Band der Woche: The Living

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Statt mit Künstlichkeit überzeugt die Band The Living mit Bodenständigkeit und das Konzept geht auf: Die Band hat gerade ihre zweite EP veröffentlicht und war schon als Vorband von internationalen Bands wie Augustines und Steaming Satellites zu sehen.

Die Zeiten, in denen Bands mit Bodenständigkeit punkten konnten, sind lange vorbei. Das letzte Mal hat das wohl Mitte der Neunzigerjahre funktioniert, als hymnische Gitarren-Songs geschrieben wurden, in denen der Angebeteten ein „Breakfast at Tiffany’s“ in Anspielung auf Film und Romantik vorgeschlagen werden konnte und Gitarren, Schlagzeug und Bass dazu ein wohlgeformtes, treibendes und vor allem nicht irritierendes Bett darunter legten. Derartige Volksnähe ist heute in der Popmusik nicht mehr gefragt. Die ganz Großen im Geschäft müssen derzeit möglichst entfremdet vom Normalbürger sein, über Identifikation läuft da nichts mehr, spätestens seit Muse im Rock-Bereich und Lady Gaga im allgemeinen Pop wird eine Art Alien-Ästhetik verlangt vom angehenden Popstar.

Umso erstaunlicher ist der Erfolg, den sich die Band The Living  gerade erspielt. Denn das Quintett tritt als Inbegriff der netten Menschen von nebenan auf, die rein zufällig auch ein bisschen Gitarre spielen können. Regelrecht spießig mutet diese Haltung an, unter all den Pop-Hipstern, die die zeitgenössische Ästhetik gerade sondergleichen prägen. Doch The Living schauen aus, als wären sie einer deutschen Vorabendserie entsprungen, und machen wunderbar bodenständige Musik, die nach allen Regeln der Kunst komponiert ist. Exzentrik, Weltentfremdung oder Künstlichkeit geht ihr jedoch völlig ab. Aber vielleicht läutete David Bowies Tod auch ein Ende der Rollenspielerei im Pop ein. All die Rihannas und Madonnas und ihre vielen Verkleidungen wirken wie künstliche Pop-Androiden, The Living treten mit Schülerband-Charme im Gegenzug als das vermeintlich Echte auf. Und das in Bayern schon mit einigem Erfolg. So haben sie etwa den Sprungbrett-Wettbewerb des Feierwerks gewonnen, spielten ein Konzert beim Theatron-Musiksommer im Olympiapark und werden nun auch von der bayerischen Popmusik-Unterstützung By-On gefördert, nachdem sie schon ein paar Support-Gigs für mehr oder weniger bekannte internationale Bands gespielt hatten. Etwa die Augustines aus den USA oder die Steaming Satellites aus Österreich.

Nun haben sie gerade, am vergangenen Freitag, ihre zweite EP in der Kranhalle in München vorgestellt. „Open Stories“ heißt die. Und thematisch knüpft sie an ihr erstes Mini-Album an, das sie kurz nach dem Sprungbrett-Erfolg im August 2014 veröffentlichten. Das hieß noch „Words Unsaid“, da ging es um all das Nicht-Sagbare und Unaussprechliche, dessen Platzhalter die Musik gerade für Pubertierende generell so wunderbar werden kann. „Open Stories“ erscheint quasi als gereifte Variante dessen, The Living, die schon als Pubertäre etwas brav und erwachsen wirkten, sind nun richtig erwachsen geworden. Und so klingen auch die Songs: Der etwas psychedelische Einschlag, der bei der Band zu Beginn noch in ausufernden Steigerungs-Passagen durchblitzte, ist verschwunden. Die Melodien und Gesänge von Frontmann Karlo Röding sind in Lehrbuch-Arrangements eingebettet.

Doch die Liste ihrer bisherigen Konzerte liest sich gut, gerade waren sie zweieinhalb Wochen am Stück auf Tour und demnächst stehen Auftritte auf dem renommierten Modular-Festival in Augsburg oder beim Sommerfest des Muffatwerks in München an. Das Interesse an Live-Auftritten der Band mag auch daran liegen, dass The Living im Live-Konzert noch einmal eine ganz andere Kraft entwickeln. Da wird der Sound plötzlich dichter, da vermittelt die Musik plötzlich eine Ahnung von Überwältigung, da zeigt sich plötzlich der Glanz einer Euphorie, die in den doch etwas steril klingenden Aufnahmen bisher versteckt geblieben ist. 

Stil: Pop / Rock
Besetzung: Katrin Röding (Schlagzeug, Background-Gesang), Katharina Würzberg (Keyboard, Klavier, Synthesizer), Simon Holzinger (Gitarre, Background-Gesang), Johannes Würzberg (Bass), Karlo Röding (Gesang, Gitarre)
Aus: München/Erding
Seit: 2013
Internet: www.facebook.com/TheLivingOfficial

Foto: Sebastian Resch

Von: Rita Argauer

Mein München – Erding

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Ein leichtes Kribbeln im Bauch. Der Traum vom Fliegen. Von der Erde losgelöst sein, das möchte nicht nur der Luftballon an der Schnur. Veronika Bures will mit ihren Fotografien Gefühle sichtbar machen.  

Die Realität ist mal wunderschön und mal grausam. Veronika Bures, 24, kennt beide Seiten und möchte sie auch beide mit ihren Fotos festhalten. Wichtig ist, dass die Bilder authentisch sind. „Mit meiner Fotografie drücke ich aus, was ich auch wirklich sehe und fühle“, sagt sie. Mit einer Freundin zusammen entwickelte Veronika das Konzept für das Bild in Erding. Die Inspiration ist Freiheit. Das Gefühl von der Erde losgelöst zu sein wie die bunten Luftballons, ein leichtes Kribbeln im Bauch. Ein Gefühl, das Veronika während einer Amerikareise 2007 zum ersten Mal mit der Kamera versucht hat festzuhalten. Ihre Fotografien veröffentlicht sie auf ihrer Facebook-Fanpage „Veronika Bures Photography“. Sie besitzt bereits mehr als 11 000 Likes aus aller Welt.

Besonders gerne fotografiert Veronika Menschen. Für eine Reihe Schwarz-Weiß-Porträts von Asylbewerbern, die gerade erst in Bayern angekommen waren, und Ausländern, die in München ihre neue Heimat gefunden haben, gewann sie vor einem Monat den ersten Platz bei dem Fotowettbewerb „Bilder unserer Heimat“.  

Stefanie Witterauf

Foto: Veronika Bures