Die SZ Junge Leute Playlist im Februar 2018

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Kurzer
Monat, kurze Playlist? Vielleicht, aber dafür reiht sich ein Highlight ans
nächste: ob Deutschrap oder Schotten-Rock, ob Groove beim Zahnarzt oder ein
Date mit Vanessa. Oder aber unsere Band des Jahres – hier ist für jeden was
dabei!

Chefket
– Kater.

Chefket ist ja eine von
diesen Ausnahmen deutschsprachiger Musik, die ich sehr gern mag. Wann kommt
denn mal wieder ein neues Album? Bis dahin hör ich einfach ganz oft
“Kater”, denn genau wie Chefket, freu ich mich auch schon auf meinen
nächsten Kater. Der wird kommen, nachdem ich endlich meine Masterarbeit
verteidigt habe und dann nie wieder in die Uni muss.

Ornella
Cosenza

Orange
Fizz – Lover

Man muss wirklich lange
suchen, wenn man heutzutage eine junge Band finden will, die noch richtig
grooven kann. Also nicht irgendwie grooven. So grooven, dass man keine andere
Wahl hat als aufzuspringen und den Booty zu shaken. Egal, wo man gerade ist –
ob in der Uni, auf der Arbeit, oder bei der Wurzelbehandlung beim Zahnarzt
(keine gute Idee, nur so am Rande).

Und so bin ich froh,
auch in meiner Heimatstadt fündig geworden zu sein. Ein kleines
Studentenfestival am Rande Münchens brachte mir vor zwei Jahren die Erleuchtung
– in Form der Band Orange Fizz. Jetzt sind sie endlich auch auf Spotify – und
für mich in der Playlist.

Max
Mumme

Rhode
& Brown, Schegg – Joyride

Dass München das
Zuhause des so feinen Plattenlabels Toy Tonics ist, stimmt mich immer wieder
heiter. Hier spricht kein verkappter Lokalpatriotismus aus mir, vielmehr die
Freude darüber, dass das Label entscheidend zum Sound dieser Stadt beiträgt.
Mitgründer Manuel Kim betreibt beispielsweise auch das Charlie und steht dort
selbst häufiger hinter den Plattenspielern. Auch Rhode & Brown sind seit
den Anfängen mit dabei. Wer wissen möchte, wie das klingt: Nächste Woche testen
die beiden die Anlage im Blitz.

Wolfgang
Westermeier

Smoke
Trees – Date 5 Vanessa

Smoke Trees hat eine EP
mit zeitgenössischem Narrativ produziert. Er dokumentiert  und verwertet 17 Tinder-Dates musikalisch. Ob
diese fiktiv sind bleibt offen. Aber darüber will ich mir keine Gedanken
machen. Ich habe mich in Vanessa verliebt.

Hubert
Spangler

Cosmo
Sheldrake – The Moss

Die erste Single „The
Moss“ (2014) des Londoner Komponisten, Sängers, Auto-didakt (30 Instrumente
spielt er, größtenteils selbst beigebracht) und Bobby McFerryn Schülers Cosmo
Sheldrake entführt mit seinem ganz eigenen verträumten, ausgefallenen,
episch-melancholischen Sound in eine ganz besondere Klangwelt und lässt
gespannt sein auf sein Debutalbum im April 2018.

Anne
Gerstenberg

BETA
– DSKS

Vergangenes Jahr ging
die Experimentierlust mit mir durch. Weiß auch nicht, was da los war. Nachdem
ich in so ziemlich jeden Musik-Stil kurz mal rein geschnuppert hatte, hieß es
im Februar wieder: back to basics. Viel Hip-Hop und vor allem viel deutscher
Rap begleitete mich im vergangenen Monat. Das absolute Highlight war BETA mit
DSKS. Man darf gespannt sein, was man von den Jungs aus München in kommender
Zeit noch hören wird. Für mich gilt: Mehr Rap für München!

Anastasia
Trenkler

 

Kate
Tempest – Europe is lost

Oh, geliebte Welt, es
ist ein düsteres Bild, das Kate Tempest von dir zeichnet und doch leider an so
vielen Stellen so erschreckend wahr: „Meanwhile the people were dead in their
droves. And, no, nobody
noticed; well, some of them noticed. You could tell by the emoji they posted.

