In einer Ausstellung zeigt Fotograf Francesco Giordano die queere Kunstszene Münchens mit Portraits von 20 Kreativen. Sieben von ihnen erzählen, warum solche Orte der Begegnung wichtig sind.
Von Clara Löffler und Lea Mohr
München Lebt. Menschen und mehr.
In einer Ausstellung zeigt Fotograf Francesco Giordano die queere Kunstszene Münchens mit Portraits von 20 Kreativen. Sieben von ihnen erzählen, warum solche Orte der Begegnung wichtig sind.
Von Clara Löffler und Lea Mohr
Es wird politisch, wie sollte es auch anders sein. Unsere Autorin ist alles andere als begeistert von den Ergebnissen der Bundestagswahl. Mit ihrer Wochenplanung möchte sie ein Zeichen setzen. Auf dem Programm steht die
RAGE AGAINST ABSCHIEBUNG Soliparty, sowie eine Diskussionsveranstaltung
Ich habe zuerst überlegt, einen persönlichen Brief zu
schreiben. Einen Offenen Brief an die Regierung oder so. Dass es doch
Leute unter 30 gibt, die ihre Zukunft interessiert. Dass wir nicht bloß stolz
unsere Freunde und Follower per Instagram darüber informiert haben, dass wir
die coole Briefwahl gemacht haben – sondern dass uns unsere Zukunft in Deutschland
etwas angeht. Und vor allem: dass wir ziemlich unzufrieden sind,
nach der Wahl noch mehr als davor. Aber hört das wer? Liest das wer? Ist doch
alles scheiße gerade! ‘Tschuldigung, aber bei so einem politischen Wetter, was
hier gerade über Deutschland zieht, ist mir in dieser Woche kaum nach Feiern zumute. An Alltag ist
noch nicht zu denken – und irgendwie doch, weil man der AfD und ihren Wählern
ja wohl kaum den Gefallen tun und in Resignation verfallen kann.
Meine Woche
von Freitag bis Freitag ist nichtsdestotrotz der momentanen Stimmung geschuldet
und eine paradoxe Mischung aus Protest und Stillstand, melancholischer
Akzeptanz und Verdrängung. Wem es ähnlich geht, der möge sich anschließen.
Am Freitag bin ich auf einem 30. Geburtstag, der wahrscheinlich
vor der HFF im Bahnwaggon Minna Thiel endet. Was gibt es passenderes, als einen
Bier-Trink-Ort, der nach einer verstorbenen Liebe benannt wurde, der der
Protagonist Gerhart Hauptmanns Bahnwärter Thiel noch viele Jahre nachtrauert?
Die Münchner Künstlerin Muun spielt einen sonderbar melancholisch-motivierenden
taktvollen Sound, der weder komplett ablenkt, noch ständig an die
bevorstehenden Zeiten denken lässt.
Samstag starte ich mit einer Spazierrunde durch das Westend.
Ich will endlich in den neuen Laden von Phaedra Richter, Vindue,
um mir ein neues an ferne Länder erinnerndes Sofakissen auszusuchen. Danach
gibt’s einen leckeren amerikanischen Bagel bei Onofrio’s in der Heimeranstraße
32. Am Abend schicke ich meinen Freund auf die Tattoo- und Bodypainting-Messe
Artistink in die TonHalle und gehe mit ein paar Freunden ins Lost Weekend zur
Open Stage. Mir stinkt es zwar, dass ein Laden, der Love kills capitalism über
seiner Tür stehen hat, einen Bankautomaten im Inneren besitzt, aber die
Veranstaltungen dort sind einfach spannend und inspirierend.
Sonntag besteige ich die Kreuzbergalm, die man auf dem
Prinzenweg vom Schliersee zum Tegernsee erreicht, um das hoffentlich gute
Wetter von dort oben zu genießen und mir all die schlechten Gedanken aus dem
Hirn pusten zu lassen. Abends schaue ich den Tatort im Stadion in der
Schleißheimerstraße, dazu Pommes-Schranke! Montag ist bei mir kein Brückentag,
weshalb es unnötig wäre, mögliche Abendveranstaltungen für den Sonntag
herauszusuchen. Klar ist: Die Theatersaison hat wieder begonnen und wer sich
noch in der luxuriösen Situation sieht, einen Studentenausweis zu besitzen,
sollte gefälligst im Volkstheater vorbeischauen, oder im Rationaltheater oder
im Heppel + Ettlich oder oder.
Montag zieht es mich nach der Arbeit ins Feierwerk zur erneuten
RAGE AGAINST ABSCHIEBUNG Soliparty.
Vielleicht schaffe ich es aber vorher auch noch ins Container Collective, wo
ein kleiner feiner Flohmarkt stattfinden soll. Ich müsste dringend mal
ausmisten, mir eine Winterjacke kaufen und einen guten Cocktail gegen den Frust
trinken.. Untermalt ist der Schranzmarkt mit Flohrave, oder so ähnlich.
Standgebühr liegt bei 10 Euro.
Dienstag ist Feiertag und meine Eltern sind in der Stadt. Ich
will ihnen ein bisschen liebevolles München abseits der kommerziellen und
sexistischen Wiesn zeigen und hoffe, dass das Gans am Wasser im Westpark
geöffnet hat. Am Abend gehen wir ins wieder aus der Sommerpause zurückgekehrte
Welcome Cafe in der KAMMER 3.
Mittwoch werde ich am Nachmittag im Vinty’s in der
Landsbergerstraße vorbeischauen – denn nachdem ich meinen Kleiderschrank
ausgemistet habe, ist Platz für Neues.
Von Donnerstag bis Sonntag finden die mittlerweile siebten
Afrikanischen Filmtage im Münchner Gasteig statt und da sie nicht besser in die
jetzigen Tage passen würden, bin ich sicher dabei: Unter anderem möchte ich den
Berlinale Preisträgerfilm Félicité von Alain Gomis
sehen.
Freitag findet eine Info- und Diskussionsveranstaltung zum
Thema Global Care in der Seidlvilla statt. Jeder, der sich jetzt Sorgen um die
Welt macht, oder sich um die Welt sorgen will, sollte da unbedingt vorbeischauen.
Ich denke, dass das der richtige, wenn auch kognitiv anstrengendere Abschied
einer langen, nicht gerade unpolitischen Woche ist. Aber wenn wir unter
30-Jährigen zeigen wollen, dass unsere Zukunft nicht ohne uns gestaltet werden
kann, sollten wir uns nicht nur übers Wahlergebnis aufregen oder gar gleich
auswandern, sondern die vielen uns gegebenen Möglichkeiten annehmen und nutzen.
In diesem Sinne passt dann auch die Abendveranstaltung: Freitagabend sehe ich
mir die Fotoausstellung Faces of India an und lasse die Woche im AWI
ausklingen.
Text: Friederike Krüger
Foto: Privat