahn fahren

Einsteigen und Handy aus der Tasche holen, bloß keinen Augenkontakt. Unser Autor stört sich an diesem täglichen Ritual und wünscht sich etwas mehr Zwischenmenschlichkeit…

Die U-Bahn ist ein fahrendes Wartezimmer. Keiner spricht. Wir haben 900 Freunde auf Facebook, 700 Follower auf Instagram. Ausgerüstet mit Smartphones, Kopfhörern und Büchern bestreiten wir unseren Weg mehrmals täglich von A nach B. Wir flüchten uns in Musik, Nachrichten und drei-minütigen Videos. Dann befinden wir uns in unseren eigenen geschaffenen Welten. Und diese durchdringt nicht viel.

Vergisst du deine Ausrüstung, so bleibt dir der Blick ins Leere als Abwehr vor Zwischenmenschlichkeit. Eine beklemmende Stille macht sich breit. Vielleicht sind wir gar nicht mehr in der Lage aus der eigenen Blase auszubrechen. Wenn du Glück hast, wird der Zustand der Isolation durch lautes Kindergelächter unterbrochen. Dann atme ich auf. Wir sind noch lebendig.

Text: Eser Aktay

Ein Abend mit: Michael Mauder

Tanzen gehört nun mal nicht wirklich zu den Aktivitäten, denen Michael Mauder an einem Freiatgabend gerne nachgeht. Dafür stehen aber gute Gespräche und ein kühles Helles auf dem Programm.

Name: Michael Mauder

Alter: 24

Beruf: Comedian

Internetseite: www.michaelmauder.de

 

Hier beginnt mein Abend:

In einem der hundert verschiedenen
Hipster-Burgerläden, die unsere schöne Stadt zu bieten hat.

Danach geht’s ins:

Cafe BlUe an der Implerstraße, das Jennerwein
in der Clemensstaße, oder jeden vergleichbaren Laden, in dem man sich noch
unterhalten kann und niemand auf die Idee kommt zu tanzen.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich
sie vom Gegenteil:

„Keiner von uns hat daheim aufgeräumt und getanzt
wird nicht. Ich halt‘ jetzt so lange die Luft an, bis wir da hin gehen.“

Mit dabei ist immer:

Mein Handy, dessen Akku nach ca. einer Stunde
stirbt.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Ein kühles Helles

Mein Lieblingsgesprächsthema:

Am Anfang banaler Smalltalk und je später der
Abend wird desto deeper wird es. Am Ende gehts um Politik, Religion, Tod und
ähnlich spaßige Themen.

 Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Im seltenen Fall von verbleibendem Akku auf dem
Heimweg: Twenty One Pilots – Trees

Mein Tanzstil in drei Worten:

Ich muss weg!

Der Spruch zieht immer:

Ich muss weg!

Meine dümmste Tat im Suff war:

Bei einem ähnlich alkoholisierten Freund und
regennasser Fahrbahn ins Auto steigen. Ging alles gut, war aber maximal dumm!

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht
gibt’s im/bei:

Im „Tante Emma Cafe“ an der Belgradstraße!

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Das
„Flex“ am Goetheplatz. Das gibt es zwar noch, aber da geht keiner 
mehr mit mir hin.

Foto: Sofie Jokerst