Jacqueline
Lang

Ni
Sala – Exit is inside

Wenn die Instrumente
einsetzen und die Musiker eine geniale Melodielinie spielen, bin ich schon
längst am Hüpfen. Das Lied macht sofort gute Laune. Erst recht, wenn man Sänger
Rob dabei zuschaut, wie er die Augen schließt, das Gesicht verzieht und er tief
in die Musik versunken scheint. Am Konzertabend „Wer wird Band des Jahres?“ hat
Ni Sala gezeigt, warum sie die Band des Jahres sind! Ein Schmankerl für alle,
die bis zum Ende im Bahnwärter Thiel ausgeharrt haben.

Lena
Schnelle

Henny
Herz – L’éléphant

Einfühlsam,
authentisch, kraftvoll – dieser Song nimmt mich mit auf eine Reise. „I take the train no matter where, just out of this
pain“, singt Henny Herz. Sie nimmt mich mit diesem Song mit auf
die Reise, macht Lust darauf, mutig zu sein, Neues zu entdecken. Und auch auf
Französisch singt Henny Herz, und da singt mein frankophiles Herz natürlich
gleich mit: „Je prends le train n’importe où. je n’aime pas la pluie e comme ça
je regarde le monde. je prends le train n’importe où. je n’aime pas la pluie,
alors je dis au revoir!“ singt sie. Au revoir, sage ich. Ich bin dann auch mal
weg.

Stephanie
Albinger

Franz
Ferdinand – The Academy Award

Das neue Album der
Indierock-Ikonen der 00er Jahre stand unter gänzlich anderen Vorzeichen, als
all ihre bisherigen Platten, mit neuer Besetzung und neuem Stil sollte der
etwas angestaubte Gitarrenrock wieder erstrahlen. Das gelingt den Schotten auch
ziemlich gut, auch wenn das Album wahrlich nicht für jeden etwas sein dürfte.
Mein persönliches Highlight ist das etwas morbide, aber stimmungsvolle und
packende „The Academy Award”.

Philipp
Kreiter

Die SZ Junge Leute Playlist im tiefsten Herbst

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Unsere Autoren sind offensichtlich schwer gezeichnet vom
Herbst – zumindest lässt unsere Playlist des Monats das erahnen.  Aber wo Schatten ist, ist auch Licht und häufig hilft gute Musik über Herbstmelancholie und den Sonnenuntergang kurz nach dem Mittagessen hinweg.

Ghemon – Un Temporale

Un Temporale (dtsch. “Ein Gewitter”,  von Ghemon (Gianluca Picariello) aus Mailand beschreibt den Zustand, in dem man sich befindet, wenn man an einer Depression leidet. Der Rapper, der in Italien eher in kleinen Kreisen bekannt ist und auch (noch) nicht zu den Künstlern gehört, die im Radio gespielt werden, setzt sich in seinem neuen Album “Mezzanotte” mit den düsteren Seiten der menschlichen Seele auseinander und experimentiert damit auf musikalischer sowie
auf sprachlicher Ebene. Und spricht endlich über etwas, das in Italien, im
Gegensatz zu Deutschland, in den Medien und der Kunst nicht ganz so oft und
offen diskutiert wird: Panikattacken, Scheitern, Depressionen. Damit landete er überraschend im September auf Platz 3 der in Italien meistverkauften Alben.

Ornella Cosenza


Chronixx – I can

Mimimi, draußen ist es kalt, die nächste Hausarbeit steht an, irgendwie bleibt am Ende des Monats wieder nur Geld für Nudeln mit Soße. Mimimi. Lasst uns ehrlich sein, das sind Luxusprobleme. Und doch ist ein jeder von uns so oft entnervt, gestresst und grantig. Um mir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass alles halb so schlimm und eigentlich sogar verdammt gut ist, lausche ich “I Can” von Chronixx. Der jamaikanische Reggae-Künstler singt von Sonnenaufgängen und Zufriedenheit. Hilft gegen Herbstblues und Jammerei auf hohem Niveau.

Anastasia Trenkler


Der Nino Aus Wien – I See A Darkness

Der Herbst ist da. Ich sollte das besser akzeptieren. Mein
Soundtrack für ewig lange Spaziergänge kommt heuer aus Wien- auch eine schöne
Stadt!

