Unsere Persönlichkeitsmerkmale hängen maßgeblich von der frühkindlichen Prägung ab, will Wolfgang Schneider herausgefunden haben. Der hat übrigens einen preisgekrönten Bart. Und Hannah hat einen Putzfimmel.
Manchmal gibt es zu einem Namen so viele Geschichten, dass man gar nicht weiß, welche man erzählen soll. Wolfgang Schneider zum Beispiel. Wolfgang Schneider ist vergangenes Jahr Bartweltmeister in der Kategorie „Schnurrbart Naturale“ geworden. Wolfgang Schneider ist außerdem Wirtshaustester für den Bayerischen Rundfunk; und irgendwann nahm Wolfgang Schneider eine kurze Auszeit von seinem sonst sehr ernsten Wissenschaftsbetrieb, um einen Spielzeugdrachen zu testen – er wollte sichergehen, dass die Teilnehmer seiner psychologischen Langzeitstudie eine qualitativ hochwertige Motivationsstütze geschenkt bekamen.
Hannah kennt keinen Wolfgang, sagt sie. Und Schneider hieß nur ihr Erdkundelehrer in der Achten, der war total blöd. Genervt malträtiert sie weiter ihren Herbstmantel mit der Fusselbürste. Ab und zu zieht sie mit spitzen Fingern ein kurzes blondes Haar vom Ärmel: Da. Von Lukas, sagt sie dann, halb triumphierend, halb resigniert. Ich entscheide mich für die Geschichte von Wolfgang Schneider und den Drachen. Die ist deshalb interessant, weil Wolfgang Schneider in der erwähnten Langzeitstudie herausgefunden hat, dass unsere Persönlichkeitsmerkmale maßgeblich von der frühkindlichen Prägung abhängen. Und Hannahs Mama hatte einen Putzfimmel.
Hannah ist genau wie ihre Mama. Ein Beispiel: Hannah staubt einmal pro Woche ihr Bücherregal ab. Auch den Boden. Von unten. Und Lukas? Lukas mit den kurzen blonden Haaren ist ein Kumpel ihres Bruders und könnte Hannahs neuer Freund werden. Aber Lukas schmutzt. Einfach so. Weil er ein Mann ist, glaubt Hannah. Vielleicht war sein Papa früher ja passionierter Dreckspatz, frühkindliche Prägung und so. Jedenfalls darf er nicht mehr zu Hannah. Weil sie letztes Mal nach seinem Besuch nicht nur gesaugt und gewischt, sondern auch den Teppich schamponiert hat. Schmutz, überall. Hannah wird jetzt noch rot bei dem Gedanken. Die Fusselbürste huscht hastig über ihren Mantel. Später will sie noch die Fenster putzen, wenigstens die, aus denen Lukas geschaut hat. Vielleicht sollten sich die beiden nur noch an öffentlichen Plätzen treffen. Wolfgang Schneider könnte ihnen sicher ein gutes Wirtshaus empfehlen. Oder ein Ticket für die nächste Bartweltmeisterschaft. Aber das ist eine andere Geschichte. Lisi Wasmer
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.