Groupies im Studentenheim

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Er ist fett und nicht besonders freundlich, aber beliebt. Jeder im Wohnheim kennt seinen Namen. Eine Gruppe – größtenteils weiblicher – Groupies versucht ständig, ihn in ihr Zimmer zu locken. Aber meistens ist Foxi zu arrogant, um sich überhaupt nur streicheln zu lassen.

So was hat er nicht nötig. Wenn der Kater mit schwabbelndem Hüftspeck die vier Stockwerke seines Reviers inspiziert, säumen gefüllte Näpfe seinen Weg. Er schnüffelt mal rechts, mal links, lässt sich eine Dose Katzenfutter öffnen und beschließt dann, dass es erst Zeit für ein Schläfchen auf der Terrasse ist. Das Groupie mit der Futterdose schaut ihm traurig hinterher. Es hatte sich nach ein paar Streicheleinheiten gesehnt.

Foxi gehörte einst den früheren Leitern des Studentenwohnheims. Bei ihrem Auszug wollten sie es dem verwöhntem Kater nicht mehr zumuten, ein einfaches Katzenleben zu führen. Er durfte im Heim bleiben. Hier gehören Foxi jetzt fast zweihundert Bewohner. Er hat sämtliche Studenten in der Hand, die so viel Heimweh nach den Katzen ihrer Elternhäuser haben, dass sie sich auf alles stürzen, was vier Pfoten hat und schnurrt. Dass Foxi im Gegensatz zu ihren Toms und Minkas einen ziemlich miesen Charakter hat, merken sie in ihrer Verzweiflung schon gar nicht mehr. Für Menschen interessiert der Kater sich nur wegen ihrer Aufgabe als Schinkenlieferanten. Um ihn in Ruhe streicheln zu können, muss man ihn schon unter Drogen setzen. Besonders zu empfehlen ist Baldriantee, von dessen Geruch Foxi so high wird, dass er sich mit großen Augen auf dem Teppich suhlt. Dann kann man ihn streicheln; nur: Wer an seinen Händen hängt, sollte die Gummihandschuhe nicht vergessen.

Aber auch für einen Kater wie Foxi brechen einmal harte Zeiten an: die Semesterferien. Wenn das Wohnheim für ein paar Wochen halbverlassen daliegt, wird das fette Charakterschwein geradezu schlank; und plötzlich sehr zutraulich. Susanne Krause

Jugend: Das bedeutet Nestflucht. Raus aus der elterlichen Einbauküche, rein ins Leben. Nur dauert es dann nicht lange, bis man sich einen Pürierstab zum Geburtstag wünscht – oder Sehnsucht nach Mamas Gulasch hat. Eine Kolumne über das Zuhause, was auch immer das sein mag. „Bei Krause zu Hause“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Beziehungsweise“.

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Geboren in der östlichsten Stadt Deutschlands, aufgewachsen in der oberbayrischen Provinz: Susanne Krause musste sich schon früh damit auseinandersetzen, wo eigentlich ihre Heimat ist – etwa wenn die bayrischen Kinder wissen wollten, was sie für eine Sprache spreche und wo „dieses Hochdeutschland“ sei.