Louis Seibert


Sylvan Esso – Die Young

Klassisch strukturierte Synthie-Elemente, Gesang, der den
Folk-Hintergrund der Sängerin offenbart, und sehr tanzbare Rhythmen – das sind Sylvan Esso aus North Carolina. Wem das Electropop-Duo bisher noch kein Begriff war, hat nun im Herbst die Gelegenheit dazu, die beiden Musiker aus den Vereinigten Staaten kennenzulernen. Aktuell sind sie nämlich auf Tour, um das zweite Album „What now“ vorzustellen – im November auch in München. Ich habe mich deshalb für ihren Song „Die Young“ entschieden: der zeigt sehr eindrucksvoll, wie vielseitig die Musik von Sylvan Esso ist. Und wie viel Spaß sie macht!

Yvonne Gross


Zugezogen Maskulin – Was für eine Zeit

Ein Video, das gleichermaßen an Rammsteins „Mann gegen Mann“
und eine moderne Theaterinszenierung erinnert. Verstörend, grausam, und
gleichzeitig genial. Dazu ein wütender Text, der die grotesken Zustände unserer
Gesellschaft anprangert, in der sich die desinteressierte Jugend nur um sich
selbst dreht, „eins“ nur noch als Zahl geschrieben wird und Journalismus meist
aus Listen besteht. „Alles ist zum Kotzen, Mittelmaß, wohin man sieht"? Das
neue Album “Alle gegen alle” von Grim104 und Testo ist allerdings
ganz und gar nicht Mittelmaß, sondern geradezu brilliant. Also, Jungs von
“Zugezogen Maskulin”: Was für eine Zeit, um am Leben zu sein!

Anna-Elena Knerich


Pimpy Panda – Es geht los

Auf Deutsch gute Texte zu schreiben ist schwer. Texte im
Funk sind meist nicht sonderlich gut. Schlussfolgerung: Einen Funk-Song mit
gutem deutschem Text zu finden ist unmöglich. Soweit logisch. Doch dann kamen
“Pimpy Panda” und überzeugten mich prompt vom Gegenteil. Ihre Nummer
“Es geht los” ist einfach gute Laune auf Dauerschleife. Und wem der
Text noch nicht genügt, der ziehe sich das Arrangement der Nummer rein.
Delikat! Oder wie der Pimpy Panda zu sagen vermag: “Bamboolicious”!

Max Mumme


Flying Lotus – Theme

Unzugängliche Musik gilt es in den richtigen Kontext zu
rücken, um sie zu verstehen. Das erste Viertel vom Flying- Lotus-Album „You’re
Dead“ besteht fast ausschließlich aus wilden Freejazz Nummern wie dem Introsong
„Theme“. Zu diesem habe ich nur einen Zugang finden können, weil mir bewusst
war, dass er von Flying Lotus stammt, und ich Ihn mit den Ohren eines
LA-Beatkpofes gehört habe. Ich glaube Freejazz jetzt verstanden zu haben.

Hubert Spangler


At Pavillon – Hidden Key

Mein Moment in diesem Monat war die Hörprobe im Technikum.
At Pavillon stürmten die Bühne, einmal einatmen und die Musik aufsaugen.

Jana Haberkern


Fortuna Ehrenfeld – Glitzerschwein

Allein der Name ist perfekt: Glitzerschwein. Kaum
verwunderlich also, dass Martin Bechler, das Sprachgenie hinter Fortuna
Ehrenfeld, bei Grand Hotel van Cleef unter Vertrag ist. Fortuna Ehrenfeld reiht
sich somit in vielerlei Hinsicht wunderbar ein zwischen Kettcar, Tomte und
Spaceman Spiff. Ein Hoch auf die Melancholie!

Jacqueline Lang


Franz Ferdinand – Always Ascending

Das letzte Album von Franz Ferdinand war extrem gut und ist
schon wieder ganz schön lange her. Da freue ich mich besonders, dass die neue
Single „Always Ascending“ einerseits endlich (!) da ist und andererseits auch
ziemlich gut ist – beste Vorzeichen für das neue Album!

Philipp Kreiter


Finlandia – Sibelius

Nehmt euch eure Kopfhörer und lauft an einem grauen
Herbsttag durch den bunten Englischen Garten, atmet tief ein und lasst euch
davontragen.

Anne Gerstenberg


Foto: Cityslang